Die Villa
,,Zusammen mit meinen engsten Vertrauten, wagten wir den Aufstieg des alten Bergpfades. Nicht viel breiter als ein Mensch und durchsetzt mit vielen schwierigen Passagen. Meine Männer sowie auch ich befestigten uns mit dicken Seilen aneinander und packten die Kletterausrüstung aus.....eng an die Wand gepresst schmiegten wir uns den Weg entlang, vor uns die tiefe Schlucht und an unseren Rücken die kalte nasse Felswand. Seit Tagen regnete es, dazu kam seit gestern ein dichter Nebel auf, doch auch dies würde uns nicht aufhalten. Nicht dieses Mal.....zum Einbruch der Dunkelheit konnten wir das gröbste hinter uns bringen, doch alle sind nun müde und ausgelaugt. Nahe einer alten Eiche schlugen wir ein Lager für die Nacht auf, doch mir war dabei nicht geheuer. Seit kurzem fühlte ich mich unbehaglich, als ob etwas auf uns lauern würde. Zum Wohle meiner Männer übernahm ich die erste Wache. Ich war mir sicher, dass unser Ziel schon in Reichweite lag.....der Aufstieg erwies sich als schwerer wie gedacht, denn seit kurzem spielt das Wetter verrückt. Schnee, Regen, Hagel, Sonnenschein traten kreuz und quer auf. Wir kamen durch die erschwerenden Klimaverhältnisse nur stockend und unter großer Anstrengung voran. Bald würden wir auf eine weiter Wegenge treffen, wenn das Wetter dort immer noch nicht mitspielt, müsste unser Trupp zwangsweise hier verharren. Allmählich gingen die Vorräte zur Neige, daher würde ein weiterer Stopp das ,,Aus" bedeuten. Spätestens im zwei Tagen müssten wir über dem Kamm sein, um es zu schaffen.....wir passierten den Kamm mit einer Verzögerung von einem halben Tag, aber verloren leider einige unserer Männer. Keiner konnte ihnen mehr helfen. Er rutsche ab, was sein Schicksal besiegelte. Nun waren wir nur noch 7 Männer mit mir eingeschlossen. Ansonsten waren keine weiteren Zwischenfälle zu verzeichnen.... Ich hoffe, wir schaffen es noch rechtzeitig bis zu unserem Ziel.... nach einem weiterem Tag konnten wir einen dicht bewachsenen Wald entdecken, den wir mit einer unglaublichen Geschwindigkeit erreichten. Uns war klar, dass dies der richtige Weg sein würde, so folgten wir weiter dem alten verwachsenen Pfad. Je weiter wir kamen, umso mehr verschlechterte sich mein Gefühl. Mein Körper zitterte, obwohl mir sonst bei unseren Abenteuern noch nie unwohl zumute war, so musste ich mir selbst eingestehen, dass es dieses Mal der Fall war.... am kommenden Morgen musste ich feststellen, dass uns jemand oder etwas ausgeraubt hatte. Denn 4 unserer ... nein meiner Männer starben, da alle Spuren auf einen Kampf hin deuteten, war die Sache schnell klar für mich ... tief im Inneren des Waldes verbarg sich das, nachdem wir suchten, unser ,,Schatz". Ich erblickte vor gerade Mal einer Stunde einen weißen Glanz, der durch den Wald schien, doch nun lag wieder nur dichter Wald vor meinen Augen.... Etwas beschützt diesen ,,Schatz", denn vor wenigen Minuten verschwanden meine Männer spurlos. Es ist nur eine Frage der Zeit bis auch ich verschwinde oder entdeckt werde. Darum hoffe ich, dass meine Aufzeichnungen eines Tages gefunden werden, da ich an diese Sage glaube und weiß, dass ein junger Abenteurer dies auch beweisen würde. Nur der werde nicht ich sein!"
Nun überflog ich diese Zeilen schon zum hundertsten Mal, doch ich wusste keine Antwort darauf. Selbst der handgeschriebene Brief brachte mich nicht weiter. Seit meinem 10. Geburtstag studiere ich diese, für mich unschätzbaren wertvollen, Aufzeichnungen.
,,Hallo Andy,
ich hoffe du erhältst diesen Brief. Ich werde wahrscheinlich nicht wieder nach Hause kommen können, aber ich hoffe du weißt, dass ich dich liebe und nichts sehnlicher tun würde als dich und deine Mutter wieder zu sehen, doch es ist mir nicht erlaubt. Auf Wiedersehen mein Sohn und kümmere dich gut um deine Mutter," las ich mit zitternder Stimme vor.
Selbst wenn der Vorfall schon 6 Jahre her war, so schmerzte es noch immer, wenn ich diesen Brief las. Mir kullerten einzelne Tränen von den Wangen, sobald ich an meinen Vater zurück dachte. Er hatte ein gutes Herz und war stets zu allen nett und half, wo er nur konnte. Wieso musste er nur dorthin gehen, um mir meinen Traum zu erfüllen. Ich bin schuld daran, dass er damals zu dieser Expedition aufbrach und nicht wiederkehrte. Der Brief und seine Aufzeichnungen lagen ca. eine Woche später vor unserer Tür, ohne Adresse oder anderen Angaben. Dies war das einzige, was mir von ihm blieb. Immer wieder überflog ich diese Stellen, doch seit 6 Jahren schon finde ich keine Antwort. Ich hatte schon alles versucht, doch es gab keine Anhaltspunkte. Einfach nichts.
Ihn Gedanken versunken bemerkte ich meinen besten Freund nicht, wie er sich an mich anschlich. ,,Na, biste ja wieder ganz in dieses öde alte Tagebuch versunken. Hör mal auf mit der ganzen Geheimniskrämerei und zeig mal her, sagte Timmy während er sich mein Buch mit samt des Briefes schnappte. Sofort erhob ich mich und wollte es ihm aus der Hand reißen. ,,Timmy das ist echt nicht lustig, gib es zurück," protestierte ich. Doch mein Kumpel fuchtelte wie wild um sich mit den Papieren. Der Brief mit samt des Bilds wehte die Zugluft von meinem Fenster, Timmy aus der Hand und wehte es auf mein brennendes Teelicht zu. Ich liebte zwar den Duft dieser Kerzen, aber im Moment wünschte ich mir das Gegenteil. Ich rannte auf die Kerze zu, wo mein geliebtes Papier zu brennen begann. Ich zupfte nach den Zettel und pustete mit letzter Kraft das Feuer aus. Erleichtert sank ich tief Luft holend zu Boden. Nur eine Ecke war ein Stück eingebrannt. Sauer stampfte ich mit neuer Kraft auf meine besten Freund zu und wollte ihn gerade anmeckern, als ich auf das Papier blickte. Zwischen den Zeilen ergab sich eine neue Schrift und auch auf dem Bild meines Vaters zeichnete sich etwas Neues ab. Das Schwarzweißbild des Gemäuers verblasste und eine Art Karte des Weges schien auf dem Bild auf.
,,Andy eines Tages wirst du die wahre Bedeutung dieses Briefes entziffern. Das Bild ist eine Karte nur für dich. Das hier ist dein eigenes Abenteuer, also mach was daraus, doch ich warne dich vor. Das Haus aus der Legende ,,Die weiße Villa" wird von einer Barriere umgeben. In dieser ist alles möglich. Dort spielt die Zeit verrückt, das Wetter ändert sich schlagartig und das Schlimmste, Wächter umgeben die Villa, doch ich bin mir sicher, dass du das schaffen wirst. Ich glaube an dich."
Noch konnte ich nicht den ganzen Text entziffern, doch ein Großteil war mir nun klar. Mittlerweile beachtete ich meinen Kumpel nicht mehr, sondern konzentrierte mich auf meine Arbeit, die jetzt Vorrang hatte.
Mein Ziel stand fest.
Umgehend setzte ich mich an meinen PC, um meine Recherche weiter voran zu bringen. Mit all den Anhaltspunkten und dieser Karte dürfte es mir nicht mehr all zu schwer fallen, den Standort zu ermitteln. Sofort öffnete ich mir alle zugängigen Weltkarten. War ja nicht sehr schwer sich in die Programme einzuspeisen, wenn man sich auch nur ein wenig mit dem PC beschäftigte. Mir war nicht klar wieso, aber etwas tief in mir trieb mich an, als würde es mir sagen wollen ,,Finde mich". Schon bald speiste ich mich in eine der besten und schwer zugängigen Karten ein, was ich dort fand, ließ mir mein Blut gefrieren. Meine Augen konnten und wollten sich von dem Bildschirm nicht mehr lösen, unbewusst sprach ich die Worte ,,Bingo" aus. Die Karte markierte in etwa den Standort, welcher mein Ziel beinhalten sollte, an. Dort würde ich endlich Antworten finden. Es war ein Wald, der als Sperrgebiet, der Armee galt, doch auch dies würde mich nun nicht mehr aufhalten. Noch bevor mich jemand aus der Karte aussperren konnte, druckte ich mir besagte aus und stopfte sie in meine Schultasche. Timmy ließ ich verwirrt zurück, während ich begann, wie wild meine Sachen zusammen zu packen. Der Wald lag maximal 2 Stunden Fahrtzeit mit einem Auto entfernt. Doch weiter kam ich nicht, denn Timmy schnappte sich meinen Rucksack und rannte damit zu meinem Bett.
,,Wo willst du damit hin?"
,,Nirgendwo, also gib ihn zurück."
,,So wie ich dich kenne, stellst du wieder etwas Unüberlegtes an."
,,Du weißt ich muss, denn sonst..."
,,Sonst was? Denk auch einmal an andere, wie zum Beispiel an deine Mutter."
Mir stockte der Atem. Meine Mutter. Mich verließen meine Kräfte und ich sank zu Boden. Es stimmte ich konnte sie nicht alleine lassen, doch ich konnte auch nicht bleiben.
,,Versteh doch, ich muss gehen," sagte ich verzweifelt.
Ich liebte meine Mutter, dennoch musste ich einfach gehen. Timmy warf mir meinen Rucksack zu und stürmte aus meinem Zimmer. Ich umklammerte die Riemen der Tasche. Wieso musste sich Timmy, auch immer so um mich sorgen. Wütend schleuderte ich diese in eine Ecke meines Zimmers und setzte mich auf mein Bett. Spät abends kam meine Mutter von der Arbeit wieder, wie immer ging es ihr von den vielen Überstunden schlecht. Mutter hatte es seit Vaters Tot nicht leicht. Ich belästigte sie nicht weiter, daher zog ich mich zurück und versuchte zu schlafen. Kurz vor Mitternacht erwachte ich von meinem unruhigen Schlaf. Ich stand auf, um mach meiner Mutter zu sehen. Wie erwartet schlief sie tief und fest. Ich hinterließ ihr einen Zettel, es schmerzte sehr, doch ich musste gehen. Ich packte noch Kleidung, Proviant und weiteres ein, danach verließ ich stumm das Haus.
,,Hab ich's mir doch gedacht."
Meiner Kehle entfloh ein Schrei, nachdem ich die dunkle Gestalt vor mir sah, welche sch später als Timmy entpuppte. Er schaltete seine Taschenlampe an, die er stur auf mich richtete.
,,Dieses Mal hältst du mich nicht auf."
,,Ist mir klar, deshalb komme ich auch mit."
Ich wollte protestieren, doch es würde letztendlich nichts helfen. Ich nickte daher, rannte an ihm vorbei zur Garage und öffnete anschließend das Tor. Dort stand Vaters alter Wagen, den Mama seither nie mehr angerührt hatte. Schnell öffnete ich die Tür, um den Wagen zu starten, zwar hatte ich noch keinen Führerschein, aber ich durfte schon einige Male damit probieren, dies musste nun halt reichen. Ich steckte den Zündschlüssel an, zu meinem Erleichtern startete der Wagen. Zögernd stieg auch Timmy ein, so wie ich verfrachtete er sein Gepäck auf die Rückbank und schnallte sich an. Mit quietschenden Reifen parkte ich den Wagen aus der Garage aus, dabei musste ich meine Mutter geweckt haben, denn ihm Haus erhellte sich das Licht unserer Küche. Für einen Moment lief ihn meinen Augen die Zeit in Zeitlupe ab. Dort stand sie. Mutter hastete von der eben geöffneten Haustüre zum Auto, doch bevor sie diesen erreichte, stieg ich auf das Gas, sodass sich der Wagen immer schneller von ihr entfernte. Keine Sorge Mutter ich werde wiederkehren. Eilig richteten sich meine Augen wieder auf die dunkle Straße, die nur von meinen Scheinwerfern erhellt wurde. Timmy krallte sich bei meiner Fahrkunst zuerst tief in den Sitz, doch er schien sich bald wieder zu entspannen. Selbst wenn ich wirklich nicht gut mit dem alten Wagen umging, konnte ich das Auto soweit ruhig halten. Immer wieder wanderte mein Blick zur alten Tankanzeige. Für einen Weg dürfte der Benzin gerade noch reichen. Mit diesem Wissen beschleunigte ich den VW weiter, denn je eher wir ankamen, umso besser. Nach bereits eineinhalb Stunden Fahrtzeit wurde der Wald um die Straße immer dichter und unheilvoller, nicht viel später zweigte sie in eine alte Bergstraße ab. Diese musste schon lange nicht mehr benutzt worden sein, denn sie war völlig verwuchert und holprig. Trotz des schlechten Fahrtweges verringerte ich meine Geschwindigkeit kaum. Zwar konnte ich durch den aufkommenden Nebel den Weg nur noch teilweise erkennen, doch tief in mir trieb mich etwas an. Nein. Es zog mich nahezu an. Das Auto wurde immer schneller, obwohl ich meinen Fuß schon etwas vom Gas gehoben hatte. Timmy schlief seit einer knappen Stunde neben mir, doch lange würde dies nicht mehr so bleiben. Mit aller Kraft stieg ich auf die Bremse, nebenbei zog ich das Lenkrad scharf nach rechts, um so nicht in der Kurve über den Rand zu fahren. Mein Fuß drückte weiter stark auf die Bremse, aber das Gefährt fuhr weiterhin mit hoher Geschwindigkeit weiter. Auch Timmy erwachte endlich aus seinem Schlaf, dennoch konnte er sich bei dieser Höllenfahrt kaum noch entspannen. Seine Hände krallten sich in den Sitz und ein lauter Schrei entrann seiner Kehle.
,,Halt den Wagen an!"
Sofort wand ich meinen Blick von ihm ab und sah zurück auf die Straße, dieser Anblick ließ mich kreidebleich werden. Vor uns lag eine Schranke, auf die, dieses Auto förmlich zuraste. Mein Fuß zertrat die Bremse beinahe, aber auch das Einlegen der Handbremse hielt diesen Wagen nicht auf. Je näher wir diesem Schranken kamen, umso mehr kroch mir die Angst bis ins Mark. Kurz vor der Schranke zog ich meinen Kopf ein und schloss meine Augen. Ein Krachen und Quietschen war zu vernehmen. Laut und deutlich konnte man einen lauten Knall hören, danach hörte ich nichts außer ein komisches Piepen in meinem Ohr. Ich öffnete meine Augen und bemerkte sogleich den Luftzug, sowie das fehlende Dach, welches nun mitsamt der Schranke den Bergrücken hinunter rollte. Mein Blick glitt zurück zu Timmy, der ebenso zusammen gekauert am Boden des Autos saß. Nicht lange und der Wagen verlangsamte sich zunehmend wieder, sodass ich das Gefährt nun unter meiner Kontrolle besaß. Unruhig zappelte Timmy wild auf dem Sitz umher, sein Blick wendete sich im Minutentakt in alle erdenklichen Richtungen. Zu unserem Bedauern begann es wie aus dem Nichts zu regnen, aber es war kein gewöhnlicher Regen, sondern etwas an diesem Regen war sonderbar, oder besser ausgedrückt, etwas daran war eigenartig. Einige Meter später begann es zu schneien, was mich insgeheim schon sehr beunruhigte, da es mir nicht geheuer war, dass es im Juni schon schneite. Doch genau von einer eigenartigen Wetteranomalie sprach Vater in seinen Aufzeichnungen, was bedeutete, dass wir uns dem alten Gemäuer allmählich näherten. Schon nach diesem Gedanken lenkte sich der VW gegen den nächst besten Baum, wobei Timmy und ich noch kurz zuvor das Auto verlassen konnten. Wir schnappten uns die Rücksäcke aus dem qualmenden Gefährt, das bereits Feuer gefangen hatte. Vaters alter VW konnte uns zum Glück in die Nähe des alten Pfades bringen. Dort packten wir Taschenlampen, Kompass, sowie Vaters Aufzeichnungen aus. Der Weg war genauso verlassen und verwuchert, wie es auch der Fahrweg war. Nach einiger Zeit begann auch das Wetter wieder zu wechseln und bald darauf wieder, mit diesem Wetter würde den Freunden der Aufstieg bestimmt nicht leicht fallen, dazu dieser immer dichter werdende Nebel. Selbst der Kompass war uns keine Hilfe, denn jener, schien verrückt zu spielen. Die Nadel kreiste wie besessen in alle Richtungen, einmal sehr schnell und dann wieder langsam. Dank der Aufzeichnungen konnten wir die Steil- sowie Engpässe gut überwinden und die besagte Lichtung finden. Doch von dort an kamen wir nur noch stockend voran, immer wieder rutschte einer von uns beiden fast in die Tiefe oder etwas schien uns zu schubsen. Timmy und mir war klar, dass uns etwas oder jemand vom Weitergehen abhalten wollte. Unser Proviant ging dazu zur Neige, so auch unser Wasservorrat, dieser Wald war zurecht ein Sperrgebiet. Immer wieder dachte ich, etwas hinter den Bäumen gesehen zu haben, wie es umher streift und von Baum zu Baum huscht. Ein schwarzer Schatten, eine Kreatur oder eine Gestalt, die uns auf Schritt und Tritt verfolgte. Aber Timmy bekam von dieser nichts mit, denn er folgte mir seelenruhig. Mir war klar entweder verlor ich den Verstand oder dieses Etwas hatte es nur auf mich abgesehen. Immer wieder hörte ich ein Rascheln oder Knacken aus der Ferne, doch bei jedem neuen Geräusch wurde es lauter und deutlicher. Ich blickte hinter mich, um mich nach dem Zustand meines Kammrads zu vergewissern, doch jener war verschwunden. Keine Spur. Nichts. Mein Körper begann zu zittern und bewegte sich immer schneller den schmalen Pfad entlang. Bei jedem Geräusch verschnellerte sich mein Tempo, bis ich den Weg entlang rannte. Der Schatten oder besser das Geräusch, folgte mir in einem ebenso schnellem Tempo. Der Wald um mich verschwamm in meinen Augen, dazu pumpte mein Herz so schnell, dass ich schon dachte, dass es mir aus der Brust sprang. Ein lautes Knacken, sowie ein umfallender Baum waren zu sehen und hören. Die Bäume fielen nach und nach um. Ich rannte weiter und weiter, doch auf einer großen Lichtung stürzte ich über eine Wurzel. Der Schatten kam näher, dazu schlang sich die Wurzel um meinen schmalen Körper. Eilig schloss ich meine Augen, um nicht mit ansehen zu müssen, was dieses Etwas von mir wollte. Ich wartete, doch nichts geschah, weder ein Zerren oder Sonstiges, konnte ich spüren. Nochmals öffnete ich meine Augen und erblickte Timmy vor mir.
,,Wieso rennst du von mir davon," sprach er mit verweinten Augen.
Er war es, der mir gefolgt ist? Aber er war, doch verschwunden. Timmy konnte, doch unmöglich diese Kreatur sein. Er sorgte sich immer um mich und war seit meiner Kindheit mein bester Freund, wie konnte er nur diese schwarze Gestalt sein, mit diesen seelenlosen Augen. Er konnte es nicht sein, das vor mir konnte unmöglich Timmy sein. Wie vom Blitz getroffen, hastete ich vom Boden auf und rannte von dieser Gestalt davon. Das war alles ein gewaltiger Trick. Timmy war bereits weg. Langsam rannen mir die Tränen aus den Augen und wanderten meine Wange entlang. Timmy musste bereits Tod sein. Die Gestalt vor mir wollte mich nur betrügen. Ich zögerte nicht lange, sondern griff nach einem spitzen Stock, mit welchen ich auf die Kreatur zu rannte. Mit aller Kraft stieß ich dieser den Stock in das rechte Bein. Siegessicher sah ich auf mein Werk herab. Aber meinem Gesicht entwich alle Farbe, als ich bemerkte, dass eine rote Flüssigkeit von dem Bein ausging. D-das k-konnte d-d-doch n-ich-t w-ar sein.
,,Oh mein Gott Timmy, was habe ich dir angetan," schrie ich ihm entgegen.
Mein bester Freund lag, sich das Bein haltend, am Boden. Sofort entzog ich ihm den Stock, doch die Wunde blutete nur noch stärker. Umgehend riss ich mir mein T-Shirt vom Leib und drückte es ihm auf die Wunde. Ich kramte in seinem Rucksack nach einem Verband oder vergleichbaren, doch ich konnte weder bei ihm, noch bei mir etwas finden. Darum band ich ihm mein T-Shirt, so eng wie möglich um sein Bein, sodass wir die Blutung fürs Erste stoppen konnten. Ich hatte mein Handy, sowie auch Timmy zu Hause gelassen, denn ich dachte, so würde uns keiner finden können, obwohl ich nicht glaube, dass ich hier Empfang hätte. Timmy erhob sich vom Boden, wobei ich seinen Arm um meinen Hals legte, um ihn zu stützen.
,,Wir müssen von diesem Berg runter, und das schleunigst."
,,Nein, w-wir m-müssen weiter, wir sind so nahe dran," meinte er protestierend.
,,Bestimmt setze ich dein Leben nicht aus Spiel, nur um weiter zu gehen."
Doch Timmy ließ von mir ab und humpelte weiter voran. Sofort eilte ich zu ihm, um ihn zu stützen, somit gingen wir langsam weiter voran. Der Ort an dem wir uns nun befanden, strahlte eine eigenartige Aura aus. Nicht nur das, es fühlte sich auch so komisch an, dieser Ort war etwas Besonderes, das war mir sogleich klar. Die Lichtung war umringt von einem dichten Wald, dennoch strahlte sie düster und bedrohlich, genau dies, bewirkte bei mir einen kalten Schauer den Rücken hinunter. Vor uns lag eine ziemlich niedrig gemauerte alte Steinmauer und die dazu gehörenden Tore, welche ebenfalls nicht mehr bei bestem Zustand zu sein schienen. Eines der Tore war bereits nicht mehr eingehängt, während das andere nur noch halb in der Mauer verankert war. Zusammen traten wir durch das offene Tor, doch was uns dahinter erwartete, hätten wir uns beide nie gedacht. Auf dem Hof war alles Mögliche verstreut, dazu konnte man einen kleinen Teich oder nun besser gesagt Tümpel erkennen, bei welchem das Wasser alles andere, als frisch war. Auch Gegenstände, wie eine Angel, Köder und ein verbogener - bestimmt mehr als uralter - Kescher, der halb versunken im Teich schwamm. Mülleimer, Fährräder, Autoteile und Sonstiges lag überall herum, sodass der Hof eher einer Müllhalde, als einem sagenumwobenem Gemäuer wirkte. Doch was mich am Meisten störte war, dass von der Villa jede Spur fehlte. Ich überprüfte meine Karte, doch auch diese stimmte genau mit dem Ort zusammen. Bevor ich weiter grübeln konnte, vernahm ich ein Rascheln, vorauf kurze Zeit später vermehrt Geräusche auftraten. Verwirrt blickte ich um mich, mir war so als würde sich der Wald um mich drehen und immer schneller werden. Stimmen, die nach mir riefen, schwirrten in meinem Kopf herum. Mein Körper sank unter starken Schmerzen zu Boden, doch die Stimmen wurden nach und nach mehr. Verzweifelt sah ich in die Richtung meines besten Freundes, der genauso wie ich am Boden kniete und sich seine Ohren mit Mühen zuhielt. Bald darauf schien ihn Etwas am Bein zu packen, doch dabei blieb es nicht. Wer oder was sein Bein hatte, begann daran zu ziehen, dadurch bewegte er sich immer weiter von mir weg. In seinen Augen sah ich Angst und Verzweiflung, doch ich konnte nichts unternehmen. Trotz Schmerzen versuchte ich nach seiner ausgestreckten Hand zu greifen, aber er verschwand Stück für Stück tiefer im Wald.
,,Nein, Timmy!"
Danach verschwand sein Körper völlig im dichten Wald. Des Weiteren verdunkelte sich die Lichtung Sekunde für Sekunde, als würde der Tag hier nur wenige Minuten dauern. Die Stimmen in meinem Kopf schrien mir stets dasselbe zu: ,,Geh, hau ab, solange du noch kannst." ,,Verschwinde von hier, bevor ES dich findet."
Ich wollte sie fragen, wer ES war, doch so plötzlich wie sie erklangen, so plötzlich verstummten sie auch wieder. Wenig später riss jemand, nein, Etwas an meinem rechten Bein. Bevor es mich auch in den Wald ziehen konnte, krallten sich meine Hände mit aller nötigen Kraft in eine knorrige Baumwurzel. Der Zug auf meinem Bein wurde stärker und verlangender, doch ich machte keine Anstalten die Wurzel auch nur im Geringsten loszulassen. Mein Blick wanderte zu meinen Füßen, da ich mich mit eigenen Augen vergewissern wollte, ob dort niemand stand. Hinter mir stand tatsächlich nichts. Meine Beine schwebten mitten im Nirgendwo, doch für eine klitzekleine Sekunde dachte ich ein mir vertrautes Gesicht und den Umriss eines Körpers gesehen zu haben. Danach stoppte der Zug auf meinem Fuß abrupt, und mein Unterleib fiel auf den harten Waldboden. Umgehend erhob ich mich von dem Boden, um von diesem Ort davon zu fliehen. Sofort begann sich wieder alles um mich herum zu drehen oder es hatte zumindest den Anschein, als würde sich der Wald um mich drehen. Auch die Stimmen kamen wieder und kreischten: ,,Dreh um, du läufst direkt auf ES zu."
Trotz des sich drehenden Umfelds erkannte ich eines sofort, das wonach ich suchte. Mit schnellen Schritten näherte ich mich dem Gemäuer. Meiner Legende ,,Der weißen Villa". Wie noch nie zuvor berührt oder betreten stand sie hier mitten im Wald. Ihr Weiß, war das reinste Weiß, welches ich je zuvor zu Gesicht bekommen hatte. Sie war einfach perfekt. Hinter diesen Türen, warten all deine tiefsten und sehnlichsten Wünsche, wer diese Türen aufstieß würde ewiges Glück finden. Innerlich malte ich mir schon alles bis ins Detail aus. Dies waren die Strapazen und Mühseligkeit auf jeden Fall Wert. Doch ganz würde ich mich nie freuen können, denn ich wusste nicht was nun mit meinem besten Freund Timmy vor sich ging. Seit er im Wald verschwand, hatte ich nichts mehr von ihm gehört, ob er womöglich schon zurückgegangen war. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er so etwas tun würde. Doch wenn ich jetzt ging, würde ich das Gebäude sicher nicht mehr wieder finden können, dies war eine einmalige Chance. Schweren Herzens trat ich näher an die Villa heran. Mir stieg ein wohlig warmer Geruch in die Nase, der mich immer näher zum Haus gehen ließ. Es roch, wie .... ich konnte den Geruch nicht benennen, obwohl je näher ich kam, desto deutlicher wurde dieser bezaubernde Geruch. Die kreischenden Stimmen ignorierte ich mittlerweile gekonnt, denn mein Gehirn konzentrierte sich nur noch auf diesen einzigartigen Geruch. Wie von selbst schlossen sich meine Augen, um all meine Sinne völlig auf diesen Geruch zu konzentrieren. Bald schon trat ich gegen den Treppenausstieg bis hin zur großen, aus sehr dunklem Holz bestehenden, Türen.
,,Halt an!"
,,In dieser Richtung wartet ES bereits auf dich!"
,,Mach kehrt!"
Langsam trottete ich die Marmorstufen hoch bis ich vor den Türen stand. Dieser Geruch war hier so stark und er roch bei jedem Schritt noch intensiver. Mein Arm hob sich, sodass sich meine Hand unweigerlich auf den Griff zubewegte und diesen fest umfasste. Langsam stieß ich die Türe auf, wobei sogleich ein riesiger Schwall dieser duftenden Atmosphäre mir entgegen wehte. Nun war es mir klar, dieser Geruch, den ich so liebte, war Mutters einzigartige Honigkuchenschnitte. Immer noch wie benommen bewegte sich mein Körper weiter nach vorne, doch mein Fuß fand keinen Halt mehr. Entgeistert riss ich meine Augen auf. Vor mir lag nichts außer gähnende Leere. Hinter diesen Türen befand sich ein Meer aus nichts, doch ganz tief drinnen, erkannte ich einen Umriss, der sich in einer unglaublichen Geschwindigkeit auf mich zu bewegte. Die Gestalt humpelte trotz diesem Tempo. Mein Geist wollte davon rennen, doch mein Körper war wie erstarrt und mochte sich keinen Zentimeter mehr bewegen. Klater Angstschweiß rann mir die Stirn herab, während ich zusehen musste, wie der bis eben noch kleine Umriss schnell größer wurde. So langsam konnte ich das wirre, sowie unheimliche Gesicht dieser Gestalt erkennen. Ihre blassen und Hände streckten sich schon nach mir aus. Das Lachen, welches ihre Mundhöhle verließ, gefror mir mein Blut in den Adern. Nun war ihr blasser mit Narben bestickter Körper nur noch wenige Augenblicke von mir entfernt, genauso wie ihre leblosen Hände verzweifelt nach meinem Körper suchten. Als ihre Hände, dann endlich in Reichweite waren und bereits nach mir griffen, schien mich etwas von ihr weg zu drücken. Nicht nur das, es schob mich auf die Türen zu. Mit einem Bein erhaschte ich den Marmorboden, bei dem ich mich mit aller Eile von der Kreatur wegdrehte, diese schnappte aber nach meinem Oberkörper. Sofort festigte sie ihren kalten Griff, um meine Schulter und zog mich mit einem schrillen Schrei zu sich, jedoch schlug ich ihre Hand mit all meiner wiedergewonnen Kraft von mir. Dadurch fiel die kalte leblose Hand von ihrem Handgelenk ab. Mit einem kräftigem Satz sprang ich über die Stufen, und durfte mit ansehen, wie sich die großen schweren Türen hinter mir schlossen, sodass dieses Wesen wieder eingeschlossen war. Kurz bevor die Türen ins Schloss fielen stieß es noch einen letzten Schrei aus. Anschließend packte mich eine Hand, welche mich hastig mit sich zog.
,,Wir müssen verschwinden, sofort."
Mein Blick lag auf dem Besitzer dieser Hand.
,,Mein Gott bin ich froh, dass es dir gut geht Timmy."
,,Dafür haben wir Zeit keine Zeit, wir müssen verschwinden, es ist noch nicht vorbei."
Nach diesen Worten zog er mich nur stärker hinter sich her, als würde er den Weg kennen, doch wie war das möglich. Wir kamen auf einem andern weg hier her. Zusammen rannte ich mit meinem besten Freund, quer durch den dicht bewachsenen Wald. Hinter uns konnte ich vereinzelt, die schrillen Schreie und die Worte der Stimmen hören, dadurch verschnellerten wir unsere Schritte nochmals, denn ich wollte kein zweites Mal an das Wesen aus der Villa geraten. Bald schon erblickte ich den Waldrand und somit auch das Ende unserer Reise. Mit viel Anlauf rannte ich auf den Rand zu und sprang ab. Hinter dem Waldrand, stand Vaters alter Wagen, doch er war noch völlig intakt. Kein Kratzer, keine Beule, sondern nur ein alter VW.
,,Worauf wartest du Timmy, komm runter."
Doch er blieb weiterhin dort oben am Waldrand stehen.
,,Ich kann nicht weiter gehen, du musst ohne mich weiter."
,,A-ber ..."
,,Kein aber und jetzt fahr schon."
Timmy warf mir noch den Schlüssel zu ehe er wieder im Wald verschwand. Ich wollte ihm in den Wald folgen, doch nun hielt mich eine Barriere davon ab, in den Wald zu gelangen. Mit Tränen in den Augen rannte ich zum Wagen, startete diesen an und fuhr langsam los. Ich folgte der alten Bergstraße, wie auch bei der Hinfahrt, doch mir wollte der Gedanke an meinen besten Freund nicht aus dem Kopf gehen. Während der Fahrt erkannte ich wie sich der Wald hinter mir zu verändern begann, je weiter ich mich von jenem entfernte. Ich konnte auch einen Blick auf das alte Gemäuer werfen, welches von so weit entfernt, nicht mehr so strahlend aussah, dazu schien es sich aufzulösen. In Windeseile bremste ich ab und sah mit an, wie das alte Gebäude spurlos verschwand. Nach einiger Zeit setzte ich das Gefährt verwirrt wieder in Bewegung. Schon nach ca. 3 - 4 Kilometern erreichte ich wieder die Bundesstraße, wo am Ende des Waldes nochmals mein bester Freund stand und mir freudig zuwinkte. Danach drehte er sich um, doch noch kurz bevor er verschwand meinte ich meinen Vater statt Timmy gesehen zu haben. Auch die Einfahrt in den Wald verschwand, nachdem ich sie passiert hatte.
Nach wiederum einer Fahrtzeit von eineinhalb Stunden, erreichte ich mein Heimatdorf. Dort wartete meine Mutter bestimmt zu Hause auf mich. Ich packte den Wagen in der Auffahrt von unserem kleinen Haus, schnappte mir meinen Rucksack und betrat mein Haus. Im selben Moment sah ich meine Mutter aus dem Wohnzimmer zu mir rennen und mich umarmen.
,,Wo warst du denn die letzten 4 Stunden , ich war schon ganz krank vor Sorge, besonders als ich deine Notiz gelesen hatte?"
,,W-was war i-ich e-etwa nur 4 Stunden aus?"
,,Das war lange genug, junger Mann."
,,Keine Sorge, ich mache so etwas nie wieder, versprochen."
,,Melde dich später noch bei Timmy, er war nämlich auch ganz krank vor Sorge um dich."
,,Timmy ist noch hier?"
,,Wo sollte er denn sonst sein, er hat mir geholfen nach dir zu suchen?"
,,Mach ich. Ich bin dann kurz in meinem Zimmer. Im Übrigen habe ich dich auch vermisst Mama."
Eilig rannte ich hoch in mein Zimmer, wo ein Briefumschlag auf meinem Schreibtisch ruhte. Diesen öffnete ich mit bedacht und las den Inhalt:
Hallo Andy,
dies war ein ganz besonders Abenteuer für uns beide mein Sohn, doch leider konnte ich nicht mit dir gehen oder zumindest noch nicht. Erzähle bitte keinem von deinem kleinen Ausflug, das bleibt unser Geheimnis, aber das war bestimmt noch nicht unser letztes gemeinsames Abenteuer. Ich freue mich schon auf unser Nächstes.
Lg Dad
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