10.Kapitel

Christian zieht mich durch die vielen Räume und Flure. Wir laufen so viele, dass ich glaube, wir sind viele durch einige Fluren doppelt gelaufen, denn so groß kann das Schloss doch gar nicht sein, oder doch? Vielleicht denkt er, dass ich sonst den Weg zurück finden würde, doch das glaube ich nicht. Und selbst wenn, was würde es mir bringen? Endlich bleibt er in einem Raum stehen.

"Du wirst jetzt gleich durch diese Tür da vorne gehen, Verstanden? Wenn du da bist bleibst du da drin und redest mit niemanden. Hast du alles Verstanden?", fragt mich Christian, wobei sein Mund meinem Ohr zu nahe meiner Meinung kommt.

"Ja", antworte ich knapp und versuche unauffällig etwas von ihm wegzugehen. Er lässt meinen Arm los und schubst mich leicht  in Richtung Tür. Zögernd gehe ich darauf zu, öffne sie und gelange in einen dunklen Raum. Ich sehe an der linken Seite einen  schwachen Lichtschein und gehe vorsichtig drauf zu. Dort im Licht stehen etwa zwei Dutzend Mädchen, die auch geschminkt sind und das gleiche tragen wie ich. Ich stelle mich etwas in den Schatten an die Wand, um die anderen zu beobachten, ohne dass sie mich direkt sehen können. Nach einiger Zeit betritt ein weiteres Mädchen das Zimmer. Sie schaut sich schüchtern um und ich kann erkennen, dass sie am ganzen Körper zittert. Dann  geht die Tür erneut auf und ein Mann tritt ein. Er sieht ganz normal aus, doch seine Augen leuchten Blutrot und auch die Zähne sind zu spitz um die eines Menschen zu sein. Er trägt etwas Schwarzes und ich muss sagen, dass er dem Bild eines Vampires am ehesten entspricht, obwohl auch er noch nicht so schlimm aussieht.

"Mädchen alle herkommen", befiehlt er laut mit tiefer Stimme. Sie ist rau und erinnert mich ein wenig an die Stimme, die mich gemustert hat, als Christian mich ins Schloss getragen hat. Alle gehen auf ihn zu, doch ich traue ihm nicht so ganz, weswegen ich im Schatten stehen bleibe.

"Auch du liebe Emma", sagt der Vampir an mich gewandt. Wieso kennt er meinen Namen? Ich trete nach vorne zu den anderen. "Ihr werdet gleich einzeln aufgerufen und durch diese Tür da vorne gehen. Wenn ihr da seid wird euch erzählt was los ist. Bis gleich. Oder auch nicht". Damit geht er aus dem Raum und lässt uns wieder alleine. Direkt wird der erste Namen aufgerufen und das aufgerufene Mädchen geht durch die Tür in die auch der Mann verschwunden ist. Ich stelle mich wieder in den Schatten und warte. Als drittletzte werde ich aufgerufen und so gehe ich zur Tür und öffne sie. Ich gelange in einen großen Raum. Der Fußboden sieht so aus, als ob er aus Wasser bestehen würde. Etwa ein Meter von mir entfernt ist ein etwa einmal einen Meter großes Podest. Dahinter sehe ich einen Balken. Er scheint nicht wirklich breit zu sein und auch nicht wirklich fest zu sein.

"Du hast fünf Minuten Zeit auf die andere Seite zu kommen. Wenn du das nicht schafst oder in die Brühe fällst wirst du es erst bitter bereuen und dann nicht mehr lange leben", sagt eine Stimme. "Bei drei geht es los. Eins. Zwei. Drei".

Ich springe sofort auf die Platte vor mir. Sie ist verdammt wackelig und ich falle fast runter, doch finde gerade noch rechtzeitig mein Gleichgewicht wieder. Ich gehe diesmal vorsichtiger weiter und gelange zu dem Balken. Er ist sehr rutschig und ich habe Probleme darauf nur zu stehen. Doch ich will weiter kommen. Ich schaffe es ohne nochmal das Gleichgewicht zu verlieren. Tatsächlich schaffe ich es zur anderen Seite und gehe durch die nun offene Tür. In dem Raum sehe ich wieder die anderen Mädchen. Aber es sind weniger als eben oder täusche ich mich nur? Nach mir kommt noch ein Mädchen, dann betritt wieder dieser Mann den Raum.

"Herzlichen Glückwunsch euch zwölf. So viele haben schon lange nicht mehr überlebt. Aber ihr müsst noch durch diese Tür. Es Gehlen genau die gleichen Regeln wie zuvor, doch diesmal geht die Zeit sobald die Tür zu ist. Und ihr dürft egal wie auf die andere Seite kommen. Also diesmal auch durchs Wasser", sagt er und verschwindet wieder. Diesmal bin ich die vorletzte, da ja nach mir nur noch ein Mädchen kam. Ich betrete den Raum und sehe einen riesigen Pool. Doch auf der geraden strecke gibt es einige Hindernisse. Ich begreife, dass die Tür schon fast zugefallen ist und beschließe mein Kleid und die Schuhe auszuziehen, um schneller schwimmen zu können. Mir ist mittlerweile egal, ob mir jemand zuschaut oder nicht. Ich renne ins Wasser und merke, dass es eiskalt ist. Doch ich schwimme einfach und überwinde alles. Ich kann zwar nicht wirklich gut schwimmen, und es erschöpft mich immer schnell, doch mein Überlebenswille stärkt mich enorm. Am Ende steige ich aus dem Wasser. Direkt wird mir ein Handtuch endgegengehalten, von wem weiß ich jedoch nicht, da meine Augen noch von dem Wasser brennen. Ich gelange wieder zu den Mädchen und stelle erschrocken fest, dass es nur noch fünf sind. Leider kommt auch niemand anderes mehr und ich muss einsehen, dass wir wirklich nur noch zu sechst sind. Die Tür wird aufgemacht und ich sehe sie zu ersten Mal...

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