@Gerrymoon


   


  

!!!
Triggerwarnung:

Beschreibungen von Leichen, Blut und Tod enthalten.

  

[Author Empfehlung zum Beginn der Story der Song „Benighted“ von Opeth]

  

  
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Tick

Der schwarze Rauch kroch an den Fenstern hoch. Unheilverkündend wand er sich, als hätte er Schmerzen.

Tack.

Der Rauch kroch durch die Fensterritzen. Krallenartige Gebilde formte er, wollte die letzten Überlebenden zu fassen kriegen.

Uns.

Tick

Das scharrende Geräusch von seinen Schuhsohlen über den verkrusteten Teppich hallte laut im Raum. Zu Laut. Die Anspannung fraß sich sofort durch meinen Körper, ließ mich alarmiert den Kopf rumreißen. Nur für den Moment, bevor ich wieder das Fenster fokussierte.

Tack.

„´tschuldigung“, murmelte er in seinem gebrochenen Deutsch und mit diesem scheiß Akzent, den ich am liebsten auf den Mond geschossen hätte. 

Tick

Ich wusste, er war nicht da.

Tack.

Der schwarze Qualm hatte seine Krallen zurückgezogen. Er presste sich nun mit einer solchen Gewalt gegen das Fenster, dass die Krallen zu einer unförmigen Masse verschwommen. Ich sah das Glas springen.

Tick.

Ein Zischen ließ meinen Kopf erneut herumreißen. Diesmal starrte ich ihn an. Zwang mich dazu, meinen Blick vom Fenster fernzuhalten.

„´tschuldige.“

Tack.

Es machte mich wahnsinnig. Das anbahnende Knurren blieb zur Hälfte in meinen Hals stecken. Ich konnte nicht knurren. Ich konnte ihn nicht anschnauzen, nicht fortjagen. Nicht mehr.

Tick.

Seine Haare, einst schneeweiß gefärbt, hingen grau an seinem Gesicht herab. Der Haaransatz war schwarz, Ascheschwarz, Rauchschwarz, Qualmschwarz. Es glänzte fettig im letzten Licht der Glühbirne.

Tack.

Er war das letzte Licht. Das letzte Licht in dieser Dunkelheit.

Tick.

Das Mittel gegen die Schwärze.

Tack.

Meine Hoffnung.


09:40

„Hast du etwas angestellt?“, fragte er und ich konnte seinen Blick auf mir spüren. Der junge Mann neben mir flüsterte mit belegter Stimme. Ich schaute ihn nicht an, versuchte mich auf meine trockenen Hände zu konzentrieren, versuchte zusammen mit dem Schmerz im Gleichgewicht zu bleiben. Ich würde nicht antworten. Der Schmerz saß zu tief. Hatte sich in mein Inneres gebrannt. 

„Hast du die Behandlung verdient?“, fragte er noch leiser, beugte sich bis an mein Ohr vor. Ich konnte seinen Atem spüren, wie er gegen meine Ohren schlug, wie er atmete und lebte. Er erinnerte mich daran, dass er seine Stimme noch hatte. Noch. Ich nicht mehr, ich hatte meine Stimme irgendwo zwischen der letzten Mission und meiner Bestrafung vor allen verloren. Hatte sie verloren zwischen der Erniedrigung vor der Mannschaft und den vor Angst geweiteten Augen des Jungen, den ich nicht hatte retten können.

Ich schloss meine Augen. Versuchte so tief wie möglich durchzuatmen, die Erinnerungen beiseite zu schieben. Ich brauchte nicht erneut das Gefühl der Hiebe auf meiner Haut, nicht den Geruch von Urin in meiner Nase. Es war nur Abhärtung, schoss es mir durch den Kopf. Nur Abhärtung für meine Persönlichkeit, damit ich die Ruhe bewahren konnte. Damit ich in Zukunft nicht mehr aus der Reihe tanzte, weil es für das Team wichtig war, dass jeder auf den Befehl hörte. Ich biss mir auf die Lippe, versuchte den Schmerz weiter weg zu atmen. 

„Ich glaube, du hast das nicht verdient“, wisperte er, mit noch immer belegter Stimme. Es war, als würde man ihn durch Watte hören. Eine Fähigkeit, die einige durch hartes Training erlangt hatten. Anderes Training als das, was ich genossen hatte. Er war ausgebildet worden für diese Mission. Ich nicht. Ich war hier, weil ich mich gemeldet hatte, weil ich weg musste von meinen Kameraden, die mich mit ihren Blicken auszogen. Meinen Schmerz verstärkten mit ihren Blicken voller Hass und Mitleid. Dazwischen gab es nichts. 

09:53

Mein Blick huschte zur Digitaluhr. Biss sich an das dunkle Metall des Gehäuses. Sie stand an der hinteren Tür des Wagens und war unsere einzige Chance gleich zu überleben. Dieses kleine Ding war unser Ticket zu einem erfolgreichen Start dieser Mission. Das Auto ruckelte, schleuderte mich und den anderen durch den Transporter, sodass wir Mühe hatten uns aufrecht zu halten. Wir hatten die Grenze überquert. Jetzt waren wir außerhalb der sicheren Zone und gleich waren wir auf uns gestellt. Es wurde ernst.

„Mein Name ist Seokjin“, stellte er sich vor und zog seine Beine an den Körper, um sich aufzustemmen. Jetzt erwiderte ich seinen Blick, schaute ihm genau in die dunklen Augen, welche mich ernst anschauten. Wir beide bildeten nun ein Team. Stumm verständigten wir uns darüber, wie es weiterging. Wer gleich welche Aufgabe in diesem tödlichen Ablauf haben würde.

09:55

Die Digitaluhr lag schwer in meiner Hand. Das Gehäuse war abgegriffen. Rost klebte an einigen Stellen, hatte sich zusammen mit dem Blut ins Metall gefressen. Ich genoss die letzten Minuten, die ich in sauberen Klamotten verbrachte. Die letzten Minuten, in denen kein Schmutz an mir klebte.

09:56

Seokjin griff nach seiner Gasmaske und zog sie sich über das Gesicht. Er würde zuerst springen.

Er. Die Uhr. Ich.

Die ideale Reihenfolge. Stumm festgelegt, als würden wir schon Jahre zusammenarbeiten und uns nicht erst seit wenigen Sekunden kennen. Wir hatten beide den Plan gehört, sollten uns hinein zu den Laboren schleichen und Informationen austauschen, herausfinden, warum diese Station seit ein paar Tagen keine Signale mehr gegeben hatte. Warum bei ihnen der Strom ausgefallen war. 

09:57

Meine Muskeln waren zum Zerreißen gespannt, das aufbrausende Adrenalin verdrängte meinen Schmerz, ließ pure Konzentration zurück. Seokjin zeigte mit einem Daumen nach oben, während ich mir selbst meine Gasmaske überzog. Mein Atem drang nun als dumpfer Ton an meine Ohren, hinterließ eine schauernde Gänsehaut. Er entriegelte die Luke in der Autotür, ließ sie ratternd nach oben fahren und entblößte so den Anblick der zerstörten Straße, auf der das Auto fuhr. Auf die Kreaturen, die dem Auto hinterherjagten, dem Lärm ein Ende bereiten wollten. Uns ein Ende bereiten wollten.

Seokjin war angespannter als ich. Seine Adern stachen unter seiner Haut hervor, während er mit viel zu viel unnötiger Gewalt die Ränder der Öffnung umklammerte, um sich im nächsten Moment hinauszukatapultieren.

09:58 

Er sprang. Kaum hatte die Uhr umgeschlagen, war er in den Sporen verschwunden, in dem schwarzen Qualm, den das Auto aufwirbelte und wenige Meter hinter den Reifen sein volles Gewicht entfaltete.

09:59

Tief atmete ich noch einmal durch. Ich durfte mir jetzt keinen Fehler erlauben, musste exakt den richtigen Moment abpassen, um mich und Seokjin nicht in Gefahr zu bringen. Ich starrte auf die Digitaluhr, zählte die Sekunden, während ich mich mit meiner anderen Hand am Griff festklammerte, der an der anderen Transportertür befestigt worden war. Ich stemmte mein Gewicht gegen meine Hand, wusste, ich durfte auf keinen Fall loslassen. Dann war der Moment gekommen. Der Fahrer legte eine Vollbremsung hin, riss das Auto herum, wirbelte so viel Schutt auf, dass er die Sicht vollkommen versperrte, während ich mit der Uhr ausholte und sie mitten in den Rauch warf.

10:00

Der schrille Ton der Digitaluhr jagte mir einen Schauer von Adrenalin durch die Sehnen, während ich selbst aus dem Auto sprang. Der unsanfte Aufprall auf den Boden kam unvorbereitet, jagte mir sämtliche Luft aus den Lungen, sodass ich einen Moment desorientiert über den Boden rollte, bevor ich liegen blieb. Die ersten Kreaturen jagten sofort an mir vorbei. Über mich hinweg zur wild klingelten Uhr. Mein Blick jagte umher, erfasste sofort einige Meter entfernt Seokjin, welcher sich in einen Gully hatte retten können. Er winkte mich zu sich, hob den Daumen. Alles verlief nach Plan.

„Sie sind mehr geworden“, stellte Seokjin mit Bedauern fest, während ich meine Axt aus der gefühlt tausendsten Kreatur zog, die ich getötet hatte. Es gab ein knirschendes, ekelerregendes Geräusch von sich, während das schwarze Blut sich über den Kanalboden wand und in alle Ritzen floss, die es finden konnte. Angeekelt schickte ich weiteres Blut von meiner Waffe auf den Boden und hoffte, dass die Klinge noch länger durchhalten würde. Auch Seokjin schleuderte mit einem geschickten Wink das Blut von seiner Klinge gegen die Wände, bevor er abrupt in der Bewegung innehielt. Sein Bajonett erhoben, drückte er sich an die Wand und deutete mir ebenso zu lauschen. Mein eigener Atem rauschte, stockte, als ich ihn anhielt und flüsterte wenige Sekunden weiter, kaum dass mein rasendes Herz nach neuem Sauerstoff verlangte.

Geräusche.

Ich hörte auch, was Seokjin hörte. Ein leises Geräusch, kaum zuzuordnen, ob es von einer dieser Kreaturen stammte, die unser Leben seit Jahren zur lebenden Hölle machten. Einer Kreatur dieses schwarzen Qualms, der uns überrannte, vergiftete und tötete. Doch es konnte auch ein Überlebender sein. Ein Überlebender, der sich hier in die Kanalisation geflüchtet hatte, weil es einer der Orte war, in denen am wenigsten dieser Monster hausten. Aufmerksam beobachtete ich, wie Seokjin seine Hand hob, mich mit einem Fingercode dazu aufforderte, seinen Rücken zu sichern, damit er einen Ruf ausführen konnte.

Scheek.

Seokjin fuhr mit seinem behandschuhten Handrücken über die Wand, erzeugte das kreischende Geräusch, welches sofort sämtliches Adrenalin in den Körper jagte. Ein Toxin, von dem ich abhängig war, weil ich wusste, mein Leben hing davon ab, dass ich nun aufpasste.

Ich fand es nicht verwunderlich, dass die Kreaturen auf dieses Geräusch so empfindlich reagierten, wenn mein eigener Körper sofort auf eine solche Alarmbereitschaft agierte. Doch ich verurteilte mich nicht dafür. Es war das Geräusch, dass mich an Verlust erinnerte, mir immer wieder sagte, dass man immer aufmerksam sein musste. Auch jetzt beobachtete ich den schwarzen Qualm in den Ecken, der uns seit unserem Abstieg begleitete. Beunruhigt hatten wir ihn zur Kenntnis genommen, in stetiger Beobachtung gehalten und nun konnten wir ihn aktiv nutzen. Der Rauch waberte, krümmte sich zu dem Geräusch, ließ alle Monster in unserem Umfeld wissen, wo wir waren.

Mein Herz schlug mir bis zu den Ohren, pochte in meinem Inneren, während ich und Seokjin angespannt darauf warteten, dass eine der Kreaturen um die nächste Ecke kommen würde. Doch nichts. Wir blieben mit dem seltsamen Geräusch allein in der Dunkelheit. Einer Dunkelheit, die wir gerade so durch unsere Taschenlampen besiegten. Einer Schwärze, die ihre Heimat war und eingekesselt in dem Rauch, der ihr Revier markierte. Seokjin machte den nächsten Schritt nach vorne, entschied für uns beide, dass wir voran gehen konnten.

Unsere Schritte hörte man nicht. Die Schuhsohlen verschluckten jedes Geräusch sofort in ihrer Nähe, waren so weich geformt, dass sie den Boden unerlässlich nachgaben. Es war ein seltsam weiches Gefühl, an das man sich erstmal gewöhnen musste. Eine Gewöhnung, die uns wie diese Kreaturen auf Geräusche sensibilisierte. Unsere eigenen und die von anderen. Meine Ausrüstung funktionierte, verschluckte für Seokjin meinen Herzschlag und meine Atemzüge, wie seine für mich nicht existent waren.

„Es ist ein Überlebender…“, wisperte Seokjin und beschleunigte seine Schritte. Und wenig später standen wir beide vor der Nische, in die sich der Junge gerettet hatte. Eine Nische, von sich der Rauch zu fürchten schien, seine Krallen davor wetzte, sich jedoch nicht näher traute. Jetzt waren die Geräusche klarer, das stockende Atmen, rauchig und das Tropfen einer Flüssigkeit auf den Boden. Und plötzlich starrte uns ein Augenpaar aus der Dunkelheit an.

Tick.

Über die Knochen spannten sich nur die Überreste der ehemaligen menschlichen Haut. Fadenartig hingen sie an dem Gebilde herab.

Tack.

Die spitz verformten Fingerspitzen kratzten über das Glas. Sie gruben Furchen hinein. Lautlos. Wie alles an diesen Biestern. 

Tick.

Der zerfledderte Unterarm kam zum Vorschein. Die schwarz gebrannten Sehnen. Genauso verzogen, genauso unmenschlich wie die Hände. Sie schälten sich aus der Schwärze des Qualms. Sie gehörten zu dem Rauch, waren Teil davon. Sie ernährten den Rauch. 

Tack.

Die beiden waren eine Symbiose. Bildeten das perfekte Team, um ihre abscheulichen Leben aufrechtzuerhalten, ihre Beute in die Enge zu treiben und zu erlegen. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, während ich den Rauch dabei beobachtete, wie er die Hände umsäuselte, sie leitete, ihnen zeigte, wo ich zu finden war. Mein Herz schlug laut und gegen den Takt.

Tick.

Diesem Takt. Ein unendliches Geräusch, das sich sterbend in meine Ohren fraß. Ich sah ihn aus den Augenwinkeln. Wie er lächelte. Die Mundwinkel nach oben gezogen. Völlig unberührt von dem Geräusch saß er dort gegen die Wand gelehnt.

Tack.

Mein Blick klebte auf den Lippen. Prall, dunkel, sie hatten meinen Namen geformt.

Tick.

Im verzogenen Mundwinkel hing Blut, eine in diesem Licht dunkel und unheilvolle Flüssigkeit, die schon getrocknet über sein Kinn gelaufen war. Schorf war in seinem Gesicht, bedeckte seine Wange, war verkrustet. Entzündet.

Tack.

„´tschuldige“, hauchte er mit seinen fahlen Lippen. Erinnerte mich daran, dass dort draußen noch immer eine Kreatur vor dem Fenster stand. Mein Kopf ruckte herum. Ich sah das Glas springen.

Tick.

Er war der einzige Überlebende. 

Unsere Mission war zu Ende, bevor sie überhaupt gestartet hatte, weil es die Labore nicht mehr gab. Weil er der einzige Überlebende war. Meine Pistole lag fest in meiner Hand, während ich den Bereich vor uns sicherte. Seokjin saß in der Röhre hinter mir, verband die Verletzung des Jungen erneut. Er sprach kein Deutsch. Ich war der stumme Begleiter, die Absicherung der beiden Koreaner, die in meiner Obhut sich jetzt erstmal versorgten und schlafen legten, bevor auch ich meine Mütze Schlaf bekommen und wir weiterziehen würden.

Unsere Mission war gescheitert, bevor wir etwas dagegen tun konnten, doch so schnell, wie wir hinein gekommen waren, kamen wir jetzt nicht mehr heraus. Unsere Kommunikation nach außen lief gegen null. Wir waren gezwungen, die nächste sichere Zone aufzusuchen, zu ihr zu wandern, weil wir zu dritt keine Chance hatten gegen ein ganzes Labor, welches den Kreaturen zum Opfer gefallen war. Den Mutierten. Ich hätte es wissen können, es mir denken können, weil ich schon so viele getötet hatte, weil ich meine eigenen Kameraden an diese Kreaturen verloren hatte. Doch kaum hatte Seokjin die Informationen von Taehyung ausgesprochen, lief es mir wie ein Schauer durch den Körper.

Die Labore waren von innen aufgefressen worden. Eine von ihnen eingefangene Kreatur hatte sich befreit, das schwarze Toxin hatte schneller getötet, als die Wissenschaftler reagieren konnten. Ich hatte, wie jetzt, angespannt mit meiner Waffe in der Hand die Umgebung gesichert und den Stimmen gelauscht. Taehyungs Stimme, die stockend erzählte. Die anders als Seokjins nicht gedämpft, sondern klar war. Taehyungs Stimme war dunkel, einlullend und beruhigend, obwohl er nicht dämpfte, obwohl Angst darin lag und ich konnte nicht beschreiben, was anders an ihm war. Ich konnte nicht sagen, warum ich mich zu ihm umdrehen wollte, als ich hörte, dass er weinte, obwohl ich nicht verstand, was er sagte. Ich wusste nicht, warum sich mein Kopf darauf konzentrierte, ihm die Tränen trocknen zu wollen. Ihm sagen zu wollen, dass ich sein Leid teilte, wie es Seokjin tat.

Taehyung hatte die Forscher sterben sehen. Die Forschungsobjekte, wie er selbst ein Forschungsobjekt gewesen war. Freiwillig, wie alle anderen dort, weil er alles an den Rauch verloren hatte, das ihm wichtig war. Weil er, wie die Wissenschaftler, daran glaubte, dass es ein Gegengift, eine Waffe gegen den Rauch geben musste. Und sie waren kurz davor gewesen, es zu finden.

Es war frustrierend.

Ich biss meine Zähne zusammen, spürte wie meine Fingerknöchel weiß hervortreten mussten, während ich meinen Atem wieder versuchte in den Griff zu bekommen. Wut brachte mich nicht weiter, sie würde nur dafür sorgen, dass ich unaufmerksamer wurde und uns alle in Gefahr brachte. Einen kurzen Blick riskierte ich zu den beiden, Seokjin hatte sich gegen die Wand gelehnt, während Taehyung sich an ihn gekuschelt hatte. Ich wusste nicht wie alt beide waren, doch das Bild wirkte, wie ein großer Bruder, der auf seinen jüngeren aufpasste. Sie teilten die Wärme, die hier unten auch Mangelware war. Die Kälte kam schleichend, langsamer als der Rauch, der nach einiger Zeit ebenso unsere Ausrüstung zerfressen haben würde.

Taehyung hatte keine Ausrüstung. Sein Gesicht bedeckte nichts, er war nur bekleidet in einem dünnen Pullover und einer Jeans. Alltagskleidung, die ich seit Ewigkeiten nicht mehr an meinem Körper gespürt hatte. Das letzte Mal, als ich mit Zehn vom Militär eingezogen und trainiert worden war. Ich war einer von vielen, welchem sie jahrelang das Sprechen austrieben und unsere Aufmerksamkeit trimmten, nur um dann wegen einem Fehler hier zu landen. In einer eigentlich normalen Mission, die ihr jähes Ende genommen hatte. Ich biss auf meiner Zunge herum, spürte, wie trocken mein Mund mittlerweile war. Ich hatte Durst und die Müdigkeit speiste sich starr in meine Knöchel. Das waren nur Nebensächlichkeiten. Dinge, die keine Bedeutung hatten, weil das Leben von den beiden von meiner Aufmerksamkeit abhing.

Ich wandte mich um, riss mich von dem Anblick des Friedlichen los. Der Gang links neben mir hatte Wasser und Müll auf dem Boden, die Wände wirkten schleimig und glänzten, bevor der Rest in Dunkelheit verschwand. Da war nichts Verdächtiges, nichts, das darauf hinwies, dass diese Dinger in der Nähe waren, dass sich der schwarze Qualm vermehrt hatte. Mein Blick fuhr auf die andere Seite. Ich erfasste aus den Augenwinkeln, wie der dunkle Rauch sich um meine Fußknöchel wand, ihn umschmeichelte, die Krallen gespitzt.

Mein Kopf ruckte hoch zusammen mit der Pistole.

Tack.

Langsam schob sich die Brust der Kreatur ins Fenster. Entblößte das breite Loch, dass sich darin befand. Die leeren Blutgefäße, waren wie Spinnenweben, hingen vergammelt aus seinem Inneren heraus, zeigten, wie lebendig diese Figur mal gewesen war.

Tick

Das Herz war ein schwarzer Kristall. Es hing weinend zwischen den letzten ausgetrockneten Muskeln, zerrte an dem letzten bisschen Leben, dass ihm der Rauch ermöglichte.

Tack.

Die Rippen bogen sich aus dem Fleisch heraus, zeigten, dass die Kreatur sowas konnte wie atmen. Sie hatte nicht verlernt, wie man das tat. Sie hatte nur gelernt, wie man es lautlos tat. Wie man es tot tat.

Tick.

Dröhnend laut war der Schuss gewesen, der mich vor meinem Tod bewahrte, und doch war nicht ich es gewesen, der ihn getätigt hatte. Die Erinnerungen flimmerten vor meinen Augen, während ich ein ebenbürtiges Loch in der Brust der Kreatur am Fenster anstarrte.

Tack.

Mein Blick verschwamm. Tränen sammelten sich, wollten hervorbrechen, als eine wertvolle Flüssigkeit, wie sie es war. Ich wusste nicht, wann ich das letzte Mal Tränen vergossen hatte. Wann ich das letzte Mal so etwas wie Leid empfand. Ich litt.

Tick

Er saß da, seine Kleidung so schwarz, wie das Holz hinter ihm. Im Kontrast zu seiner fahlen Haut. Meine Jacke lag noch immer vor ihm, er hatte sie mir zurückgeben wollen, hatte sie mir hingehalten.

Tack.

„´tschuldige“, sagte er und starrte mich aus seinen dunklen Augen heran. Strahlend weiße, reine Augen. Augen, die das Leid nicht verdient hatten, die es nicht verdient hatten, mich leiden zu sehen und es trotzdem taten.

Tick.

Ich hasste seinen Akzent nicht. Ich wollte mehr davon. Ich wollte mehr verständliche Wörter aus seinem Mund hören als nur das eine einzige, welches ihm Seokjin beibringen und er sich merken konnte.

Tack.

Ich lehnte mich zurück. Öffnete den Mund. 

Tick.

„Schon gut.“

Tack.

Kein Wort hatte meine Lippen verlassen. Keinen Ton und ich verfluchte mich dafür. Ich verfluchte mich dafür, dass ich keinen Ton von mir geben konnte, mein Leiden nicht selbst beenden konnte, weil ich nichts hatte, dass die Kreatur dazu bringen würde, sich auf mich zu stürzen.

Tick.

Ich stand auf, es war nur ein Schritt zum Fenster. 

Sprachlos streunerten wir durch die Labore. Es war unglaublich, dass wir es tatsächlich bis hierher geschafft hatten. Die Räume wirkten unwirklich. Keiner von uns hatte daran geglaubt, dass wir durch unsere überstürzte Flucht ausgerechnet hier landen würden.

Taehyung und Seokjin flüsterten leise vor mir, während wir immer tiefer in das Gebäude hinein liefen. Der Rauch hatte sich verflüchtigt. Er hockte nur noch in den Ecken als ein stählernes Überbleibsel dessen, was hier geschehen war. Der Geruch von Moder und Verwesung kroch durch die Gänge, hatte schon dafür gesorgt, dass Taehyung sich geräuschvoll übergeben hatte. Der beste Beweis dafür, dass sie wirklich verlassen waren. Der Rauch hatte die Gebäude eingenommen, doch nicht besetzt. Hatte seine Abscheulichkeiten unseren Fängen entrissen und alles auf seinem Weg mitgenommen. Es gab nichts Lebendiges mehr in den Räumen, nicht mal Käfer, die sich an den Überresten zu schaffen machten. Nichts.

Wir stiegen über Innereien, über etwas, das beim genaueren Hinsehen bestimmt Gehirnmasse war, über Knochen, die unter Taehyungs lauten Schuhen protestierend knirschten. Es waren abscheuliche Geräusche, die Taehyung bei jedem Schritt erzeugte. Ein Krach, der sich über den Rücken, direkt in den Magen zog und uns allen den Appetit verdarb.

Vorsichtig öffnete ich eine der Türen, obwohl ich die Beschriftung nicht lesen konnte, weiter, starrte in das dunkle Innere, welches Schreibtische und Akten preisgab. Unordentlich waren sie über den gesamten Boden verteilt und ließen den Blick frei auf einen einzigen Schreibtisch, auf dem noch eine Akte lag. Sie war unberührt, nicht zerknickt, nicht mit Körperflüssigkeiten besprüht. Sie lag da, als würde sie uns zu sich rufen.

Erschrocken fuhr ich herum, hatte mein Messer schon tötungsbereit in der Hand, doch es war nur Taehyung, der mich an der Schulter ergriffen hatte. Mich mit großen ebenso erschrockenen Augen anstarrte. Mir in die Seele starrte und wieder das Gefühl hervor rief, dass er beschützt werden musste. Sein Blick huschte zu Seokjin, er murmelte Worte die ich nicht verstand und ließ seine Hand sinken. Verständnislos starrte ich ihn an, ließ den kurzen Moment auf mich wirken, bevor ich mich wieder müde dem Aktenraum zuwendete. 

Ich sah seinen Haarschopf an mir vorbei sausen, wie er plötzlich aufgeregt durch sein dunkles Haar fuhr. Taehyung hatte etwas entdeckt, dass er sofort mit Seokjin teilte. Etwas, das mir verborgen blieb. Worte, die bei meinem einen Ohr rein und am anderen wieder raus kamen, weil mein Kopf sie nicht begreifen konnte. Doch ich sah seine Augen. Sie glänzten. Sein Lächeln stach in mein Herz, erinnerte mich daran, warum ich kämpfte, warum ich versuchte, die Menschheit zu erhalten. Er erfüllte mich mit etwas, dass ich glaubte weggesperrt zu haben. 

Taehyung hatte uns eine Orientierung zurück erkämpft, die wir bei unserer anhaltenden Flucht verloren hatten. Eine Orientierung, die uns zielgerichtet die Räume durchsuchen lassen konnten. Wir konnten plündern, ohne ziellos jeden Raum durchsuchen zu müssen. Hatten richtige Betten, in denen wir uns in einem abgeschlossenem Raum ausruhen konnten, hatten Zeit uns zu waschen und Taehyung mit dem Haarefärben eine Freude zu machen. Es war unsere gemeinsame, einzige, sichere Zeit. Dennoch verblieben wir die meiste Zeit mit den Akten, lasen, was wir in die Finger bekommen konnten, saugten die Informationen auf, die in mehreren Sprachen verfasst waren. 

Ich las die akte auf dem Schreibtisch zuerst. Der Schatz, der unberührt lag, der mich dazu einlud.

Es war Taehyungs Akte.

Tick.

Er hat nicht mit der Schuld leben können. 

Tack.

Ich wusste es und er wusste es.

Tick.

Deswegen starrte ich in Seokjins Augen.

Tack.

Der Mutierte hatte seine Gesichtsformen, die selben Augen, dieselben Haare, deren Pink noch immer unter dem Dreck hervorstach. Die Zeit im Labor war unsere beste Zeit gewesen. Zwei Wochen hatten wir dort gelebt, bevor wir beschlossen, dass wir nicht länger dort bleiben konnten. Weil der Rauch uns gefunden hatte. Weil die Schwärze immer näher gekommen war.

Tick.

Mein Herz klopfte, während Seokjin vor mir die Zunge aus dem Mundwinkel hing, Halb zerkaut, aufgerissen, blutig tropfend. Die Lippen waren aufgeplatzt, der Qualm allein ließ sie weich aussehen, hielt sie in ihrer Form.

Tack.

Ich hatte gewusst, dass er es war, der um die Hütte herum schlich, weil er uns versprochen hatte, uns zu finden. Er hatte uns gefunden.

Tick.

Seokjin. Mein Kamerad. Unser Kamerad. Ein weiterer, den ich nicht retten konnte.

Tack.

„´tschuldige“, sagte er und ich wandte mich wieder vom Fenster ab. Fokussierte ihn. Seinen kraftlosen Körper. Ich sah die Käfer, die über ihn krabbelten. Ich sah, wie seine Augen im Licht der Glühbirne glänzten. Trocken, staubig, trüb.

Tick.

Er war nicht da.

Tack.

Er sprach nicht mit mir. Konnte er nicht, weil noch immer die Glühbirne um seinen Hals lag. Weil ich das Kabel noch immer nicht von seinem Hals genommen hatte, weil ich nicht konnte.

Tick.

Weil ich zu geschockt war.

Tack.

Weil ich wollte, dass er das Kabel selbst entfernte, sich davon befreite, aufstand und mich wieder so anlächelte, wie es seine Illusion tat. Ich wollte, dass er mit mir sprach, ich wünschte es mir. 

Tick.

Seokjin legte nun beide Hände an die Scheibe, drückte seine Stirn dagegen. Seine Haut löste sich, die Fäden, die er eingequetschte, rissen, gaben dem Druck nach und zurück blieb nur der Schädel. Knochen so schwarz wie der Qualm selbst. Die Zunge drückte sich ebenso gegen das Glas, verschmutzte es mit einer klebrigen dunklen Sabber, die ich nicht von diesen Monstern erwartet hatte.

Tack.

Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. 

Tick.

Wandte mich vom Fenster ab, wissend ich würde mich Seokjin früh genug wieder stellen müssen und kniete mich vor Taehyung nieder.

Tack.

Zischend verdunstete meine Träne auf der Glühbirne. Ließ stille zurück, die nur meine Trauer mit Stärke füllen konnte.  

Der Himmel über uns war trübe, der dritte Tag war mittlerweile angebrochen. Erschöpfung hatte sich bei uns alles in die Glieder gefressen. Nach der Sache in der Kanalisation waren wir nie lange an einem Ort geblieben, waren in ständiger Bewegung. Die Kreaturen waren leiser geworden. Keine Geräusche machten sie mehr, wenn sie sich mit Hilfe des Rauches an uns herangeschlichen haben. Wir hatten nicht mal mehr die Zeit ein paar Worte zu wechseln, ein paar Worte, um uns mitzuteilen, wohin es als nächstes gehen musste. Die Konzentration ließ nach.

Ich stemmte mich den Absatz hinauf. Es war ein halb eingestürztes Haus, doch der erste Stock war noch zu erreichen. Der Himmel über uns würde uns erstmal schützen, auch wenn das wenige Tageslicht nicht ausreichte, uns vollkommene Sicherheit zu geben. Kaum oben angekommen, sah ich sofort, dass bis auf den halben Raum, auch nicht mehr als Schutt und Asche vom Rest übrig war, nur vermoderte Holzdielen, die dem Wetter viel zu lange ausgesetzt waren. Käfer und Ungetier, welches darüber waberte und krabbelte. Aber Käfer, die in die Kleidung krochen, einen bissen, während man schlief, waren deutlich besser als der sichere Tod.

Noch immer war mein Knöchel, an dem mich der Rauch in seinem Griff hatte, ungewöhnlich kalt. Nichts schien mich an der Stelle aufwärmen zu können. Meinen Arm ausstreckend, begab ich mich in eine feste Position, streckte meinen Kameraden meine Hand entgegen, um zuerst Taehyung, dann Seokjin hinauf zu ziehen. Taehyung packte fest, während Seokjin den Jungen von unten hinaufschob. Taehyung hatte nicht die Kraft, sich selbst hinaufzuziehen. Nicht die Ausbildung, die er benötigte.

Taehyung krallte sich mit seinen Händen an mich, während seine Beine einen Moment völlig unkontrolliert in der Luft wackelten, bevor Seokjin es schaffte, sie zu stützen. Ich hörte, wie Seokjin lachend protestierte, Taehyung Anweisungen gab, wie dieser seine Beine zu bewegen hatte. Auch ich konnte mir das Schmunzeln nicht verkneifen. Doch es hielt nicht lange. 

Ich sah den Mutierten, den Rauch, der sich aus dem Gebäude neben uns fraß, der schnell und tödlich auf dem Weg zu uns war. Seokjin sah es nicht, Taehyung sah es nicht. Ich sah es und konnte nichts sagen. Mein Mund geöffnet, formte ich Achtung, schrie, hatte meine Lunge mit der Luft gefüllt, doch kein Ton verließ mich, stattdessen fraß es sich ein. Mit übermenschlichen Kräften hatte ich Taehyung empor gehoben, ihn über die Kante auf die Plattform geschleudert. Er ließ einen erschrockenen Schrei los, hatte nicht erwartet, plötzlich durch die Luft zu fliegen. Die Mutierten kreischten zurück.

Der Ernst der Lage jagte sofort durch Seokjins Körper, ich sah, wie er hektisch darüber nachdachte, ob die Zeit ausreichte, meinen Arm, den ich ihm schon entgegen gehoben hatte, zu ergreifen oder nicht. Er entschied sich für nicht.

„Ich lock´ sie weg!“, schrie er zu mir hinauf, während er seine Pistole zog und sein Körper in den Fluchtmodus über ging. „Ich finde euch wieder!“, versprach er, während er hinter die nächsten Ecke hechtete. Der Qualm rauschte über den Boden, gebar immer mehr der Kreaturen, die Seokjin hinterherjagten. Ich sah ihm hinterher, starrte stumm den Mutierten zu, wie sie unter uns entlang hechteten.

Ich sah die angsterfüllten Augen von Taehyung. Sah sofort, dass er sich die Schuld dafür gab, weil er der einzige war, der von uns nicht gelernt hatte, leise zu sein, weil er seine Stimme nicht mäßigen konnte. Ich sah die Tränen in seinen Augen, drückte ihn an mich, versteckte sein Gesicht an meiner Brust, damit er Halt hatte. Weil er wie ich nun an Seokjin glauben musste. Ein hoffnungsloses Glauben, weil ich sah, wie viele Mutierte es hier gab, wie viel Qualm sich bei hellichtem Tag bildete und ihm hinterher jagte. Es war eine ganze Meute gegen einen und wir beide wussten, wie es ausgehen würde. 

Tick.

Es war eine Meute, gegen mich.

Tack.

Ich schloss meine Augen, während ich den heran gezüchteten Kristall aus Taehyungs Brust zog. Ein Kristall, den die Kreaturen fürchteten. Ein Kristall, der in Taehyung gewachsen war, den die Forscher in ihm heran gezüchtet hatten. Der Grund, warum er unangetastet war von den Kreaturen. Warum sie ihn mieden. 

Tick.

Ich sah Taehyungs letzten Momente wieder vor mir. Wie er mich anlächelte, mit seinem Finger auf die Brust deutete und dann nach draußen. Auf seinem verletzten, unbrauchbaren Fuß. Ich sah, wie er den Kopf schüttelte, wie er meine Hand nahm und etwas hinein legte. 

Tack.

Ich blickte auf meine Hände.

Tick.

Ich sah, wie Taehyung meine Hand ergriff. Mir einen Kuss auf den Mund hauchte. 

Tack.

Die Taschenuhr tickte leise vor sich hin. Er hatte sie immer dabei gehabt. Geschützt in einen Lautlostuch, bis er sie mir übergeben hatte. Als sein Geschenk. Er hatte mir das Wertvollste geschenkt, dass er besaß.

Tick.

Ich hörte wieder meinen Namen. Den Namen, den er mir gab, weil ich meinen nie sagen konnte. 

Tack.

Der Kristall pulsierte. 

Tick.

Ich neigte respektvoll meinen Kopf. Nach all der Zeit, die wir zusammen verbracht hatten, uns stumm zusammen noch einen weiteren Monat über die Runden gekämpft hatten, nahm unsere Reise hier ihr Ende. Und ich dankte Taehyung dafür.

Tack.

Ich streckte meine Schultern durch, hing mir die Taschenuhr um den Hals, bevor ich meine Axt ergriff. Es wurde Zeit, Seokjin von seinem Leid zu befreien. Er sollte der erste sein. Der erste, den ich ermordete. Wissend, wer er mal gewesen war.

Tick.

Noch einmal schaute ich zu Taehyungs Leiche. Sah, wie die Glühbirne sein Antlitz erhellte, wie seine Stärke mich erhellt hatte. Er hatte gewusst, dass er es nicht schaffen würde, weswegen er mir mein Leben schenkte, mir meinen Schmerz nahm und mir diesen Namen gab. 

Tack.

Mir eine Aufgabe gab. Einen Wunsch, den ich zu erfüllen hatte.

Tick

„Athanasius.“

Tack.

Der Unsterbliche.

[Author Empfehlung zum Ende der Song: “We Wont Falling Down”, von Xueran Cheng.]

  

꒷⏝꒷꒦꒷⏝꒷꒦꒷⏝꒷

 
GerryMoon

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