»18« Babyparty
Dᴀᴋᴏᴛᴀ
Ich liebe es.
Ich liebe es und finde es unglaublich, wie Daliah sich mit gerunzelter Stirn zu Tür umdreht, als könnte sie wirklich sehen, wer da gerade durchkommt und als würde sie spüren, dass ich es bin.
Ohne es selbst zu bemerken, zerquetsche ich Noan beinahe die Hand und der Idiot sagt nicht einmal etwas, bis es mir auffällt und ich ein wenig locker lasse.
Das passiert, weil Danny gleichzeitig mit Dakota zur Tür sieht und seine Augen sich beinahe sofort in meine Seele bohren. Er kann seine Verwunderung zunächst nicht verstecken, doch gleich folgt der Pokerface und ich lache innerlich. Er war schon immer ziemlich gut darin und ich habe ihn schon immer deshalb beneidet.
„Dakota", ruft Lara sogleich erfreut und nun sieht der Rest ebenso in meine Richtung. Während sie auf mich zugelaufen kommt, um mich in den Arm zu nehmen, genauso wie Daliah und meine anderen Geschwister, bleibt einzig Danny noch an der Ecke stehen. Gegenüber von ihm steht Ben, der Freund meines Vaters, und unterhielt sich wohl bis gerade noch mit ihm, doch auch dieser kommt gerade auf mich zu gelaufen.
„Na, wen haben wir denn da?", ruft er erfreut und schließt mich kräftig in die Arme, sodass ich gezwungen bin, Noan's Hand loszulassen.
„Onkel Ben, du erdrückst mich", ächze ich und klopfe ihm leicht auf die Schulter. Tief atme ich aus, als er mir endlich loslässt.
„Mein Gott, ich habe dich so lange nicht mehr gesehen, Kleines! Wie geht es dir?", fragt er mich sogleich. Ich verkneife es mir die Augen zu verdrehen, als ich die Tränen in seinen Augen glitzern sehe. Das kann doch jetzt wohl nicht sein ernst sein...
„Mir geht es gut und wie geht es dir so?", entgegne ich dennoch höflich und lächle ihn sogar an. Ich mag ihn, immerhin war er der beste Freund meines Vaters, doch ich hasse es, dass so sentimental ist, wenn er uns alle wiedersieht, denn das macht uns ebenso sentimental! Und lieber sterbe ich, als vor all diesen Menschen zu weinen.
„Mir geht es gut, Kleines", antwortet er und reißt mich somit wieder aus den Gedanken. „Und wer ist dein Freund hier? Hallo, ich bin Benjamin, aber nenn' mich ruhig einfach Ben!"
Noan ergreift seine Hand und schüttelt sie anständig mit einem freundlichen Lächeln auf seinen Lippen, während auch er sich vorstellt. Zu meiner Verwunderung mit vollständigem Namen, doch ich sage nichts dazu.
Und kaum ist Onkel Ben weg, stürzen sich andere Familienmitglieder auf mich. Da wäre einmal die beste Freundin meiner Mutter, Tara, dann der Cousin und die Cousine meines Vaters und Freunde meiner Geschwister, die alle wissen wollen, wie es mir geht und wer denn nun der Mann ist, den ich mitgebracht habe.
Ich stelle ihn als meinen Freund vor, denn alles andere lässt noch mehr Fragen aufkommen und Noan sieht mich deshalb auch nicht schräg an, wofür ich ihm wirklich dankbar bin. Das wäre sonst ziemlich schnell ziemlich peinlich geworden.
„Lecker sieht er aus", ruft Stacy und beäugt Noan, als würde er nicht gleich neben mir stehen und alles mithören. Ich lächle und schließe sie kräftig in die Arme. Ja, ich habe diese verrückte Bande, die sich meine Geschwister nennen, schon ziemlich vermisst, muss ich zugeben. Doch es war ja nicht unbedingt allein meine Entscheidung zu gehen...
„Ich hätte nicht gedacht, dass du kommst", raunt Lara mir leise zu, während meine Schwestern sich mit Noan unterhalten. Wir haben uns nun endlich hingesetzt und obwohl ich auf Danny nicht zugegangen bin und er mich auch nicht angesprochen hat, spüre ich seinen Blick durchgehend auf mir, den ich gekonnt ignoriere. So ist es besser. Denn Danny hat meist einen Blick drauf, der tiefen Schmerz in mir auslöst und ich will ihm nicht weinend in die Arme rennen, wie das kleine Mädchen, das ich einst war.
Auch Jason ignoriere ich, als er in den Wintergarten kommt. Ich habe seine Worte bestimmt nicht vergessen.
„Ich auch nicht", gestehe ich und sehe Lara grinsend an, die sich lächelnd eine Strähne hinters Ohr streicht. Ihr Haar trägt sie heute offen, nur eine Spange hält die nervigen, vorderen Strähnen zurück, in dem sie diese nun am Hinterkopf befestigt hat. Dazu trägt sie ein langes Kleid in der Farbe der Indigo, das ihre braunen Augen, wie dunkle Schokolade aufleuchten lässt.
„Aber es freut mich unendlich. Es ist so schön, dass wir endlich wieder alle komplett sind", wispert sie mit einem traurigen und einem lachendem Auge, während ich bloß nicken kann.
„Ich freue mich auch und vor allem freue ich mich, dass ich bald meine zuckersüße Nichte in den Händen halten darf", gestehe ich und beiße mir aufgeregt auf die Unterlippe, ehe ich ungefragt ihren Bauch berühre. Sie hat natürlich nichts dagegen und selbst wenn, wäre es mir egal, denn meine Nichte steckt da drin. Lara grinst breit und sieht zu Danny auf, während ich auf Babysprache mit dem Baby zu kommunizieren beginne, was sie lachen lässt. Ich weigere mich jedoch ihrem Blick zu folgen und setze mich wieder richtig hin, als das Essen gebracht wird. Der Tisch wird erweitert, damit sich auch einige der ältesten Männer meines Vaters zu uns setzen können.
Alle sind da.
Nur die wichtigsten beiden Menschen in unser aller Leben nicht.
Abermals in dieser kurzen Zeit, seit wir hier sind, frage ich mich, wieso zum Teufel ich hergekommen bin und wie ich nur auf die Idee kam, es zu können.
„Oh ja, du siehst ganz genau so aus wie deine Schwester, nur dass du glattes Haar hast", höre ich Noan sprechen und sehe zu ihm auf, während dieser sich gerade mit Daliah unterhält. Ich finde es super, dass er sich mit allen hier sogleich so gut versteht und mit ihnen quasselt. So muss er sich nicht unbedingt unwohl fühlen, wie ich es zunächst befürchtet habe, weil meine Geschwister vielleicht unfreundlich geworden wären.
„Ich kann zwar nicht sehen, wie du aussiehst, doch Stacy meinte, du seist ein Leckerbissen, was ich wirklich glaube, denn es ist Dakota, mit der du zusammen bist und ihr Geschmack ist de facto außergewöhnlich", lacht Daliah ganz mädchenhaft und kneift dabei ihre Augen zusammen, wie Mamá immer, wenn sie lachte. Schluckend ringe ich mir ein Lächeln ab, als Noan's Blick auf mich fällt. Das Schmunzeln auf seinen Lippen bröckelt und mir wird sofort klar, dass ich meine Gesichtszüge doch nicht so gut im Griff habe, wie ich dachte.
„Hey, plaudere keins meiner Geheimnisse aus", warne ich meine Schwester gespielt erheitert und versuche das beklemmende Gefühl zu unterdrücken. Ich weiß natürlich, dass Daliah niemals etwas einfach so ausplaudern würde und deshalb lache ich auch, als sie „Ups, schon geschehen" ruft, doch ich musste Noan ein wenig von mir ablenken, welcher nun tatsächlich wieder zu Daliah sieht. Innerlich seufze ich und dann konzentrieren wir uns zum Glück wieder auf das Essen, während hier und da noch in angenehmer Lautstärke Gespräche geführt werden.
„Dein Bruder ist aber ganz schön still. Dabei scheint er ziemlich erfreut darüber, dass du hier bist", flüstert Noan mir ins Ohr. „Nur mich scheint er nicht hier haben zu wollen." Er schmunzelt an meiner Wange und ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen, während ich mir Salat in den Mund schiebe.
„Noan", beginne ich leise und drehe meinen Kopf zu ihm. „Du weißt aber schon, dass er so still ist, weil er stumm ist, oder?"
Noan's Augen weiten sich und lassen mich verkrampft auflachen.
„Habe ich dir das nicht erzählt? Oh, Gott. Aber du hast nicht versucht mit ihm zu sprechen, oder?"
„Nein, zum Glück nicht. Stell dir vor, ich hätte es versucht. Das wäre ziemlich scheiße gewesen." Er presst die Lippen kurz zusammen und schüttelt leicht den Kopf, während ich mir bloß auf die Zunge beiße. Das wäre mehr als nur Scheiße gewesen. Danny hätte es als Beleidigung aufgenommen, weil er natürlich glaubt, dass ich es Noan erzählt habe. Doch zum Glück kam es nicht dazu.
Ehe ich jedoch etwas dazu sagen kann, ertönt plötzlich eine Stimme, die ich heute eigentlich nicht hören wollte.
„Hast du gut hergefunden? Und noch rechtzeitig die Leichen weggeräumt?"
Es ist Jason, der das sagt. Schmunzelnd hebe ich langsam den Kopf und fixiere ihn mit meinem Blick. Er sitzt einige Plätze rechts gegenüber von mir, sodass ich mich ein kleines Bisschen vorbeugen muss, um ihn zu sehen.
„Das ist mein Elternhaus, Jason. Wie kommst du darauf, dass ich nicht gut herfinde?", entgegne ich und hebe gespielt interessiert eine Braue in die Höhe. Es wird still am Tisch. Jason's gelassener Gesichtsausdruck wird hart und schließlich funkelt Enttäuschung in seinen Augen auf und ich weiß, dass es an meiner Betonung liegt. Ich fühle mich augenblicklich schlecht deshalb, doch kann ich es nicht mehr zurücknehmen. Ich habe ihn in Ruhe gelassen, wieso kann er mich dann nicht auch in Ruhe lassen? Er weiß ganz genau, wie ich mich fühlen muss, wie sensibel ich gerade bin und somit angreifbar.
Wäre er dein Bruder, dann hätte er sowas nicht gesagt...
Jason applaudiert.
„Du bist also inzwischen so kaputt, dass du sogar vergessen hast, wer dich großgezogen hat und, dass wir letztendlich alle deine Geschwister sind. Hast du uns deinem Freund auch als deine Adoptivgeschwister vorgestellt?" Er schnaubt. „Wie kann man nur so tief sinken? Du bist vielleicht die leibliche Tochter von Leroy und Katrina Kingston, doch ihre Liebe galt zuerst mir, bevor du überhaupt geplant warst. Und jetzt sehen sie nur auf eine Enttäuschung runter."
„Jason! Halt die Fresse", ruft Stacy wütend, während ich ihn nur anstarren kann.
Dann Stille.
Niemand weiß so genau, was er dazu sagen soll und alle starren sie mich an, als warten sie auf den Ausbruch des Vulkans.
Ich warte auf Danny. Tief im Herzen wünsche ich mir, dass er aufsteht und mich in Schutz nimmt, wie er es sonst immer getan hat, doch er schweigt und da spüre ich, wie die Splitter meines Herzens sich für einen Moment regen. Der Schmerz lässt sie aufatmen, nur um sie dann ein weiteres Mal sterben zu lassen.
Sie wollen einen Vulkan?
Dann bekommen sie den eben.
„Bemerkenswert, dass sich niemand hier rührt. ›Jason, halt die Fresse?‹ ist das Einzige, das meine geliebte Schwester über die Lippen gebracht hat? Wirklich, Stacy? Bin ich wirklich diejenige, die glaubt, ihr wäret nicht meine Geschwister? Nur damit euch mal eins klar ist." Leise atme ich aus. „Ich habe niemanden im Stich gelassen. Ihr habt mich allein gelassen. Ihr standet mir nicht zur Seite, während ich niemals auf den Gedanken käme euch je zu verlassen, doch was wundere ich mich eigentlich? Ihr wart ja ebenso diejenigen, die Danny so lange im Stich gelassen haben, bis unsere Eltern tot waren, ah ja! Dann erst standet ihr ihm irgendwie ein wenig zur Seite. Geschwister nennt ihr euch? Ihr seid nicht meine Geschwister und das liegt daran, dass ihr euch nicht wie welche benommen habt und nicht etwa, weil meine Eltern euch in Wahrheit adoptiert haben! Und du Jason", fauche ich und richte mein Augenmerk nun auf ihn.
„Vielleicht habe ich Mamá enttäuscht", beginne ich zitternd und spüre wie mir die Tränen in die Augen schießen. Fest beiße ich die Zähne zusammen und zische. „Doch ich weiß, dass Papá verflucht nochmal stolz auf mich ist. Wenn man ihm einen von uns genommen hätte, dann hätte er nicht nur eine Blutlinie ausgelöscht, sondern die ganze Welt in Flammen gesetzt. Und ihr könnt nicht einmal die töten, die euch euren Vater nahmen, der Wahnsinn. Das ist also der Dank dafür, dass dieser Mann euch aus dem Dreck gezogen hat und ein Leben im Luxus gab."
Ich starre in blasse Gesichter. Mia sieht betroffen auf den Tisch, in Stacy's Augen, die auf Jason liegen, funkelt die Wut, Jacky sieht verletzt von meinen Worten zu mir auf, Alessandro starrt ausdruckslos Danny an und dieser erwidert seinen Blick genauso ausdruckslos.
„Ich bin hier für meine Nichte und einzig für sie", wispere ich und drücke Lara's Hand. „Tut mir leid. Ich hätte wissen sollen, dass ich im Haus meiner eigenen Eltern nicht mehr willkommen bin." Mit diesen Worten drehe ich mich um und verschwinde ins Haus.
Noan folgt mir nicht und ich bin ihm unglaublich dankbar darüber.
Meine Füße tragen mich dorthin, wo ich schon seit so vielen Jahren nicht mehr gewesen bin; ins Schlafzimmer meiner Eltern. Bereits als ich eintrete und ihr Duft, der hier noch immer verweilt, mir in die Nase steigt, ist der Schmerz in meiner Brust weg.
Ich fühle mich plötzlich sorgenfrei.
Als wären sie hier und würden mich umarmen, mir sagen, dass alles wieder gut werden wird und sie gar nicht gegangen sind.
Als würden sie mir sagen, dass ich nicht mehr kämpfen muss. Nun sei genug.
Tief durchatmend gehe ich auf die Terrasse zu, blinzle die Bilder von meinen Geschwistern und mir in diesem Schlafzimmer, in dem wir Mamá und Papá kreischend und lachend aufgeweckt haben, weg und lehne mich ans Geländer.
Irgendwie ist es doch ganz witzig, wie meine Geschwister darauf bestehen, dass meine Handlung falsch sei, wo sie doch selbst Mörder sind. Nicht grundlos gab mein Vater einigen von ihnen den Namen „Sünde". Wahrscheinlich fand er es damals einfach witzig, Kinder so zu nennen, doch letztendlich ist es Tatsache. Die Fünf sind nämlich Sünden. Sie sind Monster, gewaltvoll und skrupellos, wie also kommen sie auf die Idee mich zu verurteilen, ich verstehe es einfach nicht.
Okay, Danny tötet nicht grundlos oder einfach nur, weil es ihm Spaß macht, wie Stacy zum Beispiel, aber wenn er es tut, dann ist er unglaublich brutal.
Wieso bin ich also nur das Monster? Sehen sie denn nie in den Spiegel?
„Jeder ist ein Mond in der Dunkelheit", wispere ich mir selbst zu und betrachte den sternenlosen Himmel. Wir haben alle eine dunkle Seite, auch wenn wir so hell wie der Mond strahlen können.
Ich spanne mich an, als ich Schritte wahrnehme und drehe mich langsam um. Erstaunt hebe ich die Augenbrauen, als ich Danny erkenne, sage jedoch nichts. Dieser bleibt etwa fünf Meter vor mir stehen und lehnt sich ebenso wie ich ans Geländer.
„Ich habe mir schon gedacht, dass du hier oben bist. Guter Fortschritt. Ich erinnere mich daran, dass du es lange nicht ins Schlafzimmer von Mamá und Papá geschafft hast."
Ich ziehe leise die Luft und nicke bloß.
„Ich habe ihren Duft vermisst", erwidere ich leise und habe das Verlangen den Blick abzuwenden, denn ich konnte Danny noch nie zu lange in die Augen sehen, doch kann ich das einfach nicht tun, weil ich sonst nicht sehen würde, was er mir sagen will.
„Ja, das tue ich manchmal auch. Dann komme ich auch immer her." Sein Blick richtet sich auf die Balkontür, als würde er darin etwas finden, dass er sehnlichst sucht. Tja, das wird er jedoch nicht, genauso wenig, wie ich. Dann sieht er wieder mich an. Ausdruckslos und doch mit einem Funke Neugierde in den Augen. „Möchtest du nicht wieder nach Hause, Dakota?"
Verdammt, ich weiß genau, wohin das nun führen wird. Fest beiße ich die Zähne zusammen und schüttle den Kopf, zwinge mich hart zu bleiben und ihm jetzt nur noch auf die Hände zu sehen.
„Ich bin noch nicht fertig."
„Du hast Kendall gefunden. Die gestorben geglaubte Schwester von Kelly. Du hast jemanden umgebracht, der es irgendwie verdient hat zu sterben. Da ist niemand mehr, dem du nun noch zu Rechenschaft ziehen könntest."
„Da ist noch Zacharias", zische ich leise und kann kaum noch die Augen auf seine Hände halten, weshalb ich ihm nun doch in die Augen sehe.
„Du hast keine Ahnung, wer Zacharias ist, Dakota. Ich zweifle nicht an deinen Talenten, doch glaube mir, wenn ich dir sage, dass Zacharias ein harter Gegner ist und er dich im Nullkommanix auslöschen würde."
„Er ist vielleicht stärker, raffinierter und gefährlicher, aber ich bin wütender", werfe ich ein und balle die Hände zu Fäusten. Dieses Gespräch hatten wir schon einmal, wieso verflucht will er nun wieder mit mir darüber sprechen? „Und ich bin nicht allein."
„Ah, wo wir bei diesem Thema ankommen. Weißt du überhaupt mit wem du dich da verbündet hast?"
Überrascht halte ich inne. Er weiß, wer Noan ist?
Das ist nicht gut...
„Ja, das weiß ich", antworte ich hart. Auch wenn das nicht der Wahrheit entspricht, werde ich Noan sicherlich nicht in den Rücken fallen. Danny hebt herausfordernd die Augenbrauen, ein gefährliches Lächeln zupft an seinen Lippen und ich spanne mich an. Kacke, ich kenne diesen Ausdruck nur zu gut! Er weiß viel mehr.
„Ach ja? Dann verrate mir doch mal, was sein Motiv ist."
„Ich weiß nicht, was sein Motiv ist. Er wird es mir sagen, wenn er bereit dazu ist."
„Ist das so? Okay, aber dann weißt du doch bestimmt, welch meisterhafte Gabe er besitzt, nicht? Ich meine das Manipulieren. Das weißt du doch?"
Wütend beiße ich die Zähne zusammen. Wovon spricht der Sack gerade?
Und als spräche mein Gesichtsausdruck bände, wird Danny's Grinsen bloß breiter.
„Du hast keine Ahnung, wer er überhaupt ist und wieso er tut, was er nunmal tut." Er seufzt und legt gespielt mitleidig den Kopf schief. „Du bist immer noch ein kleines Mädchen, Dakota, das brutal aus Papá's sicheren Armen gerissen wurde. Dort wusstest du nicht, was gefährlich ist, denn du warst am sichersten Ort und das sehr lange. Jetzt hast du Angst, denn du tapst im Dunkeln herum und deshalb hast du nach dem Messer gegriffen und tötest alles, was dir gefährlich vorkommt und das ist nunmal wirklich alles. Wie wäre es, wenn du zu deinem großen Bruder kommst, hm? Bei mir wärst du wieder sicher, mi Ángel."
„Lass das, Danny", fauche ich zittrig und beiße die Zähne zusammen. Und eben das hasse ich, wenn ich mit Danny spreche.
Bei ihm fühle ich mich einfach immer wie ein kleines Kind. Und er hat immer recht mit dem, was er sagt.
Dafür hasse ich ihn.
„Tief im Inneren willst du das doch, Dakota. Dich einfach nur wieder in sichere Arme begeben und gleich nach Papá kam immer ich. Du weißt doch, dass es dir bei mir besser gehen würde." Sein Blick wird weicher und lässt mich fast weg knicken.
„Ich habe mich in deine Arme begeben, Danny! Zwei Jahre nach ihrem Tod", werfe ich ihm aufgebracht entgegen. „Und es hat nichts gebracht. Ich habe mich nicht sicherer oder gar besser gefühlt. Wieso kannst du nicht verstehen, dass ich das brauche? Wieso kannst du mir nicht beistehen und mir helfen? Dann wäre ich wenigstens schneller zu Hause, das ist es doch, was du willst? Dass ich zurückkomme. Ihr könnt sagen, was ihr wollt, Danny, aber einst steht fest; Ihr fühlt euch alle ohne Daliah und mich nicht Zuhause, weil wir euch am allermeisten an Leroy und Katrina Kingston erinnern, deshalb besteht ihr darauf, dass wir bei euch sind! Ihr seid egoistisch und wollt einfach nur, dass es euch gut geht", brülle ich wütend und zeige mit dem Finger vorwurfsvoll auf ihn, doch er zuckt bloß entspannt die Schultern, was mich nur wütender stimmt.
„Nö. Ich brauche keinen von euch, um mich an meine Eltern zu erinnern, aber darf ich mir meine kleine Schwester nicht Zuhause wünschen?"
Ich lasse die Schultern sacken.
Gott, was habe ich da bloß gesagt? Ich habe indirekt eine Linie zwischen ihnen allen, Daliah und mir gezogen und ihm somit sagen wollen, dass sie nunmal nicht die Aura unserer Eltern versprühen.
Das muss ihn bestimmt verletzt haben...
„Danny, ich wollte das nicht sagen", wispere ich und sehe ihn entschuldigend an. Ich weiß, wie Danny ist und ich weiß ganz genau, wann man ihn trifft.
Ich habe ihn gerade getroffen.
„Wenn du das wirklich brauchen würdest, dann sage mir, wie fühlst du dich, nach dem du einen Richard tötest?"
Natürlich. Er geht nicht darauf ein, denn er weiß, dass er mich somit mehr verunsichert, da ich nun Schuldgefühle habe.
„Was meinst du?", frage ich viel leiser, als beabsichtigt.
„Fühlst du dich gut, wenn du dann die Leiche entsorgst?"
Ich sage nichts dazu, denn er kennt bereits die Antwort.
„Dachte ich es mir doch." Nun lächelt er wieder und lässt mich angepisst ausatmen. „Das ist nicht deine Welt, Dakota."
„Was auch immer. Ich werde nicht aufhören, bis der letzte Richards tot ist." Nun ist meine Stimme schon viel fester, denn ich habe genug von diesem Gespräch und das merkt auch Danny. Lange sieht er mir in die Augen, scheint nach etwas zu suchen, an dem er sich vielleicht festhalten kann, doch er findet bloß Leere. Also nickt er.
„Okay." Er nickt und breitet dann die Arme aus. „Ich will dich umarmen, also komm her, immerhin habe ich dich zwei Jahre lang nicht gesehen. Außerdem werde ich dich heute noch in Ruhe lassen. Ab morgen nehme ich die Jagd selbst auf. Du kannst hingehen, wo du willst, ich werde dich sowieso finden und dann sperre ich dich in die Psychiatrie ein."
Ich lächle, spüre dabei, wie mir die Tränen der Enttäuschung in die Augen schießen und nicke, ehe ich schniefend auf ihn zugehe und mich in seine Arme werfe. Ich werde es mir sicherlich nicht nehmen lassen, ihn nach all den Jahren wieder umarmen zu können. Er seufzt leise, küsst mich auf die Wange und nimmt mich fest in den Arm, während ich bloß den Kopf in seine Halsbeuge vergraben kann, um den Duft von Papá einzuatmen. Ich weiß nicht, ob Danny weiß, dass er nach Papá riecht oder überhaupt, dass er ganz und gar wie Papá ist, doch das ist nunmal Tatsache.
Und ich liebe es.
♋︎♋︎♋︎♋︎
Hallöchen ihr Lieben!
Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen 👀
War n bissl unangenehm und traurig (und irgendwie zu lang, das ärgert mich etwas, weil ich gerne bei 2K allerhöchstens 3k bleibe und es hier 3,6k Wörter sind 😑)
Tja. Wir wünschen Dakota ganz viel Glück, denn Danny drückt keine Augen mehr bei ihr zu. Was glaubt ihr? Kriegt er sie?
Bis bald!
SevenTimes-
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top