Sein Atem ging schwer. Es schien, als würde sie noch einmal sterben. Vorher hatte er immer die Hoffnung gehabt, dass alles hier nur eine Projizierung seiner Gedanken ist, doch jetzt die bittere Wahrheit zu hören, zerstörte alle Illusionen. Sie war tot. Man hatte sie getötet, weil sie sein Halt in der Zeit gewesen war, sein Schutzmechanismus, der es ihm erlaubte, klare Gedanken zu fassen und wieder Erinnerungen zu wecken, die das System ihn vergessen lassen wollte. Man hatte nicht ihn aus dem Weg geschafft, weil seine Rüstung zu stark war, aber man konnte sie eliminieren, um seinen Anker wieder zu lösen. Wenn er verharren konnte, dann wurde er gefährlich, und das versuchte das System mit allen Mitteln zu verhindern. Wütend schlug er auf den Tisch. Victoria zuckte leicht zusammen, das Mitgefühl wich jedoch nicht aus ihrem Blick.

„Was weißt du über das System?", fragte er, um seine Gedanken auf ein anderes Thema zu lenken.

„Ich wissen nicht sehr viel darüber. Auch mein Speicherplatz sein begrenzt, daher können ich nicht sagen, wie es entstehen sein."

„Aber etwas kannst du mir sagen?"

„Ja. Ich können sagen, dass es von ComQuintra entwickeln werden, aber ich wissen nicht, was ComQuintra sein. Vielleicht wissen ich es auch nicht in der Realität -"

Er nickte. ComQuintra schien also eine Organisation oder etwas Vergleichbares zu sein, wenn sie ein Programm oder System entwickelt haben:

„Wie funktioniert das System?"

„Auch darüber wissen ich nicht viel. Es geben kleine Chips oder Flüssigkeiten, die den Menschen injizieren werden. Die helfen dann, sie zu kontrollieren."

Wieder nickte er. Das bedeutete, dass es irgendwann eine derartige Entwicklung gegeben haben musste, an die er sich nur nicht erinnern konnte, weil er entweder noch nie in dieser Zeit gewesen war, oder weil er diesen Abschnitt vergessen hatte. Beides musste sich ändern:

„Wenn du mich in einer Zeit halten kannst, schaffst du es dann auch, mich in eine gewünschte zu bringen?"

Sie schaute ihn an. Ihr Blick kündigte die Überforderung an, die er ihr mit dieser Frage bereitete, aber sie dachte darüber nach:

„Ich denken, dass das gehen müssen, aber sicher sein ich mir nicht."

„Wie können wir es herausfinden?"

„Ich wissen nicht", gab sie zu und schloss die Augen nachdenklich.

Er musste unbedingt herausfinden, was dieses System benutzte, um – ja, was taten sie eigentlich? Das war bisher nie richtig aus seinen Träumen hervorgegangen:

„Victoria? Was ist an dem System eigentlich so schlimm?"

„Es sein böse."

Diese Antwort klang wie vorgefertigt; wie auswendig gelernt und dann aufgesagt. Er gab sich damit nicht zufrieden:

„Aber ComQuintra muss damit doch ein Ziel verfolgen, irgendetwas, das sie erreichen wollen. Reichtum, Frieden. Irgendwas."

„Es sein böse."

Anscheinend konnte sie keine Antwort auf derartige Fragen geben. Jemand schien sie geblockt zu haben, die Frage lautete nur warum. Was war an der Wahrheit dermaßen schrecklich oder schützenswert, dass er sie nicht erfahren sollte? Ihn beschlich das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. So gerne er die Geschichte glauben wollte, so sehr betrachtete er sie jetzt auch mit Unbehagen und Zweifel. Die Bilder, die Victoria ihm gezeigt hatte, waren glaubwürdig gewesen, aber er konnte nicht wissen, zu welchen Aktionen das System im Stande war. Vielleicht führte es ihn mit Absicht in die Irre, indem es ihm erlaubte, an einem Ort zu verweilen.

„Ich können beweisen, dass ich nicht zum System gehören", protestierte sie plötzlich.

Er sah sie überrascht an:

„Wie soll das gehen? Wie willst du mir innerhalb des Systems beweisen, dass du nicht dazugehörst?"

Sie sah ihn an und reichte ihm dann ein – ja es musste ein Handy sein:

„Das Video sein einer meiner Dateien. Es zeigen deine Schwester. Sie haben dir etwas zu sagen."

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