Kapitel 26: Die Enthüllung
Die Tage nach Rons unausgesprochenem Verdacht waren für Hermine eine Tortur. Sie spürte seine wachsamen Blicke auf sich, seine ständige Anwesenheit, die sie daran erinnerte, wie fragil ihre Geheimhaltung geworden war. Auch Draco war unruhig, doch er ließ es sich weniger anmerken.
An einem frostigen Abend im Dezember saß Hermine allein in der Bibliothek, vertieft in ein Buch über Verteidigungszauber. Sie versuchte, die Welt um sich herum auszublenden, doch das Gefühl, beobachtet zu werden, ließ sie nicht los. Als sie schließlich aufblickte, entdeckte sie Pansy Parkinson, die ein paar Regale weiter stand und sie unverhohlen anstarrte.
Hermine versuchte, den Blickkontakt zu vermeiden, doch Pansy trat näher. „Was für eine Überraschung, Granger", begann sie mit einem falschen Lächeln. „So fleißig wie eh und je."
„Kann ich dir helfen, Parkinson?" fragte Hermine kühl, ohne sich von ihrer Seite abzuwenden.
Pansy setzte sich auf die Kante des Tisches, ihre Augen funkelten vor Neugier und Spott. „Ich frage mich, wie viel Zeit du eigentlich mit deinen Büchern verbringst – oder ob du inzwischen andere... Aktivitäten bevorzugst."
Hermine spürte, wie ihr Herz schneller schlug. „Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst."
„Oh, wirklich?" Pansy lehnte sich vor. „Denkst du, niemand merkt, wie oft du und Draco plötzlich verschwindet? Glaubst du, ich bin blind?"
Hermine biss sich auf die Innenseite der Wange und zwang sich, ruhig zu bleiben. „Dracos Angelegenheiten gehen mich nichts an, und ehrlich gesagt, auch dich nicht."
Pansy lachte leise. „Ach, Granger. Du bist klug, aber nicht klug genug. Früher oder später wird jeder wissen, was zwischen euch beiden läuft."
Bevor Hermine antworten konnte, drehte Pansy sich um und ging, ihre Schritte hallten durch die leeren Regale der Bibliothek.
Später an diesem Abend traf sich Hermine mit Draco in einem der verlassenen Klassenzimmer, wo sie regelmäßig ungestört miteinander reden konnten. Sie erzählte ihm von ihrer Begegnung mit Pansy, und er runzelte die Stirn.
„Verdammt, Pansy hat zu viel Zeit", murmelte er und lief im Raum auf und ab.
„Sie wird nicht aufhören", sagte Hermine. „Sie wird weitermachen, bis sie etwas in der Hand hat."
Draco blieb stehen und sah sie an, seine grauen Augen hart. „Vielleicht sollten wir es ihr einfach sagen. Allen. Dann hat sie keinen Vorteil mehr."
Hermine starrte ihn an, überrascht von seiner Direktheit. „Das meinst du nicht ernst."
„Doch, Hermine. Ich bin es leid, mich ständig verstecken zu müssen. Ich bin es leid, so zu tun, als wärst du mir egal."
„Und was ist mit den Konsequenzen?" fragte sie und spürte, wie Panik in ihr aufstieg. „Was wird passieren, wenn Ron, Harry und die anderen davon erfahren? Was wird mit dir geschehen?"
„Es ist mir egal", sagte Draco entschlossen. „Ich will nicht, dass sie unser Leben kontrollieren. Ich will, dass wir entscheiden, wie es weitergeht."
Hermine fühlte, wie ihre Wangen heiß wurden, doch sie wusste, dass er recht hatte. Das Versteckspiel zehrte an ihren Nerven und trieb sie beide in die Enge.
In den nächsten Tagen verdichteten sich die Spannungen. Pansy beobachtete Draco und Hermine mit Argusaugen, während Ron und Ginny immer wieder versuchten, Hermine zur Rede zu stellen.
Der Wendepunkt kam, als Pansy die beiden eines Nachmittags in einem verlassenen Flur stellte. Hermine und Draco waren in ein leises Gespräch vertieft, als Pansys Stimme die Stille durchbrach.
„Da seid ihr also! Zusammen, ganz wie erwartet."
Hermine fuhr herum, ihr Zauberstab in der Hand. „Was willst du, Pansy?"
„Beweise sammeln", spottete Pansy und zeigte auf die beiden. „Und ich denke, ich habe genug gesehen."
Draco trat vor, sein Gesicht vor Wut verzerrt. „Du wirst gar nichts sagen, Parkinson. Wenn du es tust, wirst du es bereuen."
„Oh, wirklich?" Pansy hob eine Augenbraue. „Und was willst du tun, Draco? Mich davon abhalten? Vielleicht solltest du lieber überlegen, wie du deinen Ruf retten kannst."
Hermine spürte, wie ihr Zorn in ihr aufstieg. „Pansy, du spielst mit Feuer. Wir haben nichts getan, was dich etwas angeht."
„Das werden wir sehen", sagte Pansy mit einem kalten Lächeln, bevor sie sich umdrehte und davonging.
Draco und Hermine wussten, dass die Situation außer Kontrolle geraten war. Am Abend versammelten sie sich im Gemeinschaftsraum der Vertrauensschüler und schmiedeten einen Plan.
„Wenn sie es erzählt, wird es ein Chaos geben", sagte Draco düster.
„Vielleicht sollten wir der Wahrheit zuvorkommen", sagte Hermine leise.
Draco sah sie an, überrascht. „Du willst es ihnen wirklich sagen?"
„Ich denke, es ist an der Zeit", sagte sie mit zitternder Stimme. „Wenn wir ehrlich sind, können sie uns nichts anhaben."
Er griff nach ihrer Hand, und sie spürte die Stärke in seinem Griff. „Wir machen das zusammen, Hermine. Egal, was passiert."
Und so beschlossen sie, die Wahrheit ans Licht zu bringen – egal, wie die Welt darauf reagieren würde.
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