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Wecker... Derjenige der den beschissenen Wecker erfunden hatte gehörte gesteinigt - Fahr zur Hölle Antoine Redier!

Die Erfindung des Teufels persönlich spielte um Punkt 6 Uhr früh das Lied vom meinem und vielleicht doch von seinem Tod und genervt stöhnte ich auf.
Sollte ich jetzt wirklich aufstehen und zur Schule gehen, um einen Abschluss und dadurch einen vielleicht guten Job zu bekommen oder reichte meine jetzige schulische Leistungen für McDonald's aus?

„Es hilft doch alles nichts.“ Murmelte ich genervt, als mir klar wurde, dass ich so völlig am Arsch wäre, und schwang mich aus dem Bett. Gähnend trottete ich zu meinem Kleiderschrank und legte meine Klamotten für den heutigen Tag heraus. Schwarz ist doch eine verdammt geile Farbe!

Mit einem Stapel Klamotten auf den Armen schlurfte ich aus meinem Zimmer rüber ins Badezimmer.
Dort ging ich als aller erstes auf die Toilette. Mal ganz ehrlich, wieso musste man morgens immer so verdammt nötig pinkeln?!
Danach zog ich mir meine dunkle Boxershorts, die ich die Nacht über zum Schlafen trug, aus und stellte mich unter die Dusche. Das lauwarme Wasser prasselte auf mich hinab und ich schloss wohlfühlend die Augen. Es gab wenigstens doch etwas gutes an diesem frühen Morgen.

Nach ungefähr zwanzig Minuten, in denen ich mich ordentlich mit Shampoo und Duschgel eingeschäumt und abgewaschen hatte, drehte ich das Wasser ab und stieg aus der Dusche. Ich wickelte mir ein Handtuch um meine Hüfte und begann mir die Zähne zu putzen, während ich mit einem kleineren Handtuch meine Haare trocken rubbelte.

Danach begutachtete ich meinen Körper misstrauisch in dem großen Spiegel und fing an mich anzuziehen. Ich schlüpfte in meine graue fake Calvin Klein Boxershorts und fing an einige mehr oder weniger ansehnliche Posen zu imitieren.

BÄHM! - sah ich beschissen aus.

Um den grauenvollen Anblick so schnell wie möglich los zu werden zog ich mir in Windeseile meine restlichen Klamotten an. Ein einfaches blutrotes Hemd, welches ich unter meinen schwarzen Oversize Pullover trug und so nur der rote Kragen oben heraus lugte. Ich zog mich oft so an - Hemd und Pullover. Dementsprechend hatte ich auch einen Arsch voll von Hemden. Die roten und karierten mochte ich am meisten, die passten einfach am besten zu meinem schwarzen Pullover.
Danach schlüpfte ich in meine schwarze Jeans, die an den Knien etwas zerrissen waren und stopfte das Hemd in den Bund. Nein - so hatte ich die Hose nicht gekauft, ich bin einfach nur hart auf die Fresse gefallen und habe so meine Jeans unfreiwillig dem Mainstream angepasst.
Als letztes zog ich mir dann auch noch meine Socken an, was ich eigentlich immer als zweites tat, nur dieses Mal irgendwie mit dem Gedanken woanders war und dadurch irgendwie total verpeilt hatte.

Zufrieden begutachtete ich mich im Spiegel. Ja, jetzt sah ich schon etwas besser aus.
Ich tigerte zurück in mein Zimmer, schnappte mir dort meinen Schulrucksack und ging die Treppe hinunter in die Küche um zu frühstücken und mir was für die Schule einzupacken.

„So willst du zur Schule gehen?“ Ich zuckte deutlich zusammen als ich mir meine Vollkornbrote mit Margarine beschmierte und dann auf einmal die Stimme von meinem Dad hinter mir hörte. Ich hatte gar nicht bemerkt dass er sich mir genähert hatte.
Ich drehte mich um und sah ihn wie er im Türrahmen angelehnt stand. Er sah so fit aus als wäre er schon seit Stunden wach und dazu einmal ne Runde durch die Stadt gejoggt.

„Ähm... Ja. Genau das hatte ich vor. Was gibt es daran auszusetzen?“ Fragte ich leicht beleidigt nachdem ich kurz an mir herunter gesehen hatte.
Mein Vater seufzte schwer.
„Nichts, nur willst du so an deinem ersten Schultag erscheinen?“ Fragte er mich erneut und ich zuckte mit den Schultern.
„Klar. Warum auch nicht? Das ist halt ein Teil von mein Style und so werde ich auch zur Schule gehen. Ich könnte mir natürlich auch meine Punk oder die Gothic Klamotten aus meinem Schrank holen. Ich bin mir sicher, dass man mich dann in diesem kleinen Kaff als Freak abstempeln wird. Warum auch nicht, es gibt doch eigentlich nichts besseres für mich. Wieso Freunde suchen, wenn wir eh früher oder später wieder umziehen?“ Mein Ton wurde immer patziger, eh ich in meine schwarzen Dr. Martens schlüpfte, mir meine Jeansjacke überzog und aus dem Haus verschwand, nachdem ich meinen Rucksack geschultert hatte.
Ich hörte noch, wie mein Vater nach mir rief, doch ich ignorierte ihn und stapfte weiter zur Schule. Ich wusste noch nicht mal warum ich so angepisst war. Das passierte mir einfach manchmal, das war fast schon chronisch und ziemlich anstrengend. Und das für mich mindestens genauso, wie für Außenstehende.

Das Gebäude, in dem ich nun für unbestimmte Zeit zur Schule gehen werde, war nett anzusehen. Genauso wie der davor anliegende Hof, wo sich unzählige Schüler und Schülerinnen aufhielten.
Ich atmete einmal tief ein und wartete, bis es klingelte und alle rein marschierten.
Ich wartete danach noch ein paar Minuten, denn ich wollte nicht unbedingt vor dem Unterricht schon mit ein paar Schülern zusammen prallen und dadurch in eine unangenehme Situation geraten, weil ich neu war.

Nach etwas mehr als fünf Minuten später straffte ich meine Schultern und ging die Steintreppe hoch ins Schulgebäude.
Ich suchte nach Aushängeschildern, die mir den Weg zum Sekretariat zeigen würden.

Schließlich fand ich welche und kurz darauf auch das von mir gesuchte Sekretariat.
Ich klopfte an und trat ein. Das Sekretariat war ausgestattet mit großen Regalen, die vom Boden bis zur Decke gingen und viele Aktenordner beinhalteten. Mitten im Raum war ein großer vollbepackter Büro Tisch und dahinter saß eine kleine, freundlich aussehende junge Frau mit dicker Hornbrille.

Ich räusperte mich kurz, eh die Frau zu mir blickte.
„Kann ich dir helfen?“ Erkundigte sie sich freundlich und ich nickte.
„Ähm, ja. Ich bin neu hier und-“
„Ah ich weiß schon. Du bist Jericho Parker, richtig?“ Ich nickte.
„Ja, genau der bin ich.“
„Ich bin Miss Thompson, also hier hast du schon mal deinen Stundenplan und einen Plan von der Schule mit den ganzen Klassen- und Fachräumen. Deine Bücher musst du dir nach der Schule abholen. Dann wäre hier noch dein Spindschlüssel... Oh, Nummer 666. Na ja, ich hoffe du bist nicht abergläubisch.“ Miss Thompson lachte kurz auf und ich kam ebenfalls nicht drum herum leicht zu schmunzeln. Nein, abergläubisch war ich beim besten Willen nicht. Ich machte mir nur manchmal ein paar Späße über die verschiedenen Religionen. Aber natürlich achtete ich darauf, wir bei allen anderen meiner Scherze, niemand zu nahe zu treten und zu verletzen. Das war nun wirklich nicht mein Ziel.

„Dann müsstest du noch einen Leistungskurs wählen. Es gibt eine erst und zweit Wahl. Wir versuchen möglichst alle Schüler in ihre erst Wahl zu stecken, doch irgendwann sind die Kurse voll und dann kommen sie in die zweit Wahl. Also“ Die Sekretärin überreichte mir einen Zettel.
„hier dein Bogen. Da kreuzt du jetzt einfach an in welchen Kurs du gerne hinein möchtest und morgen kann ich dir dann sagen, welche Wahl du bekommst.“ Sie lächelte mich freundlich an, während ich mir den Spindschlüssel in die Hosentasche steckte. Und nachdem ich die zwei Pläne gefaltet hatte sah ich mir den Wahlbogen an. Komisch, so etwas wie einen wählbaren Leistungskurs gab es an keiner anderen Schule auf denen ich bisher war.
Auf den Blatt Papier waren sieben Fächer aufgelistet. Es gab Französisch, Französisch Bilingual, Sozialwissenschaften, Informatik, Biologie, Chemie und Physik.

Ich dachte eine Zeit lang nach und machte dann bei Biologie eine 1 und bei Chemie eine 2. Ich mochte die beiden Fächer irgendwie schon immer und da war es mir fast schon egal, in welchen Kurs ich kommen würde.

Wortlos schob ich der netten Miss Thompson den Wahlbogen zu, den sie lächelnd entgegen nahm.
„Okay und jetzt auf in den Unterricht.“ Versuchte sie mich los zu werden.
„Aber Moment mal, ich weiß doch gar nicht, in welcher Klasse ich bin.“ Machte ich Miss Thompson darauf aufmerksam.
„Deine Klasse steht auf dem Stundenplan.“ Sagte sie und ich sah mir den Plan an. Ich war in der Klasse F_10. Okay, dann mach ich mich mal auf die Suche.
„Auf Wiedersehen.“ Verabschiedete ich mich und ging den Flur entlang, der mich zur einer Abzweigung bringen müsste, wo ich dann rechts abbiegen müsste, die nächste dann links und die zweite Tür auf der rechten Seite wäre dann meine Klasse. Was für eine beschissene Architektur, wer hat das dumme Ding entworfen?

Plötzlich kam ein recht großer Junge aus dem Gang gestürmt und stieß mich so fest an, dass ich schmerzhaft zu Boden fiel.
„Pass doch auf, du Spast!“ Zischte er und ging so schnell den Flur entlang, aus dem ich gerade kam, dass ich ihn mir gar nicht richtig ansehen konnte.
„Pass doch nächstes Mal selber auf, Arschgesicht!“ Fluchte ich leise als er weg war und rieb mir mein schmerzendes Handgelenk.
Autsch, das war echt nicht angenehm! Wenn ich gläubig wäre, würde ich sagen dass sich Karma drum kümmern würde. Aber da ich nicht gläubig war hatte ich halt die Arschkarte.

Ich stand etwas unelegant auf, klopfte an der Tür hinter der ich meine zukünftige Klasse vermutete und wartete darauf dass ich herein gebeten wurde, was ein paar Sekunden später dann auch geschah.

Ich trat ein und spürte sofort die stechenden Blicke meiner zukünftigen Mitschüler, während der Lehrer zu mir kam.
„Ich bin Mister Shwaz und du bist anscheinend der neue Schüler.“ Ich nickte zustimmend und Mister Shwaz zog mich sachte mit sich vor die Tafel.
„Also, das hier ist eurer neuer Mitschüler und ich verlange von euch, dass ihr ihn freundlich und höflich behandelt! Willst du dich dann vorstellen?“ Nein, wollte ich nicht. Aber das war auch keine Frage, sondern eine ganz klare Aufforderung, nur wollte er vermutlich etwas netter klingen, was er dennoch nicht tat.
Also kam ich dieser Aufforderung nach.
„Hallo, ich bin Jericho Parker, bin 17 Jahre alt und bin vor kurzem erst zusammen mit meinem Vater hier her gezogen. Sonst gibt es nichts spannendes über mich zu erzählen.“ Sagte ich schulterzuckend und sah auffordern zu Mister Shwaz, doch aus dem Augenwinkel nahm ich wahr wie jemand die Hand hob. Bastard!

„Ja, Justin?“ Seufzte Mister Shwaz und kniff sich in die Nasenwurzel, während der Junge zu reden begann.
„Du heißt ›Parker‹. Etwa so wie Spiderman?“ Während seine Klassenkameraden über seine Aussage anfingen zu lachen verdrehte ich nur genervt die Augen. Wie beschränkt manche Menschen doch waren - zum kotzen. Na ja, immerhin wurde kein Kommentar über meinen Vornamen ›Jericho‹ gemacht, wie sonst immer...

„Ja, ›Parker‹, wie Spiderman. Nur mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass ich keine Superkräfte besitze. Wenn dem so wäre, würde mir eine ganze Menge anderer Scheiß einfallen als mit dir arme Wurst diese Klasse zu teilen.“ Sagte ich scharf und grinste diesen Justin am Ende breit an. Dieser sah mich mit großen Augen und weit geöffneten Mund an, während ein paar andere Schüler anfingen zu schmunzeln und leise zu lachen. Also wirklich. Lustig war das nun wirklich nicht. Es war einfach die Wahrheit. Hätte ich Superkräfte würde ich doch nicht hier zu Schule gehen um mir das Gelaber von diesen Affen hier anzuhören.

Ungeduldig wartete ich darauf dass mich Mister Shwaz aufforderte mich auf einen freien Platz zu setzen. Was er dann auch tat, nachdem er sich kurz geräuspert hatte.
„Okay, Jericho. Dann setze dich doch auf einen feinen Platz.“ Fordere mich Mister Shwaz dann auch endlich auf und ich machte mich auf den Weg nach ganz hinten zu einem leeren Tisch am Fenster. Was besseres gab es nicht, ich hatte einen ganzen Tisch für mich alleine.

Als ich an ein paar Schülern vorbei lief hörte ich auch schon wie sie anfingen zu tuscheln. Ist euch schon mal aufgefallen, dass sich Mädchen dabei wie gackerne Hühner an hörten?! Oh, ich werde meinen Vater nachher mal fragen ob wir mal wieder Chicken Nuggets zum Essen machen könnten. Das hatten wir schon eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr.

Ich setzte mich auf den von mir auserkorenen Platz, holte mein College Block und meine Stiftedose raus und nahm mir vor wenigstens so zu tun als würde ich dem kommenden Unterricht verfolgen, während ich gelangweilt den Stab meines Industrial Piercings an meinem rechten Ohr drehte.

„Ähm, Mister Shwaz?“ Meldete sich dann plötzlich ein etwas stabiler gebautes, blondes Mädchen.
„Ja, Lena, was gibt es denn?“ Er wollte nicht wissen was sie zu sagen hatte. Aber sein Posten als Lehrer verpflichtete ihn dazu sich das anzuhören was diese Lena zu sagen hatte.
„Abby sitzt da hinten.“ Ich unterdrückte mit großer Mühe ein genervtes Stöhnen. Da hatte ich mich wohl zu früh über einen Einzelplatz gefreut.
„Ich bin mir ziemlich sicher, dass Abby nicht zwei Sitzplätze für sich allein benötigt. Hätte sie deine Worte gehört, wäre sie bestimmt beleidigt gewesen.“ Erneut ging ein amüsiertes Schnauben durch die Klasse. Wo war ich hier gelandet? Ist ja fast schon peinlich worüber hier alle am Lachen waren. Wenn diese Abby wirklich etwas korpulenter war, wären diese Aussagen ganz schön beleidigend gewesen. Sowohl das was diese Lena vermutlich nicht mit dieser Absicht gesagt hatte, wie auch das Gesagte von dem Lehrer.
Wie waren die denn hier alle drauf?!
Na ja egal... Ich würde eh nicht lange hier bleiben.

Ich nahm mir einen Stift und schrieb mir das jetzige Fach auf meinem Collegeblock. Dafür bräuchte ich bestimmt ein Buch, was ich mir nach dem Unterricht abholen sollte. Was für ein dummer Mist. Was bringen mir die Bücher nach dem Schulschluss?!
Und warum brauchte man jetzt Geschichte? Ich hasste Geschichte! Es sind einfach alle tot, wen kümmert es was Napoleon für ein berühmter Spanier war und was Columbus in Afrika wollte. Fakt ist - die sind alle tot aber dennoch dazu in der Lage und in der Schule durch fallen zu lassen.
DAS nenne ich mal Kriegsführung!

Desinteresse war gar kein Ausdruck für mein jetziges Empfinden. Ich war verdammt gelangweilt und anstatt diesem Mister Shwaz, der dazu noch nicht mal der Klassenlehrer war, dabei zu zu hören was im Jahre Leck-mich-am-Arsch-52 geschah, machte ich mich daran meinen blanko Collegeblock mit meiner eher weniger künstlerischen Begabung etwas zu Upgraden.

Yo, Levi. Du sahst auch schon mal besser auf meinen Blatt aus.

Da ich mich voll und ganz auf meinen Block konzentrierte war es demnach bestimmt verständlich, dass ich total in Gedanken war und mich dann total erschreckte, als die Tür des Klassenzimmers aufgerissen wurde.

„Ah, Abigail... Zu spät wie immer, also auch Eintrag ins Klassenbuch wie immer.“ Murrte der Lehrer, was mich nicht wirklich interessierte und weiter auf dem weißen Blatt Papier weiter herum kritzelte.
„Wie sie wollen, Shwaz. Sie kennen es ja schon gar nicht mehr anders.“ Ich musste kurz schmunzeln. Ich glaube diese Abigail fand ich in Ordnung.

Der Stuhl neben mir wurde zurück gezogen und ein normal großes Mädchen ließ sich darauf fallen. Oh - Arsch aus Stahl, denn die Stühle waren echt unbequem.
„Jahrelange Übung.“ Verwirrt sah ich zur Seite und meine Augen erblickten womöglich das schönste weibliche Geschöpf der Welt.
Ihre blau gefärbten Haare gingen ihr bis zur Hüfte und ein schwarzes Basecap hatte die Ehre auf den schönen Haaren sitzen zu dürfen. Die Augen des Mädchens waren dunkelbraun, fast schon schwarz und ich hatte das Gefühl einem Stofftier ins Gesicht zu sehen. Sie trug einen Septumring durch die Nase und sah mich fröhlich grinsend an.
„Es erfordert Jahrelanges Training, bis man sich mit dem Arsch so auf diese dumme Stühle hauen kann. Aber es ist effektiv, damit tötest du auch sofort alles ab, was der davor verloren haben könnte.“ Ich verzog das Gesicht, was das Mädchen lachend in Kauf nahm.
„Oh man, keine Sorge. Ich sitze schon seit einer Ewigkeit alleine hier hinten.“ Ich nickte einfach nur, da ich keinen Plan hatte, was ich sonst sagen sollte.
„Ich bin übrigens Abigail. Kannst mich aber auch einfach nur Abby nennen, das tun eh alle.“
„Okay, Abigail. Ich heiße Jericho und bin neu hier.“ Sagte ich leicht eingeschüchtert.
„Jericho... Ein ziemlich cooler Name!“ Erwiderte sie und ich glaubte zu spüren, wie sich meine Wangen erwärmten. Sie war wunderschön und redete sofort mit mir ohne mich zu beleidigen oder dergleichen. Das war fast schon zu schön um wahr zu sein. Wäre ich nicht an die männlichen Repräsentanten der Menschheit interessiert, dann....

Sie beugte sich über meine Zeichnung und strahlte mich mit großen Augen an.
„Stehst du auf Anime?“ Oh nein. Bitte sei nicht so eine. Bitte nicht. Ja, ich mochte Anime und Manga, aber ich gehörte zu dieser Sorte, die das nicht jeder Person auf die Nase binden musste. Und ich hoffte gerade sehr, dass Abigail vom selben Schlag wie ich war was das Thema Anime und Manga anging.

„Ähm... Joar...“ Murmelte ich leicht nervös. Das Strahlen von Abigail ließ nicht nach.
„Kiss, Marry, Kill mit Levi Ackerman, Sascha Braus und Annie Leonhardt. Scheiß auf die Attack on Titan Story, hier geht es nur um dein Empfinden.“ Oha, das Mädchen wollte es anscheinend wirklich wissen. Zum Glück war die Auswahl für mich einfach.
„Levi heirate ich natürlich, dann kann ich ihn so oft küssen wie ich will. Sascha küsse ich dann nur wegen den Spielregeln und Annie mochte ich schon ganz am Anfang nicht, also töte ich sie.“ Diese Abigail grinste mich breit an. Oh shit... Ich hatte einem Mädchen das ich keine 10 Minuten kenne gerade gesagt dass ich Levi heiraten und küssen würde. Das hieß, ich war in eine Gay-Falle getappt. Scheiße. Noch nicht mal mein Vater wusste dass ich schwul war. Ganz einfach deswegen, weil ich mich nicht outen wollte. Warum auch? Hetero Menschen outen sich schließlich auch nicht, warum sollte ich es dann anders machen. Ich komme einfach irgendwann mit meinem Boyfriend nach Hause und dann wäre dies mehr oder weniger das Outing.

Aber halt, Moment mal. Wenn man in eine Gay-Falle getappt war, müsste diese Person meistens ein Gaydar haben und ebenfalls in Gay-Fallen tappen können.

„Kiss, Marry, Kill mit Marco Bott, Christa Renz oder halt als Historia Reiss und Ymir.“ Startete ich das Gegenmatch und kassierte ein fettes Grinsen von Abigail. Sie wusste, dass ich wusste, dass es eben eine Gay-Falle war und ich ihr gerade ebenfalls eine gemacht habe.
„Das ist ganz schön fies von dir! Ich schiebe eine Dreier Nummer mit Christa und Ymir und schaue wen ich von beiden dann küssen werde. Die andere heirate ich dann. Oder wir leben zu dritt in einer polyamorischen Beziehung und Marco töte ich.“ Kurz lachten wir beide auf.
„Du sagst es aber niemanden, oder?“ Fragte ich Abigail hoffnungsvoll.
„Keine Bange, ich sage es niemanden. Du wirst höchstens durch ein Gaydar ertappt und darauf angesprochen und dementsprechend kannst du gleich denjenigen wegen seinem Gaydar erpressen.“ Okay. Wow.

„Abigail, Jericho! Was seid ihr da hinten so laut?“ Wurden wir plötzlich ermahnt und ich zuckte vor Schreck zusammen.
„Ich erkläre Jericho bis wohin wir bis jetzt gearbeitet haben.“ Lügte Abby Mister Shwaz ungeniert an.
„Okay. Wenn es Probleme geben sollte sag bitte bescheid.“ Ohne den Lehrer anzusehen streckte Abigail ihm ihren Daumen entgegen.
„Jo, Shwaz, wird gemacht.“ Der Angesprochene seufzte schwer, eh er sich wieder seinem Unterricht zu wand.

„Mal ganz unter uns.“ Fing das Mädchen mit den blauen Haaren neben mir an.
„Ich habe keine Ahnung was wir gerade für einen Stoff im Unterricht durch nehmen.“ Ich unterdrückte ein Lachen.
„Werden wir schon irgendwie hinkriegen.“ Schmunzelte ich und Abby grinste.
„Du gefälligst mir, Jericho. Genauso wie dein Style. Sieht echt fesh aus!" Ich lächelte das Mädchen breit an. Ich kopierte und/oder kombinierte einfach nur ein paar Sachen aus der Gothic und Punk Szene und war damit ziemlich zufrieden. Zwar eckte ich damit oft an, aber das war mir genauso egal wie als würde in China ein Sack Reis umfallen.
„Kann ich nur wieder geben.“ Erwiderte ich darauf, als ich mein Blick erneut über ihre Gestalt wandern ließ.
Abigail hatte ein Fan T-Shirt von Harry Potter an, welches farblich sehr gut zu ihren schwarz-rot karierten Faltenrock passte, den sie über eine löchrige Nylonstrumpfhose trug. Ich vermutete mal ganz stark dass sie nicht hingefallen war, sondern die Strumpfhose mit Absicht so aussah. Die lila metallic Dr. Martens an ihren Füßen ließen ihr ganzes Outfit dann aber so schräg aussehen, dass es schon wieder verdammt gut aus sah.

Abigail zwinkerte mir zu und riss ein Stück von meinem Collegeblock ab. Sie nahm mir ebenfalls meinen Kulli aus der Hand und schrieb etwas auf das Stück Papier. Dabei strich sie sich eine Strähne ihres blauen Haars hinters Ohr und zu Gesicht bekam ich eine ganze Menge von Piercings, deren Name ich beim besten Willen nicht nennen konnte. Ich kannte nur den Helix Piercing oben an der Ohrmuschel, denn so einen hatte ich an meinem linken Ohr auch.

Das Mädchen mit den blauen Haaren unterbrach mich dabei sie förmlich an zu starren als sie mir das Stück Papier entgegen schob, worauf sie eine Nummer mit meinem Kulli in einer sehr schönen Schrift niedergeschrieben hatte.
„Meine Handynummer. Schreib mich mal an, ich find dich cool!" Breit grinsend nickte ich und steckte mir den Zettel mit Abby's Handynummer in die Hosentasche.

Nachdem wir beide noch ein wenig herum blödelten versuchten wir nun wirklich uns wenigstens ein kleines bisschen auf den Unterricht zu konzentrieren.

Hallo
Sollte es irgendwann der unwahrscheinlichste Fall eintreten, dass irgend jemand diese Geschichte und dieses Kapitel kommentieren sollte - bitte spoilert ›Attack on Titan Staffel 3 Part 2‹ nicht!
Denn obwohl ich ein riesen Fan von AoT bin, habe ich die zweite Hälfte der dritten Staffel noch nicht gesehen und ich wäre euch unendlich dankbar, wenn ich den Anime ohne irgendwelche Spoiler genießen kann!

LG Fynn ★
~3577~ Wörter

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