Kapitel 21: Eine zerbrechliche Balance


Die Tage nach der Begegnung in der Bibliothek verliefen in einem verwirrenden Wechsel aus Normalität und stiller Anspannung. Hermine versuchte, ihre Routine beizubehalten, doch die Gedanken an Draco durchbrachen ihre Konzentration immer wieder. Sein Verhalten, seine Blicke, die unausgesprochenen Worte – all das lastete schwer auf ihr.

Draco hingegen mied sie weitgehend. Wenn sie sich begegneten, hielt er sich zurück, seine Worte knapp und sein Ausdruck verschlossen. Es war, als hätte er sich hinter einer unsichtbaren Mauer verschanzt. Doch Hermine wusste, dass diese Kälte nur Fassade war.

Eines Abends, nach einem langen Tag voller Unterricht und Pflichten als Vertrauensschülerin, war Hermine auf dem Weg zurück in den Gryffindor-Turm. Die Gänge waren still, nur das leise Knarzen der alten Schlossmauern war zu hören. Plötzlich hörte sie Schritte hinter sich.

„Granger."

Sie drehte sich um und fand Draco vor sich stehen. Sein Gesichtsausdruck war ernst, seine grauen Augen suchten nach ihren.

„Malfoy? Was machst du hier? Es ist spät", sagte sie, überrascht.

„Ich wollte dich sehen", antwortete er einfach, seine Stimme leise, aber fest.

Hermines Herz schlug schneller, doch sie verschränkte die Arme vor der Brust, um ihre Nervosität zu verbergen. „Warum? Du hast doch die letzten Tage alles daran gesetzt, mir aus dem Weg zu gehen."

Draco verzog das Gesicht. „Ich dachte, es wäre besser so. Für uns beide. Aber ehrlich gesagt, es war die Hölle."

Sie musterte ihn, suchte in seinem Gesicht nach Anzeichen dafür, dass er sie auf den Arm nahm, doch alles, was sie sah, war Ehrlichkeit.

„Und was willst du jetzt?" fragte sie vorsichtig.

Er trat einen Schritt näher, und sie spürte die vertraute Spannung zwischen ihnen. „Ich weiß nicht genau, was das hier zwischen uns ist, Granger. Aber ich weiß, dass ich es nicht ignorieren kann. Und ich glaube, du kannst es auch nicht."

Hermines Atem stockte. Sie wollte etwas erwidern, doch die Worte schienen ihr im Hals stecken zu bleiben. Stattdessen wich sie seinem Blick aus, ihre Gedanken ein einziges Chaos.

„Draco, das ist... kompliziert. Wir sind... kompliziert."

„Alles, was es wert ist, ist kompliziert", entgegnete er und hob eine Hand, als wolle er sie berühren, ließ sie jedoch wieder sinken. „Ich erwarte keine Antwort von dir. Nicht jetzt. Aber ich wollte, dass du weißt, wie ich fühle."

Hermine schluckte schwer, ihre Hände zitterten leicht. „Und wie fühlst du?"

Er lächelte schwach, doch in seinen Augen lag ein Hauch von Traurigkeit. „Verwirrt. Überfordert. Aber auch... hoffnungsvoll. Zum ersten Mal seit Jahren."

Seine Worte trafen sie tief, doch bevor sie etwas sagen konnte, hörten sie Schritte in der Ferne. Draco zog sich zurück, sein Gesichtsausdruck wieder neutral.

„Ich denke, ich sollte gehen, bevor wir noch erwischt werden", sagte er, doch seine Augen blieben für einen Moment auf ihren, bevor er sich abwandte und im Schatten verschwand.

Hermine blieb allein zurück, ihr Herz schwer und ihr Verstand voller Fragen. Sie wusste, dass sie eine Entscheidung treffen musste – und bald. Doch die Konsequenzen dieser Entscheidung schienen überwältigend.

Später in dieser Nacht saß Draco in seinem Schlafsaal, starrte an die Decke und dachte über die letzten Wochen nach. Er hatte sich verändert – und es war Hermines Schuld. Sie hatte ihn dazu gebracht, Dinge zu fühlen, die er lange verdrängt hatte. Doch gleichzeitig wusste er, dass ihre Verbindung gefährlich war.

„Was zum Teufel mache ich?" murmelte er leise, während er die Hände über sein Gesicht rieb.

Doch tief in seinem Inneren wusste er, dass er keine andere Wahl hatte. Hermine Granger war wie ein Fluch, der ihn nicht losließ – und er wollte es auch gar nicht.

Die Tage vergingen, und Hermine und Draco hielten ihre wachsende Verbindung geheim. Doch die Geheimnisse begannen, an ihnen zu nagen. Während Hermine versuchte, sich auf ihre Aufgaben zu konzentrieren, fühlte sie sich zunehmend zerrissen zwischen ihrer Loyalität gegenüber ihren Freunden und dem, was sie für Draco empfand.

Auch Draco merkte, dass die Lügen ihn schwerer belasteten, als er erwartet hatte. Blaise hatte ihn mehrmals gefragt, warum er so abwesend war, und selbst Pansy schien Verdacht zu schöpfen.

„Du bist anders in letzter Zeit", sagte sie eines Abends im Gemeinschaftsraum der Slytherins, während sie ihn von der Seite musterte. „Ist es wegen deiner Reue-Geschichte? Oder gibt es da jemanden?"

Draco wich ihrem Blick aus. „Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten, Pansy."

Doch ihre Worte blieben bei ihm hängen. Wie lange konnten sie diese Fassade noch aufrechterhalten? Und was würde passieren, wenn die Wahrheit ans Licht kam?

Während die Nacht über Hogwarts hereinbrach, wussten Hermine und Draco, dass sie sich in einem gefährlichen Spiel befanden – einem Spiel, bei dem sie nur verlieren konnten, wenn sie nicht zusammenhielten.

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