1.Kapitel ✔
Ich wache schweißgebadet auf. Heute wird die Losung sein.
Jedes Quartal wird ein Mädchen im Alter von 16-18 Jahren ausgelost, um aufs Schloss der Vampire gebracht zu werden. Wieso, weiß ich gar nicht genau, doch angeblich hat es etwas mit einem Friedensvertrag zu tun.
Was daran Frieden sein soll, Mädchen zu entführen? Ich weiß es nicht.
Das einzige, was ich näher darüber weiß, ist, dass bisher keines der Mädchen, die ausgelost wurden, je wiedergefunden wurden. Ich stehe auf, um mich schnell noch im Badezimmer frisch zu machen, da ich von meinem üblichen Alptraum leicht verschwitzt bin. Schon seit Wochen träume ich diesen furchtbaren Traum, in dem meine kleine Schwester von den grauenhaften Monstern entführt wird.
Nachdem ich damit fertig bin, gehe ich runter in unsere Küche, in der meine kleine Schwester Maja, sowie meine beiden Eltern, schon auf mich warten, damit wir zusammen Frühstücken können.
"Emma. Du hast in der Nacht wieder geschrien. Ist alles okay bei dir?", fragt mich meine Mutter desinteressiert. Sie kann mich einfach nicht leiden, und ich kann schon aus ihrer Stimme heraushören, dass die Frage nicht ernst gemeint war, und es sie nicht interessieren würde, wenn ich Nein sagen würde.
"Klar. Alles bestens. Es war nur wieder der übliche Alptraum", sage ich, mit dem Wissen, dass sie mir jetzt schon nicht mehr zuhört.
"Okay, komm. Lasst uns essen. Guten Appetit". Wieder spricht sie nur zu den anderen beiden, die ihr auch antworten und auch direkt mit dem Essen beginnen. Auch ich beginne etwas zu essen.
Nachdem sich alle satt gegessen haben, muss ich meiner Mutter noch beim Abräumen und Abwaschen helfen, was jedoch bedeutet, dass ich die ganze Arbeit mache und meine Mutter etwas in der Zeitung liest.
Fertig mit der Arbeit gehe ich nach oben in mein Zimmer um mir mein bestes Kleid anzuziehen und mir meine langen, braunen Haare zurecht zu machen. Als ich mit allem fertig bin, gehe ich nach unten. Auch meine Familie hat sich in der Zwischenzeit etwas Festlicheres angezogen und so gehen wir alle nach draußen.
Die Straßen sind jetzt schon ziemlich voll und meine Eltern bekommen etwa mittig des Platzes einen Platz zum stehen. Ich gehe weiter, mit schwankenden Knien zur Bühne, auf die ich mich setzten muss. Schon fast die Hälfte aller Mädchen ist da. Die meisten gucken bedrückt nach unten und manche haben sogar Tränen in den Augen.
Bei meiner ersten Losung war ich auch etwas nervös, doch die Tatsache, dass wir so um die hundert Mädchen sind, hat mich damals beruhigt. Dazu beruhigt es mich auch heute noch, dass ich zwar meine Familie verlassen müsste, sie sich aber keine Sorgen mehr um mich und meine Zukunft machen muss. Ich bin 18 und habe noch nie eine beste Freundin gehabt, oder gar ein einfaches Date mit einem Jungen.
Nein.
Nicht ich. Und da die meisten Jungen in meinem Alter bereits vergeben sind, wächst die Hoffnung nicht wirklich, dass ich bald ausziehen werde und meine eigene kleine Familie gründe, so wie die ganzen anderen Mädchen aus meinem Dorf.
Mich persönlich interessiert es nicht. Ich habe mich auch noch nie verliebt oder so.
Na gut, ab und zu habe ich mich leicht verguckt, doch das war nach ein paar Tagen dann auch schon wieder verschwunden. Keine Ahnung, was in meinem Kopf kaputt ist, aber es ist so. Es kommen immer mehr Mädchen auf die Bühne, und zwei setzten sich neben mich auf die Stühle und fangen an sich über die Vampire zu unterhalten.
Ja, die Vampire. Keiner weiß so genau wie sie aussehen, da ja noch keines der Mädchen lebend zurückgekehrt ist. Und auch noch nie wurde eines der Mädchen Tod wieder gefunden, was das Grauen noch viel größer macht. Deswegen wird gesagt, dass es scheußliche Wesen sind.
Sie verwandeln sich bei Nacht in riesige, stinkende, Fledermäuse und schlafen Tagsüber in Höhlen, mit dem Kopf nach unten hängend. Sie tragen angeblich nur schwarz und alle haben schwarze, gewuselte, nicht sehr lange, Haare. Dazu haben sie wohl leichenblasse Haut und blutrote Augen, sowie dicke Augenringe. Um ihren Hunger zu stillen essen sie nicht, nein, sie trinken das Blut der Menschen.
Doch ab und zu hört man auch, dass der Drang mancher Vampire so groß nach Menschen Blut ist, dass sie sogar die Körper der Menschen essen. Ob es Weibliche Vampire gibt weiß keiner, aber viele vermuten, dass es sie nicht gibt, da es heißt, dass die Männlichen Vampire besonders Stark und schnell sind.
Meiner Meinung nach ist vieles davon nicht zutreffend, da sie sich dann doch nicht mit einem Mädchen im Quartal abgeben würden. Nein. Wenn pro Tag ein Mädchen oder so.
Trotzdem will ich ihnen nicht begegnen, denn das heißt ich werde heute ausgelost. Ich bin so in meinen Gedanken versunken, dass ich gar nicht bemerke, dass der Bürgermeister schon auf der Bühne steht und mitten in seiner immer gleichen Begrüßungsrede ist. Er erzählt uns wie immer, dass die Auslosung der einzig gute Weg ist, es gerecht zu halten und die Vampire dabei noch zu besänftigen.
Er redet noch eine ganze Weile über dies und das, bis er endlich zu der Schüssel geht. Nicht das ihr denkt ich will endlich wissen wer gewählt ist. Ne, ich möchte nur nicht mehr neben diesen Nervenfraks sitzen. Der Bürgermeister steckt seine Hand in die Schüssel und mischt die Zettel erst noch ordentlich durch.
Man kann ihm ansehen, dass er die vielen Blicke auf sich genießt. Nach gefühlten Jahren zieht er dann auch endlich seine Hand wieder raus, in der Hand den Zettel, der für ein Mädchen den Tod bedeutet. Er öffnet diesen langsam und sehr sorgfältig, so als hätte er Angst, dem Zettel weh zu tun. Er räuspert sich noch einmal, bevor er mit lauter Stimme verkündet:
"Die zweite Außerwählte dieses Jahres ist.... Emma Kengtom".
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