Kapitel 13: Ein dunkles Geheimnis


Der Tag nach dem Ball begann so normal, wie es an Hogwarts eben möglich war. Doch während die meisten Schüler noch über die Ereignisse der letzten Nacht tuschelten – wer mit wem getanzt hatte, wer sich peinlich benommen hatte –, war Hermine unruhig. Der Tanz mit Draco Malfoy hatte sie mehr beschäftigt, als sie sich eingestehen wollte.

„Du warst wirklich beeindruckend gestern Abend", sagte Ginny beim Frühstück und grinste sie verschmitzt an. „Ich hätte nie gedacht, dass du mit ihm tanzen würdest."

Hermine runzelte die Stirn. „Ich war nur höflich. Außerdem... es war kein großer Deal."

„Sicher", sagte Ginny, ihre Stimme triefte vor Unglauben. „Deine Blicke haben jedenfalls etwas anderes gesagt."

Hermine ignorierte sie und stürzte sich in ihre Bücher. Doch selbst als sie in der Bibliothek saß, um für ihre Hausaufgaben zu arbeiten, spürte sie immer wieder, wie ihre Gedanken abschweiften – zurück zu den grauen Augen und der Art, wie seine Hand ihre geführt hatte.

Am Nachmittag wurden ihre Gedanken jedoch abrupt unterbrochen. Hermine war auf dem Weg zum Gryffindor-Turm, als eine panische Stimme ihren Namen rief.

„Granger!"

Sie wirbelte herum und sah Daphne Greengrass, eine Slytherin aus ihrem Jahrgang, die auf sie zu stürmte. Ihr Gesicht war blass, ihre Augen weit vor Angst.

„Was ist los?" fragte Hermine alarmiert.

„Es ist Draco", keuchte Daphne. „Er... er braucht Hilfe."

Hermines Herz setzte für einen Moment aus. „Was ist passiert?"

„Ich weiß es nicht genau", antwortete Daphne. „Aber er hat gesagt, ich soll dich holen. Er ist in einem der alten Klassenräume im siebten Stock. Bitte, du musst ihm helfen!"

Hermine zögerte nur einen Moment, bevor sie nickte. „Ich komme."

Als sie den Klassenraum erreichte, fand sie Draco zusammengekauert auf dem Boden vor, seine Hände vergraben in seinen Haaren. Der Raum war kalt, und die Luft schien von einer seltsamen, dunklen Energie zu vibrieren.

„Draco?" Hermine trat vorsichtig näher, ihren Zauberstab fest umklammert.

Er hob den Kopf, und sie erstarrte. Sein Gesicht war blass, und seine Augen waren von Angst erfüllt. „Granger", flüsterte er heiser, „du musst... du musst es stoppen."

„Was stoppen?" fragte sie, ihre Stimme besorgt, aber ruhig.

Er hob eine Hand und zeigte auf die Mitte des Raumes. Dort, schwebend über dem Boden, war ein schattenhaftes, unheimliches Objekt – es sah aus wie eine Art Amulett, doch es pulsierte mit einer dunklen, bedrohlichen Energie.

„Es ist... es gehört meinem Vater", brachte Draco hervor. „Ich habe es gefunden... im Verlies unseres Anwesens... ich wollte es loswerden, aber..."

Hermine kniff die Augen zusammen und trat näher. „Draco, das ist dunkle Magie. Du hättest niemals damit herumspielen sollen."

„Ich weiß! Glaubst du, ich wollte das?" schnappte er zurück, doch seine Stimme brach. „Es... es hat mich hierher gezogen. Ich dachte, ich könnte es kontrollieren, aber..."

Hermine konnte sehen, dass er am Ende war. Sie atmete tief durch, richtete ihren Zauberstab auf das Amulett und begann, einen Schutzzauber zu murmeln. Doch kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, wurde sie von einer unsichtbaren Kraft zurückgestoßen.

„Das wird nicht so einfach", sagte sie und rieb sich die Schulter.

Draco stand langsam auf, seine Hand zitterte, als er nach seinem eigenen Zauberstab griff. „Dann machen wir es zusammen."

Die nächsten Minuten waren ein Kampf gegen die dunkle Magie des Amuletts. Die Luft im Raum wurde schwerer, die Schatten an den Wänden schienen lebendig zu werden. Doch Hermine und Draco arbeiteten im Gleichklang, ihre Zauber verbanden sich zu einem Netz aus Licht, das die dunkle Energie langsam zurückdrängte.

Schließlich, mit einem letzten, ohrenbetäubenden Knall, explodierte das Amulett in einem Funkenregen, und der Raum wurde still.

Hermine sank auf die Knie, ihr Atem ging schwer. „Das war... das war gefährlich, Draco. Du hättest mich früher einweihen sollen."

Draco ließ sich neben ihr auf den Boden sinken. „Du denkst, ich wollte das? Ich hatte keine Wahl. Wenn ich es dem Ministerium gemeldet hätte, hätten sie mich wieder als Verdächtigen gesehen..."

Seine Stimme brach, und Hermine sah ihn an. Zum ersten Mal sah sie nicht den arroganten Slytherin, sondern jemanden, der sich mit den Schatten seiner Vergangenheit abmühte.

„Du bist nicht allein", sagte sie leise.

Er sah sie an, und für einen Moment schien es, als wollte er etwas sagen – doch dann senkte er den Blick.

„Danke", murmelte er schließlich.

Hermine legte eine Hand auf seine Schulter, bevor sie sich langsam erhob. „Komm. Wir sollten Professor McGonagall Bescheid sagen. Und diesmal wirst du mich nicht aufhalten."

Draco nickte widerwillig, doch als sie zusammen den Raum verließen, konnte Hermine spüren, dass sich etwas zwischen ihnen verändert hatte. Etwas war gewachsen – ein stilles Verständnis, das sie beide noch nicht ganz begreifen konnten.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top