Jetzt starrt er aber schon ziemlich auffällig. Ich könnte ihm zuwinken. Das Bild der dunklen Gestalt flackerte, als das Tarnschild aus Licht, das den Anzug vor Blicken schützen sollte, sich an die Lichtverhältnisse anpasste. Für Eldrian blieb der Anblick dennoch unverändert. Es war schon eine gewisse Zeit her, dass er herausgefunden hatte, dass diese ziemlich unförmigen Einteiler vor seinen Blicken nicht schützten. Er fragte sich nur, ob die, die ihn beobachteten das auch wussten. Vermutlich nicht, ansonsten wären sie nicht weiterhin in diesen, höchstwahrscheinlich unbequemen Lederröhren unterwegs. Als hätte man eine Salami versucht in ihre Hülle zu quetschen, die jedoch nur für schlanke Wurst gemacht war. Bedauerlicherweise sehen in diesen modischen Missgeschicken alle Personen einer gepressten Wurst ähnlich. Ihm war nicht ganz bewusst, wer etwas derartig hässliches entwarf und es dann auch noch gut verkaufen konnte. Wer zwängte sich schon freiwillig in einen Overall, der sowohl in Bewegungsfreiheit als auch in Geschwindigkeit deutliche Nachteile vorzuweisen hatten? Diese armen Figuren waren schließlich erstaunlich langsam dafür, dass sie bei Militär geschult wurden. Ihrem Umgang mit diversen Waffen war zu entnehmen, dass sie nicht nur einen freiwilligen Wehrdienst von wenigen Monaten hinter sich gebracht hatten. Trotzdem hielt das Monstrum im schwarzen Zwangsjackenstil die Träger auf. Nicht einmal eine Waffe ließ sich ziehen, ohne dass man auf die Dauer nervige quietschende Geräusche von sich gab. Was brachte einem schon ein Tarnanzug, wenn einen a) die Blicke des Zieles dennoch nicht übersahen und wenn man b) die Zielperson gar nicht aufhalten kann, weil man sich vorkam, wie in eine neue Haut gequetscht, die in keinster Weise zum eigentlichen Körper passte. Ich frage mich, was wohl passiert, wenn einer von denen mal auf dem Rücken liegt. Zappelt er dann auch so herum wie ein armer unschuldiger Käfer? Zu gern hätte er seine Gedankengänge überprüft, aber sein Beobachter hatte sich in den bewegten Zustand versetzt und schlich auf ihn zu. Das wäre ja schon ein sehr gekonntes Heranschleichen, gleichwohl es doch herzlichst komisch anzuschauen ist, wenn man sich selbst in der Lage eines Beobachters befindet. Unter diesen Umständen ähnelt es dann doch eher einem tollpatschigen Kind, das versucht, sich über die Süßigkeitenschachtel herzumachen. Er fragte sich, ob jemand anderes nur die Fußspuren im Schlamm sah, oder ob er nicht der Einzige war, der die Technologie des Anzuges irgendwie umgehen konnte. Falls nicht, musste er hoffen, einmal auf so jemanden zu treffen um gemeinsame Erlebnisse auszutauschen und sich köstlichst darüber zu amüsieren. Jetzt spricht man schon, als befände man sich in der so geliebten Vergangenheit. Eure Durchlaucht darf ich bitten mich über dieses vortrefflichen Scherz zu amüsieren? Sein Blick fiel noch einmal auf seine im Schlamm steckenden Schuhe. Eure Durchlaucht lernt besser aus dem Fehler, weiße Sneakers als Schuhwerk gewählt zu haben! Von den einst glänzenden Turnschuhen war nun nicht viel mehr als Klumpen aus nassem Sand übrig und das Tragegefühl hatte sich geringfügig verändert. Von leicht schienen sie zu etwas schwerer (vergleichbar mit ein paar Gewichten, die man sich zuerst auf den Fuß warf und sie dann wegzutreten versuchte) mutiert zu sein. Der nächste Zombiefilm lautet: Die Bedrohung der Schlammschuhe! Sie zertreten dich mit Haut und – Dreck. Er konnte sich das Lachen über seinen eigenen Scherz nicht verkneifen. Verwundert verharrte die schwarze Kampfmaschine in ihrer Position, das Gewicht gefährlich auf die eine Seite verlagernd. Der nächste stärkere Windstoß könnte sie zur Seite und damit in die modrige Pfütze zu ihren Füßen kippen lassen. Die Augen, die nur durch einen transparenteren Schlitz im Ganzkörperluftballon heraus schielen konnten, glühten in seine Richtung. Warum auch nicht, schließlich hatte er gelacht und das war in Anbetracht der Tatsache, dass keine andere Menschenseele in der Nähe war (mit Ausnahme von Ninjaturtle, der eigentlich nicht sichtbar sein sollte), durchaus merkwürdig. Das Bild zittert kurz. Jetzt fange ich schon an zu halluzinieren. Ein flackerndes Bild? Wir sind nicht in einem schlecht animierten Computerspiel! Die schwarze Gestalt stieß ein Zischen aus und rannte wie von dem Teufel gejagt auf ihn zu. Bewegung schien angebracht und mit einem heftigen Ruck riss er die Schuhe aus dem knöcheltiefen Matsch. Natürlich fand man ihn nur wenige Stunden vor dem nächsten „Wandel". Wie könnte es auch anders sein, wenn man den ganzen Tag durchweg Probleme und Pech hat. Eine Stunde und achtundfünfzig Minuten. Mit einem Satz sprang er über das ihn umgebende Schlammmeer hinweg und stand von jetzt auf gleich im Regen. Es dauerte keine zehn Minuten, um das so oder so schon dünne Shirt durchzuweichen und es an seinen Oberkörper zu kleben, sodass man es voraussichtlich nur zerreißen konnte, um es über den Kopf zu bekommen. Es war ja sowieso nur geklaut. Der schwarz gekleidete Möchtegern-Ninja hinter ihm schien den Dreck regelrecht zerquetschen zu wollen, derartig laut trampelte er auf dem nassen Sand herum. Patsch. Patsch. Patsch-Patsch-Patsch-Patsch. Patsch. Das letzte Schmatzen war laut genug um einen nun etwas verdreckten Kung-Fu-Junkie anzukündigen. Eigentlich sollte man als Kung-Fu-Kämpfer doch aber das Gleichgewicht halten können! Vielleicht handelt es sich ja tatsächlich nur um einen Möchtegern. Während sein Verfolger sich aus der Schlammschicht zu befreien versuchte, verschwand Eldrian um die nächste Ecke, die sich finden ließ. Auf der Suche nach einem Versteck sah er sich um und entschied sich mehr oder weniger freiwillig für eine in der Nähe stehende Truhe aus Holz, als der Tarnanzug hinter ihm um die Kurve geschossen kam.
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