2. Kapitel
Okay. Jetzt bin ich geschockt. Heute ist Freitag und ich habe eine familiäre Entschuldigung dafür, heute nicht zur Schule zu kommen. Warum? Meine Oma war gestorben. Letzte Woche. Ich kann es immer noch nicht glauben. Sie war die einzige, die ich in meinem Leben brauche, der ich alles erzählt habe, doch jetzt ist sie nicht mehr da. Heute ist ihre Beerdigung.
Meine Mutter hatte mir ein schwarzes Wollkleid, eine schwarze Strumpfhose und blöde schwarze Pumps für die Beerdigung besorgt. Ich hasse hochhackige Schuhe. Grauenhaft. Ich weiß echt nicht wie das die anderen Mädchen und jungen Frauen tragen können. In solchen Schuhen kann ich ja noch nicht mal stehen. Und was macht man bei einer Beerdigung hauptsächlich?
Richtig!Rumstehen. Arme Oma Emilia, ausgerechnet bei ihrer Beerdigung werde ich mit 100%er Wahrscheinlichkeit hinfallen, und dann sicherlich noch ins Loch, das eigentlich für den Sarg vorgesehen wurde. Na ja, sie weiß ja, wer dann die Schuld besitzt. Mama.
Autsch! Allein der Anblick der Pumps ist schmerzhaft. Davon kriege ich gerade voll den Augenkrebs!
Jetzt mal im Ernst, wer braucht solche Schuhe?
Gedanken mit meinem Emoji-Ich:
🤔
Ach... Sag bloß, du musst noch überlegen? Ich sag dir die Antwort. Hier: KEINER!!!
🤨
Dein Ernst?!
😎
Ah ja... Jetzt fühlst du dich richtig. Du bist dumm. So dumm.
😭
Jetzt drück nicht auf die Tränendrüse! 😢
😪
Schnauze, Horst!
😤
Rede lieber!
🤬Du solltest sterben! Ich werde dich mit meinem Schweizer Taschenmesser erstechen!
Aha. Okay. Meinetwegen. Juckt mich nicht. Mir macht ein Emoji keine Angst.
👹 Buh!
Ernsthaft?!
🦄 Wieher!
Aaaaaaahhhh! HILFE, DIE WELT GEHT UNTER! DAS GLÜCKLICHE EINHORN WIRD UNS UMBRINGEN WIE IN DER PROPHEZEIUNG!
🤣 Das ist so absurd! Sie dreht wegen 'nem Einhorn durch!
Hahahahahhaha!
Gedanken Ende
Ich konnte nach der Trauerfeier nicht schlafen. Es war schrecklich. Ich durfte Oma Emilia's Todesbehälter nicht zu nahe treten. Zu Anfang habe ich ja vermutet, dass sie im Sarg beerdigt wird. Aber das wurde sie nicht. Es war anders. Sie war nicht mal mehr ganz. Nicht sichtbar. Nur Staub. Sie wurde verbrannt, obwohl das nie ihr Wunsch war. Sie wollte im Sarg beerdigt werden. Mama hatte nicht auf diesen Wunsch gehört. Es war ihr egal gewesen. Hat sie ohne Rücksicht verbrennen lassen. Um ihre Asche auf dem Hügel zu verstreuen. Auf Oma Emilia's Lieblingshügel. Und die Beerdigung wurde auf diesem Hügel abgehalten. Mit Mamas "Zeremonie", nämlich dem Verstreuen der Asche. Es war schrecklich. Ich habe versucht sie aufzuhalten, aber mein Bruder hielt mich gerade rechtzeitig auf.
Nun lag ich auf meinem Bett und dachte nach. Ich dachte: Wieso? Wieso hat sie das getan? Hatte Oma etwa ihren Wunsch geändert? Warum durfte ich nicht Oma Emilia vorher ein letztes Mal sehen? Habe ich das verdient? Ist das fair?
Und: Was wird nun aus mir? Was mach ich nur ohne sie?
Das alles war zu viel für mich. Ich wollte raus. Ich brauchte einfach etwas frische Luft.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top