Vampir


Schreie. Lautlose, schweigende Schreie, kann ich hören. Ich sehe sie mit meinen Ohren und höre sie mit meinen Augen. Wie das geht,fragt ihr? Nun, ich bin eben nicht normal. Aber wer ist das schon.


Denkst du, du bist es? Ich muss dich enttäuschen. Wenn du normalwärst, wärst du wie alle, bzw. alle wären wie du. Ihr wärt nichtzu unterscheiden und könntet wohlmöglich noch nicht mal Denken.


Ja, böse Anschuldigen, die ich dir da vorwerfe, aber bist dunicht stolz darauf, ein Individuum zu sein? Einzigartig zu sein undandersartig? Nun, ich bin es. Ja, sogar noch anders als du. Andersals ihr alle. Denn ich bin kein Mensch.


Wir haben gemeinsame Vorfahren, aber wir haben uns unterschiedlichentwickelt. Es ist noch gar nicht so lange her, da kanntet ihr uns.Bis wir uns zurückzogen, um zu sehen, wie ihr euch entwickelt. Obihr wieder stärker werdet. Wir dürsten uns nach euch.


Ihr denkt die Pest hätte im Mittelalter viel Schaden angerichtet?Höre, wie ich reglos lache. Ja, auch das kann ich. Merkst du, wiesich meine Lippen bewegen? Sie stehen still. Und doch hörst du mich.Die Pest hätte noch nicht mal 1 % der damaligen Bevölkerunggetötet. Das waren wir.


Ja, du hast richtig gehört. Wir nutzen die Gunst der Stunde, alsihr in Panik wart, Mensch. Und nun bist du wieder hier gelandet, beimir. Seit wir damals so übertrieben, haben wir uns zurück gehalten.Auch, wenn eure Kriege uns sehr zu nutzen kamen. Ja, auch in denersten und Zweiten Weltkriegen waren wir dabei.


Unsichtbar für alle, die an uns nicht glauben. Sichtbar fürdiejenigen, die sterben. Du willst uns sehen? Du musst mit dem Todringen. Ansonsten spürst du uns nur. Oh, wie schön waren dieZeiten, als wir uns noch unsichtbar bewegten und uns zu euresgleichen ins Bett legten und uns mit euch amüsierten.


Ja, wir haben dies getan. Und du, Mensch, da du mich sehe kannst,bist auch nicht bei Gesundheit. Wie nah steht der Tod dir schon?Erkennst du schon meine Augen? Oder blendet dich gar schon das Lichtdes Himmelstores?


Ich könnte dich zu einem der Unseren machen, Mensch. Meine Rasseist schwach und wir sterben langsam und qualvoll aus. DieGeschichten, die sich um uns ranken stimmen nicht. Wir vertragenSonnenlicht und kein Kreuz kann uns aufhalten. Nur eines tut es:Liebe


Wenn jemand aus Liebe gerettet wird oder sich jemand aus Liebeanbieten so können wir es nicht tun. Wir vergessen immer wieder,dass auch ihr fühlende und denkende Wesen seid. Verzeih mir, meineungehobelten Worte, mein Kleiner.


Du riechst so gut. Wenn ich dich zu einem der Unseren mache, wirstdu Vor- und Nachteile haben. Willst du sie hören? „Ja." Festes,kleines Wort, dieses ‚Ja' mit einer zarten, unsicheren gewolltenStimme. Du hast etwas an dir Kleiner, etwas, was Andere anzieht.


Eine Aura. Ein Nachteil wäre, dass diese Aura verstärkt würde.So viel, dass du sie anziehst. Das du so Geheimnisvoll wirkst, dassdich keiner mehr versteht. Niemand. Und an Vollmond wirst du Dursthaben, es wird dir nach Blut gelüsten.


Der Vorteil ist, dass du dich unsichtbar machen kannst und wenn dueinen der Unseren triffst, deinen Durst an uns Stillen kannst. Ja,wir trinken gleichzeitig. Der Durst ist gestillt und doch fehltetwas. Einmal im Jahr mindestens wirst du menschliches Blut brauchen.Frisch.


Manch einer von uns hält sich eures Gleichen. Macht sie oder ihnglücklich und nährt sich an der Person. Jedoch kaum einer tut esnoch. Es ist zu riskant geworden. Also Kleiner, willst du Leben? OderSterben? Antworte mir. „Leben."


Leben bedeutet, ein Leben zu leben, mit Durst, Hass und Angst. MitAura, Furcht und Träumen. Doch ich bin mir sicher, dass du all deineneuen Eigenschaften, die guten wie die Schlechten, hervorragendnutzen wirst, Kleiner. Wie heißt du? „J."


J also. Bist du dir deiner Wahl sicher? „Ja. Ich will JH nichtalleine lassen." Ah, Liebe. Ich hoffe doch, dass ich dir deinenWunsch erfüllen kann, J. Ich hoffe wirklich. Lege deinen Hals zurSeite. Genau so ist gut.


Wie alt bist du jetzt ungefähr? „15." Und schon so stattlichund willensstark. Bist du erst mal einer von uns wirst du längerLeben, als es dir lieb sein wird. Und du wirst es verfluchen undlieben, dieses Leben.


J? Hast du Angst? „Nein." Gut, J. Ich werde dich jetzt zueinem von uns machen. Du denkst, dass du Sterben wirst, aber vertrauemir. Denke an alles, nur nicht an diesen JH. Denke an etwas totalEgoistisches! „Versprochen."


Köstlich. Dein Blut schmeckt so, wie es riecht. Das Köstlichste,was ich je getrunken habe, J. Gleich wirst du schlafen. Lange, füreinen von uns. Ein paar Stunden, also normal für euch. Hier, trinkenoch etwas von meinem Blut, damit du alles weißt, damit du Lebenkannst. So ist es gut J. Weißt du auch, was du geworden bist?


„Vampir." Oh J, nicht mit dem Mund reden. Rede so wie ich, J.Du wirst noch einige Zeit brauchen, fürchte ich. Aber das Blut, wirddir die Anweisung geben, J. Ich ziehe mich zurück. Fragt dich einer,sage ihm, Andryon habe dich erschaffen. Brauch du Hilfe gehe zumPrinz des Westens. Du wirst ihn finden.







„J! Der Arzt hat gesagt, dass du wieder gesund wirst J." Ja,JH, das werde ich. Aber der Preis ist hoch, und ob du ihn bereitgewesen wärst zu zahlen, ist fraglich. Doch erst mal, will ich hierraus. „Durst." Komisch, und doch kann ich mich beherrschen umnicht über ihn herzufallen. Ja, Liebe ist wirklich das Gegenmittel,gegen Vampire.








„J? Du bist anders geworden J, seit damals. Als ob du mir etwasverschweigst. Du bist urplötzlich anders geworden. Was machst duimmer an Vollmond, wenn du dich im Keller einschließt? Wiesoverschwinden ab und zu Menschen, wenn du ausgehst und tauchen dann amnächsten Mittag total verwirrt auf?"






„Egal in welcher Stadt wir sind. Ich hab lange genuggeschwiegen, J. Ich kennedich lange genug, vertraust du mir nichtmehrt?" Und wenn ich dir vertraue JH, aber Angst habe, dass du michhassen könntest? Dass du mich verachten könntest? Wenn ich keinMensch mehr wäre. Wenn ich eigentlich mit 15 Jahren schon hättesterben sollen, es aber nicht konnte, weil ich dich nicht alleinelassen wollte? Wenn ich einen Weg gewählt habe, den du nie inErwägung gezogen hättest?






„Was bist du J? Du bist mir wichtig, egal, was du bist, egalwarum du es bist. Wieso höre ich deine Stimme in meinem Kopf, obwohldu nicht sprichst? J, bitte. Vertrau mir. So wie früher."


Vampir, JH. Eine Rasse die dem Menschen ähnlich ist. Auch könnenVampire zum Mensch werden. Doch ich bin damals von Mensch zumVampiren geworden. Die Menschen verschwinden deshalb, weil ich ab undzu frisches, lebendiges Blut brauche. Ich töte sie nicht. Ich zapfelediglich etwas ab.


Ich werde Älter als du, JH. Ich werde immer anders sein. Es tutmir Leid. Aber... „Ich will nicht vor dir Sterben, J." Was willstdu dann, auch diesen Fehler begehen und ein Vampir werden? DieseLeben ist eintönig, immer hast du Durst und wenn du nicht einenanderen Vampir triffst, der dir von sich trinken gibt und dem dutrinken gibst, musst du zu anderen Mitteln greifen. So wie ich.


„Also, wenn du mich auch zu einem machst, dann würden wirgegenseitig voneinander trinken, J?" Ja. „Dann mach mich zueinem." Du wirst nie wieder in dein altes Leben zurück können,JH. Bist du dir sicher? „Ja." Dann leg dich hin und schließe dieAugen. Es wird sich anfühlen, als ob du Sterben wirst und bitte,denke nicht an mich. „Warum?" Weil das Gegenmittel gegen VampireLiebe ist. Sonst kann ich dich nicht beißen. „Versprochen."



Danke, JH.


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