Kapitel 61. Violett
Zwei Tage waren seitdem vergangen.
Zwei Tage, in denen niemand wirklich gesprochen hatte. 48 Stunden, in denen jeder seiner Trauer wegen den Verlust von Mihaela nachging. 2880 Minuten, in denen wir einfach nur Zeit für uns brauchten. Victor saß die meiste Zeit in dem Zimmer, in dem er und Mihaela immer geschlafen haben, wenn sie hier waren. Sophia versuchte sich mit Spielzeug, das sie auf dem Dachboden gefunden hatte, abzulenken und Alex.....
Ich seufzte und blickte zu der dunkelbraunen Holzhütte. Sie war zwei Stockwerke hoch und besaß große Fenster. Die riesigen schneebedeckten Tannen hüllten das Haus ein und schützten es vor blicken. Obwohl sich hier hoch wohl niemand begeben würde. Ein kleiner zugefrorener Teich erstreckte sich vor der Haustür. Und die Lichter im inneren erhellten den steinigen Weg, der von dem Haus in den Wald und bergab führte. Die Decke näher um meinen Körper gezogen, sah ich wieder hinaus in die Ferne. Es war dunkel und nur der Mond am Himmel war zu erkennen. Zumindest dann, wenn einzelne dicke Wolken es zu ließen.
Es sah nach Schnee aus. Dachte ich und zog die Decke noch näher um meinen Körper. Ich wartete auf Alex, der losgezogen war, um Blutbeutel für Victor und Sophia zu besorgen. Er selbst benötigte keine, da er mich hatte und ich bereitwillig jederzeit sein Hunger stillte. Dennoch war die Stimmung angespannt. Michaela war tot. Sie würde nie wieder zurückkehren. Und obwohl Sophia aufgehört hatte, mir die Schuld zu geben, tat ich es nicht. Ich fühlte mich nämlich für ihren tot schuldig.
Was wäre, wenn meine Eltern niemals versucht hätte, die Mauern zu verlassen?
Was wäre, wenn ich mich niemals auf den Deal eingelassen hätte und einen anderen Weg gesucht hätte, um meine Eltern zu retten?
Was wäre, wenn Alex nie Gefühle für mich entwickelt hätte?
Das waren die Fragen, mit denen ich kämpfte.
Wieder seufzte ich und mein Atem verwandelte sich in Rauch, als er die kalte Luft traf.
Ein knacken ließ mich den Blickwinkel ändern und ich sah gerade noch, wie Alex aus den Schatten trat. Ein Beutel voll mit Blutbeuteln. Sein Blick fiel sofort auf mich und ich öffnete bereits meine Lippen. Doch seine Erschöpfung ließ mich stumm bleiben. Er gab sich ebenso die Schuld. Manchmal bekam ich Gedankengänge mit, wenn er es nicht kontrollierte. Er machte sich Vorwürfe.
Wäre ich doch nur schneller gewesen.
Hätte ich besser aufgepasst.
Hätte ich sie nicht zur Lichtung geführt.
Ich schluckte schwer und setzte mich in Bewegung. Als ich neben Alex zum stehen kam, sah er mich nur an und wandte sich dann ab. Er war müde und brauchte Blut, das konnte ich sehen. Daher folgte ich ihm stumm in die große Hütte. Ein Feuer knisterte im Wohnzimmer, als wir das, nur für mich, aufgewärmte Haus betraten. Eine große Couch und zwei Sessel standen vor dem Feuer. Wie auch ein Teppich und ein Tisch. Die Küche direkt neben dem Wohnzimmer war komplett aus Holz und nur die Elektrogeräte waren hochwertig und neu. Es gab noch ein Esszimmer und ein Badezimmer. Wenn man die Hütte betrat, verlief links eine Holztreppe ins zweite Stockwerk. Dort verteilten sich mehrere Zimmer und ein großes Badezimmer. Es war alles mit eher rustikal eingerichtet, aber es passte perfekt zu der Hütte. Alex legte die Blutbeutel in den Kühlschrank und sah mich dann hungrig an. Ich nickte und nahm seine Hand. Ich führte den zwei Meter großen Vampir zu der Couch und dem warmen Feuer. Ihn auf das Sofa drückend, setzte ich mich breitbeinig auf seinen Schoß. Denn genauso hatten wir es die letzten Tage auch gemacht. Sowie Alex damals für mich da war, musste ich jetzt für ihn da sein. Genau deswegen wusste ich, dass er mich im Arm und an sich gedrückt haben wollte, wenn er von mir trank. Die wollige Decke ließ ich zu Boden fallen und legte mein Kopf zur Seite.
Sofort legte Alex seine Arme um meinen schmalen Körper, drückte mich an seinen stahl harten Körper und küsste erst meine Wange, dann meine Lippen, dann meine Kieferpartie und dann meinen Hals. Ich schloss meine Augen und legte meine Arme um seinen Rücken, als seine Zähne durch meine Haut stachen, und er begann zu trinken. Dabei drückte er mich noch fester an sich, als würdet er Angst haben, dass ich verschwinde. Doch ich strich ihm wie immer beruhigend über den Rücken.
Ich liebe dich.
Das würde ich gerne sagen. Aber ich wusste, dass immer noch nicht die Zeit passte. Genau deswegen hatte auch er sich das letzte Mal gestoppt.
Aber irgendwann würde ich ihm das sagen und wenn es an meinem Sterbebett sein sollte. Aber dann würde ich ihm endlich sagen, dass ich ihn über alles liebte.
Ihm entkam ein leises Seufzen und als er den letzten Schluck getrunken und den Biss mit seinem Speichel versiegelt hatte, legte er die Stirn an mein Schlüsselbein.
›Luna mea. Luna mea. Luna mea‹, flüsterte er in Gedanken und ließ mich weiterhin nicht los. Er küsste mich, wo er in dieser Position hinkam, meine Haut und hörte einfach nicht auf. Seine Lippen drücken immer wieder leicht zu und es war, als müsse er meine Nähe in sich aufnehmen. Alex krallte sich in den Stoff an meinem Rücken und schloss seufzend die Augen. ›Ich möchte mich gut fühlen. Ich will, dass du dich wieder gut fühlst.‹
Er hob den Kopf und sah mich an. »Violett.«
Mein Herz überschlug sich, als wir uns nach so langer Zeit so tief in die Augen blickten. Ja, wir hatten im Wald diesen Moment, wo er Trost in meinen Berührungen gesucht hatte und deswegen mit mir schlafen wollte. Aber jetzt. In diesem Moment. Fühlte es sich anders an. Nicht erzwungen. Sondern wirklich, wie er es sagte. Und als Alex meinen Namen mit seiner tiefen und rauen Stimme sagte, bekam ich eine Gänsehaut. Ich hatte ihn vermisst. So unendlich vermisst.
»Alex« hauchte ich und meine Finger hatten aufgehört über seinen Rücken zu streicheln. Unsere blickte wurden intensiver und verzehrender. ›Ich möchte dasselbe.‹ ließ ich ihn meine Gedanken hören, während die Luft um uns herum begann zu knistern.
Seine Finger wanderten über meinen Rücken hinab zu meinem Hintern und er hob mich etwas an. Ohne mich aus den Augen zu lassen, hob er mein Hemd, das eigentlich eines von seinen war, weil niemand den Schrank von Miha öffnete, an. Er schob meine Unterwäsche beiseite und knöpfte seine Hose auf, nachdem er den Gürtel geöffnet hatte. Alex atmete meinen Duft ein und genau, als er mich langsam auf seine Härte drückte, küsste er mich und trat durch den Schatten. Wasser platschte, als wir im blubbernden Wasser des Whirlpools herauskamen. In all den Kleidern steckend, die wir anhatten.
Ich stöhnte in den Kuss und zuckte auch leicht zusammen. Der Schauer, den ich normalerweise bekam, wenn wir durch die Schatten traten, wurde sofort von dem heißen Wasser des Whirlpools aufgehalten. Wir befanden uns nun im Keller, im Saunabereich der Hütte. Ja, sie besaßen wirklich ein Saunabereich. Ich konnte es auch nicht fassen, als ich es das erste Mal sah. Doch dies war gerade nicht wichtig. Das Einzige, das gerade wichtig war, waren wir beide. Nur wir.
Ich erwiderte den Kuss, ließ seine Härte auf mich wirken. Währenddessen, öffnete ich sein dunkles Hemd, dass nun nass war und an seinem Körper klebte. Ich begann seinen Hals hinunter zu küssen. Gleichzeitig begann ich mich auf ihm zu bewegen.
Alex gurrte leise und packte meinen Hintern fester, ehe er mein Hemd aufknöpfte, es über meine Schulter streifte und im Wasser treiben ließ. Er zog mich am Nacken von seinem Hals weg und beugte sich vor, um meine nassen Brustwarzen in seinen Mund zu saugen. Erst die eine, dann die andere.
»Genau da, mach weiter«, seufzte er halb stöhnend und zuckte in mir und wurde härter.
Meinen Kopf in den Nacken legend, bewegte ich meine Hüfte stärker. Es tat etwas weh. Nicht mehr so stark, wie damals, aber es zwickte noch etwas. Gerade jetzt, wo er immer härter in mir wurde. »Alex.« stöhnte ich seinen Namen, weil es sich dennoch gut anfühlte.
Als ich seinen Namen sagte, stöhnte auch er. ›Augen auf mich, Luna mea.‹
»Sieh mich an. Sieh mich an, Violett.«
Ich blinzelte und richtete meinen Kopf auf. Als wir uns in die Augen blickten, erzitterte ich regelrecht vor Lust. ›Ich sehe dich.‹ dachte ich und hob meine Hand. Diese legte ich auf seine Wange und ließ mein Daumen über seine Unterlippe gleiten. Mein Herz hüpfte und ich wusste, dass er es hörte.
Alex senkte die Lider und saugte meinen Daumen in seinen Mund. Er ließ seine Zähne darüber kratzen und ritzte meine Haut etwas auf. Was zur Folge hatte, dass er mir sein Gift injizierte und dann den Tropfen Blut ableckte. Sein Blick auf mich wurde intensiv und seine Augen leuchteten nun rot.
Immer wenn Alex das tat, fühlte es sich an, als würde ich einen Strudel voll Lust gezogen werden. Die Erregung, die ich bis hierhin gespürt hatte, war jetzt auf das doppelte erhöht. Seine roten Augen, die ich ebenso sehr liebte, wie seine türkisen Augen, sahen mir gefühlt in die Seele. ›Diese Lust.‹ stöhnte ich gedanklich und konnte seinem Blick kaum standhalten. Meinen Daumen aus seinem Mond schiebend, fing ich an ihn leidenschaftlich zu reiten. Dabei drückte ich mich an ihn und küsste ihn mit derselben Leidenschaft. Unsere Zungen umschlangen sich und als wir wieder voneinander abließen. Sahen wir uns tief in die Augen, während sich unsere Lippen immer nur hauchzart berührten. Unsere Atem vermischten sich, als ich stöhnend seinen intensiven Blick erwiderte.
Er biss mir in die Unterlippe, küsste mich wieder und lenkte mich, mit den Händen auf seinem Schoß, sodass ich schneller machen musste. Als er es jedoch kaum noch aushielt und ich die pure Lust auch in seinen Augen lesen konnte, stand er mit mir auf, lief zu der Glaswand der Sauna und presste mich dagegen. Nun kontrollierte er alles und stieß mal fest, mal sanft zu. Wasser tropfte von uns, doch er küsste, biss und bewegte sich rhythmisch weiter.
Das war heiß. Alles war gerade unfassbar heiß. Meine Schenkel um seine Hüften gelegt, stöhnte ich hemmungslos seinen Namen. Es war befreiend und ich wollte endlich los lassen. »Endlich.« keuchte ich und verdrehte die Augen, als ich mich um seine wundervolle Härte zusammenzog. Ich spürte seine Stöße. Diese Stöße, die mich in den Himmel schickten. ›Als würde ich meinen Körper verlassen.‹ dachte ich unkontrolliert und genauso war es. Es war ein heftiger, von den letzten Wochen aufgestauter Orgasmus, der mich nun endlich befreite.
Alex stöhnte in mein Ohr und stieß einmal heftig zu, um nach der Bewegung in mir zu kommen. Sein Becken zuckte und er biss die Zähne zusammen, den Kopf vor Genuss in den Nacken gelegt. Den Kopf letztlich nach Sekunden nach vorn gelegt, ruhte er nun auf meiner Schulter und er küsste diese leicht.
Ich atmete erleichtert aus. »Ich lieb.....« stoppte ich mich zum Glück gerade noch so, obwohl es offensichtlich war, was ich sagen wollte. Ich war so hart gekommen war, dass ich mich kurz nicht unter Kontrolle hatte. »Es tut mir leid, vergiss es.« murmelte ich und kuschelte mich an Alex ran.
Alex sah mich an und ließ mich dann runter. Er strich mit dem Handrücken über meine Wange und nickte schwach. »Ich werde noch mal losgehen. Ich komme gleich wieder.«
»Was? Nein du bist viel zu geschwächt. Lass uns etwas schlafen und dann kannst du immer noch losgehen« sagte ich und wir ignorierten beide meine zuvor gesagten Worte und das war auch gut so.
»Du musst die Pille wieder nehmen, Luna mea. Wie lange bist du jetzt schon raus? Einen Monat?« Er lief nackt die Treppe hinauf. »Das Letzte, was wir brauchen, ist ein Monster, das in der heranwächst.«
Ich sah ihm nach und meine Hand legte sich auf meinen nackten flachen Bauch.
Ein Monster.
Nein, das wäre wirklich nicht gut.
Ich schnappte mir ein Bademantel aus den Schränken, bevor ich ebenso die Treppen hinauflief. »Ich habe aber keine Pille mit dabei.« erklärte ich Alex und wickelte mein Bademantel um meinen Körper.
Er seufzte und lief die Etage weiter hinauf, und dann in unser Zimmer. »Eben deswegen gehe ich ja los.«
»Dann komme ich mit.« sagte ich entschlossen. Denn hier zu warten und mir sorgen zu machen, ließ mich regelrecht verrückt werden.
Alex sah über seine Schulter und streifte mir Boxer, Hose und Hemd über. »Nein.«
»Was? Doch na klar.« sagte ich und plötzlich spürte sich mein Herz schwer an. »Ich habe Angst, wenn du nicht in der Nähe bist. Kannst du dir das vorstellen?«
Er wandte sich mich zu und knöpfte das Hemd zu. »Und kannst du dir vorstellen, dass ich Angst habe, wenn ich dich mitnehme? Gerade jetzt? Wenn wir nicht wissen, wer gegen uns und wer für uns ist?« Er lief auf mich zu und legte eine Hand auf meine Wange. »Ich sagte Nein.«
Ich sah ihn traurig und kein bisschen zufrieden an. Ich verstand zwar seine Sorge, aber ich wollte, dass er hier blieb, an meiner Seite. »Und wenn ich eine Mütze trage?« fragte ich verzweifelt. Denn genauso hatte ich mich damals auch vor den Augen der Vampire geschützt.
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