Mit seinem kleinen Finger deutet er aufgeregt an den Himmel: „Die sieht aus, wie ein Piratenschiff!" Seine Schwester lacht. Ihre Augen strahlen wie Saphire, wenn sie so glücklich ist. Er ist auch fröhlich. Es ist sehr lange her, dass er sie einmal befreit von Sorgen gesehen hat. Sie ist nur sechs Jahre älter als er. Auch sie ist noch ein Kind, und doch macht er ihr solch einen Kummer, stellt sie vor Entscheidungen, die sie niemals treffen sollte. Das tut er nur, weil er weiß, dass er Recht mit dem hat, was er tut. Niemals ist er sich vorher so sicher in einer Sache gewesen. Das hier spürt er. Eine leise Stimme in seinem Kopf flüstert es ihm ständig zu. Erklärt ihm, dass nur er es tun kann. Wenn er nicht geht, dann sterben alle, die ihm wichtig sind. Zuerst seine Schwester, dann seine Freunde. Er will nicht, dass sie sterben. „Für mich sieht es eher aus wie ein Stück Käse, das von mir gegessen werden will", kontert sie und strahlt ihn an. „NEIN! Das sieht auf keinen Fall aus wie Käse! Hast du noch nie Käse gesehen? Das ist ganz eindeutig ein Piratenschiff. Schau dir die Segel an und die Ruder an den Seiten." Natürlich springt er darauf an. Sie weiß genau, wie sie ihn dazu bringt, sich in etwas hineinzusteigern; sich um Kopf und Kragen zu reden. „Die Löcher da sehen doch aber aus wie die in einem Käse." Wie wild schüttelt er den Kopf: „Nein auf keinen Fall. Da müssen doch die Ruder raus, wenn kein Wind ist." Sie lacht. Jetzt hat sie ihn: „Aber wenn ein Boot so viele Löcher hat, dann geht es unter, weil viel zu viel Wasser hinein läuft." Jetzt weiß er nicht mehr, was er antworten soll. Sein kleines Gehirn sucht verzweifelt nach einem Argument, das für das Piratenschiff spricht, aber ihm fällt nichts ein. Fast kommen ihm die Tränen, er will, dass es ein Piratenschiff ist und kein Käse. Er hasst Käse. Wie kann sie nur behaupten, das Schiff sei Käse. Es ist so wunderschön, trotzdem schafft sie es, ihn zu überzeugen, dass es möglicherweise, doch kein Piratenschiff ist, das auf große Fahr auf das weite Meer hinaus segelt. „I-I-Ich.... A-Also.. N-N-Nein, das geht nicht unter.. Die Klappen s-sind doch zu.. W-W-Weil..", er bricht ab. Er merkt, dass es keinen Sinn hat, weiter darüber zu diskutieren. Er hat verloren. Diese Wolke sieht aus wie Käse. Wütend wischt er die vereinzelte Träne beiseite, die sich ihren Weg seine Wange hinunter stiehlt. Auf gar keinen Fall darf seine Schwester sehen, dass er sich so sehr für Wolken interessiert, dass er ihretwegen weinen würde. - Bedauerlicherweise sieht sie immer alles. Seit er denken kann, kann sie das. „Du musst doch jetzt nicht weinen. Das habe ich doch nur so gesagt - Natürlich ist das ein Piratenschiff", murmelt sie jetzt bestürzt. Auch ihr kommen die Tränen, weil sie nicht will, dass er weint. „Nein. Du hast doch gerade gesagt, dass ein Schiff mit so vielen Löcher untergeht..." „Aber denk doch mal nach. Dazu müssten die Löcher doch unterhalb des Schiffes sein. Da, wo sie jetzt sind, kommt doch gar keine Wasser an, das in das Innere des Bootes fließen könnte." Er betrachtet die Wolke noch einmal genau. „Also sind es doch die Klappen für die Ruder?", fragt er, noch nicht vollständig überzeugt. Sie nickt: „Ja genau und da oben, das ist der Mast. Siehst du den Piraten, der da steht und Ausschau nach Feinden hält?" Er strengt sich an, um die kleine Person auf dem hölzernen Ausguck zu sehen: „Ja, ich sehe ihn! Und er hält ein Fernrohr in der Hand!" „Ja, und siehst du den Papagei auf seiner Schulter? Der ruft ihm immer zu: Land in Sicht, Land in Sicht. Und der Pirat ruft nur zurück: Sei leise du dummer Vogel, du siehst doch gar nichts! Und der Papagei wiederholt seine Worte darauf hin und das geht dann immer so weiter." Jetzt muss er lachen. Die Vorstellung dieser Unterhaltung macht es ihm einfach unmöglich, sich zu konzentrieren. „Und dann laufen sie auf Land auf und sitzen ganz lange auf einer einsamen Insel fest und der Papagei sagt nur: Ich hab's dir ja gesagt!"

In dieser Nacht träumt er von dem Papagei und dem Piraten. Zusammen erleben sie die lustigsten Abenteuer und der Papagei ruft immer nur: Ich hab's dir ja gesagt!

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