Kapitel 5

Kapitel 5

Dylan beobachtete mit wachsender Neugier, wie Alexander immer wieder die Stelle betrachtete, an der Ava ins Auto gestiegen war.

Er lehnte noch immer am Tor und rauchte genüsslich, während er versuchte sich zu entspannen. Dabei hatte er permanent Stimmen im Ohr, die er versuchte auszublenden. Es waren nicht die Stimmen der Schüler, soviel wusste er mittlerweile. Doch er wusste auch nicht, wo diese Stimmen herkamen.

Anfangs hatte er geglaubt, dass er verrückt wurde, dann, dass er vielleicht eine besondere Gabe hatte. Gedankenlesen oder sowas. Doch auch das schien es nicht zu sein. Die Stimmen passten nicht wirklich zu den Gedanken anderer.

Er rieb sich die Schläfe und beobachtete, wie Alexander langsam die Richtung lief, in der das Auto mit Ava gefahren war.

Er hatte sie genau so beobachtet, wie er jetzt Alexander beobachtete. Doch bei Ava hatte er sich nicht viel gedacht. Sie war wie immer ins Auto gestiegen, auch wenn sie heute viel zeitiger unterwegs war. Alexander hingegen weckte Dylans Neugier. Vor allem, da sich eine Stimme herauskristallisierte, die ihm sagte, das er dem Schwarzhaarigen folgen sollte. Sie war so penetrant, dass Dylan seine Zigarette nach unten warf, sie austrat und sich dann auf den Weg machte, um Alexander zu folgen.

Eigentlich hörte er nicht auf die Stimmen. Schon allein deshalb, weil er sie nur selten verstand und sie mehr so eine Art Hintergrundrauschen waren. Doch so eindringlich hatte ihn noch nie eine der Stimmen förmlich angefleht etwas zu tun. Und er sah kein Problem darin. Es war immerhin nichts unrechtes und würde vielleicht ein wenig Spaß bringen.

Alexander schien so fixiert auf etwas zu sein, das Dylan nicht nachvollziehen konnte, dass er diesen gar nicht bemerkte. Dabei gab sich der blonde Junge nicht einmal sonderlich große Mühe zwischen den Menschen zu verschwinden. Sie waren hier jedoch in New York und es gab so viele Menschen, dass es auch nicht sonderlich schwer war, nicht aufzufallen.

Dylan verschwand zwischen den anderen Menschen, ob er wollte oder nicht. Es waren einfach so viele auf den Straßen.

Selbst als Alexander in einen Weg einbog, der weniger gut begangen wurde, waren immer noch so viele Menschen unterwegs, dass Dylan kaum auffiel.

Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, in der Alexander durch New York lief, doch Dylan blieb dran und verlor ihn nicht einmal aus den Augen.

Schließlich blieb der Schwarzhaarige an einer Stelle stehen, die sich in einem Park befand. Da er sich durch einige Büche gekämpft hatte, war Dylans Sicht eingeschränkt, doch er wollte ihm nicht weiter folgen.

Trotzdem versuchte der Blonde Alexander genau zu beobachten und bemerkte, wie dieser einen seltsamen, schwarzen Stein vom Boden aufhob.

Dylan fixierte diesen mit seinem Blick. Woher kannte er den Stein? Warum löste dieser Angst in ihm aus. Als würde er damit etwas Wichtiges verbinden, das er jedoch nicht fassen konnte.

Die Stimmen um ihn herum wurden lauter und aufgeregter, doch leider so durcheinander, dass er nicht sagen konnte, was sie von ihm wollten.

Alles, was er wirklich verstand, war der Name von Ava und das ärgerte ihn. Er wollte sich nicht auf diese konzentrieren, sondern darauf, woher er diesen Stein kannte und mit was er ihn in Verbindung brachte. Doch es gelang ihm nicht.

Dylan zog sich ein wenig zurück, als er bemerkte, dass Alexander telefonierte. Er blieb in der Nähe, aber so, dass man ihn nicht sofort bemerkte. Dann wartete er, was passieren würde.

Schließlich erschien Luca an dem Ort, was Dylan nachdenklich werden ließ. Was wollte ausgerechnet Luca hier? Dieser war zwar mit Alexander verwandt, zumindest soweit Dylan sich erinnerte, doch warum hatte dieser ihn zu sich gerufen?

Auch die Umgebung wurde plötzlich abgesperrt und es war den Stimmen zu verdanken, die Dylan in eine bestimmte Richtung lozten, dass er nicht entdeckt wurde. Er konnte die Bewegungen der Polizisten, sofern es denn wirklich welche waren, so gut abschätzen, dass er immer so lief, dass er nicht gesehen wurde. Doch das hieß auch, dass er nicht sehen konnte, was Alexander und Luca taten.

Erst, als alles ruhiger wurde und der Platz wie ausgestorben wirkte, traute sich Dylan zurückzugehen, um die beiden zu beobachten.

Was er sah, verschlug ihm den Atem.

Luca stand auf der Stelle und hatte die Augen geschlossen, während sich um ihn herum bunten Farben in der Luft bildeten. Wie Rauch schienen diese aufzusteigen und begannen plötzlich ein Bild zu formen.

Dylan hielt die Luft an und versuchte zu begreifen, was er sah. Es ähnelte dem, was er ab und an gesehen hatte, doch es war viel deutlicher und verschwand nicht so schnell wieder. Zudem war es nicht nur eine einzige Person.

Man konnte Ava deutlich erkennen, wie sie sich zwischen den Büchen entlang schleppte und schließlich in sich zusammensackte.

Ein Anblick, der Dylan einen unangenehmen Schauer über den Rücken jagte und er verspürte Wut, die er nicht deuten konnte.

Dann trat eine Person auf Ava zu, die nach ihrem Gesichtsausdruck hämisch lachte, auch wenn man leider nichts hören konnte.

Sie beugte sich nach unten und griff Ava in die Haare, bevor sie ihren Kopf hochzog und etwas in ihr Ohr flüsterte. Ava wurde noch ein wenig blasser, denn sie hatte die Augen geöffnet und war eindeutig wach.

Dann grinste der Mann und warf sie sich einfach über die Schulter, bevor er das Bild verließ.

Kurz darauf öffnete Luca die Augen und ging kurz keuchend in die Knie. Alexander neben ihm fluchte ausgelassen, was Dylan verstehen konnte. Auch er wollte fluchen, wusste aber nicht genau warum. Er verstand nicht, warum es ihn so wütend machte, dass dieses Mädchen scheinbar entführt wurde. Das störte ihn sogar mehr, als die Tatsache, dass Luca scheinbar gerade Geister beschworen hatte.

Dylan rieb sich die Schläfe. Das war doch alles nicht wahr. Was sollte er denn davon halten?

Irgendwie war seit einer ganzen Weile alles sehr, sehr komisch. Vor allem diese verdammten Stimmen, die er hörte und die ihn jetzt drängten, nach Ava zu suchen und sich einzumischen. Aber er wollte sich nicht einmischen. Sie sollten ihn in Ruhe lassen!

Dylan seufzte und machte sich schließlich auf den Rückweg zur Schule. Er war viel zu lange weg gewesen und wusste, dass sein Verschwinden aufgefallen war. Wahrscheinlich würde man seine Eltern kontaktieren und das hieß wieder Ärger zuhause. Wie die letzte Zeit auch. Dabei war er absichtlich oft weg und nicht bei anderen Leuten, weil er mit diesen verdammten Stimmen nicht klar kam. Er hatte Angst, dass er die Erscheinungen bald nicht mehr von den richtigen Personen unterscheiden konnte und so vielleicht einen Fehler machte, den er bereuen würde.

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