Kapitel 19

„Es tut mir leid", wiederholte er, „ich wollte dich nicht verletzen. Ich bin ein alter Trottel, der manchmal einfach nicht die richtigen Worte findet. Kaum vorzustellen, aber es ist so." Alan fühlte sich für ihre Traurigkeit verantwortlich, schließlich war es seine Aussage gewesen, die sie zum Weinen gebracht hatte. Noch immer hielt er sie fest in seinen Armen, ihr Kopf ruhte auf seinem Brustkorb. Langsam strich er über ihren Rücken, er genoss die Empfindungen, welche die Nähe und Vertrautheit in ihm auslösten.

Rosalyn atmete Alans einzigartigen Duft ein, ließ sich von diesem einhüllen und schlang ihre Arme um ihn. Seine Finger wanderten über ihre Rückseite, was sich fantastisch anfühlte. Doch die Situation war trügerisch, sie sollte sich in seiner Nähe nicht so wohlfühlen, schließlich war es nur von kurzer Dauer, ein Augenblick in einer wunderbaren Traumwelt. Widerwillig löste sie sich von ihm, wischte sich mit ihrem Ärmel die Tränen vom Gesicht und blickte in seine Augen, die sie sorgenvoll musterten. „Alan, ich ertrage das alles nicht mehr, das ist auch der eigentliche Grund, warum ich nicht mehr für dich arbeiten wollte", sprach sie leise zu ihm.

„Was meinst du damit? Was möchtest du mir sagen? Ich habe schon länger das Gefühl, dass du mir ausweichst und dass dich etwas bedrückt. Heute wäre der beste Zeitpunkt darüber zu reden. Bitte gehe nicht, lass uns zueinander ehrlich sein." Er strich behutsam über ihren Arm. Er wollte sie motivieren, ihre Gedanken endlich auszusprechen. „Sag mir was dich so traurig macht, ich möchte es wissen. Vielleicht kann ich dir helfen, aber das funktioniert nur, wenn du mit mir sprichst."

„Alan ich kann nicht. Es geht nicht, du bist der Grund. Es ist besser so, dass wir uns in Zukunft nicht mehr regelmäßig sehen, nur wenn es unbedingt notwendig ist", meinte Rosalyn zu ihm. Noch immer standen sie im Raum, keiner schien sich setzen zu wollen.

„Ich weiß, es tut mir leid. Ich war nicht immer fair zu dir. Ich hätte dich viel öfter einladen müssen, dir zu deinem Geburtstag Geschenke überreichen, oder einen Blumenstrauß ohne speziellen Grund schenken sollen. Ich kann verstehen, dass ich dich enttäuscht habe. Aber gib uns nicht auf, ich kann es hoffentlich wieder gut machen." Er stand direkt vor ihr und betrachtete sie ausgiebig. Wäre die Lage nicht gerade so angespannt, hätte er ihre Nähe noch mehr genießen können. Was machte sie nur mit ihm? Alan verlor sich in seinen Gefühlen, die Berührungen, ihre Augen, alles an ihr fand er erregend, beinahe hätte er ihr nicht zugehört, als sie auf seine Aussage reagierte.

„Es hat überhaupt nichts mit den genannten Dingen zu tun, es geht nicht um materielle Angelegenheiten", widersprach Rosalyn, „es liegt an dir als Person. Ich habe unangebrachte Gefühle, die ich nicht leugnen kann, besonders wenn ich in deiner Nähe bin." Zu schwer wogen ihre Worte, weshalb sie ihren Kopf senkte, damit sie ihm nicht mehr in die Augen sehen musste. „Es wäre wirklich besser, ich fahre nach Hause, bevor ich noch bereue, was ich gerade zu dir gesagt habe", murmelte sie weiter. Sie vermied es weiterhin, Alan anzusehen.

„Was willst du mir damit sagen?", fragte er überrascht, da er im Moment überhaupt nicht begriff, was sie ihm mit ihren Worten mitteilen wollte. Aufgewühlt sah er zu Rosalyn, er versuchte zu verstehen, was in ihrem Kopf vorging.

„Mach es mir nicht schwerer, als es ohnehin bereits ist", sprach sie leise, „ich habe mich in dich verliebt. Ich schwöre dir, ich wollte das nicht. Ich fand dich als Schauspieler schon immer attraktiv, noch bevor wir zusammen gearbeitet haben. Aber nachdem ich dich über die Arbeit besser kennengelernt habe, haben sich meine Gefühle zu dir weiter vertieft. Die Situation mit Mary hat mich zusätzlich belastet und ich glaube auch, dass deine Frau inzwischen bemerkt hat, was ich für dich empfinde. Das wird der wahre Grund sein, warum sie mich nicht leiden kann." Tief atmete sie ein, nun wagte sie endlich einen Blick zu Alan. Sie musste einfach wissen, wie er auf ihre Beichte reagieren würde. Doch als sie zu ihm aufsah, sah er sie nur entsetzt an, ohne ein Wort zu sagen.

Alan fiel aus allen Wolken. Ihm war die gesamte Tragweite ihres Geständnisses überhaupt nicht bewusst, er wurde damit völlig überrumpelt. „Du hast dich in mich verliebt?", fragte er perplex, „aber ich bin doch so viel älter als du, was könntest du schon von mir wollen?" Noch immer begriff er nicht, was gerade geschehen war, da es für ihn einfach so unbegreiflich schien.

„Ich weiß es ist ein Fehler, dass ich dir gerade die Wahrheit gestanden habe, aber du sollst wissen, dass ich dich liebe und daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Ich möchte nie mehr über dieses Thema reden. Du bist verheiratet und selbstverständlich solltest du deine Ehe retten, denn du bist diesen Schritt damals nicht unbedacht gegangen, sondern weil du Mary liebtest." Beschämt wollte sie sich abwenden, doch Alan hinderte sie daran.

„Du kannst jetzt nicht gehen, ich muss dir auch etwas sagen", gestand er. Seine Stimme war rau geworden, er schluckte schwer. Er wollte, dass sie ehrlich zu ihm war, nun musste er ihrem Beispiel folgen. „Dabei solltest du mich aber ansehen", forderte er sie auf. Er wartete geduldig, bis Rosalyn abermals ihre Tränen weggewischt hatte und wieder zu ihm aufsah. „Ich empfinde auch etwas für dich. Ich kann noch nicht genau zuordnen, wie tiefreichend meine Gefühle für dich sind. Ich mag dich, sehr sogar." Alan ließ die Worte kurz wirken, bevor er weitersprach. „Selbstverständlich hast du recht. Ich sollte versuchen, meine Ehe zu retten, aber deine Nähe fühlt sich trotzdem richtig für mich an. Ich würde gerne mehr Zeit mit dir verbringen."

Rosalyn sah Alan sprachlos vor Überraschung an. Er empfand ähnlich wie sie, war sich aber im Gegensatz zu ihr, seiner Gefühle noch nicht sicher. „Was bedeutet das jetzt alles für die gemeinsame Arbeitszukunft?", fragte sie ihn ratlos. Wäre es nicht äußerst eigenartig weiterhin mit ihm zusammenzuarbeiten? Am besten würde es die Zeit zeigen, sie könnte immer noch kündigen und sich ein neues Leben in einer anderen Gegend aufbauen, falls die Situation zu unerträglich werden würde.

„Ich weiß es nicht Rosalyn", gestand Alan ehrlich und strich mit seinen Fingern zart über ihre Wange. „Ich werde dennoch mit Mary kommendes Wochenende nach Paris fliegen. Ich muss meiner bestehenden Beziehung noch eine Chance geben. Schließlich hat meine Frau diesen Trip geplant, in der Hoffnung auf eine Übereinkunft, damit wir uns in Zukunft nicht mehr ständig streiten. Wir brauchen als Paar eine Lösung. Ich möchte mir überhaupt nicht vorstellen, was eine Scheidung in der Öffentlichkeit bedeuten würde. Es wäre für uns alle eine unerträgliche Situation. Wir hätten sicher keine ruhige Minute mehr. Paparazzi, unzählige Zeitungsbeiträge, es ist nicht auszudenken, was auf uns zukommen würde, auch auf dich." Enttäuscht sah er sie an, da ihm seine eigenen Worte leidtaten. Wenn es ginge, würde er mit Rosalyn auf eine einsame Insel verschwinden und für immer dort bleiben, doch das Leben war nicht so leicht. „Warum setzen wir uns nicht und bestellen eine Nachspeise und Kaffee?", schlug er vor, damit der Abend noch nicht zu Ende wäre. Er wollte unter keinen Umständen, dass sie gehen würde, schließlich konnte man so ein Geständnis nicht einfach stehen lassen. Alan trat an den Barschrank und füllte zwei Gläser großzügig mit Whisky. „Ich glaube den könnten wir jetzt ganz gut gebrauchen", versuchte er die Stimmung zu lockern und hielt seiner Assistentin das Getränk entgegen.

Rosalyn nickte wortlos, nahm das Glas an sich und leerte den Inhalt mit wenigen Schlucken. Angewidert verzog sie das Gesicht, der Alkohol brannte unangenehm scharf im Hals. „Das war absolut notwendig", sprach sie mit kratziger Stimme und ging zurück an ihren Platz, um sich zu setzen. Sie würde Alans Vorschlag annehmen und noch etwas bleiben. Sie wäre jetzt sowieso viel zu aufgewühlt, um den Abend für beendet zu erklären.

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