Kapitel 22
Die Besichtigung der verschiedenen Appartements war erfolgreich verlaufen, Rosalyn hatte sich noch an Ort und Stelle auf die Liste der Interessenten eingetragen. Sie würde in den nächsten Tagen Bescheid bekommen, ob sie eine der begehrten Wohnungen erhalten würde. In den letzten Wochen hatten mehrere Besichtigungstouren stattgefunden, weshalb sie nicht einschätzen konnte, ob sie eine Chance auf eine Unterkunft hatte. Sie blickte auf die Uhr und stellte fest, dass sie genügend Zeit hatte, bis der Zug zurück nach London fahren würde. So beschloss sie, noch eine Runde in der näheren Umgebung zu gehen, um das Umfeld der neuen Bleibe zu erkunden.
Als sie an einem kleinen Kaffeehaus vorbeikam, zögerte sie nicht lange, ging hinein und setzte sich an einen runden Tisch am Fenster. Sie genoss das gemütliche und entspannte Ambiente, ihr Heißgetränk und das Tortenstück schmeckten vorzüglich. Sollte Rosalyn zukünftig in Andover wohnen, würde sie definitiv öfter herkommen. Nachdem sie bezahlt hatte, setzte sie ihren Rundgang fort. Langsam aber sicher würde sie den Weg Richtung Bahnhof einschlagen, damit sie nicht zu spät an den Bahnsteig kam. Als ihr Handy zu klingeln begann, bekam sie einen Schreck, da sie mit keinem Anruf gerechnet hatte. Rasch kramte sie in ihrer Tasche nach dem Mobiltelefon. Als sie sah, wer anrief, hob sie schnell ab. „Alan, was ist los? Solltest du nicht gerade im Flieger Richtung Paris sitzen?", fragte Rosalyn verwundert. Sofort fühlte sie sich schuldig, da sie in ihrer Arbeitszeit nicht in London war und ihm nicht Bescheid gegeben hatte.
Kurze Zeit war es still in der Leitung, bis Rickman endlich zu sprechen begann: „Wo bist du?"
„Wo ich bin?", fragte Rosalyn irritiert nach, während sie weiter Richtung Bahnhof ging. „Ich bin gerade unterwegs, ist etwas passiert?" Sie konnte ihm nicht verraten, was sie in Wirklichkeit tat, noch war nicht der richtige Zeitpunkt, um Alan die Wahrheit zu sagen. Außerdem wollte sie nicht, dass er falsche Schlüsse zog, zumal sie ihm nichts von ihrem Jobproblem erzählen durfte.
„Ich stehe vor deinem Wohnkomplex und habe bei dir angeläutet, aber du hast nicht darauf reagiert", meinte der Schauspieler zu ihr.
Heiß und kalt lief es über ihren Rücken, wie konnte er nur so unbedacht handeln? Was wäre, wenn ihn jemand dort erkannt hatte? Außerdem, was zum Teufel tat er bei ihr zu Hause, sollte er nicht schon längst im Flugzeug sitzen? „Was? Warum? Wieso bist du nicht in Urlaub?", fragte sie noch einmal nach, da er ihr zuvor keine Antwort darauf gegeben hatte. „Vor allem, was machst du bei meiner Wohnung?"
Abermals war es in der Leitung kurz still, bevor Rickman antwortete. „Ich wollte mit dir reden, jetzt sofort am besten. Kann ich dich irgendwo abholen, damit wir uns gleich sehen können?"
Noch immer hatte Rosalyn keine Antwort auf ihre Fragen erhalten, das Telefonat war eigenartig, doch sie konnte eine Dringlichkeit aus Alans Stimme heraushören. „Nein das geht nicht, ich bin außerhalb Londons. Es dauert ungefähr zwei Stunden, bis ich wieder zu Hause bin", gab sie dem Schauspieler zu verstehen. Sie konnte sich von ihm nicht abholen lassen. Sie wollte sich nicht vor ihm rechtfertigen, was sie in Andover tat, er hätte sicher Fragen gestellt. „Wenn du dich heute treffen willst, würde es erst gegen Abend gehen. Du bist mir dann auf alle Fälle eine Erklärung schuldig!"
„Gut, ich werde dir alles erklären, sobald wir uns sehen. Würde es dir etwas ausmachen zu mir nach Hause zu kommen?", fragte Alan sie. Seine Stimme klang aufgewühlt, so kam es ihr zumindest vor. „Mary ist nicht anwesend, falls du dich fragst", fügte er noch schnell an.
„In Ordnung, wir sehen uns später", schloss Rosalyn das Gespräch ab.
Das alles erschien ihr höchst eigenartig und sie war schon neugierig, was passiert war und weshalb er nicht nach Frankreich geflogen war. Aufgeregt ging sie die letzten Meter zum Bahnhof, um kurz darauf in den Zug Richtung London zu steigen.
*
Je näher Rosalyn Alans Villa kam, desto schneller schlug ihr Herz und ihre Schritte wurden immer größer. Kaum war sie in seinem kleinen Vorgarten angekommen, öffnete ihr der Schauspieler bereits die Türe, als hätte er nur darauf gewartet, bis sie ankam. Ohne ihn zu begrüßen, löcherte sie ihn sofort mit Fragen. „Sagst du mir nun endlich was los ist? Was gibt es so Dringendes, dass du mich unbedingt sehen musst und sogar zu meiner Wohnung gefahren bist?" Neugierig sah sie Alan an, doch ohne Vorwarnung schloss er sie in seine Arme und drückte sie fest an sich. Sofort kribbelte Rosalyns Körper und sie kuschelte sich noch dichter an ihn, ihre Fragen hatten sich in Luft aufgelöst. Sie genoss die Nähe zu ihm und roch seinen unverkennbaren Duft.
„Du hast keine Ahnung, was alles in dieser Woche passiert ist", murmelte Alan in ihre Haare und stich über ihren Rücken. „Ich hielt es kaum aus dich nicht zu sehen", gestand er.
Rosalyn löste sich aus seiner Umarmung, damit sie ihn ansehen konnte. „Möchtest du mir jetzt erzählen was passiert ist?", fragte sie, während sie in seinen Augen versank, die sie aufmerksam musterten.
„Ich habe die Reise abgesagt, da wir uns nur noch gestritten haben. Ich sah absolut keinen Sinn mehr darin mit Mary in den Urlaub zu fahren. Sie ist alleine weg, vielleicht hat sie ihre Freundin stattdessen mitgenommen, ich weiß es nicht. Es ist mir auch egal, ich liebe sie nicht mehr, mein Herz gehört einer anderen. Ich habe mich entschieden einen Schlussstrich zu ziehen. Das offizielle Gespräch mit meiner zukünftigen Exfrau steht noch aus, aber ich denke, sie hat es schon gemerkt."
„Wie wird es nun weitergehen?" Rosalyn schluckte schwer, da sie im Moment ein großes Geheimnis vor ihm hatte. Wie würde er die Neuigkeiten aufnehmen, wenn er erfahren würde, dass sie im begriff war nach Andover zu ziehen und dass sie nicht mehr lange seine Assistentin sein würde? Außerdem hatte sie das Gefühl, dass Alan die Trennung von seiner Frau etwas zu leicht nahm, hatte er doch noch vor ein paar Tagen darüber gesprochen, dass er den Rummel in den Medien vermeiden wollte.
„Ich möchte dieses Wochenende Zeit mit dir verbringen, falls du damit einverstanden bist. Ich könnte es verstehen, wenn du nichts mit einem verheirateten Mann zu tun haben willst", meinte Alan zu ihr.
Rosalyn trat wieder näher an ihn heran. Niemand konnte sie jetzt noch davon abhalten, sich den Mann zu holen, den sie liebte. Sie würde keine weitere Sekunde dafür verschwenden, an seine baldige Exfrau Mary zu denken. Sie schlang ihre Arme um Alan und sah ihm tief in die Augen. „Ich würde nichts lieber tun, als dieses Wochenende mit dir zu verbringen."
*
Ich möchte kurz Hallo sagen und mitteilen, dass das Buch insgesamt 30 Kapitel haben wird. Die Geschichte wird einen Abschluss haben, aber das Ende ist offen, so wie ich es ursprünglich im Vorwort angekündigt habe.
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