1. Kapitel
Es war eine wunderschöne Hochzeit.
Die Musik war stimmungsvoll und wechselte zwischen Musik zum klassischen Tanzen und zum Herumspringen ab und da war so ein Duft in der Luft, der einem einfach ein gutes Gefühl gab.
Die Dekorationen natürlich bunt und meistens mit Regenbögen versehen – Tia liebte Regenbögen. Sie waren so wundervoll bunt und hübsch anzusehen, versteckten sich aber meistens und nur, wenn die Bedingungen perfekt waren, bekam man ihre Schönheit zu Gesicht.
Tia fand diese kleine Metapher niedlich und sehr passend. Irgendwie waren Regenbögen auch ein Symbol für Liebe – nur wenn die Bedingungen perfekt waren, war Liebe möglich, aber es brauchte nicht nur Sonnenschein, sondern auch Regen – letztendlich war es aber die Mühe wert und man wurde mit etwas so Wundervollem wie einem Regenbogen belohnt.
Tias Kleid war wunderschön. Es war weiß mit einem weit auslaufenden Rock und sehr bequem zum Tanzen. Ihre Schuhe waren ebenfalls weiß mit ziemlich hohen Absätzen, aber Tia hatte noch nie Probleme damit gehabt, mit hohen Schuhen zu gehen, zu laufen, Leuten in die Eingeweide zu treten und unter Umständen sogar ins Gesicht. Ihre abuelita hatte sie gut trainiert.
Es war ein wundervoller Tag Ende Mai und die frühsommerlichen Temperaturen erlaubten es allen, ihre Jacken abzulegen um ihre wundervollen Kleider zur Schau zu stellen, wie sie sie alle trugen.
Auf der Tanzfläche erblickte Tia Katie und Alicia. Sie beide trugen schicke Anzüge in Regenbogenfarben, passend zur Dekoration und sie strahlten, als sie zur flotten Musik tanzten. Da waren auch Leanne und Neville, die zusammen gekommen waren und – wie Tia vermutete – auch zusammen wieder gehen würden. Noch hatte es niemand laut ausgesprochen, also war sich Tia nicht sicher, ob es einfach nur ihre Einbildung war oder wirklich wahr, aber sie war sich ziemlich sicher, dass Neville extra für diesen Anlass neue Schuhe gekauft hatte. Sie musste ihn später danach fragen.
„Hey, Tia!" Harry hatte sie erblickt und er wirkte etwas außer Atem, was auch kein Wunder war, immerhin hatte Ginny ihn auf der Tanzfläche gerade eben noch ziemlich auf Trab gehalten. Aber er lächelte zufrieden und soweit Tia das einschätzen konnte, war Harry auch zufrieden.
Seit ein paar Monaten verheiratet mit Ginny Weasley-nun-Potter, mit einem Job im Ministerium im Aurorenbüro und mit einer friedlichen, ruhigen Zukunft in Aussicht wirkte Harry fünf Jahre nach dem Krieg gegen Voldemort endlich ausgeglichen und innerlich ruhig.
Er hatte eine Familie, ein Leben und so etwas wie Struktur uns Ordnung in seinem Leben geschaffen, wenn man überhaupt von Ordnung sprechen konnte, wenn man mit jemanden aus der Weasley-Familie verheiratet war.
In seiner Hand hielt er ein Glas mit einem sprudelnden Getränk – vielleicht Champagner. Vielleicht auch nur Sprudelwasser. Dem Geruch nach eher Champagner, aber man konnte nie sicher sein.
„Hey, Harry!", begrüßte Tia ihn lächelnd zurück.
„Willst du was trinken?", fragte Harry sie eilig – wie immer zuvorkommend in jeder Lebenslage, als hätte er regelrecht Angst davor, er könnte es jemanden nicht Recht machen.
„Nein, danke", lehnte Tia lächelnd ab, „George holt mir schon etwas."
Harry lächelte – es war ein Lächeln, das Tia nicht verstand, aber es erinnerte Tia immer an Agnes, die sie auch immer so anlächelte, also musste es etwas Gutes sein. „Okay. Ich sollte wieder zu Ginny."
Er ließ sie stehen, aber das war in Ordnung, denn er hopste schon beinahe zu Ginny, die wohl gerade auf der Toilette gewesen war und nun zurückkam. Das Lächeln in Harrys Gesicht und sein Verhalten sprachen für sich.
„Üäh! Kitsch!"
Tia kicherte, als das der einzige Kommentar von George zu diesem Thema war – sie hatte ihn natürlich schon bemerkt.
„Lass ihn doch – ich finde es süß", gestand Tia lächelnd und drehte sich zu George. Er trug einen wirklich schicken, weißen Anzug und er hatte sich beschwert, dass diese Farbe überhaupt nicht zu ihm passte, aber das war die Kleiderordnung.
„Sie sind auf jeden Fall besser als Fred mit Agnes!", scherzte George, „Die beiden sind schrecklich!"
„Absolut", kicherte Tia, „aber trotzdem niedlich."
„Du bist auch niedlich."
„Ich bin eine Killer-Maschine!", verbesserte Tia ihn, aber als George sie ansah – mit einem überglücklichen Lächeln im Gesicht, ihren glänzenden Augen und ihre allgemeine kindliche Begeisterung, konnte er ihr einfach nicht zustimmen und er brach in lautes Gelächter aus – so laut, dass andere Gäste in ihre Richtung blickten, aber sobald sie sahen, dass die Ursache einer der Rothaarigen war, fanden sie es schon gar nicht mehr ungewöhnlich.
„Sei still!", beschwerte Tia sich künstlich beleidigt und verschränkte die Arme vor der Brust, „Ich bin nicht niedlich!"
„Du siehst wie ein beleidigtes Kätzchen aus", bemerkte George, „Du bist absolut niedlich."
Tia zeigte ihm die Zunge, aber offenbar half das nicht wirklich weiter und George lachte schon wieder los.
Als er sich endlich beruhigte, atmete er tief durch und hielt Tia eines der beiden Gläser hin, die er vom Buffet mitgenommen hatte.
„Jedenfalls... hier ein Fruchtsaft für die Madame und ein Gläschen Wein für den Mister."
Tia roch zufrieden, dass George es dieses Mal tatsächlich geschafft hatte, keinen Alkohol mitzunehmen. Irgendjemand – vermutlich Leanne – hatte selbst in die Frustsäfte, die für jene gedacht waren, die keinen Alkohol trinken wollten, Alkohol hineingemischt. Nur dank Tias ausgeprägten Geruchssinn war es ihr rechtzeitig aufgefallen und George hatte es sich zur Mission gemacht, etwas für Tia zu finden, das sie trinken konnte.
Später entführte George sie noch einmal auf die Tanzfläche, obwohl Tia immer etwas schüchtern war, wenn es darum ging, in der Öffentlichkeit zu tanzen – Fred und Agnes konnten das viel besser – aber George versicherte ihr, dass sie als Teil-Veela nicht unelegant und plump aussehen konnte. Das war ein logisches Argument, also nahm sie es an.
Als es Zeit war, die Torte anzuschneiden, wurden alle Gäste in einem der Zelte versammelt, die man aufgebaut hatte. Der größte Teil der Hochzeit fand draußen im Freien statt, aber das Buffet befand sich in einem Zelt wie auch die Torte und man hatte nicht gespart.
Fünfstöckig und ebenfalls – wieder passend zum Thema – regenbogenfarben war es wohl die schönste Torte, die Tia jemals gesehen hatte. Zufälliger Weise wusste sie auch, dass sie von Agnes gemacht worden war, also musste sie auch noch gut sein und wenn etwas gut schmeckte und schön aussah, hatte man als Torte wohl schon alles im Leben erreicht, wie Tia fand, war sich da aber nicht ganz so sicher, immerhin wusste sie nicht viel über die Bestimmung von Kuchen und Torten. Vielleicht wusste Agnes mehr.
„Eine Rede von den Brautjungfern!", schrie jemand in der Menge an Gästen – es waren wirklich viele Gäste – und schon bald jubelten alle und verlangten nach einer Rede.
Angelina und Leanne wurden nach vorne geschoben – auch sie trugen weiße Kleider, dem von Tia nicht unähnlich und sie sahen wunderschön aus.
„Komm schon, Brautjungfer", George schob sie vor, „Eine Rede!"
Tia wurde knallrot, als man ihr zusammen mit Leanne und Angelina half auf einen der Tische zu steigen, damit man sie besser sehen konnte und Tia suchte in der Menge zuerst nach George, der ihr ermutigend zulächelte und den Daumen nach oben zeigte.
Dann sah Tia sich um, bis ihr Blick auf die Bräute landete – Alicia und Katie standen Hand in Hand vor dem Kuchen und lächelten die drei Brautjungfern an. Leanne, Tia und Angelina hatten zusammen das meiste dieser Hochzeit geplant und sie musste selbst sagen, dass sie ziemlich gute Arbeit geleistet hatten.
Es war ihre Idee gewesen, die umgekehrte Kleiderordnung einzuführen und alle Gäste trugen weiß. Weiße Kleider, weiße Anzüge und sogar weiße Schuhe. Nur Katie und Alicia stachen wie zwei Regenbögen hervor und Tia hatte schon von mehreren gehört, was für eine wundervolle Idee das gewesen war.
Tia räusperte sich. „Ähm... hi!", begann sie und war etwas unsicher, aber Leanne legte ihr eine Hand auf die Schulter und lächelte ihr zu. „Ähm... ich glaube, an dieser Stelle sagt man eine vorbereitete Rede auf, aber ich habe die gerade eben vergessen...", gestand Tia und einige in der Menge lachten leise.
Tia wurde rot und räusperte sich wieder.
„Also... ich werde das hier jetzt etwas improvisieren und das ist eigentlich auch schon ein guter Anfang für diese Rede – es war nämlich Zufall und Improvisation, die dazu geführt haben, dass ich Katie kennengelernt habe. Es ist Katie gewesen, die mich angesprochen hat und ich denke, dieses Erlebnis beschreibt Katie ziemlich gut. Katie hat mich nämlich nur einmal angesehen, hat meine seltsamen Augen bewundert und wohl beschlossen, dass wir Freunde fürs Leben werden sollten."
Es war still in der Menge geworden und alle lauschten Tia gebannt und sie selbst war sich nicht sicher, ob sie nicht auch etwas von ihrer Veela-Magie mit einfließen ließ, aber sie war gerade so panisch, dass es sie kaum kümmerte, solange sie nicht starr und unbeweglich vor einer sie auslachende Menge stand.
„Ich bin mir nicht sicher, ob Katie gewusst hat, dass sie an diesem Tag – diesem Tag im Hogwarts-Express, in dem wohl die seltsamsten Freundschaften beginnen – nicht nur eine Freundin in mir gefunden hat, sondern auch Familie. Denn wenn ich eines im Leben gelernt habe, dann, dass Familie niemals durch Blut bestimmt wird. Und – es tut mir leid, Katie – wir sind Schwestern."
Einige lachten amüsiert und Tia verstand nicht genau, warum sie lachten, aber vermutlich hatte sie aus Versehen einen Witz gemacht, den sie selbst nicht verstand.
„Wie es sich für eine Schwester gehört, hast du mir natürlich meine Freundin ausgespannt –", Tia deutete auf Alicia, die knallrot wurde und die Hände erhob, als würde sie zeigen wollen, dass sie unbewaffnet war und wieder lachten einige und Tia wartete kurz, bis sich alle beruhigt hatten, „– aber ich verzeihe dir – ihr beide passt sowieso viel besser zusammen."
„Zu gütig von dir, danke, Tia!", rief Katie.
„Gern geschehen."
Wieder lachten einige. Tia verstand es nicht ganz, aber vermutlich war sie witzig. Jedenfalls hoffte sie, dass man sie nicht auslachte.
„Aber... du hast natürlich nicht nur die negativen Parts einer Schwester übernommen – denn du bist einer meiner engsten Vertrauten, meine beste Freundin", fuhr Tia fort, als wäre nie etwas passiert, „Und hätte man mir gesagt, dass ich damals, an meinem ersten Tag in der Öffentlichkeit und unter Gleichaltrigen schon meine beste Freundin finden würde – tut mir leid, Leanne, aber im Moment geht es um Katie –"
Leanne grinste und machte eine abwinkende Handbewegung, um zu sagen, dass sie das verstand und nicht beleidigt war.
„– hätte man mir gesagt, dass ich an diesem Tag meine beste Freundin kennenlernen würde, dann... dann hätte ich das vermutlich geglaubt, weil ich grundsätzlich dazu neige, Leuten zu glauben, die solche kryptischen Nachrichten hinterlassen."
Wieder lachten einige.
„Worauf ich eigentlich hinauswill", fand Tia den Faden wieder, „Katie. Du bist nicht nur meine beste Freundin, sondern auch eine Schwester und ich bin dir so dankbar, dass du an diesem Tag im Zug beschlossen hast, mich anzusprechen – denn glaub mir, ich hätte das niemals geschafft. Du bist eine der coolsten, freundlichsten und besten Personen, die ich kennenlernen durfte und niemals hätte ich auch nur einen Tag lang gedacht, dass du mich als deine Freundin wählen würdest. Also... danke."
Tia räusperte sich und trat zurück, während die Gäste klatschten und Tia drehte sich zweifelnd zu Leanne und Angelina um.
„War das okay?"
„Es war perfekt!", versprach Angelina ihr lächelnd und wenn es von Angelina kam, musste es wohl stimmen und glücklich lächelnd ließ Tia Leanne den Vortritt, damit sie ihre Rede halten konnte.
Alles in allem war es ein schöner Tag gewesen.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top