𝗞𝗮𝗽𝗶𝘁𝗲𝗹 𝟮


I S A N A

   Gelangweilt überschlagen sich meine Beine übereinander auf den Wohnzimmertisch, woraufhin ich einen ermahnenden Blick meiner Mutter zu spüren bekomme, weshalb ich mit einen Grinsen mein Tun sein lasse. Zwei Stunden - seit zwei Stunden sitze ich nun hier und warte auf das Mädchen, welches mich dazu überredet hat auf eine Party zu gehen, auf der ich die Hälfte der Menschen entweder nicht kenne oder schlichtweg nicht kennenlernen möchte. Menschen, die sich ständig Verspäten und ihre Versprechen nicht halten können kann ich einfach nicht ab.

   Aus diesen Grund werde ich unser Treffen auch absagen und nicht auf diese beschissene Feier gehen, wo ich höchstwahrscheinlich auch noch auf einen wütenden Elliot treffe, der sich wundert, wieso ich nicht am vereinbarten Zeitpunkt Zuhause war, um mit ihn zusammen dort hinzugehen. »Ich treffe mich doch nicht mit Peyton«, in meiner Stimme schwingt ein Hauch von Wut gemischt mit Enttäuschung mit, als ich meinen Kopf in den Nacken lege und meine Lippen stütze.

»Dein Lippenstift verschmiert sich, wenn du so eine Miene ziehst«, direkt nachdem sie mich darauf aufmerksam gemacht hat forme ich meinen roten Mund wieder zu einem Grinsen. »Ich wollte darstellen, wie ich aussehen würde, wenn ich nach der Party bei einem fremden Jungen im Bett aufwache«, frech grinsend und wissend, dass ich nun lieber den Raum verlassen sollte, bevor sie mein Gesagtes realisiert, laufe ich aus dem Wohnzimmer und entfliehe somit auch der monotonen Dokumentation über Krokodile in der Wildnis.

Natürlich würde ich dergleichen niemals tun, aber ihre Nerven zu strapazieren gehört zu einen meiner Lieblingsbeschäftigungen. Meinem Vater würden solche Sprüche stören, meine Mutter aber nimmt es relativ locker, ich denke mal, da sie weiß, dass ich nur wenige meiner Worte ernst meine. Ernst nehmen tut sie mich sowieso nie. Kurzgefasst sollte ich jetzt einfach in mein Zimmer und Peyton blockieren. Möglicherweise übertreibe ich, aber wenn ich sauer bin, dann muss ich sauer bleiben. Zudem kann man sich auch melden, wenn man sich verspäten sollte oder gar nicht erst kommt.

Mit einer geplatzten Kaugummiblase betrete ich mein Zimmer und schließe dann meine Zimmertür zu. Schade, dass ich heute wohl doch nicht raus gehe; mein Outfit ist wirklich süß und schmeichelt meinem Hautton.
Ein weißes, Bikini ähnliches Oberteil schmiegt  sich um meine Brust und die dazu passende, weiße Shorts schmeichelt meiner natürlichen Bräune. Meine Haare habe ich zu einem Zopf um meinen Kopf herum geflochten, sodass ich keine nassen Haare in meinem Gesicht hätte haben hängen können. Jetzt ist es aber auch egal, denn ich gehe weder zur Party, noch zum See. Genervt schließe ich meine Augen und strecke dann meine Arme und Beine, sodass ich wie ein Seestern auf meinem Bett liege.

Minutenlang liege ich nur mit geschlossenen Augen und regelmäßigen Atem auf meinem Bett herum, ehe mich ein Klopfen aus meiner Tagträumerrei holt und gleich darauf eine Person mein Zimmer betritt. Blonde Haare stechen mir ins Auge, weswegen ich mich sofort erhebe und skeptisch zu Peyton blicke. Erstens: ich habe nicht herein gesagt und zweitens: ich hatte es auch nicht vor. Also was sucht sie hier? Sie mit einer hochgezogenen Augenbraue musternd warte ich darauf, dass etwas von ihr kommt. »Tut mir leid für die Verspätung, ich hatte die Uhr nicht im Blick«, sie setzt ein schuldiges Lächeln auf ihre mit Lipgloss übersäten Lippen. Lipgloss steht ihr.

»Cool«, schnalze ich mit meiner Zunge und blinzle sie abwartend an. Was erwartet sie von mir, etwa dass ich mitkomme? Man lässt niemanden zwei Stunden warten ohne sich zu melden und erlaubt sich dann einfach in deren Zimmer hereinzuspazieren.
Ihre Augenbrauen ziehen sich merklich zusammen – sie scheint verwirrt von meinem Verhalten. »Gut, schätze ich«, kurz räuspert sie sich. »Wärst..wärst du dann soweit?«, lächelt sie verunsichert und raubt mir somit den letzten Nerv. Ist das gerade ihr Ernst? Denkt sie wirklich, dass ich mitkomme, nachdem sie mich zwei Stunden warten gelassen hat?

Säuerlich beiße ich mir auf die Innenseite meiner Wange, was ich normalerweise aber nicht mache, da es nicht nur ungesund, sondern auch schmerzhaft ist. »Du bist zwei Stunden zu spät«, ich stemme meine Hände auf meinen Hüften ab, um zu demonstrieren, dass ich wirklich wütend auf sie bin. Pure Verunsicherung ist in ihrer Miene zu sehen, anscheinend hatte sie nicht mit meiner Wut gerechnet. Irgendwie übertreibe ich es auch, aber für paar Minuten darf ich auch die Diva raushängen lassen. Mal abgesehen davon, dass es ganze zwei Stunden Verspätung sind.

»Tut mir wirklich leid, mein Bruder und ich hatten eine kleine Auseinandersetzung was meine Pläne für heute Abend angeht«, ihre weißen Gelnägel bohren sich in ihren Handflächen. »Während dem Streit hatte ich die Uhr nicht im Blick, es tut mir echt leid, ich weiß, dass du gar nicht auf diese Party willst und dann komme ich auch noch zu spät«, schuldbewusst beißt sie sich auf ihre Lippen und erwidert nur schwer meinen dringlichen Blick. Oh man, jetzt kriege ich auch noch Schuldgefühle.

Verständnisvoll fange ich an zu nicken, wobei ich meinen Kopf leicht schief lege und meine Hände in den Taschen meiner Shorts vergrabe. Ich bin zwar Einzelkind, aber ich kann mir vorstellen, dass ihr Bruder nicht möchte, dass sie sich auf solch einer Party herumtreibt. Zwar war ich noch nie auf einer, doch die Gespräche am darauffolgenden Montag im Schulflur lassen daraus schließen, dass eine Menge von Alkohol und weiteren nicht jugendfreien Sachen dort gang und gäbe sind. Und genau deswegen möchte ich auch nicht dorthin.

»Schwamm drüber«, grinse ich, um ihr Gewissen zu beruhigen und kaue dann wieder auf meinem Kaugummi herum, welches ich völlig vergessen habe. »Aber es ist jetzt schon fast zwanzig, zum See und zur Party schaffen wir es nicht mehr. Und da du zu spät gekommen bist, würde ich gerne noch zum See fahren. Wir können aber gerne nächste Woche auf Eliotts Party, der feiert auch ständig eine«, klinge ich egoistisch? Ich meine, ich möchte gar nicht auf diese Feier und wollte das nur für Peyton machen, mit der Abmachung davor noch zum See zu fahren. Da das jetzt aber nicht geht, weil sie ganze zwei Stunden auf sich warten lassen hat, ist es doch mehr als nur fair. Oder?

Gerade, als ich mich von ihr wegdrehen möchte, um nach meinem Rucksack zu greifen, hält mich ihre empörte Stimme dabei auf. »Was, nein!?«, schreit sie förmlich und schaut mich dabei durch aufgerissenen Augen an. »Wir müssen dahin, sonst..«, augenblicklich ziehe ich meine Augenbrauen hoch und bilde eine Kaugummi blase, ehe ich diese platzen lasse. »Sonst was?«
Peyton scheint etwas zu realisieren, denn jegliche Farbe entweicht ihrem Gesicht, weswegen ich schon leicht besorgt zu ihr heran trete. Was ist denn los mit ihr? Warum ist ihr das so wichtig auf diese Party zu gehen?

Ihren Kopf schüttelnd, um wieder klaren Gedanken zu fassen, fährt sie sich durch die Haare. »Nichts..ich..nichts«, erneut räuspert sie sich. »Ich würde nur wirklich gerne dorthin mit dir, schließlich bin ich neu hier und eine Party ist bestimmt gut um neue Kontakte zu knüpfen«, quasselt sie schnell und lässt mich somit verdattert meinen Mund öffnen und wieder schließen. Sie möchte anscheinend echt gern auf diese Party. Vielleicht sollte ich einfach nachgeben und mit ihr dorthin gehen. Gestylt bin ich ja schon.

»Ich habe keine Lust, entweder du respektierst es oder verschwindest jetzt.«

•••

Die Schulglocke fängt pünktlich an zu läuten, woraufhin ich brummend mein Schließfach zuschließe und danach meine Bücher eng an meine Brust drücke. Naturwissenschaft - eines meiner Lieblingsfächer, doch gerade möchte ich nichts lieber, als mich in mein Bett zu legen und dabei Gilmore Girls weiterzuschauen, um jeglichen Schulstress zu entgehen.
Vorgestern habe ich mich einfach schlafen gelegt, nachdem ich Peyton raus gebeten habe und über Elliot brauchen wir gar nicht zu reden. Der wurde von meiner Mutter widerwillig weggeschickt, mit der Begründung, dass es mir nicht mehr gut ginge. Meine Mutter wusste genau, dass es mir exzellent ging, jedoch musste sie ihn wohl oder übel abweisen, wenn ich nicht von mein Bett aufstehe.

Einerseits könnte ich auch einfach schwänzen, aber dazu habe ich nicht den nötigen Mumm und andererseits nehme ich Schule sehr ernst; unnötige Fehlstunden stehen nicht auf meiner To-do Liste. Unentschlossen kaue ich auf meinem Kaugummi herum, bevor ich mich dazu entschließe einfach diese paar Stunden hinter mich zu bringen und nicht zu nörgeln. Andere haben nicht einmal die Möglichkeit dazu zur Schule zu gehen und Bildung zu genießen, ich sollte mich wirklich glücklich schätzen. Mit neuem Elan drücke ich mich von den Spindtüren weg und laufe geradewegs in jemanden hinein, woraufhin mein Gegenüber den Aufprall gegeneinander abdämpft, indem sich zwei Hände um meine Hüfte schmiegen.

»Isana?«, augenblicklich schaue ich zu dem Junge, der sich als Eliott entpuppt und seufze dann erleichtert auf - wenigstens ist es kein Creep, der seine Finger an mich legt. Trotzdem nehme ich seine, um ehrlich zu sein, sehr großen und schönen Hände von mir und streiche dann meine Uniform zurecht. »Eliott, was machst du denn noch hier?«, ich befeuchte meine Lippen und schaue dann auf meine Armbanduhr, ehe ich meine Augen aufreiße und mich dann eigentlich schnell auf dem Weg machen möchte, eine Hand an meinem Arm mich dabei aber aufhält und mich somit dazu bringt stehen zu bleiben, dabei aber fragend und skeptisch eine meiner gezupften Augenbrauen hochzuziehen.

Ich bin schon zwei Minuten zu spät und meine Lehrer sind wirklich sehr streng bei sowas, weswegen ich etwas wütend meinen Arm von dem Griff des Braunhaarigen Footballspieler entreiße und dann sauer meine Augenbrauen zusammen ziehe.
»Könntest du es unterlassen, mich anzufassen? Ich bin bereits zu spät und ich möchte nicht noch mehr Stoff verpassen«, dreist beiße ich nach meinen Worten die Zähne zusammen und unterdrücke gerade noch so eine weitere schnippische Bemerkung.
Natürlich verpasse ich nicht viel in diesen zwei Minuten, doch ich kann es einfach nicht ab, wenn jemand mich ständig ohne meine Einwillung berührt, ob es nun Eliott ist oder eine meiner Freundinnen.

Nach meiner deutlichen Bitte nimmt er endlich seine Hände von mir und reibt sich dann verlegen den Nacken. »Sorry, wollte nicht aufdringlich wirken, aber bevor du gehst wollt' ich dir noch sagen, dass deine Freundin dich schon den ganzen Tag über sucht. Pandora hieß sie, oder so«, er wirft einen Blick auf meine Armbanduhr und nickt dann kurz. »Sie hat mich gebeten dir zu sagen, dass sie nach der Schule vor dem Eingang der Schule wartet. Ich muss jetzt los, aber wir sehen uns heute sowieso noch bei dir«, perplex lässt er mich mit diesen vielen Informationen auf einmal stehen und bringt mich dazu ein leises „wow" auszusprechen und danach los zu laufen, um nicht noch später zu kommen.

Peyton nervt mich. Also werde ich nach der Schule extra den Hintereingang nehmen.

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