Kapitel 17: Im Feuer der Nacht


Es war eine dieser Nächte, in denen der Schlaf Hermine einfach nicht finden wollte. Der Vollmond warf ein silbriges Licht durch die Fenster des Gryffindor-Turms, und ihre Gedanken waren unruhig, voll von ungelösten Gefühlen, die sie nicht benennen konnte.

Draco Malfoy. Sein Name geisterte immer wieder durch ihren Kopf, begleitet von Bildern seiner grauen Augen, die sie auf eine Weise ansahen, die sie nicht mehr ignorieren konnte. Sie seufzte und schloss ihr Buch, das sie seit einer Stunde kaum gelesen hatte.

„Ich brauche frische Luft", murmelte sie und stand auf.

Ohne groß darüber nachzudenken, zog sie ihren Umhang über und schlich aus dem Turm. Die kühlen Korridore von Hogwarts waren still, bis auf das gelegentliche Knarren der alten Steine unter ihren Füßen. Sie wusste nicht genau, wohin sie wollte, aber ihre Schritte führten sie unweigerlich nach draußen in die frostige Nacht.

Auf dem Gelände sah sie jemanden, der allein am Rand des Sees stand. Sie erkannte die schlanke Gestalt und das helle Haar sofort.

„Malfoy?" rief sie leise und ging näher.

Er drehte sich nicht um, sondern sprach in die Dunkelheit. „Du solltest schlafen, Granger."

„Du auch", entgegnete sie und trat neben ihn. „Warum bist du hier draußen?"

„Ich könnte dich dasselbe fragen."

„Schlaflosigkeit", antwortete sie schlicht.

Draco nickte, als ob er ihre Antwort verstand. Für einen Moment standen sie schweigend nebeneinander, während der kalte Wind über den See fegte.

„Manchmal", begann Draco plötzlich, „denke ich, dass ich nie wirklich hierhergehört habe. Nach Hogwarts, meine ich."

Hermine runzelte die Stirn. „Das ist absurd. Du bist genauso ein Teil dieser Schule wie alle anderen."

Er lachte trocken. „Vielleicht. Aber manchmal fühlt es sich an, als würde meine Vergangenheit wie ein Fluch über mir hängen. Egal, was ich tue, es wird nie genug sein."

„Du kannst dich nicht ewig für etwas bestrafen, das du nicht ändern kannst", sagte sie sanft.

Er drehte sich zu ihr, seine Augen suchten ihre. „Und was, wenn ich nicht weiß, wer ich ohne all das bin?"

Hermine schluckte. Der Schmerz und die Unsicherheit in seiner Stimme berührten etwas in ihr, etwas, das sie bisher nicht zugelassen hatte.

„Du findest es heraus", flüsterte sie.

Ihre Blicke trafen sich, und die Luft zwischen ihnen schien plötzlich schwerer zu werden. Sie konnte den Hauch von Minze in seinem Atem riechen und spürte die Wärme seines Körpers, obwohl der Wind sie beide umspielte.

„Granger..." Seine Stimme war kaum hörbar, aber sein Tonfall verriet alles.

Hermine wusste nicht, wer den ersten Schritt machte – vielleicht war es sie, vielleicht er. Aber plötzlich war die Distanz zwischen ihnen verschwunden, und seine Lippen berührten ihre. Es war ein sanfter, zögerlicher Kuss, als ob sie beide nicht sicher waren, ob sie dies tun sollten. Doch dann vertiefte er sich, wurde intensiver, drängender.

Hermine fühlte, wie ihr Herz raste, als ihre Hände sich in seinem Umhang verfingen und sie sich näher an ihn zog. Draco reagierte ebenso, seine Finger glitten über ihre Wange, bevor sie sanft in ihren Haaren ruhten.

Der Kuss brach ab, und sie sahen einander an, beide atemlos und überwältigt.

„Das..." begann Hermine, doch Draco legte ihr einen Finger auf die Lippen.

„Sag nichts", flüsterte er.

Stattdessen zog er sie erneut zu sich, und dieses Mal gab es keine Zurückhaltung mehr. Sie spürte, wie sich die Kälte der Nacht in der Hitze ihres Moments verlor, während sie sich gegenseitig festhielten, als könnten sie sich gegenseitig vor der Welt schützen.

Die Welt um sie herum schien zu verschwinden – es gab nur sie beide, den Mond über ihnen und die stille Weite des Sees.

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