Kapitel ZWEI

Gwen hat die Gruppe „VEGAS, BABY" erstellt.

Gwen hat dich hinzugefügt.

Gwen hat Betty hinzugefügt.

Gwen hat Luc hinzugefügt.

Gwen hat Jason hinzugefügt.

[ GWEN ] – 2.22 pm – Leute! Dax und ich hatten DIE Idee!

[ GWEN ] – 2.22 pm – Lasst uns nach unserem Abschluss im Juni alle gemeinsam nach Las Vegas fahren. Eine Woche voller Spiel, Spaß und Abenteuer. Das wird Legen- ...

[ DAX ] – 2.23 pm – ... wartet noch ...

[ GWEN ] – 2.23 pm – ... -där! LEGENDÄR!

Daraufhin folgt ein Bild von Barney Stinson aus der Serie How I Met Your Mother, was für Gwen, die ein bekennender Serien-Junkie ist, fast schon zum Standard gehört. Skeptisch lasse ich mein Handy sinken und schaue zum anderen Ende des Aufenthaltsraums, wo sie mit ihrem Freund Dax sitzt und fröhlich vor sich hin kichert. Ihre Beine liegen überschlagen auf seinem Schoß.

Mein Blick wandert wieder zurück zum Display, wo bereits die ersten positiven Reaktionen in Form von albernen GIFs erscheinen. Allen voran Betty spamt den Chat mit kurzen Tanzvideos, die ihre Begeisterung für den Vorschlag zusammenfassen sollen, voll.

Ich schaue mir nochmal die Namen derjenigen an, die ebenfalls in die Gruppe eingeladen wurden. Gwen und Dax, klar, die machen seit etwa zwei Jahren, seitdem sie ein Paar sind, nichts mehr ohneeinander. Betty als Gwens Wohnheimpartnerin ist da ebenfalls nicht verwunderlich. Luc, eigentlich Lucas Montgomery, ist ein Cousin von Dax - und da wäre noch Jason, der Lucs bester Freund ist.

Ich beiße mir auf die Unterlippe. Meine Affäre mit Jason läuft mittlerweile seit zwei Monaten und es ist herrlich unkompliziert. Wenn einer von uns beiden Lust auf Sex hat, genügt im Normalfall eine kurze SMS und wir treffen uns zum nächstmöglichen Zeitpunkt irgendwo, meistens bei mir im Wohnheim, weil ich ein Einzelzimmer habe – auch wenn wir immer arg aufpassen müssen, nicht gemeinsam gesehen zu werden. Ansonsten haben wir auch weiterhin keinen sonderlichen Kontakt und tauschen höchstens kleine, teilweise aber auch fiese Neckereien beim Training aus. Wir haben kein Freundschaft-Plus laufen, ich würde es eher als Hass-Plus bezeichnen.

Eine ganze Woche mit Jason und den anderen verbringen? Klingt es verlockend oder eher anstrengend? Einerseits weiß ich, dass gerade nach den Abschlussprüfungen die richtige Arbeit auf uns zukommt – Wohnungssuche, Vorstellungsgespräche, Umzug -, andererseits wäre es schon schön, mit meinen Freundinnen in den Urlaub zu fahren. Wer weiß, ob und wann wir diese Möglichkeit nochmal haben werden?

Ich weiß jetzt schon, dass mein Vater mich für diesen Roadtrip mit seinen finsteren Blicken bestrafen wird, doch das ist mir egal.

[ ICH ] – 2.31 pm – Bin dabei!

Von Gwen kommt ein zustimmender Ruf in meine Richtung, als sie mir das Victory-Zeichen zeigt. Und bevor ich mein Handy wegpacken kann, sehe ich noch, wie eine weitere Nachricht eintrudelt.

[ JASON ] – 2.32 pm – Dann bin ich es auch. ;)

***

Ich liege mit lang ausgestreckten Gliedern flach auf dem kalten Hallenboden und konzentriere mich auf eine gleichmäßige Atmung. Meine Hände halten sich an denen meiner Trainingspartnerin fest, die ebenfalls in der gleichen Position mir gegenüber liegt. Dann spüre ich einen sanften Ruck und ich beginne, mich um mich selbst zu drehen und mich so auf dem Boden seitlich zu bewegen. Gemeinsam drehen wir uns einige Male und lassen uns nicht los. Mein Fokus liegt auf der Körperspannung, einen ruhigen Atem und den Bewegungen meiner Partnerin, damit wir uns im selben Tempo bewegen und keine von uns beiden sich die Schultern auskugeln kann. Schließlich stehen wir auf und reihen uns in die nächste Übung ein, wo ich mich erneut flach auf den Boden lege. Wir reden während des Aufwärmprozesses fast nie miteinander. Ich habe Anouk in dem Systema-Kurs, der erst seit eineinhalb Jahren auf dem Campus angeboten wird, kennengelernt und mich mittlerweile daran gewöhnt, dass sie nicht gerade die gesprächigste Person ist, doch heute scheint sie besonders angespannt und still zu sein. Ihre Kiefermuskulatur arbeitet sichtlich und der Blick ist stur auf den Boden gerichtet, als würde sie ständig in Gedanken abdriften. Ich vermute, dass sie momentan im Stress ist, weil in einem Monat die Abschlussprüfungen stattfinden. Die allgemeine Nervosität ist auf dem Campus deutlich zu spüren.

Ich spanne meinen Körper an und spüre, wie Anouk über mich drüber rollt. Ihr Rücken berührt meinen für einen Sekundenbruchteil, dann liegt sie bereits flach auf dem Bauch neben mir, begibt sich auf die Knie und macht eine geschmeidige Judorolle vorwärts, ehe sie sich wieder flach hinlegt, damit ich die Übung ebenfalls absolvieren kann. Das wiederholen wir fünfmal.

Als ich hier vor einigen Monaten das erste Mal mitgemacht habe, fand ich die Übungen lächerlich einfach, schließlich bin ich von meinem Hochleistungssport um einiges mehr Ausdauer- und Krafttraining gewöhnt. Doch mit der Zeit habe ich Gefallen daran gefunden und sehe auch den Sinn hinter der Vollkontakt-Kampfkunst, die hier zu Verteidigungszwecken angeboten wird. Vor allem weil ich in Anouk eine Trainingspartnerin gefunden habe, die sich erschreckend gut darin auskennt und mich immer wieder körperlich herauszufordern weiß. Sie ist unbestritten viel besser als ich, doch sie scheint mich zu akzeptieren. Genug Auswahl an anderen Partnern hätte sie auf jeden Fall – vor allem die ganzen muskelbepackten Typen, die sich hier tummeln. Anouk und ich gehören zu der Handvoll Frauen, die sich hierfür angemeldet haben, denn es scheint doch eher ein Männerding zu sein.

„Ist alles klar bei dir?", frage ich dann doch vorsichtig nach, als wir uns zu den anderen, die mit dem Aufwärmen durch sind, stellen und darauf warten, dass die letzten ihre Übungen beenden.

Anouk presst die Lippen aufeinander. „Ja, war eine anstrengende Woche", antwortet sie schließlich kurz angebunden.

Wenige Minuten später stehen wir uns in Zweier-Teams in der großen Halle verteilt gegenüber und berühren uns jeweils mit den rechten Unterarmen. Wir üben Druck aufeinander aus und bewegen unsere Arme, um eine Lücke beim Gegenüber zu finden und so die Verteidigung zu durchbrechen. Ich bin voll auf Anouks Bewegungen konzentriert, als sie plötzlich anfängt zu sprechen.

„Warum müssen Männer immer den perfekten Moment zerstören?"

Ich bin völlig perplex über ihre Worte und vernachlässige meine Verteidigung für eine Sekunde, sodass es für Anouk ein leichtes ist, mir ihre Faust gegen das Gesicht zu halten. Sie schlägt nicht zu, doch ich weiche trotzdem ruckartig aus.

Ich mache einen Schritt rückwärts und lasse die Arme sinken. „Was meinst du?"

Sie stellt sich locker hin, stemmt sich eine Hand in die Hüfte und fährt sich mit der anderen über die honigblonden Haare, die zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden sind. „Wieso muss man ein funktionierendes Konstrukt aus Spaß und tollem Sex zerstören, indem plötzlich Gefühle mit ins Spiel gebracht werden?"

Ich öffne den Mund und schließe ihn wieder. So viel Persönliches hat Anouk bisher nicht von sich erzählt. Bei ihrem Aussehen und dem Auftreten, das sie an den Tag legt, habe ich natürlich nicht erwartet, sie würde keusch leben, aber es überrascht mich doch, wie offen sie plötzlich dieses doch sehr private Thema anspricht.

„Hattet ihr eine lockere Affäre laufen?", frage ich.

Anouk nickt und wir stellen uns wieder in Position.

„Und ihr hattet die Spielregeln von Anfang an klar festgelegt?"

Ich drücke mit meinem Unterarm zu und schaffe es tatsächlich, eine Lücke in Anouks Verteidigung zu finden. Ich bin selbst so überrascht darüber, dass meine Hand etwas zu schwungvoll gegen ihre Wange stößt. Allein ihr geistesgegenwärtiges Wegziehen des Kopfes verhindert, dass der Schlag zu doll wird.

„Oh mein Gott, entschuldige!", rufe ich aus und schlage mir die Hände vor den Mund.

Doch Anouk winkt ab und fährt sich kurz über die getroffene Stelle. „Schon gut, ich war abgelenkt."

Den Rest der Stunde verlieren wir kein Wort mehr über das Thema. Doch meine Gedanken driften unweigerlich zu meiner lockeren Liaison mit Jason. Wir haben zwar klar gesagt, dass es aus ist, sobald wir Gefühle für eine andere Person entwickeln, doch was ist, wenn sich einer von uns beiden in den jeweils anderen verliebt?

Und diese Frage lässt mich nicht mehr los.

***

Gwen hat etwas in der Gruppe „Vegas, Baby" geschrieben.

[ GWEN ] – 7.23 pm – Friendly Reminder: Vergesst nicht, euch etwas Schickes für den Abend einzupacken! Dax und ich hatten eine tolle Idee und wollen euch ausführen ... The game is on!

Ich schließe die Tür meines Wohnheimzimmers ab und schultere mein Täschchen, während ich mich auf den Weg zum Ausgang mache und dabei Gwens neueste Nachricht in der Gruppe lese. Es ist nun ernst. In den letzten vier Monaten haben wir neben exzessivem Lernen auch den Trip in die Stadt der Sünde vorbereitet. Da wir sechs Leute sind, müssen wir mit mindestens zwei Autos fahren, eine andere Alternative hat sich bisher nicht geboten. Das Los hat entschieden, wer für die Hinfahrt ans Steuer muss – Dax und Jason – und wer für die Rückfahrt – Luc und ich. Das wird ein Spaß ...

Eigentlich bin ich zu müde, um jetzt noch in eine Disco zu gehen, da mich der Tag ziemlich geschlaucht hat. Ich habe heute meine letzte Prüfung in Politischer Theorie abgelegt und sie hat mir einiges abverlangt. Am liebsten würde ich mich im Bett unter der Decke einkugeln und eine Woche durchschlafen, nachdem ich im letzten Monat mir so viel von dem Stoff reingeprügelt habe, dass ich befürchte, irgendwann „empirisch-analytisch" zu kotzen.

Betty hat heute allerdings Geburtstag und hat nochmal alle zu einem Abend zusammengepfiffen, weil sie zwar in Las Vegas nachfeiern, aber zumindest heute anstoßen will. Und natürlich muss sie dafür in irgendeine angesagte Location, die heute wahrscheinlich brechend voll sein wird, weil viele ihre letzten Prüfungen in diesen zwei Wochen haben.

Ich brauche mit dem Campus-Shuttle etwa zehn Minuten zum Ellyllon, einem Tanzclub inmitten der kleinen Partymeile. Wie erwartet tummeln sich unzählige Studenten vor und im Gebäude, es riecht nach Gras und Alkohol. Der Türsteher, ein Muskelprotz im schicken Anzug, winkt mich durch, als ich ihm meine Einladung zeige. Betty hat extra eine kleine Ecke reserviert, um dort ein paar Cocktails zu vernichten. Ich bin zwar sicher, dass wir es morgen alle bereuen werden, wenn wir wie geplant gegen zehn Uhr am Vormittag aufbrechen wollen, aber wenn meine Freundin sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann ist es schwer, sie wieder davon abzubringen.

Ich entdecke sie, Gwen, Dax und Luc recht schnell, denn Betty ist komplett in Pink gekleidet und trägt auf dem Kopf ein Diadem, das an einigen Stellen in unregelmäßigen Abständen aufleuchtet, als wäre es diamantenbesetzt. Damit hat sie die Aufmerksamkeit von jedem hier auf alle Fälle sicher, denn ansonsten ist der Club eher dunkel gehalten. Die Gruppe hat mich bisher noch nicht entdeckt, als ich plötzlich am Unterarm gepackt und zur Seite gezogen werde.

Ich blinzle überrascht und mir liegen bereits protestierende Worte auf der Zunge, doch da erkenne ich Jason. Grinsend zieht er an meinem Handgelenk direkt durch die tanzende Meute auf der Fläche, bis wir am anderen Ende herauskommen. Dann verstehe ich, wo er hin will, und mein Unterleib zieht sich köstlich prickelnd zusammen. Eigentlich hätte mir schon sein Grinsen oder das verdächtige Funkeln in den Augen seine Absicht verraten können.

Wir quetschen uns an ein paar Leuten vorbei und biegen in einen schwach beleuchteten Gang ein. Hier treffen wir auf niemanden, da dies der Zugang zu den Mitarbeiterräumen ist. Wenn wir hier erwischt werden, kriegen wir möglicherweise Hausverbot.

„Jason, wir können nicht -", zische ich und starte einen Versuch, ihn zum Anhalten zu bewegen.

Doch er unterbricht mich: „Ich arbeite hier. Vertrau mir."

Verblüfft lasse ich mich widerstandslos weiterziehen, ehe er eine Tür aufmacht und mich hineinschiebt. Noch bevor diese wieder ins Schloss fällt, landen seine Lippen verlangend auf meinen und ich stöhne auf, als er mich nach hinten schiebt und ich etwas Kaltes im Rücken spüre. Dann lässt er von mir ab, macht das Licht an und holt einen Schlüssel hervor, um die Tür abzuschließen.

„Damit wir nicht gestört werden", sagt er zwinkernd und legt seine Hände an meine Taille.

Ich werfe einen kurzen Blick um uns herum. Wir sind offensichtlich in einer Abstellkammer gelandet, um uns herum stehen eine Menge Regale mit Toilettenpapier, Papierhandtüchern zum Nachfüllen und Seife – zumindest sind diese Dinge das einzige, das ich so schnell erkennen kann, denn schon hat Jason meine volle Aufmerksamkeit wieder eingenommen, indem er seine Lippen an meinem Hals legt und mich damit genüsslich aufstöhnen lässt.

Begierig fahren seine langen Finger an meinen Seiten hinab über die Hüfte bis zu den Oberschenkeln, wo sie beim Saum meines kurzen Kleides ankommen.

„Warum sehe ich dich das erste Mal in diesem verflucht kurzen Kleidchen?", fragt er zwischen mehreren Küssen und lässt die Finger wieder hinauf wandern, doch dieses Mal verschwinden sie unter dem Stoff. „Du siehst heiß aus."

„Wahrscheinlich weil ich es gestern erst gekauft habe", antworte ich heiser und seufze lustvoll auf, als ich seine Hände an meinem Slip spüre.

„Gib's zu, Baby, du wolltest mich damit wahnsinnig machen." Sein heißer Atem kitzelt an meinem Hals und hinterlässt ein angenehmes Kribbeln auf der Haut.

„Träum weiter, Baby."

Ich lege meine Hände an sein Gesicht und ziehe ihn zu mir. Unsere Lippen verwickeln sich in einen leidenschaftlichen Kuss, der das Potential hat, die Bude um uns herum innerhalb von Sekunden in ein Feuertornado zu verwandeln.

Jason lässt von meiner Hüfte ab und ich bekomme nur nebenbei mit, wie etwas dumpf auf dem Boden landet. Dann werde ich am Hintern gepackt und auf eine Ablagefläche gehoben, wo ich mit gespreizten Beinen sitzen bleibe.

Ich greife mit einer Hand in sein dunkles Haar und lasse den Kopf in den Nacken fallen, während Jasons Finger über meine noch bedeckte Mitte fahren und den Stoff zur Seite schieben.

„Dich macht diese ganze Situation ganz schön an, was?", kommentiert er mein offensichtlich feuchtes Höschen gehässig und ich senke den Kopf wieder.

Ein Griff zu seiner Männlichkeit später bildet sich ein nicht minder dreckiges Grinsen auf meinem Gesicht. „Ich bin wohl nicht alleine damit."

„Ganz sicher nicht", raunt er und gibt ein zufriedenes Brummen von sich, als ich seine Hose öffne und sie mitsamt Boxershorts nach unten ziehe, um seine pralle Männlichkeit zu befreien.

„Wir haben nicht viel Zeit", sage ich und Jason quittiert es mit einem spitzbübischen Funkeln in den Augen.

„Verstanden", erwidert er, greift in seine Hosentasche und befördert ein Kondom zutage, das mit wenigen geübten Handgriffen auch schon sitzt.

Ich höre mein Herz schlagen und spüre die erregende Vorfreude, als er mich an der Hüfte packt, mein Höschen erneut zur Seite schiebt und sich mit einem gezielten Stoß in mir versenkt. Wir stöhnen beide gleichzeitig auf.

Jason muss die Knie etwas beugen, da die Ablagefläche relativ niedrig ist, doch das hält ihn nicht davon ab, mich mit schnellen und harten Bewegungen zu nehmen. Ich kralle mich in seinen Schultern fest.

Mein ganzer Körper steht unter Spannung. Ich kann die Funken regelrecht hören, wie sie über meine Haut tanzen und dabei Hitze entfalten. In meinem Bauch entsteht ein Knoten, der kurz vorm Platzen ist.

Der Raum ist erfüllt von unserem ruckartigen Stöhnen und dem regelmäßigen Klacken der Ablage unter mir. Jason beißt sich in meinen Hals fest und ich lehne mich weiter nach hinten, während er seine Hüfte immer wilder nach vorne schnellen lässt.

Der Höhepunkt überrollt mich mit einer Intensität und Wucht, dass ich mich nach vorne beugen und meine Lippen auf Jasons presse muss, um meine Gefühle nicht laut hinauszuschreien. Auch wenn es draußen dank der Musik relativ laut ist, will ich nicht noch irgendwelche Aufmerksamkeit auf diesen Raum lenken, indem ich die Bude vor Lust zusammenschreie.

Jason folgt mir mit wenigen harten Stößen in den seligen Zustand und stützt sich schwer atmend neben mir auf der Ablage ab.

„Fuck, das habe ich nach dem Tag heute gebracht", sage ich und lehne mich wieder ein Stück nach hinten.

„Gern geschehen", erwidert er grinsend und entzieht sich mir.

Ich rutsche von der Ablage und richte mein Höschen sowie das Kleid. Meine Beine sind etwas wacklig von den Nachwehen, sodass der Stand in meinen High Heels etwas riskant ist.

„Ich lasse dich zuerst raus und wir sehen uns in ein paar Minuten beim Partytisch?", fragt Jason und hat bereits die Türklinke in der Hand.

Ich nicke und er öffnet die Tür, sodass ich nach einem kurzen Blick nach links und rechts hinausschlüpfen kann. Zwinkernd mache ich mich auf den Weg zurück in den Hauptraum mit der Tanzfläche und der Bar. Als ich aus dem Gang trete, bemerke ich den Blick einer dunkelhaarigen Barkeeperin. Sie rümpft ihre Nase und dreht sich weg. Und ich habe plötzlich ein mulmiges Gefühl.

Es wird ein feuchtfröhlicher Abend und unsere Gruppe entscheidet sich, trotz des reservierten Tisches die Location zu wechseln. Irgendwann gegen zweiundzwanzig Uhr landen wir in einem weiteren Tanzclub zwei Straßen weiter. Ich habe mich bisher sehr gut von Cocktails fernhalten können und nur zwei Longdrinks gehabt, sodass ich noch relativ klar denken und hoffentlich einen Kater für die Fahrt morgen vermeiden kann.

Die Musik dröhnt in meinen Ohren, während ich meinen Körper zum Beat bewege. Amüsiert beobachte ich eine kleine mit dunklem Wuschelkopf, wie sie einen Typen mit der Hüfte gekonnt zur Seite schubst, als dieser sich offensichtlich an eine ihrer beiden Freundinnen herantanzen will. Offensichtlich gehört dieser Abend nur den Mädels.

Plötzlich spüre ich warme Hände an meiner Taille und ich drehe mich rasch herum, doch mein ohnehin schon durch die Bewegung hart wummerndes Herz macht noch einen zusätzlichen kleinen Hüpfer, als ich Jason erkenne, der sich ebenfalls zur Musik bewegt. Wir tanzen ein paar Momente miteinander, dann beugt er sich vor und mein Herz bleibt vor Schreck stehen.

„Ich mache mich jetzt auf den Weg nach Hause, um noch etwas Schlaf für den Weg zu tanken", sagt er laut in mein Ohr und ich nicke, auch wenn der Schreck darüber, dass ich kurz dachte, er könnte mich in aller Öffentlichkeit küssen, noch in den Knochen steckt. „Sagst du den anderen Bescheid?"

Ich nicke erneut und er verabschiedet sich von mir.

Keine Sekunde später steht bereits Gwen mit einem diebischen Ausdruck im Gesicht vor mir. „Was wollte er? Läuft das was zwischen euch?", ruft sie mir über die Musik hinweg zu.

„Er wollte nur Bescheid geben, dass er jetzt loswill, um noch etwas zu schlafen", antworte ich in derselben Lautstärke und schüttle kräftig mit dem Kopf. Ein derartiges Gerücht kann ich selbst jetzt nicht gebrauchen. Nicht schon wieder, auch wenn es dieses Mal zumindest der Wahrheit entsprechen würde.

Gwens dunkle Augen funkeln mich einige Momente abschätzig an, dann zuckt sie mit den Schultern. „Hätte mich sowieso gewundert, du lässt ja kaum jemanden ran und jeder weiß, dass Jason nichts mit Cheerleaderinnen anfängt. So viele haben es schon versucht. Und er ist wirklich kein Kind der Trauer." Sie rollt mit den Augen und nimmt einen Zug von ihrem Getränk, das beim Tanz gefährlich schwappt.

Ich schenke ihr ein schiefes Grinsen und zucke unwirsch mit den Schultern.

„Ah, und da hat er bereits die nächste an der Angel."

Ich drehe mich stirnrunzelnd um und erblicke Jason in der Nähe der Toiletten. Und an seinem Hals klebt eine Blondine, der er einen offensichtlich sehr leidenschaftlichen Kuss gibt. Irgendwas in meinem Magen zieht sich schmerzhaft zusammen und ich drehe mich hastig weg. Gwen tanzt bereits mit Betty und hat mich nicht mehr im Blick. So sieht sie hoffentlich nicht den Missmut, den ich dank der Szene nun empfinde.

Ich schnaube. Erst mich im Lager ficken und dann sich die nächste für die Nacht suchen. Wow. Klar, ich war diejenige, die die „Keine Exklusivität"-Regel ins Spiel gebracht hat und ich weiß auch, dass Jason neben mir noch andere trifft. Aber FUCK, es sehen will ich nicht.

Entschlossen marschiere ich zur Bar und bestelle mir einen Long Island Icetea, der mich hoffentlich wieder von dieser elendigen Eifersucht befreit, die mich unpassenderweise in ihren Klauen hat, – und mir das Bild aus dem Kopf jagt, wie ich der Tusse den Hals umdrehe.

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