R&R

Ich sitze oft da, den Blick in den grauen Wolken,auf der Straße, auf Menschen oder in die leere verloren, und erinnere mich an die Zeiten, in denen mein Herz noch von Hoffnung erfüllt war. Jede Regentropfen, der sanft gegen das Glas klopft, weckt Erinnerungen an R – an unsere gemeinsamen Zeiten , an das Lachen, das wir teilten, und an all die Momente, in denen ich das Gefühl hatte, endlich angekommen zu sein. Aber inzwischen ist alles nur noch ein schmerzlicher Schatten, der mir den Atem raubt.

Ich erinnere mich an jene letzte Begegnung, an den unausgesprochenen Dialog, den ich mir sehnlichst gewünscht hätte. In meinem Innern spiele ich immer wieder ein Gespräch ab, in dem R noch einmal vor mir steht und sich in seinen Augen Reue und Schmerz spiegelt. Ich stelle mir vor, wie er leise sagt: 
„Es tut mir leid." 
Und ich, mit einem schwachen Zittern in meiner Stimme, fragte: 
„Für was?" 

In meinen Gedanken fuhr er fort: 
„Für meine leeren Versprechen." 
Diese Worte trafen mich wie ein Schlag. Ich wusste, dass er all das bereute, was er angerichtet hatte – die schlaflosen Nächte, in denen ich mich fragte, ob ich etwas falsch gemacht hatte, und die Tränen, die ich heimlich verschlang, wenn ich an seine Worte dachte.

Ich erinnere mich daran, wie ich mir wünschte, ich hätte diese Worte hören dürfen, bevor alles so endgültig endete. In meinem Geist entstand ein Dialog, der all die unausgesprochenen Schmerzen und Sehnsüchte enthielt: 
„Ich weiß, du bist in Tränen ausgebrochen, als du es beendet hast. Ich weiß, dass ich meinen Schlaf verloren habe, weil du gegangen bist, und ich weiß, dass ich dir mein ganzes Vertrauen geschenkt habe. Ich weiß, dass ich tagelang nichts gegessen habe, weil dein Abschied mich so tief getroffen hat. Ich weiß, dass ich Dinge getan habe, von denen ich nie gedacht hätte, dass ich dazu fähig bin. Ich weiß, dass ich danach wie erstarrt war und keinen anderen Menschen mehr an mich heranließ(immernoch) – weil ich dich immer noch so sehr in mir trug. Und ich weiß, dass du mir unermesslichen Schmerz zugefügt hast. Aber, trotz all dessen, habe ich dich immer geliebt." 

Diese Worte brannten sich in mein Herz ein. Ich hätte mir gewünscht, dass wir diesen Dialog führen könnten, bevor er sich entschied, unsere gemeinsame Zukunft endgültig zu beenden. Er erklärte mir damals, dass er bleiben nicht konnte, weil er befürchtete, mir nur noch mehr Probleme zu bereiten. Seine Worte klangen fast wie ein Abschiedsgruß: 
„Ich hätte dir nur Probleme gemacht, wenn ich geblieben wäre, mein Herz." 

Verwirrt fragte ich: 
„Hä, wieso das?" 
Und R erklärte mit gebrochener Stimme: 
„Wir haben nicht dieselbe Religion, mein Herz. Und ich weiß, dass meine Eltern sehr streng sind, wenn es um solche Dinge geht. Es tut mir leid. Inshallah, in einem anderen Leben finden wir uns wieder zusammen." 

Diese Erklärung, so kalt und doch so leidvoll, traf mich tief. Ich verstand, dass es nicht nur seine eigenen Zweifel und Ängste waren, sondern auch die unüberwindbaren kulturellen und familiären Barrieren, die uns immer wieder trennten. In jenen Stunden saß ich da und fragte mich, ob unsere Liebe überhaupt eine Chance hatte – oder ob sie von Anfang an dazu bestimmt war, im Schatten dieser Hindernisse zu zerbrechen.

Täglich versuche ich, die Erinnerung an R in meinem Herzen lebendig zu halten. Wenn ich an bestimmten Orten vorbeigehe, an denen wir gemeinsam gelacht haben, oder wenn ich den Duft von Jasmin wahrnehme – jenem Duft, der mich an laue Sommerabende mit ihm erinnert – überkommt mich ein bittersüßer Schmerz. In solchen Momenten schließt sich mein Herz wie ein stilles Gefängnis, und ich finde Trost in den Dialogen, die in meinen Gedanken unaufhörlich weiterlaufen.

Oft liege ich nachts wach, der Blick an die Decke gerichtet, und frage mich, ob es einen anderen Weg gegeben hätte. Einen Weg, in dem R den Mut gefunden hätte, sich unseren Problemen zu stellen und den Dialog zu führen, den wir beide so dringend gebraucht hätten. In meinen stillen Stunden flüstere ich mir vor: 
„Auch wenn unsere Welten auseinanderklaffen, so sollte unsere Liebe doch stärker sein als all die Hindernisse." 
Doch die Realität blieb hart: Er war gegangen, ohne dass wir uns wirklich verabschiedet hatten, ohne dass all die unausgesprochenen Worte ihre Chance bekamen.

In all den Tagen, in denen ich alleine war, durchstreifte ich alte Fotoalben und Tagebücher, in denen wir unsere Träume und Geheimnisse festgehalten hatten. Jeder einzelne Eintrag war wie ein Puzzleteil, das das Bild unserer Liebe vervollständigen sollte – eine Liebe, die jedoch nie vollständig realisiert wurde. Dabei holte mich immer wieder jener imaginäre Dialog ein, in dem ich R fragte, warum er mich so sehr verletzt und enttäuscht hatte, und in dem er darauf bestand, dass er nicht bleiben konnte, um mir weiteren Schmerz zu ersparen.

Manchmal, wenn der Mond hoch am Himmel stand und das silberne Licht mein Zimmer erfüllte, schloss ich die Augen und stellte mir vor, wie ich  ihm direkt in die Augen sehen konnte. Ich wollte ihm sagen, dass ich trotz der kulturellen Unterschiede und der strengen Vorstellungen unserer Familien an die Kraft unserer Liebe glaube. Ich wollte ihm sagen, dass ich immer noch in ihm lebte, dass jeder Moment, den wir geteilt hatten, in meinem Herzen weiterlebte – selbst wenn er sich für immer von mir entfernt hatte.

Die Jahre sind vergangen, doch der Schmerz und die Sehnsucht bleiben wie alte Narben, die sich nicht ganz schließen. Oft frage ich mich, ob es möglich wäre, die Vergangenheit noch einmal zu durchleben – diesen Dialog, in dem alle Fragen beantwortet und alle Wunden geheilt werden könnten. Vielleicht, so denke ich, würde ich ihm dann sagen: 
„Ich verstehe, dass unsere Unterschiede uns trennen, aber ich glaube, dass wahre Liebe alle Barrieren überwinden kann." 
Doch diese Worte bleiben in meinem Inneren gefangen, ein ständiges Flüstern in der Dunkelheit, das mich daran erinnert, wie sehr ich ihn vermisse.

Und so trage ich die Erinnerung an R mit mir, Tag für Tag. Jedes Lachen, jeder Schmerz, jede Träne ist ein Teil meines Weges geworden – ein Weg, der von einer unvollendeten Liebe gezeichnet ist. Ich lebe mit der bittersüßen Hoffnung, dass wir uns vielleicht in einem anderen Leben wiederfinden, in dem all die kulturellen, familiären und gesellschaftlichen Zwänge keine Rolle mehr spielen. Ich halte fest an dem Gedanken, dass irgendwo, in einer anderen Zeit, all die unausgesprochenen Worte und Versprechen vielleicht doch noch ihre Erfüllung finden.

Wenn ich an all das denke, dann spüre ich den leisen Hauch seiner Stimme, der mich sanft daran erinnert, dass Liebe, so schmerzhaft sie manchmal auch sein mag, niemals wirklich vergeht. In stillen Momenten, wenn der Regen leise auf mein Fenster prasselt, höre ich das Echo unserer vergangenen Gespräche. Ich weiß, dass er mir einst all das sagte – wenn auch nur in meiner Vorstellung –, und dass diese Worte einen Teil von mir für immer geprägt haben.

So sitze ich hier, mit dem Herzen schwer und zugleich erfüllt von der Erinnerung an eine Liebe, die einst so hell und warm war. Ich frage mich, ob ich jemals wirklich loslassen kann, oder ob ich für immer diesen imaginären Dialog in mir tragen werde – den Dialog, der mir Trost und Schmerz zugleich spendet. Vielleicht liegt gerade darin der Zauber der Liebe: Sie hinterlässt Spuren, die niemals ganz verschwinden, egal wie sehr man sich bemüht, sie zu vergessen.

In jedem Atemzug, in jeder Erinnerung, in jedem stillen Moment flüstere ich leise: 
„Inshallah, in einem anderen Leben finden wir unseren Weg zueinander." 
Diese Worte sind mein ständiger Begleiter, mein Trost in den dunkelsten Stunden und mein leiser Hoffnungsschimmer, dass die Liebe, die ich so tief in mir trage, eines Tages vielleicht wieder erblühen kann.

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