Kapitel 23: Enthüllungen
Die Luft in Hogwarts war wie elektrisiert. Es war, als ob die Schule selbst spürte, dass ein Sturm heraufzog. Hermine hatte es geschafft, die letzten Tage zu überstehen, ohne von Ron oder Harry weiter bedrängt zu werden, doch sie wusste, dass ihre Fassade Risse bekam. Noch schwieriger war es, Draco aus dem Weg zu gehen, ohne dass er es falsch verstand.
An einem späten Nachmittag, als der Schnee draußen in der Wintersonne glitzerte, zog Ginny Hermine in eine stille Ecke des Gryffindor-Turms.
„Okay, jetzt spuck's aus", sagte Ginny, ihre Arme vor der Brust verschränkt. „Du benimmst dich komisch, und es ist nicht nur der Prüfungsstress."
„Ich weiß nicht, wovon du redest", sagte Hermine und griff nach ihren Pergamenten, doch Ginny hielt sie zurück.
„Hör auf, Hermine. Ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass du etwas verheimlichst. Es ist doch etwas passiert, oder?"
Hermine öffnete den Mund, um zu widersprechen, doch dann schloss sie ihn wieder. Sie konnte Ginny ansehen, dass sie nicht aufgeben würde.
„Es ist kompliziert", murmelte sie schließlich.
Ginny hob eine Augenbraue. „Kompliziert? Kompliziert wie ‚ich habe ein dunkles Geheimnis' oder kompliziert wie... Draco Malfoy?"
Hermines Kopf schoss hoch, und ihre Augen weiteten sich. „Was? Wieso sagst du das?"
„Weil ich euch gesehen habe", sagte Ginny ruhig. „In der Bibliothek. Und letzte Woche, als du dich plötzlich beeilt hast, aus der Großen Halle zu verschwinden, bin ich dir gefolgt. Ich habe gesehen, wie er dich abgefangen hat."
Hermine fühlte, wie ihre Wangen heiß wurden. „Ginny, du verstehst das nicht..."
„Dann erklär es mir", sagte Ginny und ließ ihre Stimme etwas weicher werden. „Hör zu, Hermine. Ich bin nicht hier, um dich zu verurteilen. Aber ich will verstehen, warum du das machst."
Hermine zögerte, doch dann brach alles aus ihr heraus. Sie erzählte Ginny von den ersten Begegnungen, von der Nacht im Schneesturm, von den gestohlenen Momenten, die sie mit Draco teilte.
„Ich weiß, dass es verrückt klingt", schloss sie leise. „Aber da ist etwas in ihm... etwas, das niemand sonst sieht. Und ich... ich kann nicht einfach so tun, als wäre es nicht da."
Ginny schwieg eine Weile, dann seufzte sie. „Das ist... viel. Aber wenn du glaubst, dass er sich wirklich geändert hat, dann werde ich dich nicht daran hindern. Ich stehe hinter dir, egal was passiert."
Hermine war überrascht von der Wärme in Ginnys Stimme und fühlte eine Welle der Erleichterung. Doch Ginny fügte hinzu: „Aber du musst wissen, dass Harry und Ron nicht so verständnisvoll sein werden wie ich."
Draco hingegen hatte seine eigenen Probleme. Pansy hatte begonnen, ihn unverhohlen zu beobachten, und er wusste, dass sie Verdacht schöpfte.
Eines Abends, als er durch die Korridore ging, um Hermine zu treffen, trat Pansy plötzlich aus den Schatten.
„Draco, ich wusste, dass ich dich finde", sagte sie mit einem süffisanten Lächeln.
„Was willst du, Pansy?" fragte Draco und verzog genervt das Gesicht.
„Ich will wissen, was los ist. Du bist nicht mehr du selbst. Du verbringst Zeit mit Merlin weiß wem, und ich sehe, wie du Granger ansiehst."
Draco erstarrte, doch er zwang sich, ruhig zu bleiben. „Du fantasierst wieder, Pansy. Ich habe keine Ahnung, wovon du redest."
„Oh, das tust du", sagte sie leise. „Und weißt du was? Ich werde es herausfinden. Und wenn ich es tue, werde ich es nicht für mich behalten."
Sie verschwand in die Dunkelheit, und Draco blieb zurück, seine Hände zu Fäusten geballt.
Später an diesem Abend trafen sich Draco und Hermine in einer versteckten Kammer in der Nähe der Eulerei. Hermine war sichtlich besorgt, und als Draco sie ansah, wusste er, dass sie etwas sagen musste.
„Draco, wir müssen vorsichtiger sein", begann sie und wich seinem Blick aus.
„Glaubst du, ich weiß das nicht?" antwortete er scharf.
Hermine sah ihn an, überrascht von seinem Tonfall. Doch bevor sie etwas sagen konnte, fuhr er fort: „Pansy hat Verdacht geschöpft. Sie hat mich heute abgefangen. Sie wird nicht aufhören, bis sie etwas findet."
„Und Ginny weiß es auch", gestand Hermine. „Ich habe es ihr erzählt. Ich hatte keine andere Wahl."
Draco fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Das ist... großartig. Genau das, was wir brauchen – noch mehr Leute, die Bescheid wissen."
„Ginny wird es niemandem sagen", sagte Hermine fest. „Aber Pansy... Draco, was sollen wir tun?"
Er sah sie an, und zum ersten Mal seit Langem wirkte er unsicher. „Ich weiß es nicht, Hermine. Aber ich weiß, dass ich nicht bereit bin, das hier zu verlieren."
Seine Worte ließen Hermines Herz schneller schlagen. Trotz der Dunkelheit, die sie umgab, war da ein Funken, der sie zusammenhielt.
„Ich auch nicht", flüsterte sie.
Ihre Hände fanden zueinander, und für einen Moment schien alles andere unwichtig. Doch beide wussten, dass die Gefahr, die sie umgab, nicht verschwinden würde. Und dass die Wahrheit früher oder später ans Licht kommen würde.
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