Kapitel 64. Alexandru

»Wo ist sie?!«, brüllte ich und packte Vic am Kragen. Nach Tagen, VERDAMMTEN TAGEN, hatte ich endlich ihre Spur aufgenommen und sie gefunden. Mitten im Wald.

Victor sah mich unbeeindruckt an. »Mit Glück schon bei den Rebellen.«
Ein tiefes, animalisches Knurren kroch meine Kehle empor. »Du hast sie zu den Rebellen gebracht?«

Er schüttelte den Kopf und packte mein Handgelenk. »Sie ist freiwillig gegangen. Sie kam zu mir und wollte, dass ich sie zu ihnen bringe, damit sie uns helfen kann, an Informationen zu kommen«, erklärte er doch alles, was ich wahrnahm, war das Blut an seinen Fingerknöcheln. Es war ihr Blut.
»Was hast du getan?«

Kalt. Meine Stimme klang so kalt.
Vic sah mit gequält entgegen. »Was ich tun musste, um es glaubhaft zu machen.«
Mein Augenmerk zuckte zu ihm. »Was?«
Er erwiderte den Blick todesmutig. »Es musste so wirken, als hätten wir sie misshandelt, Alex. Nur so kann sie ihr Vertrauen zurückgewinnen. In ihrer Geschichte hast du sie so zugerichtet und sie ist geflohen. Aus Angst um ihr Leben.«
Ich erstarrte. »Du hast sie geschlagen«, sagte ich und es war keine Frage. »Und du hast sie gebissen.«

Er nickte. »Ich hab' das nicht gern gemacht, aber-«

Ich schlug zu, ehe er den Satz beenden konnte. Und weil Vic ebenfalls eine Menge Emotionen hatte, die er nur zu gern losließ, endete es darin, dass wir uns hier im Wald, in tiefster Finsternis fast totschlugen. Ich nutzte meine Macht, um ihn zu durchbohren und er seine, um sich zu verstecken und aus dem Hinterhalt anzugreifen. Stunden. Wir wälzten und stunden auf dem Dickicht herum und zertrümmerten Bäume und alles, was nicht niet- und nagelfest war.
Als wir blutüberströmt dastanden und schwer atmeten, barst meine Macht ein letztes Mal auf und Vic duckte sich nur gerade so, um seinen Kopf zu behalten.
Mein Atem ging stoßweise und ich starrte ihn wütend an. »Wo ist sie, Vic?«
Auch seine Atmung war angestrengt. »Und helfen, Arschloch.«
»Wie?! SIE IST EIN MENSCH!«, donnerte ich so laut, dass die Vögel noch kilometerweit aufstoben und davonflogen. »Sie ist verletzlich!«
»JA! Und sie ist die Enkelin des Anführers der Leute, die auch sie tot sehen will! Sei ein verdammter König und denk nach! SIE KANN HELFEN, ALSO LASS SIE«, lärmte er zurück. »Für Miha. Dafür, dass wir sie alle auslöschen können, brauchen wir die Informationen, die nur sie bekommen kann.«
Mein Herz hämmerte wild und drohte aus meiner Brust zu springen. »Und wie verständigen wir uns? Wie holen wir sie da wieder raus?«
Er richtete sich etwas auf. »Sie hat mein Handy. Es hat eine Ortungsfunktion. Das heißt, wenn sie bei den Rebellen ist, wissen wir, wo ihr Lager ist. Selbst wenn sie keine Info über sie Nanoscheiße und die Silberlager bekommt, bringt uns das schon einen enormen Schritt weiter. Ich hab' es ihr gegeben, nachdem ...«
Er sie zusammengeschlagen hatte, um das Theaterstück perfekt zu machen. Ich hasste ihn. Ich hatte Victor gerade mehr als alles andere. Und ich hasste, dass Violett mich angelogen hatte. Sie hatte es versprochen. Sie hatte ...
›Du hast es versprochen‹, warf ich ihr vor, wohl wissend, dass sie mich nicht hörte. ›Du hast versprochen, zu bleiben!‹
»Wie bekommen wir sie zurück, wenn ihr die Informationen habt?«
Er zuckte mir der Schulter. »Wir improvisieren.«
Ich knurrte. »Improvisieren?!«, wiederholte ich fassungslos. »Sie ist in Gefahr. Ich werde nicht hier sitzen und das zulassen.«
»Doch, doch das wirst du, denn wenn du sie liebst, lässt du sie helfen, diese Wichser auszulöschen. Denn sie sind ebenfalls eine Gefahr für Violett.«
»JA! Und habt ihr mal darüber nachgedacht, dass sie genau DAS nutzen? Dass sie ausnutzen werden, was sie mir bedeutet? Dass sie ihr eueren Mist nicht abkaufen?!«
Er nickte. »Das ist ein Risiko, das sie eingegangen ist. Aber ich denke, sie wird es schaffen, die Rebellen zu täuschen. Ich vertraue ihr. Und das solltest du auch.«
Er sah den Schlag nicht kommen und meine Schatten packten ihm am Hals und zogen ihn zu mir. Kalte Wut loderte in meinen Augen. »Wenn sie ihn nur ein Haar krümmen, werde ich dir deinen Tod abnehmen, Victor Dracul. Wenn Violett von den Rebellen verletzt wird, beende ICH dein Leben.«
Er lächelte mich verletzt, aber auch irgendwie selig an. »So sei es, Alex. Ich habe ohnehin nicht vor, noch lange ohne Miha auf dieser Welt zu sein.«

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