Kapitel 2: Ein unvermeidliches Bündnis
Es war der dritte Tag des neuen Schuljahres, und Hermine Granger hatte bereits das Gefühl, dass dieses Jahr alles andere als normal werden würde. Nach der langen Sommerpause, in der sie fast vollständig mit der Familie Weasley und Harry verbracht hatte, war die Rückkehr nach Hogwarts gleichzeitig erfrischend und seltsam. Besonders die Anwesenheit von Draco Malfoy in den Gängen, der immer noch in seiner Slytherin-Robe durch die Hallen schlich, schürte bei ihr ein Gefühl, das sie nicht recht einordnen konnte. Er hatte sich verändert, das wusste sie. Aber inwiefern, das konnte sie noch nicht sagen.
Als sie den großen Saal betrat und sich zu ihrem Platz an Gryffindors Tisch setzte, sah sie ihn wieder – Draco Malfoy, der in einer Ecke des Slytherin-Tisches saß, den Kopf nach unten geneigt, als ob er in Gedanken versunken wäre. Seine Haltung war anders, weniger arrogant, fast schon... zerbrochen. Doch der Moment währte nur kurz, denn Professor McGonagall trat ans Pult und die Stille im Raum verhallte.
„Guten Morgen, Schülerinnen und Schüler", begann McGonagall, ihre steinerne Miene wie immer. „Es gibt einige organisatorische Änderungen, über die ich euch informieren muss. Als erstes möchte ich bekannt geben, dass wir für dieses Jahr einige neue Vertrauensschüler benannt haben. Hermine Granger, Draco Malfoy, bitte tretet nach vorne."
Hermine erstarrte. Vertrauensschüler? Mit Draco Malfoy? Sie starrte ihn ungläubig an, als er langsam aufstand und mit einem klanglosen Schritt nach vorne trat. Es war eine der wenigen Positionen, die man sich wirklich verdienen musste, und Hermine hatte sich darauf gefreut, dieses Jahr eine gewisse Verantwortung zu übernehmen – aber jetzt, mit Malfoy?
„Ich bin mir sicher, dass ihr beide als Team gut zusammenarbeiten werdet", sagte McGonagall mit einem prüfenden Blick. „Ich werde euch später die Details geben. Ihr dürft nun wieder Platz nehmen."
Als sie zurück an ihren Platz ging, war Hermine so angespannt wie noch nie zuvor. Draco war das letzte, was sie sich als Partner vorgestellt hatte. Der Gedanke, mit ihm zu arbeiten, machte sie nervös – nicht nur wegen seiner Haltung, sondern auch wegen der vielen ungelösten Fragen, die sich um ihn drehten. Warum war er zurückgekommen? Warum hatte er sich geändert? Und was hatte das alles mit ihr zu tun?
„Das wird noch spaßig", murmelte Ron aus dem Augenwinkel, seine Stimme sarkastisch. „Du und Malfoy. Wirst du ihm helfen, den Hals zu retten, wenn er wieder mal in Schwierigkeiten ist?"
Hermine drehte sich zu ihm und flüsterte: „Es ist nicht meine Wahl, Ron. Aber wenn ich das gut mache, könnte ich zumindest das Beste aus dieser Situation machen."
Der Tag verging langsam, und der Gedanke an ihre neue Aufgabe ließ Hermine nicht los. Als sie das Klassenzimmer für Zaubertränke betrat, blieb ihr jedoch beinahe das Herz stehen. Draco Malfoy stand am Pult und wartete auf sie. Sie konnte die stechenden Blicke der anderen Slytherins spüren, die sie auf dem Weg zu ihrem Platz begleitete. Aber Hermine weigerte sich, ihren Stolz zu verlieren. Sie wusste, dass sie professionell bleiben musste.
„Granger", sagte Draco leise, als sie sich an seinem Tisch niederließ. Der Tonfall war anders als sonst – weniger spöttisch, weniger arrogant, aber immer noch schwer zu deuten. „Ich nehme an, das ist jetzt offiziell. Wir arbeiten zusammen. Bis wir das hier hinter uns haben."
Hermine sah ihn mit einem Blick an, der zwischen Skepsis und Zorn schwankte. „Das hatten wir schon früher", sagte sie kühl. „Es hat nie gut funktioniert. Aber ich hoffe, du hast dich geändert. Sonst wird es noch unangenehm."
Draco antwortete mit einem kleinen, fast unmerklichen Nicken, bevor er das Gespräch schnell beendete. Sie beide konzentrierten sich auf die Aufgabe, die sie im Zaubertrankunterricht zu bewältigen hatten. Der Zaubertrank, der vor ihnen lag, war ein komplexes Rezept, das viel Zusammenarbeit erforderte. Doch anstatt wie früher in hitzigen Diskussionen über jede einzelne Zutat zu streiten, arbeiteten sie in relativer Stille zusammen. Hermine warf Draco immer wieder Blicke zu, versuchte, etwas in seinem Verhalten zu lesen, aber es war schwer zu sagen, was genau vor sich ging.
Als der Zaubertrank langsam zu einem beruhigenden Duft ansetzte und der Trank in der richtigen Farbe schimmerte, bemerkte sie, dass Draco den Blick auf das Gemisch gerichtet hatte, als ob er in seinen eigenen Gedanken gefangen war. Und da, in diesem Moment, erkannte sie etwas, das sie zuvor nicht gesehen hatte – er war nicht mehr der arrogante Junge von früher. Der Kerl, der früher ständig provozierte und verspottete, war verschwunden.
„Du hast den richtigen Zeitpunkt erwischt", sagte sie schließlich, als der Zaubertrank fertig war. Ihre Stimme war neutral, aber ihr Blick weich.
Draco sah sie an und zuckte mit den Schultern. „Manchmal braucht es einfach einen anderen Blickwinkel."
Hermine nickte, doch in ihrem Inneren tobte ein Sturm aus Gefühlen. Sie hatte nicht erwartet, auf diese Weise von ihm überrascht zu werden. Und während der Unterricht fortschritt, war es klar, dass diese Partnerschaft möglicherweise anders verlaufen würde als erwartet.
Doch die wahre Herausforderung lag erst vor ihnen – mit all den ungesagten Worten und den unausgesprochenen Geheimnissen.
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