Kapitel 6-Die Sache mit den Erinnerungen
„Hast du dir die Preise Mal angesehen!", entfuhr es Clint als er einen Blick auf die Karte.
„Hast du dir Mal das Geld angesehen, was Leute im Durchschnitt in meinem Job bekommen?", fragte ich zurück.
„Wie viel?"
„Um die eine Milliarde auf um die dreihundert Konten", schätzte ich.
„US Dollar?"
„Jep."
Er sah ernsthaft beeindruckt aus.
„Mademoiselle, Monsieur, was darf ich Ihnen bringen?", fragte der Kellner in gebrochenem Englisch.
„Was möchtest du trinken? Una grande Coca Cola e..."
„Eine große Fanta."
„Un grande Fanta."
„Was denn? Kein Alkohol." Ich grinste.
„Nein, ich muss dich einfangen, wenn du losläufst."
„Nette Umschreibung für wegrennen." Ich legte den Kopf schief.
„Tust du's denn?"
Ich fuhr mir mit der Zunge nervös über die Unterlippe.
„Ich habe Momentan ziemlich geringe Überlebenschancen", drückte ich es vorsichtig aus.
„Darum lebe ich also noch?"
Ich nickte langsam.
„Sehr beruhigend."
Ich probierte Unschuldig zu Lächeln.
„Also, Aurora ist mir zu doof. Wir brauchen eine Abkürzung. Rory? Ari? Rora?" Er lächelte.
„Rory oder Rora. Geh mit dem Ari bloß weg." Ich grinste.
„Die Male. Sie sind also Legenden?"
Ich brauchte ein paar Sekunden ehe ich verstand was er meinte. Meine Finger flogen zu meinen Augen.
„Ach die. Nein, sind sie nicht. Von Schminke hast du auch noch nie was gehört, oder?"
„Was die existieren? Du hast dir Blumen ins Gesicht tätowieren lassen?"
Nicht wirklich.
„Es sind keine Tattoos", gab ich zögerlich von mir.
„Du willst mir erzählen, dass du Blumenmale seit deiner Geburt im Gesicht hast." Clint schien nicht sonderlich überzeugt.
Ich wackelte den Kopf hin und her eher ich begann zu nicken.
„Joa, eigentlich schon. Ich kann dir die Male zu Hause zeigen. Wir haben sowieso noch bis Mitternacht frei."
„Das klang nicht Jugendfrei."
Damit war das Gespräch beendet.
Zwei Stunden später waren wir wieder auf dem Rückweg. Es war warm, ruhig und eigentlich romantisch. Das fand vor allem ich besonders lustig.
„Hast du eine Freundin?"
„Wieso interessiert dich das?"
Unschuldig schaute ich auf.
„Die Wahrscheinlichkeit das wir draufgehen ist... hoch."
Ich grinste.
„Toll. Nein... nein, ich habe keine Freundin."
Log er gerade? Doch definitiv. Naja, mir machte das nichts.
„Hast du einen Freund?"
„Sehe ich so aus?"
„Ja, zumindest siehst du so aus, als hättest du kein Problem einen zu finden."
Ich nickte bedächtig und setzte dann ein Grinsen auf. Er würde nie die Geschichte hinter meinen Worten hören.
„Ich habe meinen Verlobten erschossen."
Jetzt war er ruhig.
Gegen Mitternacht begann meine Wecker dumpf unter meinem Kopfkissen zu Schellen. Müde tastete ich nach dem Ausschalter.
„Na, Finger weg, lass ihn weiterklingen bis du wach bist!"
Ich drückte mich blitzartig hoch. Nur Clint. Sofort ließ ich mich wieder auf die Matratze sinken.
Ich atmete ein.
Ich atmete aus.
Ich schloss die Augen.
Warme Finger fuhren den Weg von meinem Nacken bis zur Hälfte meines Rückens nach.
„Hey, aufstehen. Wir müssen zu was auch immer!"
„Schrei nicht so", murrte ich und drehte mich um.
Die Tür öffnete sich.
Die Tür schloss sich.
Die Zeit verstrich und ich glitt wieder ab in meine Traumwelt.
Mit einem lauten Knall flog die Tür wieder ins Schloss. Kurz durchbrach ich die Oberfläche meiner Träume und erkannte schemenhaft jemanden mit etwas in der Hand. Etwas kaltes tropfte auf meinen Rücken.
„Aufstehen, oder es wird wirklich kalt."
„Du weißt, dass du Leuten wie mich nicht mit Eiswasser wach kriegst?"
„Also erstens muss ich dich nicht wach kriegen, denn das bist du schon und zweitens: Wer sagt, dass ich dir nur mit Eiswasser an den Kragen will? Ich habe eine Freundin, die es hasst nichts tun zu können. Wenn ich dich jetzt in Bewegungsfreiheit einschränke und das, was ich in der Hand habe, auf deinen Rücken tue, stehst du mit einer 95% Wahrscheinlichkeit auf."
Komische Logik. War das Logik? Ich war müde. Ich hatte seit Monaten in der Stunde Schlaf keinen Alptraum gehabt. Das war ein beinahe unglaublicher Fortschritt. Wieso also sollte ich aus diesem Bett raus? Davor stand ein gut ausgebildeter Agent, der sich im Notfall mit Sicherheit verteidigen konnte. Ich hatte zwei prima Wachhunde. Ich...
Kreischend fing ich an zu zappeln. Meine Hände und Beine waren nur bedingt Bewegungsfähig. Eisige Kälte ließ große Teile meines Rücken taub werden. Eiswürfel! Das waren Eiswürfel!
Panik schwappte durch meine Adern.
„Soldat!"
Die Grenze verschwamm.
„Was bist du bereit für ihn zu geben?"
„Alles!"
„Nein! Bitte, ich tu es! Löscht mich!"
Schmerz.
Kälte.
Stimmen.
„Soldat! Aufstehen!"
Emotionslosigkeit.
„Komm, Soldat, trainieren wir."
Hände fuhren über meinen Körper.
Eine Kälte breitete sich bei jeder Berührung aus. Es war jemand anderes. Diese Art Berührung war gut.
Küsse.
Eine Gala. Ein Tanz. Rote, lange Haare. Ein Kuss.
„Ich verzeih dir."
Blutverschmierte blonde Haare. Blaue Augen. In Schuss. Der Kopf meines Verlobten kippte zur Seite.
„Ich bin nicht länger eine Sklavin."
Eis kroch langsam meinen Rücken hoch. Mein Herz gefror. Meine Sicht verdunkelte sich. Dann war es vorbei.
„Rora? Rora, hörst du mich?"
Mit einem Ruck drückte ich mich hoch. Mein Bein schlang sich um seinen Hals. Das andere Knie platzierte ich auf seinem Schlüsselbein. Es war wie ein Schleier aus Panik.
„Hey! Es ist alles gut!"
Nein, nichts war gut.
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Ich war in Infinity War. Ich bin für den Rest meines Lebens traumatisierte. Die beiden, die ich am meisten geliebt habe, die in diesem Film vorkamen, sind Tod.
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