Kapitel 1


Ich schlug die Augen auf, schaute auf die Uhr und dachte entnervt; 'Wie immer zehn Minuten vor dem Wecker.' Ich drehte mich auf die Seite, knüllte mein Kissen über meinem Kopf zusammen und stöhnte hinein. Ich gab mir einen Ruck und stand auf. Auf dem Weg ins Badezimmer hörte ich ein leises Klingeln. Für meinen Wecker war es zu früh, der würde erst in knappen fünf Minuten meine Nerven in Anspruch, also musste es mein Handy sein. Ich schlenderte zurück in mein Zimmer und kramte es aus meiner Schreibtischschublade hervor. Ich sah auf mein Display. Mir leuchtete ein schwaches 'SMS von Benni' entgegen. Benni war mein fester Freund, mit dem ich jetzt seit über einem halben Jahr zusammen war. Meine Freundin Emily hatte mich damals noch vor der Schule ins Starbucks geschleppt. Als ich mir dort einen doppelten Latte mit extra Milch von der Theke holte, drehte ich mich mit Schwung um und stolperte. Zu meinem Pech stand Benni direkt hinter mir, sodass er den gesamten Latte auf seine strahlend weiße Schuluniform bekam. (Der Fleck ging nie wieder raus.) Wir hatten uns vom ersten Augenblick an super verstanden und waren kurzen Zeit später zusammen gekommen. Ein zunehmend lauter werdendes Klingeln riss mich aus meinen Gedanken und erinnerte mich daran, dass Benni in dreißig Minuten vor der Tür stehen würde um mich mit seiner neuen Vespa in die Schule zu kutschieren. Schnell eilte ich zu meinem Schrank und suchte mir meine, zugegebener Maßen, nicht besonders stylischen Schuluniform heraus. Als ich fertig war, rannte ich ins Badezimmer. Knappe zwanzig Minuten später kam ich heraus, nur um zu bemerken, dass Benni in fünf Minuten hier aufkreuzen würde. Ich warf mein Mäppchen, meine Hausaufgaben und das Handy in den Schulranzen, zog mir meine schwarzen Chucks an, schnappte mir einen Apfel aus der Küche und raste aus der Haustür. Da fiel mir ein, dass ich so in Gedanken gewesen war, dass ich vergessen hatte Bennis SMS zu lesen. Ich wühlte das Handy aus meinem Schulranzen und las: 'Hey Caro, wollen wir uns um zwölf Uhr bei Starbucks treffen? Hab super Neuigkeiten für dich. xxx Benni ' Es traf mich wie ein Schlag ins Gesicht: 'Scheiße, heute war Samstag!' Ich stöhnte lautstark und hatte das dringende Bedürfnis meinen Kopf gegen die nächste Hauswand zu schlagen. Wie konnte man nur vergessen, dass es Samstag war? Samstag war doch der beste Tag der Woche! Um mich einer leichten Selbstbestrafung zu unterziehen, schlug ich meine Hand unüberhörbar gegen meinen Schädel, der anscheinend sehr hohl war. Die Passanten, die in der Frühe schon auf den Beinen waren, schauten mich schräg an. Die hielten mich bestimmt für übergeschnappt. Als ob das nicht schon genug wäre, bekam ich jetzt auch noch immer schlimmer werdende Kopfschmerzen. Der Tag fing ja super an.


Viertel nach zwölf stand ich vor der Eingangstür des Starbucks. In der Zwischenzeit hatte ich richtig gefrühstückt und meine schreckliche Schuluniform gegen normale Alltagskleidung gewesen. Ich war ein bisschen spät dran gewesen, weshalb ich nur noch die Rücklichter meines Busses um die Ecke hatte biegen sehen, hinter der sie für den heutigen Tag aus meinem Blickwinkel verschwanden. Mittlerweile hatte ich das Starbucks zwar erreicht, aber die fünfzehn Minuten Verspätung konnte ich jetzt auch nicht mehr wettmachen. Ich trat über die Türschwelle und sah mich um. Benni saß schon mit einem heißen Kaffee in der Hand in unserer Lieblingsnische. Er wartete sicher schon eine ganze Weile auf mich. Benni war der Typ, der immer zu Allem und Jedem zu früh kam. Außerdem war er zuverlässig und hielt jedes Versprechen. Im Gegensatz zu mir. Ich war wahrscheinlich der unzuverlässigste Mensch auf diesem Planeten, war noch nie zu einem Termin pünktlich gekommen und auf meine Versprechen konnte man auch nicht gerade viel geben. Was Benni anscheinend überhaupt nicht störte. "Hi", rief er mir erfreut zu, was wohl der Beweis war, dass Benni nie sauer auf mich sein konnte.. Ich bestellte mir schnell meinen Standard Latte und setzte mich zu ihm an den Tisch. Benni war anscheinend doch ungeduldiger gewesen, als ich angenommen hatte und platzte sofort mit seinen angeblich tollen Neuigkeiten heraus: "Wir gehen nächste Woche zelten! Ganz alleine, nur wir zwei", strahlte er. "Wir... zelten... zusammen... und wo?", fragte ich ein wenig perplex. "Zu allen drei Sachen ja. Wir gehen eine Burg in Transsilvanien besichtigen. Als Geburtstagsgeschenk." Das musste ich erstmal schlucken, aber nachdem ich verstanden hatte, was hier lief, stieß ich einen kleinen Freudenschrei aus. Zum zweiten Mal an diesem Tag warfen die Leute mir komische Blicke zu, was mich aber überhaupt nicht interessierte. Ich liebte schon seit ich denken konnte Gruselgeschichten über alles. Am allerliebsten mochte ich dabei Vampirgeschichten, weshalb ich schon seit ich sechs war, einmal nach Transsilvanien hatte fliegen wollen. "Das Beste kommt noch!", fuhr Benni fort. "Wir zelten in der Nähe des Sagen umwobenen Schlosses des Grafen Dracula." Meine Kinnlade fiel herunter. "Was ist los? Gefällt es dir nicht?", fragte Benni traurig. Ich war entsetzt. Mein Freund glaubte tatsächlich, dass es mir nicht gefiel. Ich umarmte ihn heftig und flüsterte ihm mit Tränen in den Augen ins Ohr: "Danke, aber sag mal: Wie lange fliegen wir eigentlich?" "Ähm ich glaube so um die zehn Stunden, wieso?", jetzt war er definitiv verwirrt. "Also...ich...ähm...", begann ich stotternd. 'Ach egal, Caro du bekommst das hin!' Es war nur so, dass ich es echt total hasste vor anderen Leuten, die mir nahe standen, zuzugeben, dass ich vor bestimmten Dingen Angst hatte. Da fühlte ich mich immer so verletzlich. "Ach komm schon. Mir kannst du es doch erzählen. Ich werde dich auch bestimmt nicht auslachen", ermutigte mich Benni. "Ich habe Flugangst. Ich bin erst einmal geflogen und das war eigentlich genug für ein Leben!", platzte ich heraus und wurde direkt rot wie eine Tomate. Oh Gott war das peinlich! Benni schaute mich nur verständnislos an. "Du hast Flugangst?", brachte er schließlich heraus. Ich nickte und wäre am liebsten im Boden versunken. "Hey, guck nicht so traurig! Das mit der Flugangst bekommen wir schon in den Griff. Du hörst einfach Musik und versuchst zu schlafen", versuchte er mich dann zu beruhigen. "Und wenn das alles nicht funktioniert, kann  ich immer noch deine Hand halten und dir eine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen", heiterte er mich weiter auf. Wir schauten uns an und ich wusste genau, was er jetzt vor seinem inneren Auge sah: mich, zusammengekauert in einem Flugzeugsitz und ihn, der meine Hand hielt und mir eine Geschichte über Ritter und Feen erzählte. Als ob wir das eingeprobt hätten, prusteten wir beide gleichzeitig los und krümmten uns vor lachen. Benni schaffte es einfach immer die Stimmung aufzulockern, wie er eben wieder unter Beweis gestellt hatte. "Danke, dass du mich aufgeheitert hast. Ich glaube du hast Recht. Wenn du neben mir sitzt und mir eine Gute-Nacht-Geschichte vorliest, habe ich bestimmt keine Angst mehr", grinste ich und er lachte. "So kenne ich meine Caro. Warum hast du mir eigentlich nie erzählt, dass du Flugangst hast? Das ist doch keine große Sache...", zum Ende hin wurde er immer leiser und das Grinsen verschwand aus seinem, sonst immer so fröhlichen, Gesicht. Jetzt war er allerdings unglücklich und in den brauen Teddybär-Augen lag Verletztheit. "Vertraust du mir nicht und glaubst, dass ich es in der Schule rumerzählt hätte?", fragte er. "Nein, natürlich, Benni. Ich weiß, dass ich dir alles anvertrauen kann, nur es ist halt so, dass ich dachte, nie wieder fliegen zu müssen und dann wollte ich es endgültig aus meinem Kopf verbannen, verstehst du?", versuchte ich ihm meinen Entschluss, ihm nichts zu erzählen, zu erklären. "Können wir das jetzt vergessen und noch einen schönen Tag zusammen verbringen?", fragte ich ihn flehend. "Klar", meinte er und ein Grinsen schlich sich langsam auf seine Lippen. "Heute läuft im Kino der neue Actionfilm, den wir sehen wollten. Hast du Lust?", schlug er vor und streckte mir seine Hand entgegen. "Aber immer doch", meinte ich ebenfalls grinsend und ergriff sie.


Sooo, an alle, die sich jetzt fragen, warum nach so langer Zeit plötzlich ein Kapitel kommt: Nein, wir haben nicht beschlossen weiter zu schreiben. Ehrlich gesagt hat mich in den Kommentaren jemand gebeten weiterzuschreiben, da er den Prolog so gut fand und da ich ihm diesen Wunsch nicht erfüllen konnte, habe ich mal meine Unterlagen durchsucht. Wir hatten nämlich dieses Kapitel geschrieben und nie veröffentlicht, also habe ich es jetzt einmal abgetippt. Allerdings ohne es in irgendeiner Weise zu verbessern, es ist also auf dem Niveau meines zwölf oder dreizehnjährigen Ichs. Irgendwie hat es schon weh getan, es so zu belassen, aber ich wollte es jetzt nicht groß abändern. Nun gut, also wir werden wahrscheinlich nicht weiterschreiben, da wir erstens unser Konzept nicht mehr finden, zweitens kaum Zeit haben und ich drittens in dieser mir gegebenen Zeit momentan an einer anderen Geschichte arbeite, die noch nicht auf Wattpad ist. Ich hoffe, ich konnte dir damit trotzdem eine kleine Freude machen Tireaioang  und dir gefällt dieser kleine Einblick in die Geschichte.

Dann Tschüssi, eure Janina ^^


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