Kapitel 41. Violett

In meinen Gedanken versunken, saß ich draußen im Garten, an dem Brunnen und hatte meine Füße in das kühle Wasser getan. Ich planschte vor mich hin und dachte an Mietzi. Sie war schon eine Weile nicht mehr bei mir gewesen. Und soweit ich wusste, würde Alex heute etwas länger im Büro bleiben oder vielleicht gar nicht zu mir kommen. Er hatte mir noch nicht erzählt, worum es ging. Aber ich konnte mir schon denken, dass es um den Vorfall in seiner Stadt ging.

Ich seufzte und dachte zurück an Mietzi.
Vielleicht könnte ich Mietzi mit leckerem Essen zu mir locken.

»Perfekt.« murmelte ich und stieg aus dem Wasser. In meine Schuhe schlüpfend, lief ich durch den Garten und in den Palast hinein. Meine Schellen klirrten bei meiner schnellen Bewegung und ich lief in die große Küche. Dort angekommen, suchte ich nach Katzenfutter. »Bin ich bescheuert, er ist doch gar keine Katze. Ein Panther isst Fleisch. Genau.« überlegte ich laut und sah mich um. Dann lief ich zum Kühlschrank und sammelte einige Wurstsorten und Rohes Fleisch zusammen.

Erst als ich ein räuspern hörte, zuckte ich zusammen und drehte mich langsam herum.

Victor.

Der hat mir gerade noch gefehlt. Meine Augen wanderten weiter und ich sah in Michaelas lächelndes Gesicht. Wenigstens war sie noch dabei. Ich begegnete Victor nur ungern allein.
Meine Augen huschten kurz zu dem Berg Fleisch, den ich auf die Theke gestellt hatte, bevor ich beide wieder ansah.

»Was hast du denn vor?«, fragte Miha und sah auf das ganze Fleisch. »Trinkt mein Bruder dich leer?«

Victor schnaubte und sie stieß ihn mit dem Ellenbogen an. Er verdrehte nur die Augen und sah mich genervt an.

Ich mag dich auch nicht mehr, Victor. Dachte ich, hielt aber meine Lippen diesbezüglich geschlossen. Zu Mihaela schauend, antwortete ich: »Nein, ich ....das Fleisch ist für jemand anderes.« erklärte ich vage und hoffte, sie würden es dabei belassen.

Sie hob eine Braue und tänzelte zu mir. »Also für Benjamin kann es auch nicht sein. Der isst streng nach seinem Plan.«

»Das sollte er auch besser, so oft wie du von ihm trinkst.«

Sie kicherte. »Nun, er macht eben Spaß und ist lecker. Auch wenn er immer so sauertöpfisch schaut.« Miha wandte sich mir zu. »Sag schon. Für wen ist das alles?«

Ben.
Szenen, wo ich ihn nackt in deren Bett fand, tauchten in meinem Kopf auf. »Sag mal, schlaft ihr mit Ben? Irgendwie...« fragte ich nervös und versuchte, von dem Fleisch abzulenken.

Victor grunzte unzufrieden und verzog die Lippen, doch sie sagte: »Klar. Warum auch nicht? Du schläfst ja auch mit meinem Bruder. Ich meine, gut, wir mögen einander nicht, aber er hat den Vertrag so akzeptiert und bekommt immer Schokolade dafür.«

Ich blinzelte.
»Er ... bekommt Schokolade....weil....er...« sagte ich jedes Wort abgehakt und starrte sie überfordert an. »Aber...wie machst du das mit zwei Männern gleichzeitig?« fragte ich plötzlich neugierig.

»Genug jetzt«, knurrte Victor, aber Miha kicherte. »Nun, du hast ja mehr als eine Öffnung, oder? Manchmal lasse ich beide ran. Dann sieht Ben nur zu, oder Vic schaut nur zu. Oder ich schaue zu«, erklärte sie und sah zu Victor, der sich ergeben den Nasenrücken rieb. »Es kommt immer darauf an, worauf ich Lust habe.«

»Du sagst es. Worauf DU Lust hast.«

Miha lachte schnaubend. »Als hättest du keinen Spaß, Liebster.«

Als sie ihn so nannte, wurde sein Blick weich. »Du alleine bist der Grund, warum ich das tue. Aber was auch immer dich glücklich macht, macht auch mich glücklich, mein Herz.«

Mihaela klimperte verliebt mit den Wimpern. »50 Jahre und du bist unverbesserlich romantisch.« Seufzend sah sie zurück zu mir. »Das Fleisch? Oh! Oder willst du auch Sex mit einem anderen Mann? Das würde Alex sicher nicht gefallen, nehme ich an. Nun, wobei ... Nein! Nein, niemals.«

Mehrere Öffnungen?
Jeder schaut mal zu?
Beide gleichzeitig?
Mit einem anderen Mann?
Mann?

»Was?! Nein! I...ich habe noch nie darüber nachgedacht....ich meine zwei von Alex Sorte zu haben wäre....« Ich beendete meinen Satz nicht und schüttelte den Kopf. »Warte, will Alex mich denn mit einem anderen Mann teilen? Hat er so etwas gesagt?« fragte ich hastig und packte derweil das Fleisch ein, weil ich erhoffte, sie waren durch meine Fragen, die ich wirklich wissen wollte, abgelenkt.

»Nein, hat er nicht. Oder, Liebster? Mit dir redet er doch über so etwas.« Er schüttelte nur den Kopf und schwieg, was Miha zum Schmollen brachte.
»Victor!«
»Herrgott, Miha. Er hat nichts erwähnt, okay? Zufrieden? Und wenn du«, setzte er an und sah zu mir, »jetzt nicht gleich ausspuckst, warum du rohes Fleisch aus der Küche klaust, raste ich aus.«

Ich zuckte zusammen und erschauderte. Victor konnte wirklich so beängstigend sein. »Ich will Mietzi füttern.« erklärte ich unschuldig.  Und drückte die Tüte voller Fleisch an meinen Körper.

Sie sagten beide gleichzeitig: »Wer ist Mietzi?«

»Na die Katze....ich meine der schwarze Panther, der mich seitdem ersten Tag im Palast fast jede Nacht besucht hat« antwortete ich und fügte gleich noch hinzu. »Aber macht euch keine Sorgen. Er ist total lieb und tut keiner Seele was. Ja, okay einmal hat er den Hasen angegriffen, aber das ist eine andere Geschichte. Er hat oft in meinem Bett geschlafen und ist so flauschig, wenn man ihn kuschelt. Bitte schmeißt ihn nicht raus.« flehte ich.

Mihaela klappte einfach nur der Mund auf und Vic, der sich nun wieder den Nasenrücken hielt, hob einen Finger und drückte ihr Kinn hoch, sodass ihre Lippen sich wieder schlossen.
»Was für eine Fähigkeit, hat Alex?«, fragte er nur und nun zuckte auch sein Mundwinkel kaum merklich nach oben.

Ich legte den Kopf schief. »Alex? Was hat denn Alex damit zu tun?«

»Kannst du denn nicht ein Mal nur die verdammte Frage beantworten?«, sagte er kopfschüttelnd und als Mihas Mund wieder aufklappte, schloss er ihn erneut. »WAS ist das Bluterbe der Draculea Familie, Mensch?«

Ich zog die Brauen zusammen und überlegte. Was war das nur nochmal.....wir hatten es in der Schule und ich glaube auch Alex hatte es mal erwähnt. Aber ich erinnere mich kaum.
Ich legte den Finger an mein Kinn und fühlte mich so, als wäre ich hier bei einer Prüfung.
»Ein Löwe? Nein....ein Fuchs? Ach Quatsch nein.« ich seufzte. »Ich weiß es nicht mehr. Es ist einfach zu viel passiert. Ich hab's vergessen.« gab ich zu und sah beide abwartend an.

Sie hob eine Braue. »Jede Nacht, sagst du?«

Victor seufzte. »Dein König kann Gestaltwandeln. Also zähl doch bitte eins und eins zusammen, Mensch. Denkst du, Alex würde einen verdammten Panther herumlaufen lassen? Wirklich? Wie dumm bist du eige-«
Mihaela schlug ihm in die Rippen und Vic stieß ein derbes »Uff« aus.

»Er ist der Panther. Alex.« Seine Schwester quietschte und hüpfte auf und ab, bis Victor sie einhändig an der Hüfte festhielt und hochhob, sodass sie in seinen Armen baumelte. »Das ist ja soooo romantisch!«

»Ist es nicht.«

»Ist es doch! Er hat sie nie aus den Augen gelassen, Liebster. Das ist total süß. Er mag sie. Er liebt sie bestimmt auch.«

»Bei allem, was mir heilig ist, Miha, hör mit dem Schwachsinn auf.«

Ich stand wie eine Statur da und war sprachlos.
Der Panther......soll Alex sein? Aber....
Mein Kopf wurde knall rot und mir kamen all die Momente in den Kopf zurück, in denen ich so viel mit ihm unter der Decke gekuschelt hatte. Wie oft ich mit ihm geredet hatte, ihm Dinge erzählt hatte. Und zu guter letzt, wie ich ihn Mietzi nannte.

Ich drückte die Tüte voller Fleisch von mir weg und packte alles in den Kühlschrank zurück.
Mietzi....war Alex. Von Anfang an.

Deswegen hatte auch Ben so komisch reagiert.
Aber wieso sagte Alex nie etwas und ließ mich im Glauben, dass er eine große Mietzekatze ist?

»Ich muss gehen.« sagte ich nur leise und ging an beiden vorbei. Aus der Küche heraus, ging ich in mein Zimmer.

Er liebt sie bestimmt auch.

Diese Worte ließen mein Herz höher schlagen. Er war so oft neben mir. War da, wenn ich Albträume hatte. War da, wenn ich jemanden brauchte, weil ich mich allein fühlte. Fast jeden Tag, war er in meinem Bett. Meine Wangen glühten, als ich an die Momente zurückdachte, wo ich ihn am Nacken gepackt hatte, oder mit ihm geschimpft hatte.  Wie konnte ich so etwas offensichtliches nicht merken?

Ich bin echt eine Idiotin.

Aber dafür das Alex meine unschuldige und unwissende Art ausgenutzt hatte, würde ich mich noch revanchieren.

*****

Stumm saß ich auf meinem Bett und wartete auf Mietzi. Ich rührte mich nicht und war mir sicher, dass in so kurzer Zeit, Victor und Mihaela nichts gesagt hatten. Als nach Stunden keine Mietzi kam, weil, jetzt, wo ich ja Bescheid wusste, Alex zu tun hatte. Ließ ich mit Absicht ein paar meiner Gedanken zu ihm durchsickern. ›Was wohl Mietzi so macht? Ich habe ihn so lange nicht gesehen.‹

Stille.

›Ich würde echt gern mit ihm kuscheln. Ich werde einfach noch etwas warten, immerhin hat Alex heute ja keine Zeit für mich.‹

Ich verschränkte meine Arme und starrte zum Balkon, den ich absichtlich ein Stück offen gelassen hatte.

Er kratzte an der Tür, und öffnete sie dann mit einer Pranke. Durch den Spalt schlüpfte er hinein und tappte direkt zum Bett, um mich hinzulegen.

Ich sah ihn an. Und wusste nicht, ob ich das jetzt unglaublich süß fand, dass er wirklich sofort herkam, oder sauer war, dass er sein Spiel weiter spielte.

Ich trug heute extra ein knappes Nachthemd, es war eng an meinem Körper und ließ wirklich viel Platz für schmutzige Fantasien.

»Mietzi, ich habe dich lange nicht gesehen, wo warst du nur die ganze Zeit?« fragte ich und winkte ihn zu mir, während ich mich seitlich hingelegt hatte, ein Bein angewinkelt und das andere gerade. Eine Hand winkte Mietzi zu und die andere stützte meinen Kopf.

Alex schnurrte und kroch auf dem Bett auf mich zu. Seine Augen fixierten alles von meinem Körper.

»Weißt du Mietzi, ich hatte mich heute extra hübsch gemacht. Aber Alex hat leider keine Zeit für mich. Deswegen dachte ich, wäre es doch schön, wenn wir uns wenigstens sehen könnten.« redete ich so vor mich hin und setzte mich auf. Mit beiden Händen umfasste ich seine Schnauze und lächelte ihn an. »Ich habe dich so vermisst.«

Er fauchte leicht.

Oh.
Selbst als Panther hasst er es?
Wie konnte mir all diese Eigenschaften nicht auffallen.
Ich legte mich zurück und seufzte. »Mietzi, ich habe glaube ein Problem.«

Alex legte den Kopf schief und peitschte mit dem Schwanz.

»Alex ist toll, wirklich. Aber ich denke, ich bin langsam gelangweilt. Manchmal wünsche ich mir, er wäre kleiner und nicht so überzeugt von sich.« log ich selbstverständlich wie gedruckt. Meine Augen huschten zum Panther und ich beobachtete seine Reaktion.

Er verspannte sich und hörte auf zu atmen. Die Bewegungen seines Schwanzes hielten an und er fuhr seine Krallen aus.

Oh. Ich hatte ihn. Aber ich wollte noch einen drauf setzen. »Ich habe erfahren, dass seine Schwester mit Ben und Victor schläft. Manchmal tun sie es sogar zu dritt. Vielleicht ist auch meine Zeit endlich gekommen, dass ich Interesse an andere Männer habe. Vielleicht auch andere Vampire. Wie könnte ich mich nur an einen Vampir binden?« Ich seufzte übertrieben und streckte mich. »Was meinst du, Mietzi? Soll ich die nervensäge Alex mit seinem dummen Akzent hinter mich lassen und mich an einen anderen Vampir binden?« fragte ich und musste zugeben, dass ich glaube zu weit ging, aber er hatte es verdient.

Langsam, gefährlich langsam legte er die Ohren an und fletschte die Lefzen. Sein Knurren klang tief und bedrohlich.

Ich setzte mich wieder auf und legte den Kopf schief. »Was hast du denn, Mietzi?« fragte ich und hob eine Braue.

Erneut knurrte Alex und sein Fell sträubte sich, als pure Wut in seinen Augen aufblitzte. Seine Krallen bohrten sich in die Laken und die Matratze.

Oh Alex, dachte ich und wandte mich ab. »Wie auch immer, ich Treff mich jetzt mit einem anderen Vampir. Sag Alex nichts davon. Der labbert dann sowieso nur davon, dass ich ihm gehören würde.« sagte ich so nebenbei und sprang vom Bett. Ich lief um das Bett und somit auch um Mietzi herum und lief mit den knappen Outfit zu Tür.

Er wechselte die Gestalt, trat durch die Schatten und tauchte vor mir auf. Die Hand um meine Kehle geschlungen, zog er mich an sich und fixierte mich mit eisigem Blick. »Du gehörst mir. Mir alleine.«

»Alex.« lachte ich. Weil ich natürlich wusste, dass ich ihm gehörte und das alles nur gesagt hatte, um ihn zu ärgern. Aber die wichtigste Frage war: »Und wann hattest du vor mir endlich zu sagen, dass du Mietzi bist?«

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