Kapitel 65. Violett

3 Tage vergingen, bis mich die Rebellen endlich fanden. Zerzaustes Haar. Blutergüsse und Vampirbisse am ganzen Körper. Zerrissene Sachen. Meine Wange geschwollen. Mein Auge blau geschlagen. Mein halber Körper war blutverschmiert. Dieses Blut war bereits angetrocknet und die Wunden bildeten Krusten. Am Tag lief ich durch den Wald. In der Nacht musste ich mich vor den Verstoßenen verstecken. Ich schlief nicht, nicht einmal. Mir war kalt, mir tat alles weh und ich hatte mich noch nie so schrecklich gefühlt. Eine Nacht hockte ich in einem Baum. Ich hatte mich in das kleine Loch gezwängt und die ganze Nacht gezittert. Die nächste Nacht musste ich auf einen Baum klettern und mich die ganze Nacht an einem dicken Ast festhalten. Ab und an hatte ich angefangen zu weinen. Aber als mir wieder klar wurde, für was ich das tat und das Victor mir nicht aus Spaß weh getan hatte, fand ich wieder mein Mut. Es war dennoch eine der schwersten Tage und Nächte in meine. gesamten 18 Jahren und als ich nach ganze 3 Tagen endlich vor den Rebellen stand, die durch den Wald wanderten, weshalb auch immer, brach ich zusammen. Es war zum Teil geschauspielert und zum Teil echt. Ich war einfach zu erschöpft. Heulend und mit dicken Augenringen fiel ich auf die Knie und zitterte. Ich sah total missbraucht aus. Genauso, wie es Victor geplant hatte. »B...bitte.....h....h.... hilft .....m...mir« stotterte ich und sah sie verzweifelt und ängstlich an.

Der Rebell zielte mit einer Waffe auf mich. »Fuck, wer bist du denn?«
Sein Kamerad stellte sich neben ihn. »Heilige Scheiße, das ist die kleine Vampirschlampe!«
Er hob eine Braue. »Das ist General Lunas Ekelin?«

Ich stellte mir vor, wie Mihaela gestorben ist und ließ die Tränen hochsteigen. »Bitte!«, begann ich verzweifelt und legte die Arme um meinen Körper. »I...ich habe Angst.....Bitte...lasst mich...nicht hier.« weinte ich los und hoffte, dass sie drauf reinfallen würden.

Er sah den Trupp Männer an, ehe er zurück zu mir sah: »Und wie wir dich wieder mit zurücknehmen werden, kleines, verräterisches Miststück. Der General und der Kommandant werden hören wollen, warum du erst abhaust und dann wieder kommst. Fesselt sie und knebelt sie gleich dazu!«

Was für ein Vollidiot. Sah er nicht, wie ich zugerichtet war? Aber statt etwas zu sagen, weinte ich nur. Tat so, als wäre ich genauso missbraucht worden, wie ich aussah. Ängstlich und verstört.

Sie taten, was er angeordnet hatte und liefen unsere Tour zurück zum Lager. Dort angekommen brach aufruhe aus und er setzten die Verwundete auf ein Bike vor mich, er hob mich nur spärlich fest, als er bis in die Nacht hinein und zum Sonnenaufgang hindurch, durch den Wald preschte und letztlich am Mittag danach im Lager ankam. Vor des Generals Haus, stießen wir auf Ben.

Ben erstarrte, als der Rebell mit mir vom Crossbike stieg. Binnen einer Sekunde war er bei mir und zog den Knebel auf meinem Mund. »Alle man in Alarmbereitschaft! Vampire!«
Chaos brach aus, doch er sah nur mich an. »Du bist dümmer, als ich dachte, deinen Blutsauger-Lover hier her zu führen.«

Ich hob den Blick, sah ihn mit meinem geschwollenen blauen Augen und mit meinem noch gesundenden Auge an. »Ben.« sagte ich mit brüchiger Stimme. »D...Du h....hattest recht....« wieder ließ ich meine falschen Tränen hochsteigen. »Ich w....war nur ein S...Spiel...für ihn..« ich zeigte ihm wie gebrochen ich war. Tat so, als wäre ich ein Häufchen Elend.

Er zischte. »Nein, verarschen kannst du dich alleine.« Ben wandte sich ab und schob mich in das Ruinenhaus vor uns. Bevor er die Tür schloss, brüllte er Dutzende Befehle. Unter anderem: »Verteilt mehr Silber, um unseren Geruch zu verdecken! Bewaffnet jeden Mann und jede Frau! Behalte die Umgebung im Auge! Ich will wissen Wann und wo die verdammten Blätter von den Bäumen fallen!« Mit einem Knall schloss Ban die Tür und zog Silberhandschellen heraus. Er lief auf mich zu und packte meine Hände, um die Dinger festzumachen. Dann Schubsteer mich auf einen Stuhl. »Warum bist du wieder hier?«

Erschöpft und unendlich müde, also diesmal wirklich, sah erst die Silberschellen an, bevor ich zu Ben hochsah.
Ben.
Den Mann, den ich einst als mein Freund sah und nun abgrundtief hasste. Er hatte Mihaela auf dem Gewissen und mich hier zusammenzureißen, aber es war schwer. »Ich bin weggerannt..« erklärte ich und verzog das Gesicht vor Schmerzen. Es gab keinen Fleck auf meiner Haut, auf dem kein Bluterguss oder Biss war. »Ich....dachte...er würde mich wirklich lieben.« schluchzte ich und ließ den Kopf hängen.

Er schnaubte. »Erzähl den Scheiß jemand andern, V!«, maulte er. »Ich WEIẞ, das er dich mag. Sonst hättet ihr nicht dieses Gedankenzeug. Wann kommen sie an? Von wo aus, greifen sie an!« Ben zog ein Messer und legte es an meine Kehle. »Sprich!«

Nervig. Dachte ich, weinte aber weiter. »Tu es. Ich will nicht mehr.....tue es einfach. Es ist mir egal.« sagte ich und sah ihn mit leeren Augen an.
Ich musste meine Rolle spielen. Nur das zählte.

Ben runzelte die Stirn, dann packte er grob mein Kinn. »Okay. Überzeuge mich, was ist passiert?«

Ich schluchzte und sah Ben an. »Nachdem er mich erst einfach mitgenommen hat und wir dann untergetaucht sind.....begann es...« ich atmete zittrig ein. »Als seine Schwester vor seinen Augen gestorben war, fing er an sich zu ändern. Auf einmal .....war ich nicht mehr....der Mensch, den er liebte. Er begann mich zu misshandeln. Mich wirklich wie eine Blutsklavin zu behandeln......und alles begann mit Mihaela. Er sagte....dass ich schuld war....wegen mir ist sie gestorben und dann änderte sich alles....« Ich schluchzte und hoffte, dass Ben es mir glauben würde. Schrecklich sah ich ja aus.

Er kniff skeptisch die Lider zusammen, nahm aber das Messer weg. »Genaugenommen , bist du schuld am tot der kleinen, verhurten Prinzessin der Vampire«, stellte er klar. »Du hättest nicht mit deinem König verschwinden sollen.« Ben sah mich an und nickte auf meine Kleidung. »Beweise mir, dass es dein Blut ist.«

Ich zuckte zusammen. Mir war klar, dass ich mit schuld war. Aber es nochmal so zu hören, tat weh. Ich schluckte und fragte: »Wie kann ich es dir beweisen?«

Ben schnaubte und lief zu Tür. Sie aufreißend, befahl er, irgendeinem Mann, Stella zu holen. Er blieb still, bis sie kam und küsste sie auf die Wange. Dann flüstere er in ihr Ohr und wandte sich ab, um die Wand anzustarren.
Stella sagte tonlos: »Zieh dich aus.«

Ich sah sie und dann Bens Rücken an. Okay. Ich wusste, dass ich viele blaue Flecken hatte und Victor schön oft zugebissen hatte. Allein die Erinnerung daran, ließ mich erschaudern. Der Schmerz war noch da, doch ich erhob mich, aber statt mich auszuziehen, zog ich das Handy aus meiner Tasche und schniefte. »Ich hatte nur einen kurzen Moment.....um abzuhauen. Da habe ich das Handy geschnappt, weil ich erhofft hatte, ich könnte damit Hilfe rufen...« Ich reichte es Stella. »Doch da ist eine Sperrung drinnen und....ich hatte im Wald kaum Empfang.... vielleicht nützt es euch etwas...ich hoffe es zumindest.«

Ben schnaubte und wagte einen Blick nach hinten. Stella sah mich verdutzt an, nickte dann. »Alles.«

Ich nickte und wartete, dass Ben wieder nach vorne sah. Ich ließ die Stofffetzen zu Boden fallen und entblößte meinen entstellten Körper. Wenn das Alex sehen würde. Dachte ich seufzend, behielt aber die ängstliche und verstörte Haltung vor ihnen. Dummer Vic! Voll übertrieben hat der!

Stella riss die Augen auf. »Heilige Mutter Gottes! Das war der Vampirkönig?« Sie kam näher und betastet mehrer Bissstellen, ehe sie sagte: »zieh dich wider an. Ich hole einen Arzt.«
»Hat sie Verletzungen an intimen Stellen?«
Stella wirbelte zu ihm herum. »Was?«
»Du hast mich gehört.«
Er wandte sich um, ohne darauf zu warten, ob ich mich angezogen hatte. »Ich will wissen, ob sie Bisse oder Wunden an ihren Brüsten oder zwischen den Beinen hat.«
Stella sah ihn geschockt an. »Nein.«

Ich bedeckte meine Brüste und meine Mitte mit meinem Arm und meiner Hand. »Er....hat mich nicht mehr auf die Weise angefasst. Ich....« ich senkte den Kopf und musste mir die weiteren Tränen echt herauspressen. »Ich war nichts weiter mehr als eine Sklavin....es tut so weh....ich dachte wirklich, er liebt mich.....ich dachte, ich wäre mehr für ihn.« weinend brach ich zusammen und sackte in die Hocke.

Stella kniete sich sofort zu mir, doch Ben packte sie. »Du glaubst ihr?«
Sie sah Ben an. »Sieh sie dir an, Benjamin. Sieh sie dir an. Ich mag sie nicht«, stellte seine Frau klar, meinte dann aber: »Aber ich bin nicht blind. Diese Wunden wurden brutal zugefügt. Sie ist unterkühlt und halb verhungert. Wenn er so besessen von ihr wäre, hätte er ihr das nicht angetan, oder?«
Nun sah auch er sie mich. Sagte aber nichts dazu, außer: »Hol den Arzt und lass sie untersuchen. Ich will die Ergebnisse und wenn Luna wieder da ist, soll er beurteilen, wie wir mit ihr verfahren.«

Endlich. Dachte ich, musste aber zugeben, dass ich bei meiner Showeinlage ebenso reagiert hätte. Auf meiner hellen Haut, sahen die Verletzungen, die mir Vic zugefügt hatte, wirklich brutal aus. Und weil ich ja so helle Haut hatte, wurden bei mir Prellungen ziemlich schnell blau.
Aber weil ich es perfekt machen wollte, fügte ich noch hinzu: »Bitte....ich habe Angst....bitte.... schmeißt mich nicht raus...Bitte.« flehte ich verzweifelt. Ich fiel auf meine Knie und zitterte weiter. Und das, weil mir wirklich kalt war. Mein Magen knurrte auch und ich fühlte mich echt elend.

Ben sah mich nur an und dann Stella, die irgendwie umständlich versuchte, mich zu beruhigen. Sie knöpfte ihre Jacke auf und gab sie mir. »Zieh das an.«

Ich sah mit großen Augen auf, nickte und nahm die Jacke, um meinen Körper zu bedecken. »Danke.« hauchte ich.
Mein Blick fiel kurz auf das Handy. Sobald sie es ausschalten würden, würde es für Vic und Alex das Zeichen sein, dass ich im Lager angekommen war. So hatten wir es besprochen. Danach lag es an mir, die notwendigen Informationen zu bekommen. Innerlich wünschte ich mir aber schon, dass Alex nah genug herankam, damit wir uns gedanklich verständigen könnten. Das wäre schön. Ich schüttelte den Gedanken weg, ließ mir von Stella aufhelfen und mich zurück auf den Stuhl setzen. Die Jacke war zum Glück groß genug, um meine intimen Stellen zu verstecken. Und ein Glück hatte Ben nicht weiter nachgefragt, wieso ich an meinen Brüsten und an meinen Schenkeln keine Bisse hatte. Als Stella aus dem Haus verschwand, um den Arzt zu holen, blieb ich still und sah Ben nicht an.

Ben stand im Raum und beobachtete mich. Dann, irgendwann, sagte er: »Ich war da, Violett. Ich war dabei. Jeden Tag habe ich gesehen, wie Vlad dich ansieht. Es ist UNMÖGLICH, dass er das getan hat.«

Innerlich verdrehte ich die Augen. Tja, von dir hätte auch niemand gedacht, dass du ein Scheiß Rebell bist! Schrie mein innerstes. Doch stattdessen hob ich langsam meinen Kopf und sah ihn müde an. Meine Unterlippe zitterte, als ich flüsterte: »Bitte....Ben... Es tut zu weh, daran zu denken oder darüber zu reden.... Egal wie er mich zuvor angesehen hat. Jetzt ist es nicht mehr so.....jetzt ist es vorbei...« ich schluchzte wieder, brachte mich selbst zum weinen, in dem ich mir vorstellte, wie Alex mich wirklich nicht mehr mögen würde.

Ben biss die Zähne zusammen. »Und das alles nur, weil seine kleine Miha«, er betonte den Namen spöttisch, »Asche ist?« Er trat auf mich zu. Ganz dich, dann packte er mein Kinn. »Nein. Nein, er liebt dich. Er würde für dich sterben. Und ich denke, das wird er, wenn ich deinen Großvater davon überzeugen kann, dich geschickt zu nutzen.«

Als er Miha erwähnte, versteifte ich mich, aber nur leicht. Blöder Musikern!
Wieso glaubte er mir nicht so schnell wie Stella? Ben war echt ne härtere Nummer als alle anderen. »Ja....was bin ich für euch noch wert, als ein Gegenstand. Deswegen hat mich ja Großvater auch erst dann zu sich geholt, als ich von nutzen war.....werde ich überhaupt von irgendjemanden als einen eigenständigen Menschen angesehen?« fragte ich, während meine gespielten Tränen über meine Wangen rollten. Und ich meinte diese Frage ernst, denn ich hatte Alex Worte nicht vergessen.

»Oh, welch eine Aussage! Herrlich. Ja, warum haben wir dich erst geholt, als ich sagte, du seist ein gutes Werkzeug gegen den König? Fragen, über Fragen. Hm? Vor allem, warum du sie stellst? Da du doch so froh warst, als du deinen Opa wiedergesehen hast?« Ben grinste wie ein Fuchs. »Dein Großvater ist ein schlauer Mann, er wird dein Spiel durchschauen. Und wenn dein König dumm genug ist, herzukommen, um dich zu holen, werden wir das Problem der Blutsauger los. Also tu mir doch den Gefallen und sag mir einfach, worauf ihr es abgesehen habt.«

Ich ließ mir mein verplappern nicht anmerken und sah ihn emotionslos an. »Du wirst es vermutlich nicht verstehen, weil du hier ein Zuhause hast, eine Frau hast, die dich liebt. Aber was habe ich noch? Ich habe für meine Eltern gekämpft und sie sind gestorben. Dann finde ich heraus, dass mein Großvater der Anführer der Rebellen ist und mich schon viel früher hätte holen können, es aber nicht getan hat. Und jetzt, wo ich dachte, dass wenigstens der Vampirkönig-« ich verzog absichtlich schmerzlich das Gesicht. »mich lieben würde.....werde ich auch von ihm verraten.....ich fühl mich allein und von euch allen nur benutzt. Ich habe kein Zuhause mehr. Ich habe keine Familie mehr. Also ja, ich stelle diese Frage, weil ich gerade kein Sinn mehr in meinem Leben sehe und mich frage wo ich hingehöre.« antwortete ich und musste mich so zusammenreißen.
Oh Ben. Dachte ich. Ich werde mit Freunden zu sehen, wie dich Victor in Stücke reißen wird. Denn auch, wenn ich von euch nur als ein Gegenstand angesehen werde, der Alex schwächt und töten soll. So habe ich wenigstens eine Familie bei genau den Vampiren gefunden, die ihr als eure Feinde betrachtet.
Also spuck große Töne, so lange du noch kannst. Deine Zeit läuft.

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