117.Kapitel
Wir laufen schon die ganze Zeit, doch jetzt beginnt es dunkel zu werden. Ich will weiter laufen, doch Christian hält mich zurück.
"Wir sollten rast machen, Emma", sagt er, doch ich schaue ihn nur fragend an.
"Wir sind Vampire. Soweit ich weiß, brauchen Vampire keinen Schlaf, wieso sollten wir also nicht weiter gehen?", frage ich ihn deswegen.
"Weil es dunkel wird. Das wäre zu gefährlich für uns", sagt er, doch jetzt bin ich noch irritierter.
"Aber wir können doch auch Nachts etwas sehen. Ich zu mindestens kann das", sage ich, doch Christian schaut sich schon um.
"ja, aber die Werwölfe können nachts noch besser sehen, und deswegen werden wir in einem der Bäume übernachten. Hier muss irgendwo ein kleines Häuschen in den Bäumen sein. Such mal bitte mit, damit wir es noch finde, bevor es völlig dunkel ist", sagt er und auch ich schaue mich um. Ein Häuschen in den Bäumen. Wieso das denn jetzt bitteschön schon wieder? ich schaue von Krone zu Krone, bis mir etwas in einem der Baumkronen auffällt. Es ist aus Holz, und deswegen ziehmlich unauffällig, doch die Maserung von dem Stück Holz ist anders als bei den anderen Bäumen.
"da oben ist etwas Christian", sage ich ihm und zeige die Stelle, wo ich das Holzstück gesehen habe.
"ja, das ist die Hütte. jetzt müssen wir nur noch hoch klettern, aber dass sollte auch machbar sein", sagt er und schon beginnen wir, die Bäume hoch zu klettern, um an das Häuschen zu gelangen. Plötzlich kommt ein starker Wind auf, der mich fast zu fallen bringt. Ich kralle mich fester an den Baum und ziehe zitternd die Luft ein. Sie riecht so frisch, doch es ist auch ein leichter Geruch von Werwolf darin. Glaube ich zu mindestens, doch ich glaube ich habe recht.
"Christian, ich rieche einen Werwolf oder sogar mehrere", sage ich zu ihm. er hält in seiner Bewegung inne und streckt die Nase in den Wind. Dann sehe ich, wie er tief Luft holt, um die Luft tief einzuatmen.
"Ich rieche nichts, Emma", sagt er und macht sich weiter auf den Weg nach oben. Ich beginne auch, weiter nach oben zu klettern, doch immer wieder kommt dieser Geruch, doch bestimmt ist es kein Werwolf, schließlich hätte Christian sie ja auch gerochen, oder? Ich klettere bis ganz nach oben. Das Häuschen kann ich nun endlich sehen. Es ist klein und aus Holz, sieht aber ganz gemütlich aus. Auch Christian ist oben angekommen und geht auf die Tür zu. Vorsichtig macht er sie auf und lässt mir den Vortritt. Drinnen liegen nur zwei Matratzen eng aneinander, die mit vielen Decken und Kissen bestückt sind. Sonst gibt es nur ein Regal, welches recht hoch ist, und auf dem Christian unsere Sachen verstaut. An jeder Seite der Hütte gibt es ein Fenster, und bei genauerem betrachten kann ich sehen, dass es im Dach eine Art Lucke gibt, aus der man klettern könnte.
"Das hier wurde eigentlich für Paare gebaut, die versuchen, ein Kind zu bekommen, denn genau hier sind die riechteigen Voraussetzungen, doch wir benutzen es auch für Militärische Einsätze, so wie diesen hier", sagt Christian und setzt sich auf die Matratzen. Ich stehe immer noch draußen, unschlüssig, ob ich wirklich in dieser Hütte übernachten soll. Die letzten Male, die ich mit Christian in einem Bett übernachtet habe, sind nicht so wirklich gut ausgegangen. Ich sehe, dass Christian sich seine Schuhe auszieht, und diese mit auf das Regal legt. Ich beschließe, dass es da drinnen bestimmt wärmer ist, als hier draußen und ziehe mir auch die Schuhe aus und betrete die kleine Hütte. Ich lasse mich auf die andere Matratze sinken und rücke sofort zu der Wand. Christian macht in der Zeit die Tür zu uns verschließt sie von innen.
"Du brauchst keine Angst mehr vor mir haben, Emma. Ich werde dir nichts tun, keine Sorge", sagt er, und tatsächlich entspanne ich mich ein wenig. Wir liegen still nebeneinander und versuchen zu schlafen, doch mir schwirren einfach zu viele Fragen im Kopf herum, um wirklich ruhe zu finden.
"Christian, wieso weist du so viel über die Vampire. So lange bist du doch auch nicht verwandelt, und so wie sich das angehört hat, gab es in den letzten Jahren keine Angriffe mehr. Wieso eist du also trotzdem so viel?", frage ich ihn. Die Frage schwirrt mir schon so lange im Kopf herum, und ich bin froh sie endlich gestellt zu haben.
"Es ist kompliziert Emma. Du hast ja schon von Lot gehört, dass die Menschen sterben und irgendwann wieder geboren werden. Nur wir Vampire und die Werwölfe und ein paar der Zauberer durchbrechen den Bann. Auch ich wurde oft wiedergeboren. Du genau so, schließlich ist diese Welt schon do unendlich Alt. Nun denn, ich wurde vor genau dreitausend Jahren geboren. Mit siebzehn wurde ich damals verwandelt. Ich habe alle im Stich gelassen, doch irgendwann habe ich die Wichtigkeit der ganzen Sache verstanden. Vor hundert Jahren gab es dann einen Kampf. Einen Kampf, in dem ich gestorben bin. Ich wurde qualvoll von den Werwölfen ermordet. Normalerweise wäre ich mit dem Tod von dieser Welt gegangen, und nie wieder her gelangt. Doch aus irgendeinem Grunde, wurde ich wieder geboren, als Mensch. Und das ist außergewöhnlich, denn es gibt Vampire, die gestorben sind und wieder auferstanden, doch immer als reine Vampirkinder. Nur ich nicht. Es ist auch so, dass sich keiner der wiederauferstandenen an seine Vergangenheit sich erinnern kann. Doch ich kann es. Und so war ich froh, als ich ausgelost worden bin. endlich konnte ich mein Leben wieder leben, doch anders herum war ich auch traurig, denn ich habe beschlossen, nie wieder jemanden im Stich zu lassen", sagt er und ich sehe etwas Nasses auf seiner Wange. Weint er jetzt?
"Nun, das ist meine Geschichte, ich weiß, ziemlich verwirrend", sagt er und dreht mir den Rücken zu. Wow, dass muss ich jetzt erst mal verkraften. Ich lege mich auch hin und schlafe tatsächlich ein, Bis mich ein fürchterlicher Lärm weckt.
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