Kapitel 22: Der Preis der Geheimnisse
Der Alltag in Hogwarts ging weiter, doch für Hermine und Draco war nichts mehr wie zuvor. Ihre heimlichen Blicke im Unterricht, die zufälligen Berührungen in den Gängen und die unausgesprochenen Worte zwischen ihnen – all das zerrte an ihren Nerven.
Hermine bemerkte, dass Harry und Ron misstrauischer wurden. Besonders Ron warf ihr immer wieder fragende Blicke zu, wenn sie zu spät zum Abendessen kam oder sich im Gemeinschaftsraum in Bücher vertiefte, die nicht zum Unterricht gehörten.
„Hermine, was ist los mit dir?" fragte Ron eines Abends direkt, nachdem Harry den Raum verlassen hatte.
„Nichts ist los", sagte sie hastig und wandte sich von ihm ab, um ihre Pergamente zu ordnen.
„Das ist doch Unsinn! Du bist in letzter Zeit so abgelenkt, so... abweisend. Was verheimlichst du?"
Hermine hielt inne. Sie konnte spüren, wie Rons Blick auf ihr lastete. Doch wie konnte sie ihm erklären, was zwischen ihr und Draco geschah, ohne dass es in einem Desaster endete?
„Ron, ich bin einfach nur gestresst. Die Prüfungen, die Verantwortung als Vertrauensschülerin – es ist alles ein bisschen viel."
Ron schnaubte. „Das ist nicht alles, und das weißt du. Aber wenn du nicht darüber reden willst, dann eben nicht."
Er stand auf und ging, ohne sie noch einmal anzusehen. Hermine seufzte tief. Die Geheimnisse begannen, sie zu erdrücken, und es war nur eine Frage der Zeit, bis alles aufflog.
Draco hatte ähnliche Probleme in der Slytherin-Gemeinschaft. Blaise beobachtete ihn genau, und auch Pansy war misstrauischer denn je.
„Malfoy, willst du mir jetzt endlich verraten, was du die ganze Zeit treibst?" fragte Blaise eines Abends, als sie allein im Gemeinschaftsraum saßen.
„Ich treibe nichts. Ich habe nur keine Lust auf eure ständigen Fragen", erwiderte Draco scharf.
Blaise hob die Hände. „Beruhig dich, Draco. Aber weißt du, wenn du so weitermachst, wirst du irgendwann auffliegen. Was auch immer es ist, du bist miserabel darin, es zu verbergen."
Draco sagte nichts. Stattdessen starrte er in die Flammen des Kamins, während Blaise sich schließlich zurückzog.
Er wusste, dass Blaise recht hatte. Doch was sollte er tun? Die Gefühle für Hermine waren zu stark, um sie zu ignorieren, aber die Konsequenzen, wenn jemand von ihnen erfuhr, wären katastrophal.
Einige Tage später trafen sich Hermine und Draco heimlich in einem abgelegenen Teil der Bibliothek. Der Raum war schwach beleuchtet, und die Atmosphäre war erfüllt von einer Mischung aus Aufregung und Angst.
„Das wird langsam riskant", sagte Hermine, während sie ihre Arme um ihren Körper schlang.
„Ich weiß", antwortete Draco und sah sie ernst an. „Aber was sollen wir tun? Aufhören?"
Hermine biss sich auf die Lippe. Der Gedanke, all das hinter sich zu lassen, fühlte sich falsch an. Aber der Druck von außen wuchs, und sie konnte nicht leugnen, dass sie Angst hatte.
„Ich weiß es nicht", flüsterte sie schließlich.
Draco trat näher zu ihr, seine Augen suchten nach ihren. „Hör zu, Granger. Ich weiß, dass es kompliziert ist. Aber was auch passiert, ich stehe hinter dir. Wir finden einen Weg."
Seine Worte gaben ihr Trost, doch sie konnte die Unsicherheit in seiner Stimme hören. Sie wussten beide, dass ihre Verbindung auf einem dünnen Seil balancierte, und der Abgrund darunter wurde mit jedem Tag tiefer.
Die nächsten Tage waren geprägt von einem noch vorsichtigeren Verhalten. Hermine vermied es, zu oft mit Draco allein gesehen zu werden, und Draco hielt sich von den Gryffindors fern. Doch trotz ihrer Bemühungen entging es nicht jedem.
Eines Nachmittags sah Pansy Hermine und Draco, wie sie sich in einem verlassenen Gang trafen. Sie blieb im Schatten und beobachtete die Szene mit schmalen Augen.
„Interessant", murmelte sie leise zu sich selbst, als sie sah, wie Draco Hermines Hand kurz berührte, bevor sie sich trennten.
Pansy wusste, dass sie diese Information nutzen konnte, doch sie entschied sich, vorerst zu schweigen. Sie wollte abwarten und beobachten, wie sich die Dinge entwickelten – und vor allem, wie sie daraus ihren eigenen Vorteil ziehen konnte.
Die Spannung zwischen Hermine und Draco wurde immer intensiver. In einer Welt, die sie ständig beobachtete und bewertete, fanden sie in den wenigen Momenten, die sie teilen konnten, einen Hauch von Freiheit. Doch beide wussten, dass diese Freiheit nur von kurzer Dauer sein konnte, wenn die Wahrheit ans Licht kam.
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