Kapitel 4. Alexandru
Victor und Mihaela
Der Vertrag war mit Blut unterschrieben und sie hatte meiner ersten und einzigen Frage, ihr Blut zu nehmen, zugestimmt.
Hals oder Arm?
Ich möchte beides. Ihre Venen pochten unter der Porzellanhaut verführerisch und mein Durst steigerte sich. Der Tag hatte mit ihr zugegebenermaßen erstaunlich gut begonnen. Eine Blutsklavin zu nehmen, war zwar nicht mein Ziel, aber eine nette Kleinigkeit, die mir die Auktion in fünf Wochen und damit das Verben der Vampire ersparte. Nun musste ich nämlich nicht mehr hin und hatte ein nettes neues Spielzeug.
Ich sah in die etwas verängstigten Augen und dann auf das Handgelenk, das ich packte. Ihren Hals würde ich mir für später aufheben. Für ein kleines Spielchen. Für meine Jagd nach ihren Gefühlen.
Mein Daumen prüfte ihre Haut und ertastete die dünnen Adern in denen der köstliche Lebenssaft floss. Sie wurde wirklich noch nicht gebissen. Man spürte nur glatte unverletzte Haut.
Sehr gut. So, wie ich es gerne hatte.
Ich sah sie an, als ich ihren Arm anhob und meinen Mund an die Haut führte. Mit den Lippen strich ich sanft über die Stelle und ich sog ihren Duft ein, bevor ich einen winzigen Kuss darauf hauchte. »Du wurdest also noch nie gebissen?«, fragte ich leise, dunkel und rau. Der Ton klang fast sexuell, Aber das war genau das, was ich wollte. Es erfüllte einen Zweck. Ließ meine Hatz beginnen.
Der Mensch starrte mich an, blinzelte einmal und schüttelte stumm und langsam den Kopf. Ich hörte ihr Herz pochen und sah zu, wie sie mich beobachtete. Ihre Finger zuckten immer mal wieder, als würde sie sich zusammenreißen, mir ihren Arm nicht zu entziehen.
»Hast du Angst, Menschen-Mädchen?«, wollte ich wissen und küsste die Haut erneut fast zärtlich.
»Ja, weil es wehtun wird« antwortete sie mit leiser, fast brüchiger Stimme.
Innerlich grinste ich, äußerlich blieb ich kühl. Ich nickte nur und öffnete den Mund um meine nadelspitzen Fänge an ihre Haut zu pressen - genau dort, wo ihre Hauptader im Takt ihres Herzschlages pulsierte. Bevor ich zubiss, fest und hart, ließ ich sie die Schärfe des Schmerzes spüren, indem ich ihr Haut langsam nach innen drückte.
Sie platzte mit einem reißenden Geräusch auf und sofort sprudelte Blut in meinen Mund. Ich legte die Lippen um die Stelle und saugte mehrmals fest. Der süße metallische Geschmack legte sich dick und schwer über meine Zunge und erweckte meine Geschmacksknospen. Ich gurrte zufrieden und sah in ihre Augen, als meine sich kribbelnd rot färbten.
Sie schmeckte gut. Sehr gut. Leicht, voll und wie der Mond aussah. Kalt und heiß zugleich. Süß und herb und wild und ruhig wie ein nachtschwarzer See, von Sternen gespickt. Ich packte ihre Hüfte und zog sie an mich, während ich zwei weitere Schlucke nahm.
Violett keuchte und verzog schmerzlich das Gesicht. Ein kleines leises Wimmern entfuhr ihr und sie presste daraufhin die Lippen fest zusammen. Ihre andere Hand hob sich und sie krallte die Finger in mein Hemd. Sie atmete zitternd ein und wieder aus.
Ihr Augenmerk lag weiterhin auf der Stelle, die uns verband und von der ich einen letzt Schluck nahm, ehe ich mich löste.
Köstlich.
Ich leckte mir die Lippen und wusste, dass meine Augen rot schimmerten. Meine Hand lang noch an ihrem Handgelenk wie auch an ihrer Hüfte und wir standen einander sehr nahe gegenüber. »Ich werde den Biss nicht versiegeln, Mensch. Er bleibt, als Zeichen, das ich dein Herr bin.« Eine kurze Pause entstand, ehe ich erklärte: »Ich habe nicht viel genommen, da du noch zu unerfahren bist. Dennoch verlange ich, dass du beim Abendessen genügend trinkst.«
Mich abwendend, lief ich zu einer Schublade an meinem Schreibtisch und zog eine Schachtel heraus. Ich schlenderte zurück zu dem Menschen und öffnete diese vor ihr und präsentierte ihre goldenen, gläsernen Schellen. Eine für den Hals, zwei je für die Handgelenke. Es hingen dezente, durchsichtige, nadeldünne Ketten daran herab, die die Halsschelle mit denen an ihren Handgelenken verbanden, ohne dabei zu stören.
Es sah aus, wie ein Schmuckstück.
Extravagant.
Aber es war einem König würdig.
Zudem mochte ich es, das schönste von allem zu besitzen. Und von heute an gehörte der Mensch nun einmal mir.
»Zieh sie an.«
Sie sah auf die Halsschelle und Handschelle. »Tragen alle Blutsklavin so etwas?« fragte der Mensch unsicher und nahm automatisch Abstand. Dabei hielt sie sich die Stelle, von der ich getrunken hatte. Mit widerwilligem Blick sah sie in meine nun roten Augen.
Ich rührte mich nicht, sagte aber: »Jeder. Es ist ein Zeichen deines Status.« Ich nickte auffordernd. »Meine sind jedoch etwas ausgefallener als üblich. Du wechselst sie auch, je nach Anlass. Zum schlafen, am Tag, sind in deinem Zimmer Gemütlichere.«
Sie hob irritiert die hellen Augenbrauen. »Wieso benötige ich welche zum Schlafen?« Sie schaffte es, sich endlich zu bewegen. Die Hand hebend, berührte sie das hochwertige Design mit den Fingern.
Ich verzog genervt die Lippen und leckte mir den Rest der kleinen Mahlzeit von den Lippen, ehe ich mir ein dunkelrotes Seidentuch aus der Hose zog, und tupfte die Lippen ab. »Stell keine dummen Fragen, Mensch. Tu einfach, was ich dir sage«, schnauzte ich und lief dann zur Tür. Ich öffnete sie. »Zieh sie an und wenn du das nächste Mal einen Satz beendest, dann mit ›mein Herr‹ oder ›mein König‹. Ich hob das Kinn. Kenne deinen Platz, Blutsklavin.«
Sie folgte mir mit den Augen und drehte dementsprechend ihren Kopf. Angespannt ging sie auf mich zu und nahm mir die Box ab.
»Verstanden, mein Herr«, sagte sie ergeben, aber man merkte, dass sie es nicht gerne tat.
»Lass dich ins Esszimmer führen. Ich komme nach. Sag kein Wort zu niemandem.«
Ich schloss die Tür und als sie ins Schloss fiel, grinste ich.
Perfekt. Einfach perfekt.
****
Ich trat durch die Schatten und erschien direkt auf meinem Stuhl am Kopfende. Victor und Mihaela saßen bereits rechts von mir nebeneinander und betrachteten, den Menschen, der an meiner Linken saß.
Ich wedelte mit der Hand und die Diener tischten eilig das Essen auf.
Meine Schwester brach zuerst das schweigen. »Wieso spricht der Mensch nicht?«
Ich sah eben jenen nicht an. »Weil ich ihr sagte, sie solle es nicht tun.«
Meine Schwester schmollte. »Komm schon, Alex, lass mich sie kennenlernen. Wie heißt du?«, wandte sie sich an meine Blutsklavin.
Victor grinste und sah seine Liebste kopfschüttelnd an.
»Du darfst sprechen und essen«, sagte ich tonlos, als vor ihr ein Teller mit roten, ungekochtem Fleisch, Leber, und Gemüse gelegt wurde.
Die Blutsklavin sah auf den Teller und verzog das Gesicht. Dann blickte sie auf und sah uns Anwesende nacheinander an. Das Halsband machte dabei klackende Geräusche, als sie die Hände hob, um die Gabel und das Messer zu nehmen. »Violett Luna.«
Sie beobachtend, aß auch ich. Ein gut durchgebratenes Steak, gebratene Kartoffeln und frischer Salat.
Meine Schwester sah sie neugierig an. »Hast du sie schon probiert?«, fragte sie mich und plapperte dann weiter: »Wie findest du es hier, Violett? Ist übrigens ein hübscher Name. Luna. Luna passt. Findest du nicht, Vic? Sie sieht aus, wie aus dem Mond gebrochen. Und diese Augen! Zum Verlieben! Wie schmeckt sie, Alex?«
Ich verdrehte meine. »Wie ein Mensch.«
»Darf ich auch von ihr trinken?«
Ich zeigte mit der Gabel auf Violett. »Von mir aus.«
Das Menschenmädchen schluckte das Fleisch hinunter und hustete dann. »Was? Nein!«, protestierte sie und die Hand, die die Gabel hielt, verkrampfte. Ihr Blick traf meinen und sie starrte mich regelrecht mit unwirklich goldenen Augen trotzig an.
Ohne eine Miene zu verziehen, meinte ich: »Klang es so, als frage ich dich, Blutsklavin?«
Victor lachte leise und flüsterte meiner Schwester etwas ins Ohr. So leise, dass selbst ich es nicht hörte. Eventuell kommunizierten sie auch in ihren Gedanken. Bei liebenden Vampiren war eine solche Gabe nicht selten. Mihaela legte den Kopf schief und kicherte.
Sie blinzelte einmal, bevor der Mensch zum Reden ansetzte. »Nein, aber im Vertrag stand nichts, dass ich hier das Mädchen für jeden bin. Ich gehöre Euch und sonst niemanden.«
Ich kaute langsam und genüsslich mein Fleisch. »Richtig, Mädchen. Es steht nicht im Vertrag, dass kein anderen von dir trinken darf, was die Entscheidung darüber, in meine Hände fallen lässt. So, wie es im Kleingedruckten steht, dass du törichter Weise nur überflogen hast. Also, Mensch, wenn ich meiner Schwester, deiner Prinzessin, etwas von deinem Blut geben will, werde ich das tun.«
Mihaela hob die Hand und winkte ab. »Schon gut, ich mag ohnehin eher das Blut von Männern. Es schmeckt stärker und rauchiger.«
Victor schnaubte, nahm aber ihre Hand und küsste sie. »Zu meinem Leidwesen.«
»Eifersüchtig, Liebster?«
»Immer.«
Mihaela küsste ihn sanft und sah dann zurück zu Violett. »Warum bist du hergekommen. Gab es in deinem Bezirk keinen Vampir, der dich als Blutsklavin wollte? Immerhin bist du ganz hübsch. Für einen Menschen.«
Ich leckte mir die Lippen. Ganz hübsch. Nein, sie war faktisch sehr schön anzusehen. Besonders. Luna. Vom Mond geküsst.
Victors Blick traf meinen, als ich einen kurzen Augenblick meine Sklavin angesehen hatte. Er grinste, ich knurrte leise und lehnte mich zurück.
Violett sah auf ihren Teller und ich bemerkte, dass sie erleichtert war. Wieder aß sie weiter und ließ sich Zeit mit einer Antwort. »Mein Stadthalter, Gerrit hat mich hergebracht. Er war der Meinung, dass ich dem König-« Ihre Augen wanderten von der Prinzessin zum mir, »gefallen würde.«
»Oh!« Mihaela kicherte und klatschte in die Hände. »Ich bin sicher, das tust du! Oder, Alex?«
Ich blieb still, doch Victor ihr hinterherhechelte, antwortete er für mich. »Ja, das tut sie.«
Ein entnervtes Schnauben entkam mir. »Das Geschenk des Stadthalters erspart mir die Auktion und die Speichelleckern von Vampiren und notgeilen Menschen, die mir ihr Blut ins Gesicht spritzen wollen.« Ich legte ein Bein über das andere und begegnete Violetts Blick. Der Sonnenschein in ihren Augen lockte mich und ich spürte das Kribbeln in meinem Mund. Die Mischung musste stimmen. Ihr Blut musste mit dem perfekten Maß an Angst wie Lust gewürzt sein. Und weil ich vorhatte, es über längeren Zeitraum zu verfeinern, senkte ich etwas die Lider und ließ meinen Blick schlafzimmerreif werden, ohne die Kälte darin verschwinden zu lassen.
Ihre vollen Lippen öffnend, begann das Herz des Menschen, wie zu erwarten, schneller zu schlagen. Ihre Wangen bekamen einen leichten Rotschimmer, als sie mich weiter ansah. Wie hypnotisiert.
Mihaela lachte, warf dann aber eine Erbse nach mir. Sie prallte an meiner Stirn ab und ich sah langsam zu ihr. Meine Schwester seufzte, stand auf und obwohl Victor ihre Hand hielt, ging sie um den Tisch herum und setzte sich zu Violett. »Lass das arme Ding, Alex. Siehst du nicht, dass du sie völlig durcheinander bringst? Ihr Herz rast ja regelrecht und sie riecht ...« Mihaela hob beide Brauen und ließ den Satz unvollendet.
Mein Blick schweifte auch wieder zu Violett, als Victor trocken meinte: »Ich glaube, das möchte unser König, Liebste. Wir wissen doch, was dein Bruder mag.«
Ich sah sie nicken, hob dann aber das Kinn. »Vor allem möchte ich, dass ihr meine Blutsklavin in Ruhe lasst. Sie gehört mir und ist weder dein Haustierchen noch Victors neues Augenmerk.«
»Du bist so langweilig«, brummte meine Schwester und nahm eine grauweiße Strähne in die Hand.
Victor, der ihr wieder alles Recht machen wollte, seufzte. »Lass sie doch, Alex. Wenn du nur ihr Blut willst, dann kann Mihaela doch etwas Zeit mit ihr verbringen.«
Der Mensch drehte den Kopf abrupt zu meiner Schwester und sah sie mit großen Augen an. Erst als ihre Augen zu den Fingern wanderte, mit dem Miha ihr Haar berührte, beruhigte sie sich etwas. »Mein Herz rast nicht. Ich möchte essen. Ich muss das aufessen und mein Wasser trinken«, versuchte sie, offensichtlich von dem Thema abzulenken und spießte mit der Gabel das Fleisch auf.
Meine Schwester kicherte nur, wegen Violetts Aussage. »Mein Bruder scheint nicht viel Blut genommen zu haben«, stellte sie fest und nahm das menschliche Handgelenk. Das goldene, durchsichtige Glas klimperte, als sie meine Bissspuren, also die zwei Punkte in der Haut ansah. Ihr Blick hob sich. »Wieso hast du nicht am Hals getrunken?«
»Sie wurde noch nie gebissen«, erklärte ich neutral und ignorierte Victor, der ein leises »nicht nur noch nie gebissen« hinzufügte.
»Du schonst sie?«, fragte Mihaela quietschend. »Wie romantisch! Hast du ihr auch die Schmerzen genommen?«
Plötzlich verspannte sich Violett und fauchte: »Hier ist rein gar nichts romantisch. Ich bin ein Mensch und ihr seid Monster!« Sie entzog den Arm aus Mihas Griff und drückte diesen an ihre Brust. »Hört auf so zutun, als wären wir Freunde oder so was. Ich bin nur aus einem Grund hier und fertig. Ich will weder geschont noch Romantik haben.«
Ich war bei ihr, ehe jemand etwas tun konnte. Lediglich Victor stieß ein leises »Oh, Oh« aus.
Ich riss Violett an ihrer weiß-grauen Mähne zurück und knurrte. »Ein weiteres Wort in diesem Ton, Mensch, und du wirst nach meinem nächsten Biss tagelang des Blutmangels wegen leiden. Ich darf dich nicht töten, doch ICH bin dein König! Die Etikette und die Demut, die ich von allen erwarte, zeigst gefälligst auch du, Blutsklavin. Denn das bist du für die nächsten 5 Jahre, Violett Luna. MEINE Blutsklavin und meinem guten Willen ausgesetzt.«
Mit weit aufgerissenen Augen sah sie mir entgegen. Ihr Herz begann wieder zu rasen und sie öffnete die Lippen, schloss sie aber wieder und verschränkte die zitternden Finger stattdessen ineinander. »Ja, mein Herr.«
Ich starrte sie an und ließ meine Macht einmal pulsieren. Dann beugte ich mich zu ihr uns wiederholte leise, fast sinnlich, meine Lippen an ihrem Ohr: »Kenne deinen Platz, Blutsklavin. Rufe dir«, ich zog an ihrem Haar, »immer ins Gedächtnis, wie weit du unter mir und jedem meiner Art stehst. Und bilde dir niemals ein, du wärst mehr, als das zu dem ich dich mache, menschliches Vieh. Und jetzt«, ich ließ sie los und richtete mich auf, »verschwinde.«
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