Kapitel 67. Violett
Ein warmes Gefühl breitete sich in meinem Herzen aus, als ich die Bilder, die Alex mir gestern vor seinem einschlafen gesendet hatte, in meinem Kopf zurückrief. Ich würde das schaffen. Für Alex und Victor. Und für Mihaela.
Ich.....
Ließ mein Lächeln verschwinden, als sich Stella zu mir umdrehte. Sie führte mich gerade zu meinem Großvater, der auf mich wartete. Sofort senkte ich den Kopf und spielte wieder die gebrochene Frau. Das war knapp. Dachte ich. »Ich habe Angst das Lager zu verlassen.« log ich und tat so, als würde ich schreckliche Angst vor allem haben, was sich außerhalb der schützenden Grenze befand.
Großvater lächelte mich an. »Du brauchst keine Angst zu haben. Bis jetzt hat noch kein Vampir das Lager je gefunden. Zudem haben wir so viel Silberpulver um alles verteilt, dass jegliche Kräfte der Blutsauger sehr stark gedämpft sind.« Er bot mir die Hand an und half mir in den Geländewagen, in dem Ben schon am Steuer saß. »Außerdem haben wir Waffen, die sie sofort vernichten könnten, wenn sie es wagen, herzukommen.«
Innerlich verdrehte ich die Augen. Gut zu wissen, aber ich glaube, dass weiß Alex schon alles. »Meint ihr eure Pistolen? Denn die haben nicht wirklich Wirkung bei dem Vampirkönig gezeigt.« fragte ich und erschauderte. »Wenn ich nur an ihn denke, wird mir schlecht.«
Ben schnaubte, doch er sah ihn böse an. Dann setzte Großvater sich auf den Beifahrersitz und drehte sich zu mir um. »Nein, eine neue Art von Waffe. Oder besser Munition. Aber das wirst du ja bald sehen.«
»Ich denke, immer noch, dass es keine gute Idee ist, Violett das Lager zu zeigen, Luna. Was, wenn-«
»Genug jetzt, Ben. Violett hat genügend gelitten, denkst du nicht auch? Sieh dir an, wie sie aussieht. Wie sie misshandelt und fast umgebracht wurde. Sie ist mein Fleisch und Blut. Sie gehört ab jetzt dazu.«
›Eine neue Art von Waffe ...bessere Munition?‹ fragte ich unkontrolliert, weil mir die Tatsache Angst machte. Was, wenn die Waffe Alex gefährlich werden könnte? Doch ich schluckte den Schreck runter und sah meinen Großvater an. »Heißt das, ich habe ein Zuhause?« fragte ich und musste auch das warme gefühl, das mein Großvater mit seinen Worten auslöste, runterschlucken. Es war schön, so etwas zu hören, aber leider kam das zu spät. Viel zu spät.
›was? Was für eine neue Waffe?‹
Großvater sah mich liebevoll an. »Ich habe einiges wiedergutzumachen und dir mein Vertrauen und ein Zuhause zu schenken, ist der erste Schritt von vielen, mein kleiner Sonnenschein.«
›Violett! Was für eine Waffe? Bist du in Gefahr?‹
Es fühlte sich an wie eine kleine Nadel in meinem Herzen. Es pickte etwas.
Traurig sah ich ihn entgegen. »Danke« sagte ich leise und legte unbehaglich meine Arme um meinen Körper.
Den Blick auf meinen Schoß wendend, antwortete ich gedanklich Alex. ›Nein. Ich sitze im Auto mit meinem Großvater und Ben. Wir fahren zu der Höhle. Ben erzählte gerade, dass sie eine neue Waffe haben und bessere Munition. Damit können die einen Vampir sofort töten. Das hat mir Angst gemacht. Daher meine unkontrollierten Gedanken.‹
›Ich will, dass du mir alles erzählst, Luna mea. Und Ben ...‹
»Alles okay, V?«, fragte Ben sarkastisch. »Ist der Gedanke nicht toll, dass wir einen Weg gefunden haben, die Bestien mit einem Schuss zu vernichten?«
»Benjamin«, drohte er. »Ich sagte, es ist genug. Sei nett oder still.«
Er sah meinen Großvater am, schnaubte, nickte dann aber. »Dann bin ich still.«
»Schon gut, Großvater. Ich kann Ben verstehen. Ich war naive und dumm. Ich dachte, dass das, was wir hatten echte Liebe war, doch es war gelogen....nur sein Spiel...« ich wurde leiser und hatte erst jetzt bemerkt, dass ich dieselben Worte gedanklich aufgesagte hatte, so, dass sie Alex hören musste. Ich riss mich zusammen und sprach weiter. »Ich habe nur Angst. Wenn die Waffen wirklich funktionieren, dann hoffe ich, dass ihr ihn tötet, damit ich nie wieder so verletzt werde.«
Ich schluckte.
›tut mir leid, gerade fällt es mir schwerer, meine Gedanken zu kontrollieren. Ich kann mich nicht auf beides konzentrieren.‹ erklärte ich Alex. Denn gerade fiel es mir schwer die gebrochene Frau zu spielen und gleichzeitig das Gedankenfenster zu schließen.
›Schon gut‹ sagte Alex und ich hörte, dass es ihn dennoch zusetzt, das zu hören. ›Ich weiß, dass du überzeugend sein musst.‹ fuhr er fort.
Ich verzog das Gesicht. Am liebsten hätte ich ihm zugeschrien, dass ich ihn über alles liebte. Doch, da wir immer noch nicht soweit waren, ließ ich Alex dagegen folgende Worte hören. ›Du bist mein Herz.‹ Es war nicht viel, aber es war bedeutend. Meine Aufmerksamkeit zurück zu meinem Großvater, sah ich die beiden an.
»Wir werden ihn töten, Violett. Und mit ihm den Rest der Blutsauger. Vlad Alexandru mag mächtige Schatten beherrschen«, setzte er an, als Ben losfuhr, »doch gegen ein Geschoss wie das, was wir entwickelt haben, hat auch er keine Chance.«
Ben grinste. »Ich kanns kaum erwarten ihn und den blonden Wichser zu der kleinen Schlampe zu schicken.« sofort versteifte ich mich.
»Das ....beruhigt mich etwas. Obwohl ich mich glaube erst sicher fühle, wenn ich die Waffe mit eigenen Augen sehe. Man kann ja viel reden, wenn der Tag lang ist.«
Großvater sah mich an und hob eine Braue. »Du glaubst mir nicht?«
Ben verzog den Mund und fuhr eine bereits eingefahrene Spur im Waldboden nach.
»Doch, ich glaube euch. Aber alles, was ich durchmachen musste, hat mich psychisch zerstört. Ich habe einfach die Sorge, dass ihr glaubt, die Waffe sei mächtig und am Ende werde ich wieder verletzt. Ich habe wirklich nur Angst. Tut mir leid, wenn ich dich enttäusche.« antwortete ich kleinlaut und betastete mein rechtes Auge, dass noch etwas blau war.
»Oh, sie hat Angst um sich alleine. Wie ... egoistisch. Es geht hier um mehr als nur dich, Violett. Es geht um die Menschheit. Und wäre dir das vorher klar gewesen, wärst du nicht mit deinem König abgehauen, sondern hättest in dort im Wald sterben lassen. Du hättest UNS das beenden lassen können und-«
»Es reicht, Benjamin! Ich sagte doch, dass sie genug durchgemacht hat. Zügle deine Zunge! Wir sind so weit gekommen, dass sein Ableben und das Ende der Qualen bald erreicht ist. Violett ist hier um zu helfen und das werden wir nutzen. Punkt.«
›Arschloch.‹
Dachte ich und sah hinaus.
›Wir fahren gerade durch den Wald. Es ist eine eingefahrene Spur. Die Route wird also öfter genutzt.‹ informierte ich Alex nebenbei und dachte nach. Ben war immer noch total misstrauisch und gegen mich. Es nervte langsam, aber gut, das musste ich wohl akzeptieren.
›Mhmm‹, schnurrte Alex. ›Dirty talk?‹
Ich blinzelte und sah zu Ben und Großvater, als könnten sie ihn hören. ›Nein, wichtige Informationen. Und Ben, der mir echt auf die Nerven geht.‹ erwiderte ich, musste ein schmunzeln unterdrücken.
»Fahren wir noch lange?« fragte ich ängstlich meinen Großvater.
»Drei Stunden. Ca.«
›Du könntest mich in anderen Situationen ein Arschloch nennen‹, raunte Alex leise. ›Meine kleine Spionin.‹
Ich blinzelte mehrfach. Was war denn plötzlich los mit ihm? Haben ihn meine Worte so berührt?
»Verstehe.« antwortete ich den beiden und wandte mich gedanklich wieder an Alex.
›Das Arschloch ging an Ben nicht an dich. Und hör auf so mit mir zu reden, das lässt mein Körper nicht angemessen reagieren.‹ schimpfte ich nicht wirklich überzeugend. Aber seine tiefe Stimme und dann auch noch so rau, und sein Akzent dazu. Das war trotz der Situation erregend. Meine Wangen wurden rot, als ich mir schmutzige Dinge mit Alex vorstellte. Ich schloss meine Augen und atmete tief ein. Meinen Kopf zur Seite gelegt, stand ich mit dem Rücken vor Alex. Dieser stand direkt hinter mir und hatte seine eine Hand um meinen Hals gelegt und die anderen um meinen Bauch. Er flüsterte mir mit seiner Stimme genau diese Worte ins Ohr und küsste mein Ohrläppchen.
›Was zum Teufel tust du?‹, gurrte Alex und lachte dann leise. ›Was für ein unartiges Menschlein.‹ Er erweiterte das Bild und ließ seine Hand hinwandern. ›Vielleicht lass' ich dir als Belohnung mal das Sagen, wenn ich dich in die Matratze drücke.‹
Ich öffnete meine Lippen ein Stück und drückte meine Beine zusammen. ›Du hast angefangen mit deiner Stimme. Mit deiner Flirt Stimme.‹ brachte ich gerade so heraus und hob in unserer Vorstellung meinen Arm. Meine Hand legte sich um sein Nacken und vergrub sich in sein schwarzes Haar. Plötzlich verschwanden unsere Klamotten und wir standen nackt da.
›Habe ich das? Dann bin wohl ich der Unartige.‹ Alex küsste meinen Hals und knabberte an der Haut, während seine Finger zwischen meine Beine wanderten. ›Wärst du jetzt nur hier, Luna mea.‹
Ich stöhnte in unseren Gedanken ›Ja, das bist du.‹ meine Beine pressten sich noch härter zusammen. ›Würdest du mich genauso berühren? Oder dürfte ich dich in die Matratze drücken?‹ fragte ich und genoss diese Vorstellung.
»Violett? Alles okay?«, fragte Großvater besorgt.
›Du dürftest alles mit mir tun, mein Mond. Alles.‹
Ich zuckte zusammen und riss die Augen auf. »J...Ja...ich..Ich war nur erschöpft.« stotterte ich und die Röte stieg mir ins Gesicht. Ich senkte den Kopf und rieb mir die Stirn. Unangenehm.
Die Vorstellung löste sich auf und ich seufzte. ›Das merke ich mir, wenn ich wieder an deiner Seite bin.‹
Danach blieb ich stumm. Nicht nur gedanklich sondern auch von außen. Die Zeit verging und ich versuchte mir die Umgebung zu merken. Als der Geländewagen nach drei Stunden endlich anhielt, ließ ich Alex wissen, dass wir da waren und die Höhle 3 Stunden von dem Lager entfernt war. Ich denke, das war eine wichtige Information.
›Welche Himmelsrichtung?‹
»Hier sind wir«, erklärte Großvater und stieg mit Benjamin aus dem Wagen. Er hielt mir die Tür auf und deutete auf einen winzigen, mit Efeu bewachsenen Höhleneingang, an dem vier Verstoßene angebunden waren, und in der Sonne kauerten. »Keine Angst, sie können sich erst bewegen, wenn die Sonne untergeht. Wir machen sie dann von den Ketten los und befehlen ihnen jeden anzugreifen, der in die Nähe der Höhle kommt.«
Ben sah mich nicht an, als er vorbeilief und unbeeindruckt von den Biestern den Efeu weg hob. »Nach euch, Familie Luna.«
›Norden.‹ antwortete ich Alex und nickte meinen Großvater zu, als wir Ben folgten und ich mit mulmigen Gefühl an die Verstoßenen vorbeilief. ›4 Verstoßene vor dem Höhleneingang. Diese werden bei Nacht von ihren Ketten gelöst.‹ ließ ich Alex wissen und betrat die Höhle. Ich wartete, dass Ben wieder vorging, bevor ich neben meinem Großvater durch mehrere Höhlengänge liefen, bis wir in einem riesigen Höhlenabteil ankamen. Mit großen Augen sah ich mich um. Es gab eine große Schmiede, die modern wie auch altertümlich aufgebaut war. Viele Rebellen liefen umher. In einer Ecke wurden die Waffen geschmiedet. In einer anderen wurden sie getestet. In einer anderen wiederum wurden diese Waffen gewartet und geputzt. Das Silberpulver war regelrecht spürbar.
›Dei ...e Geda ...n werd..n still. Du b ..ist von ... Sl ... umge ...?‹
»Herzlich willkommen im Herz der Rebellion. Hier werden die Wunder hergestellt und all das Silber gelagert, das wir benötigen, um uns gegen die Vampire zu wehren. Es gibt sogar ein Labor, das die Nanotechnologie entwickelt, um die Vampire zu steuern.«
»Geben wir ihr doch einfach eine Karte, Luna. Dann kann sie alles genau an ihren König weitergeben, wenn sie sich gegen uns wendet.«
Mein Großvater ignorierte ihn und führte mich herum. Als Ben uns nicht folgte, entschuldigte er sich bei mir. »Sie haben ihn wohl zu einigen schlimmen Dingen gezwungen, als er als Blutsklave im Anwesen des Königs war. Er hasst die Vampire nun mehr denn je. Du musst ihm nur etwas Zeit geben. Er wird schon begreifen, dass du nun zu uns gehörst.«
Ich versuche, meine Unsicherheit nicht zu zeigen. Ich mochte es nicht, dass ich Alex jetzt nicht mehr richtig hören konnte und er mich auch nicht. Er könnte nicht herkommen, wenn ich in Gefahr sein würde. ›Ja. Ich meld mich später. Hab keine Angst, mein Herz.‹ schickte ich ihm meine letzten Gedanken und hoffte, diese würden ihn noch erreichen.
Ich sah meinen Großvater an. »Es ist wirklich okay. Ich kann ihm das nicht mehr verübeln. Er hat jedes Recht, mich zu hassen« erwiderte ich.
»Vielleicht, wenn man bedenkt, wie vernarrt du in das Monster warst.« Er führte mich weiter, bis wir an einem Übungsstand ankamen, an dem eine Frau gerade eine Waffe hob. »Katharine, lass mich. Ich möchte meiner Enkelin zeigen, was wir für einen Fortschritt gemacht haben.«
Die Rebellin nickte und verneigte sich. Dann gab sie ihm die Waffe. »Holt einen von den Vampiren!«, rief er und wartete, bis zwei Rebellen einen jungen Vampir her schleifte. Er trug den Maulkorb und seine Hände waren in Silber gegossen, sodass dicken Klumpen des Materials an seinen Armen baumelten. Er sah sich hektisch und ängstlich um, doch mein Großvater sah mich lächelnd an. »Bereit?«
Nein, dachte ich und konnte dem hilflosen Vampir kaum in die Augen sehen. Ja, die Vampire behandelten alle Menschen wie Schmutz. Aber waren sie mit das, was sie hier taten, besser?
Ich musste so kämpfen, um mein Gesicht zu kontrollieren. Meine Augen huschten zu meinem Großvater und ich nickte. »Ja« schaffte ich, normal zu sagen, und mein Herz wurde schwer.
Er lächelte breiter, dann wartete er, bis die Rebellen den Vampir festgebunden hatten. Er hob sie die Pistole und schoss. Die Kugel traf den Vampir in der Schulter und er zischte.
Ich zuckte kaum merklich zusammen und sah genau hin. Das hier zeigte mir nämlich noch einmal deutlich, wieso meine Aufgabe so wichtig war. »Ist das die neue Waffe?« fragte ich und klang gespielt begeistert.
Mein Großvater lachte und zeigte auf die Pistole. Dort war ein kleiner, roter Knopf. »Warte ab«, sagte er verheißungsvoll und als er den Knopf drückte, fing die Waffe an zu piepen. Dreimal. Dann ...
Die Explosion, die folgte, sprengte dem Vampir den kompletten Oberkörper weg und ließ den Rest von vorne auf den Boden Kippen.
Ich schrie reflexartig und duckte mich panisch. Die Explosion war so heftig, dass er Staub aufwirbelte und einen Windstoß verursachte. Als meine Haare wieder an meinem Körper lagen, sah ich mit großen Augen zu dem toten Fleisch, dass übrig geblieben war.
Oh mein Gott.
Damit könnten sie Alex töten, oder?
Ich schluckte und erhob mich wieder. »Wow, das ist unglaublich.« zwang ich mich zu einem Lächeln.
Nein, das war krank und grausam.
»Ist es, oder? Und jetzt stell dir eine Kugel in der Brust des Königs vor. Selbst er könnte der Wucht der Waffe nicht entkommen. Vor allem, wenn er nicht damit rechnet, dass die Silberkugel explodiert. Und wir sitzen hier, auf genug Silbervorkommen, um Hunderte, nein Tausende solche Munition zu erstellen. Ab heute sind wir bereit, sie einzusetzen. Alle Tests sind erfolgreich. Hiermit«, er drückte mir die Waffe in die Hand, »und einem einzigen guten Schützen, wie zum Beispiel Benjamin, haben wir gewonnen.«
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