Seit du weg bist, habe ich mich tiefgreifend verändert. Jeden Tag, Woche für Woche, Monat für Monat merke ich immer mehr, wie anders ich geworden bin – mein Charakter, meine Gesichtsausdrücke, meine Vorlieben und Abneigungen. Alles hat sich irgendwie verschoben. Früher habe ich es geliebt, lange wach zu bleiben, nur um mit dir zu schreiben. Wenn du schon geschlafen hast, habe ich mir deine Bilder angesehen oder alte Chats durchgelesen und mich dabei geborgen gefühlt. Jetzt schlafe ich stattdessen früh ein, um dem Gefühl zu entkommen.

Meine Gesichtsausdrücke sind härter geworden, fast schon aggressiv, und die Menschen um mich herum bemerken es. Manche sprechen mich sogar darauf an, weil sie sehen, wie wenig ich lächle und wie sehr sich meine Mimik verschlossen hat.

Wenn ich dich besonders stark vermisse, ziehe ich das T-Shirt an, das du mir zum Geburtstag geschenkt hast. Dann fühle ich mich plötzlich geliebt und geschätzt, als wäre alles so wie früher, als wäre die Welt in diesem Moment in Ordnung. Es ist fast, als ob ich für einen Augenblick die Nähe und Wärme spüre, die damals selbstverständlich war. Dieses T-Shirt ist ein Stück von dir, und es gibt mir das Gefühl, dass ein Teil von dir noch immer bei mir ist.

Bitte glaube mir nicht, dass ich aufgebe, nur weil ich das hier rein schreibe. Das Schreiben ist für mich eine Art Ablenkung, ein Versuch, die Sehnsucht zu kanalisieren und nicht zu ertrinken in dem, was ich fühle. Mein Kopf versucht, meinem Herzen einzureden, dass ich dich loslasse, aber in Wirklichkeit stimmt das nicht. Egal, wie oft ich mir sage, dass ich dich vergessen muss, mein Herz hält an dir fest.

In meinem Leben läuft vieles besser – schulisch,beruflich, mit Freunden, mit Familie, nach außen hin – aber innerlich geht es mir von Tag zu Tag schlechter. Ich habe dich verloren, und ohne dich fühlt sich nichts mehr wirklich vollständig an.