57.Kapitel
Das Zimmer ist dunkel. Nur eine alte, nicht gerade helle, Lampe leuchtet in der Mitte des Raumes. Sie beleuchtet insgesamt drei betten. Auf einem davon sitzen schon Regina, Judith und Kai.
"Da seid ihr ja endlich. Wir sind schon seit heute Morgen hier, und Lot hat uns gesagt, dass wir hier fast gleichzeitig ankommen müssten. Wir hatten richtig Angst um euch", sagt Judith.
"Jetzt sind wir ja hier", sagt Jo gelassen darauf zurück.
"Stimmt auch wieder. Benni, teilen wir beide uns das eine Bett?", fragt Kai.
"Klar können wir das machen. Wo schlafen denn die anderen?", fragt Benni.
"Das eine Bett teilen sich Regina und Judith. Wenn wir uns das andere teilen, dann müssen sich Emma und Jo das letzte teilen. Ist das okay?", fragt Kai.
"Natürlich", antwortet Jo, bevor ich nur etwas sagen kann. Ich halte es für keine gute Idee, schon wieder mit ihm ein Bett zu teilen. Klar, es war im Wohnmobil wirklich schön, doch ich weiß nicht, ob ich es unbedingt wiederholen muss, bevor ich mir über meine Gefühle nicht sicher bin.
"Dann ist ja alles gut. Hier vorne durch diese Tür kommen wir in das Bad. Naja, Bad kann man das nicht so gut nennen, denn so wirklich sieht es nicht aus, doch für das nötigste reicht es", sagt Judith.
"Ich geh dann mal ins Bad, ich muss wirklich endlich schlafen", sagt Benni und betritt den Raum. Ich setze mich auf das Bett und versuche so viel abstand wie möglich zwischen mir und Jo, der sich auch auf das Bett gesetzt hat, zu bringen.
Nach einem endlosscheinenden schweigen kommt Benni endlich aus dem Bad und ich gehe sofort ins Bad. Schnell wasche ich mir und stelle fest, dass Judith wirklich nicht übertrieben hat. Das Bad ist dunkel und das Klo sieht katastrophal aus. Auch warmes Wasser haben wir nicht, doch das ist mir recht egal. Ich mache mich schnell fertig und gehe wieder in das Zimmer. Fast alle liegen im Bett und ich lege mich zu Jo ins Bett, versuche dabei aber keinen Körperkontakt herzustellen, was jedoch verdammt schwierig ist, da das Bett einfach sehr klein ist. Doch trotzdem schaffe ich es irgendwie einzuschlafen.
Ich stehe wieder in meinem Dorf. Doch es ist anders als sonst. In unserem Dorf ist es immer Laut. Nie gibt es absolute Ruhe. Immer lachen Kinder oder die Vögel zwitschern. Was ist hier also los. Ich gehe in Richtung Dorfmitte. Immer noch ist mir kein Mensch begegnet. Das ist wirklich merkwürdig. Ich komme dem Marktplatz immer näher, und die Stille wird immer erdrückender. Dann bin ich endlich am Marktplatz angekommen und starre auf das, was sich vor mir auftut. Überall liegen Menschen. Menschen, die ich alle kenne. Sie sehe schrecklich zugerichtet aus. Überall ist Blut. Wieso ist das alles hier passiert? Ich gehe an den ganzen Menschen vorbei in Richtung Rathaus. Ab und zu sehe ich Menschen, denen anscheinend nichts passiert ist, doch sie liegen genauso regungslos wie die anderen auf dem Boden. Ich gehe immer weiter. Dann sehe ich sie. Meine kleine Schwester. Sie liegt ganz vorne. Sie sieht genauso schlimm zugerichtet aus wie alle anderen. Ich knie mich hin und greife ihre Hand, doch sie ist nicht so wie sonst. Nein. Sie ist total erschlafft und kalt, und mir macht es schon fast Angst sie anzufassen. Wer kann meinem fröhlichen Mädchen nur so etwas antun? Ich höre hinter mir etwas und drehe mich um. Dabei richte ich mich auf. Auf dem Dach des gegenüberliegenden Haus stehen Leute. Sie sind auch über und über mit Blut beschmiert. Einer springt vom Dach und kommt langsam auf mich zu. Auch die anderen kommen immer näher. Jetzt ist der erste so nah, das ich sein Gesicht unter dem ganzen Blut erkennen kann. Es ist Christian und er kommt immer näher. Was will er? Will er mich jetzt auch umbringen? Ich drehe mich um und laufe weg. Ich laufe so schnell, wie ich noch nie in meinem Leben zuvor gerannt bin. Ich will nicht sterben. Nicht jetzt. Nicht, nachdem ich meine Tote Schwester gesehen habe. Sie darf nicht einfach so gestorben sein. Nein. Ich werde sie ganz sicher rächen, soviel steht fest.
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