Kapitel 15. Violett
Versteinert starrte ich das Silberpulver an, was ich selbstständig hergestellt hatte. Ich war erst vor einer Stunde aufgewacht und saß vor meinem Essen und meinem Glas Wasser.
Der Traum mit Alex war diesmal anders. Nicht so erotisch und verrucht. Wir hatten keines dieser Dinge getan, wie zuvor. Er war einfach in meiner Stadt aufgetaucht, hätte fast meine Eltern gesehen, wenn ich nur ein klein wenig länger allein geblieben wäre und hatte dann meine Stadt in etwas Wundervolles verwandelt.
Oder.....waren es doch die gesamte Zeit meine eigenen Träume gewesen. Waren es womöglich wünsche, die ich mir innerlich nicht eingestehen wollte. Ich wusste genau, dass das Alex war. Es war der Vampirkönig gewesen, der plötzlich mein Ehemann in diesem Traum war. Aber er war kein Vampir mehr, sondern ein Mensch. Ein sehr gut aussehender Mensch. Erst dachte ich, er verarsche mich nur. Spielte wieder sein Spiel mit mir, aber dann, als wir zwischen den wundervollen Blumen lagen, wurde es ernst. Die Worte, die er mir zuflüsterte, die Küsse, die er auf meiner Haut hinterließ. Sie alle fühlten sich unglaublich ehrlich an.
Ich blinzelte, weil meine Augen trocken wurden vom Starren. Das Pulver landete in meinem Wasser und ich trank das Glas mit einem Mal leer. Das leere Glas zurückstellend, begann ich zu essen. Das Pulver hatte ich in eine Tüte gepackt und unter meiner Matratze versteckt. Seufzend massierte ich mir meine Augen und ließ sie geschlossen, auch als Firell hereinkam.
Es war nur ein Traum. Alex würde in echt nie solche Worte in den Mund nehmen. Doch leider musste ich zugeben, dass mit diesen Worten und mit seinen Liebkosungen einiges angerichtet hatte. Ich begann etwas zu fühlen für ihn und das war nicht in Ordnung. Ich war ein Mensch und er der mächtigste Vampir.
»Miss Luna?«
Meine Augen öffnend, blickte ich Firell verwirrt an.
»Würden sie sich bitte auf die Waage stellen. Unser König möchte wissen, ob sie bereits zugenommen haben«, erklärte sie und zeigte auf die Waage in meinem Zimmer.
Nickend stand ich auf und lief zu der Waage.
Stimmt, Alex gefiel es nicht, dass ich so mager war. Ich trat auf die Waage und die Zahlen bewegten sich. Als sie schlussendlich auf 53 stehen blieben, musste ich lächeln. Ich hatte ganze 7 Kilo in zwei Monaten zugenommen. Das war gut. Sehr gut sogar. Bei meiner Größe war mein Idealgewicht bei 65 Kilogramm. Ich war also auf einem guten Weg.
»Firell, bitte hilf mir beim anziehen, ich möchte heute gerne etwas spazieren gehen.« sagte ich und sah sie im Augenwinkel nicken. Danach verging die Zeit im stillen. Sie zog mich an, kämmte meine Haare und ich konnte mich weiter meinen Gedanken widmen. Immer wenn ich an den Traum dachte und wie schön er mit Alex war, flatterte mein Herz.
Es war das erste Mal, dass ich mich auf meinen nächsten Traum freute. Ich wollte den Alex in meinem Traum wiedersehen. Ich kaute auf meiner Unterlippe herum und sah in den Spiegel, als Firell mir mitteilte, dass ich fertig sei. Ich trug heute ein Rüschenkleid. An meinen Ärmeln waren Rüschen dran und am Saum des Kleides, dass mir bis knapp unter den Knien ging. Es waren vorne an meiner Brust goldene Knöpfe eingearbeitet und sah wirklich süß aus. Firell legte mir heute ganz neue Halsschellen und Handschellen an. Sie waren aus weißem Marmor und hatten kleine goldene Risse.
»Danke, Firell.«
Sie nickte lächelnd und ich schenkte ihr ebenso ein Lächeln, bevor ich mein Zimmer verließ und hinaus in den Garten ging. Der Nachthimmel war wolkenlos und die Sterne funkelten um die Wette. Ein leichter Wind erfasste mich und ließ mich erzittern. »Hätte ich doch eine Jacke mitnehmen sollen?«, überlegte ich laut und sprach mit mir selbst. Doch statt reinzugehen und mir eine Jacke von Firell zu geben, lief ich weiter.
Der Garten von diesem Palast war atemberaubend schön. Es gab wirklich goldene Rosen und selbst der Springbrunnen war aus goldenem Marmor gebaut. Das Wasser darin plätscherte und erfüllte die Stille in etwas Schönem. Der Weg bestand aus Marmorplatten und führte von der Treppe, die in den Palast führte, runter zu dem Springbrunnen und ging von da aus in verschiedene Richtungen. Es sah mir nach einem Labyrinth aus.
Nachdem ich meine Finger in das plätschernde Wasser tauchte, entschied ich mich, einen der rechten Wege einzuschlagen. Die Hecken waren drei Meter hoch, wenn ich schätzen müsste, und erstreckten sich über das gesamte Gelände. Ich lief weiter und das warme Licht der Laternen erhellten den Weg. Es war schon fast romantisch, sowie der Traum mit Alex. Ich glaubte, er hatte es geschafft, ich begann etwas für ihn zu fühlen und das war nicht in Ordnung. Doch seine Berührungen, seine Stimme und seine Worte, hallten immer wieder in meinem Kopf und in meinem Körper wieder. Ich bog nach links ab und lief weiter durch das Labyrinth.
»Wenn du doch nur in Wirklichkeit so wärst« seufzte ich etwas enttäuscht und sah hoch in den Himmel.
»Wenn wer wie wäre?«, fragte er und erschien neben mir.
Ich zuckte diesmal nur ganz leicht zusammen. Langsam hatte ich mich daran gewöhnt, dass er einfach so auftauchte. Doofer Vampir.
Ich sah Alex nicht an, auch wenn ich durch mein Augenwinkel erkennen konnte, dass er auch heute wieder viel zu gut aussehend war. Sein dunkles Haar, dass perfekt saß und seine türkisblauen Augen. Dann diese Statur und der Duft. Er roch immer so gut.
»Hör auf mich zu belauschen« sagte ich etwas harsch, weil ich enttäuscht war, dass der Traum eben nur ein Traum war.
Er lief langsam neben mir her. »Ich sorge mich nur. Möglich das du dich in meinem Garten verirrst und verhungerst und verdurstest. Dann müsste ich mir auf der Auktion heute Abend, auf die du im Übrigen mitkommst, nämlich einen neuen Blutsklaven holen.« Sein Mundwinkel zuckte. »Und das wäre lästig, wo du doch gerade anfängst, mich zu mögen.«
Meine Arme vor der Brust verschränkt, blieb ich stehen und sah zu ihm hoch. Er war aber auch groß. »Also erst einmal verhungere ich nicht. Ich weiß nicht, ob Firell das schon erzählt hat, aber ich habe ganze 7 Kilo zugenommen. Darüber könntest du ja schon einmal stolz sein. Und zweitens, ich mag dich ganz und gar nicht. Bild dir bloß nichts ein. Und drittens, wieso sollte ich auf einer Auktion mitbekommen? Ich dachte, du müsstest dort nicht hin, weil du bereits mich hast.«
Er wandte sich mir zu und sah mich von oben herab an. »Ich muss nicht hin, richtig. Aber ich will. Auf Auktionen werden neben euch Menschen auch anderes versteigert und da meine Schwester bald ihren 203. Geburtstag feiert, möchte ich ihr eine kleine Aufmerksamkeit organisieren. Und du kommst mit, weil mich so etwas schnell hungrig macht und ich dein verdammter Herr bin. Ganz einfach, nicht wahr?« Sein Blick wurde weicher und härter zugleich, als er an meinem Körper hinabsah. »Ja, du hast zugenommen. Was erfreulich ist, wenn man bedenkt, in was für einem miserablen Zustand du hergekommen bist. Aber«, Alex hob die Hand und zupfte an den Rüschen, »Verzeih, wenn ich des ganzen Kitschs wegen, nicht gesagt habe. Der ganze Stoff verdeckt dich etwas zu gut.«
»Deine Schwester hat Geburtstag, wusste ich gar nicht.« sagte ich überrascht, sah ihn aber daraufhin für zwei Sekunden verletzt an, bevor ich mich wieder fasste. »Wenn es meine Aufgabe betrifft, dass ich mitkommen soll, werde ich es tun. Ich bin ja hier, um dir mein Blut zu geben.«
Ich sah an mir hinab und strich über das Kleid. »Das hat Firell ausgesucht. Ich fand es ganz süß. Aber ich soll mich vermutlich noch mal umziehen, wenn wir zu Auktion gehen. Du möchtest bestimmt die Vampire wieder schocken, nicht wahr?« fragte ich und sah zurück zu ihm Hoch. Doch diesmal lagen meine Augen sofort auf seinen Lippen und ich biss mir auf meine eigene.
Seine Miene blieb neutral, aber er sagte: »Es gibt vieles, dass ich gerne machen würde. Lieber als die Vampire zu schocken, wäre mir allerdings, endlich dich in deinen Grundfesten zu erschüttern.«
Meine Augen lösten sich von seinen Lippen und trafen seinen Blick. Ich wollte zum Reden ansetzen, aber dann entschied ich mich um. Statt schon wieder komplett abzublocken, wollte ich etwas anderes wissen. »Wärst du denn bei meinem ersten Mal sanft zu mir?« Mein Herz überschlug sich, als ich mich traute diese Frage zu stellen.
Er trat näher an mich heran und seine Augen funkelten. »Wenn es das ist, was du willst, dann ja.«
Ich blieb stehen, schreckte weder zurück, noch nahm ich Abstand. »Wie würdest du anfangen um mich in Stimmung zu bringen?«
Mein Gott! Er brauchte nur da sitzen und mich ansehen. Ein paar Worte und ich glaube, ich wäre bereit. Aber so einfach würde ich es ihm niemals machen. Niemals würde ich ihm sagen, dass er mich allein mit seiner Anwesenheit schon feucht machte. Nein! Nein!
Alex kann noch näher und nahm mein Handgelenk. »Würde ich dir das verraten, nähme es die Spannung.«
»Im Traum hast du mir besser gefallen« murmelte ich und starrte auf mein Handgelenk, den er mit seiner Großen Hand umschloss.
»Scheinbar sind deine Träume wirklich lebhaft.« Er entfernte die Fessel und biss in mein Handgelenk. Seine Pupillen weiteten sich etwas, bevor sie sich rot färbten. Sein Blick traf meinen.
Oh nein. Mihaela hatte gesagt, ich solle nicht zu viel von dem Silberpulver nehmen, sonst würde er etwas bemerken. Hatte ich es doch übertrieben? Ich erwiderte seinen Blick und ließ mir nichts anmerkten, aber mein dummes Herz schlug etwas unregelmäßig.
Ich traute mich nichts auf seine Aussage zu äußern und ließ ihn einfach trinken.
Als er fertig war, ließ er meine Hand langsam los und wischte sich mit dem Daumen die Lippen ab, ehe er seinen Finger ableckte. »Du musst dich nicht umziehen, Luna mea. Mir wird schon etwas anderes einfallen, als deinen Körper zu zeigen, um die Blutsauger zu pikieren.« Alex richtete sich auf. »Wir werden in einer Stunde ins Auktionshaus in meiner Stadt aufbrechen. Sieh zu, dass du bis dahin bereit bist und genug gegessen und getrunken hast.«
Er verschwand im Rauch.
Ich hielt meinen Atem an und starrte auf die Stelle, wo er gerade noch stand.
Ich brauchte einen Moment lang, um mich zu beruhigen. Er hatte nichts bemerkt.
Als ich es endlich glaubte, ging ich zurück in mein Zimmer. Ich trank noch einen ganzen Krug Wasser und aß den Rest auf. Als ich satt war, sah ich auf die Uhr. Ich hatte noch 10 Minuten. Aus Unsicherheit ging ich noch mal an meine Matratze und sah nach, ob das Pulver noch da lag. Es tat es. Gut. Danach ging ich auf die Toilette und musterte mein Spiegelbild. Als ich mich noch mal aufgefrischt hatte, verließ ich heute das zweite Mal mein Zimmer und lief durch die langen großen Palastflure. Erst in diesem Moment fiel mir ein, dass Alex mit keinem Wort erwähnt hatte, dass ich zu ihm kommen sollte, und doch stand ich kurz darauf zum ersten Mal vor seinem Zimmer. Was tat ich hier?! Ich stolperte zurück, als würde allein aus seinem Zimmer schon eine gruslige Macht entfliehen.
»Ich sollte zurück« murmelte ich unsicher und wandte mich ab.
»Komm rein.«
Ich blieb wie angewurzelt stehen. Er ... ließ mich hinein? Täuschen mich meine Erinnerungen? Ich hatte echt gedacht, dass das hier Sperrzone war. Schwer schluckend, betrat ich langsam und vorsichtig sein Zimmer. Mit großen Augen sah ich mich um, während ich die Tür hinter mir schloss. Sein Zimmer war komplett in schwarzrot gehalten. Moderne Möbel füllten den Raum, bis auf das antike Himmel Bett aus schwarzem Holz und schwarzen Seidenvorhängen.
Seine Lieblingsfarbe war eindeutig Schwarz.
Ich und musste schmunzeln, bis mein Blick auf Alex fiel. Er stand in der Mitte seines Raumes und hatte sein Hemd noch aufgeknöpft. Während meine Augen über seinen durchtrainierten Oberkörper wanderten, schloss er gerade den Gürtel um seine Hüfte. Mein Blick blieb etwas zu lange auf seinem Schritt hängen, bis er denselben Weg hinauf ging und in seinem Gesicht endete.
»I..Ich wollte nicht-«, den Blick abwenden und auf den Boden schauend, nur um dann doch mutig genug wieder ihm entgegenzublicken, »stören.«
»Wenn du mich stören würdest, hätte ich dich nicht hereingebeten. Aber«, setzte er an und lief auf mich zu, »da du verbotenerweise in meinem Stockwerk umherwanderst, das zweite Mal, dachte ich mir, kannst du mir auch behilflich sein.« Er nickte auf sein Hemd.
»Wie das zweite Mal? Das...Das ist hier mein erstes Mal, wirklich.« gab ich alles, um mir nicht anmerken zu lassen, dass er Bescheid wusste. Hatte Mihaela ihm etwa alles gestanden?
Bitte nicht.
Ich sah auf seine Muskeln und dann zu Boden. »Okay.« Schaffte, ich nur zu sagen, und spürte meine Nervosität. Meine schlanken Finger nahmen beide Seiten seines Hemdes und begannen ihn von unten nach oben zu zuknöpfen. Meine Augen von seinem nackten Oberkörper fern zuhalten, war wie eine Prüfung von einem Vampir kein Blut zu trinken. Unmöglich. Beim letzten Knopf angekommen, ließ ich mir absichtlich länger Zeit, bevor ich diesen schloss. Langsam sah ich von dem letzten Knopf zu Alex hoch, meine Hände immer noch auf seinem Hemd liegend.
»Mihaela war dir eine gute Freundin und hat dich nicht verraten, solltest du dir darüber Gedanken machen. Victor allerdings«, fügte er hinzu und grinste leicht, als er einen Schritt näher an mich herantrat und mich mit dem Rücken an seine Tür drängte, »hat sich etwas darüber beklagt, dass du sie bei etwas gestört hast.«
Mein Herz machte einen Hüpfer und verriet ihm damit, dass er mich erwischt hatte. Wieso hören Vampire nur so gut? Das war unfair.
»Ich habe nicht hingeguckt. Also nicht direkt.« sagte ich ohne Sinn. Er hatte mich ja schließlich nicht gefragt, ob ich ihre nackten Körper angesehen hatte. Wenn ich nervös wurde, war ich wirklich eine Idiotin. »Wirst du mich jetzt bestrafen?« fragte ich leise und sah unschuldig zu ihm hoch.
»Willst du bestraft werden, Luna mea?«, flüsterte er rau und beugte sich so zu mir, dass seine Nase über meine Wange strich. »Denn wenn ja ...«
Mein Atem stockte. »Wenn ja, was?« fragte ich tonlos. Ich konnte meine Stimme nicht erheben, sie würde wie sich wie ein Quietscheball anhören.
Ein leises Schnurren entkam ihm. »Wenn ja, würden wir wohl heut nicht auf die Auktion können und deine Jungfräulichkeit, wäre ein vergangenes Thema, Liebes.«
Ich quiekte. Ich konnte nicht benennen, ob es wegen der Aufregung oder wegen des Schocks war, aber dieser laut entfuhr meinen Lippen.
Alex hob eine Braue und ... lachte. Lachte zwar dunkel und rau, aber man hörte deutlich, dass es ihn amüsierte. Wieder Abstand zwischen uns bringend, schüttelte er leicht den Kopf. »Nicht der Laut, den ich mir erhofft hatte.«
»L...Lass uns einfach gehen.« meinte ich mit hochrotem Kopf.
Er nickte und zupfte an seinem Hemd, ehe er die Hand fordernd anhob und mich ansah.
Ich sah auf seine große Hand, stieß mich von der Tür weg und legte vorsichtig meine zierliche Hand in seine. Mein Blick hebend, ignorierte ich das Pochen zwischen meinen Beinen. Dennoch musste ich mir langsam die Frage stellen, wie lange ich ihm noch widerstehen konnte und wie sehr ich es bereuen werde, wenn ich es nicht mehr tue.
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