Kapitel 5-Violinenmädchen

Ich werde sterben. *wimmer* Ganz klar. Ich sterbe bei jedem Trailer zu Avengers 3. Und heulen tue ich auch. Deshalb euch eine schöne Heulvorlage.

[Hier müsste ein GIF oder Video sein. Aktualisiere jetzt die App, um es zu sehen.]






Clint

Stehen gelassen wie einen nervigen Exfreund hatte sie mich. Ich wusste noch nicht einmal warum mich das nervte. Trotz allem ging es mir ja doch erstaunlich gut. Ich war in einem großen Haus im Villenviertel Roms und konnte mich hier Vergnügen.

Wenn da nicht die Söldnerin wäre. Allein schon ihr Alter hatte mich geschockt. Mit neunzehn sollte man vieles tun, aber nicht für Geld Menschen töten. Und wenn sie wirklich seit ihrem sechsten Lebensjahr trainierte, dann hatte sie nie eine Kindheit. Das wiederum sprach für ihr leicht kindliches Verhalten. Natasha war so gewesen. Ganz kurz nachdem ich sie zu Shield brachte. Und das fand ich mehr als beunruhigend. Ich wollte noch einmal mit dem kleinen Mädchen reden. Nur war das jetzt im Moment nicht möglich. Sie hatte einen Trotzanfall, der dem einer Dreijährigen glich. Da hatte ich Erfahrung. Die ließ man dann besser in Ruhe. In der Zeit konnte ich auch die Küche erkunden.

Mit dem Öffnen des Kühlschranks stellte ich fest, das sie anscheinend nicht oft hier war. Bis auf große Flaschen Cola, Wasser, Fanta, Sprite und Eistee war der Kühlschrank leer. Mit etwas suchen, schaffte ich es eine Packung eingeschweißtes Brot und ein Glas Honig zu finden. Ansonsten waren in der Küche nur Tabletten und Spritzen. Davon aber genug um einem Süchtigen Jahrelang Stoff zu liefern.

Mit einem Brot in der Hand machte ich mich auf den Weg um das Haus etwas näher zu erkunden. Ich fand einen Trainingsraum, eine ganze Reihe Schlafzimmer und Bäder, ein großes Wohnzimmer und einen Keller.

Als ich schließlich in den letzten Flur einbog erklang ein leiser Summender Ton. Es folgten zwei weitere. Eine Geige, erkannte ich.
Die Töne wurden schneller, hektischer, aber ich hörte keinen falschen Ton. Leise öffnete ich die letzte Tür des Ganges. Venedig saß auf einem Stuhl und hatte die Beine übereinander geschlagen. Ihre Finger rasten über die Seiten einer Geige und ihre Augen waren geschlossen. Mit einem lang gezogenem Vibrato beendete sie ihr kleines Stück. Ich begann zu klatschen. Sie zuckte heftig zusammen und umklammerte mit den Fingern ihren Geigenbogen, bereit sich gegen alles und jeden zur Wehr zu setzen.

Als sie erkannte, dass ich es war ließ sie den Bogen ganz leicht sinken.
„Du spielst schön." Es war eine Feststellung.
„Das muss man können. Ist eine perfekte Tarnung", kam es kalt zurück.
Ich konnte bei näherem betrachten eine Tränenspur auf ihrer Wange erahnen. Es war nicht nur Übung. Es schien einen Gewissen Druck zu kompensieren. Manche Menschen boxten, ritzten sich oder weinten, sie spielte Geige.

„Wieso verdienst du nicht mit deinem Spiel Geld?"
„Weil ich es nicht will."
Ich nickte.
„Wie heißt das Stück?"
„Find es heraus", forderte sie mich auf.
Ich schenkte ihr einen leicht angepissten Blick.
„Hunger?", wechselte sie das Thema.
„Du hast nichts da", stellte ich klar.
„Ich weiß. Ich bin hier nur in Notfällen. Ich wollte eigentlich essen gehen." Überrascht schaute ich das junge Mädchen an.
„Ich spiel das Stück noch ein Mal und in der Zeit kannst du dich entscheiden." Sie drehte sich wieder grade und setzte den ersten Finger auf.

Traurig.

Das war das erste Wort was mir zu den gespielten Tönen einfiel. Und so schien es auch die Söldnerin zu empfinden. Sie wollte nicht weinen, aber ein paar wenige Tränen liefen trotzdem über ihre Wange.
Und dann fiel mir etwas auf. Sie flüsterte. Ganz leise während sie die Töne spielte. Ich konzentrierte mich.

„Es tut mir leid, es tut mir leid, verzeih mir."

Ich erstarrte. Dieses Lied war jemandem 'gewidmet'. Jemandem, der nicht mehr hier war. Jemandem, den sie verletzt hatte. Und urplötzlich hatte ich das Verlangen alles herauszufinden. Wer hatte sie trainiert, wie hatte ihr Leben ausgesehen und vor allem eines: Konnte sie mit ihrer Schuld leben?

Natasha konnte es nicht. Sie fraß es in sich hinein. Sperrte sie weg. Sie selbst würde sich ohne zu zögern als Monster bezeichnen.

Ich musterte das Mädchen weiter. Die Gesichtsbemalungen waren also tatsächlich nur Legenden. Ihr Gesicht war leicht braungebrannt und sie war ohne Zweifel hübsch, aber farbige Blumen und Ranken durchzogen ihr Gesicht nicht.
„Woher kommt dein Deckname? Deinen echten Namen erfahre ich sowieso nicht."
Der Bogen hielt.
„Du weißt ja wo ich zum ersten Mal durch einen Mord in Erscheinung getreten bin. Ich habe mir den Decknamen nicht gegeben. Das war die Presse", antwortete sie ruhig.
„Es war aber nicht den erster Mord, stimmt's?", riet ich weiter. Sie schüttelte den Kopf. Mit einer leichten Bewegung nahm sie ihr Spiel wieder auf. Dann stoppte die erneut.

„Aurora. Damit kannst du sowieso  nichts anfangen."

„Dein...", begann ich. „...Name", beendete sie. Sie hatte recht. Damit konnte ich sowieso nichts anfangen.
„Also Aurora, gehen wir essen!", forderte ich sie auf. Ein leichtes Lächeln legte sich auf ihre Gesichtszüge. Geschmeidig erhob sie sich und legte die Geige vorsichtig in den Geigenkasten.
„Du solltest dir was anderes anziehen", stellte sie fest. Sie selbst hatte sich umgezogen. Eine weiße Hotpants und ein dunkelblaues, bauchfreies Top umschlossen ihren Körper. Ihre Haare waren in einen hohen Dutt gebunden. Um ihren Hals hingen zwei Ketten. Die eine verschwand in ihrem Ausschnitt, an der anderen hing ein Spitzer Wurfstern. Bei näherem Betrachten fiel mir auf, dass das nicht nur Schmuck war. Die Kanten waren rasiermesserscharf. Sie folgte meinem Blick.
„Die unauffälligsten Waffen sind die, die auffällig platziert wurden", grinste sie.

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