Kapitel 42
Die Aufregung blubberte in meinem Blut wie heißes Wasser. Und dieses Mal schien sie schlimmer zu sein als all die Male zuvor. Ich wusste gar nicht, warum ich so eine Angst vor der kommenden Prüfung hatte. Letztlich war es auch nur eine normale Prüfung. Und dennoch war es ab heute vollkommen anders. Ab heute begann der letzte Abschnitt der Prüfungen: Die Kämpfe in den sogenannten Domains oder Sphären. Sie waren der härteste Teil, denn es würde ausschließlich ums Kämpfen und Überleben gehen.
Ich wusste, dass es gut gewesen war, den Schwertkampf so ausgiebig zu trainieren, denn sonst hätte ich jetzt weitaus größere Probleme gehabt, aber das war auch nicht wirklich der Aspekt, der mir Sorgen bereitete. Sorgen machten mir eher meine Schulter, die noch immer nicht ganz verheilt war und meine Gliedmaßen, die vom Schwimmen lernen irgendwie Muskelkater hatten.
Nichtsdestotrotz musste ich diese Prüfung jetzt durchstehen und es half nichts, wenn ich mich selber verrückt machte. Wie so unzählige Male davor, schloss ich meine Augen und atmete mehrmals tief durch, um mich zu beruhigen. Dann glitten meine Finger erst zu dem Armband mit dem Sichelmond, was ich an meinem Handgelenk trug, und kurz darauf zu dem kühlen Metall meines Schwertes, was sicher auf meinem Rücken verstaut war. Und als ich dann meine Augen wieder öffnete, war die Welt in Ordnung.
Mit vorsichtigen Schritten und neu geschöpftem Mut ging ich auf das große graue Steintor zu, das an manchen Abschnitten sanft blau leuchtete. Heute musste jeder eine Domain allein bewältigen und ich wusste, dass es nicht leicht werden würde. Ohne länger zu zögern drückte ich mein ganzes Gewicht gegen das Steintor, um die schwere Tür zu öffnen. Ich schaltete meine Gedanken ab und trat in die Dunkelheit. Kaum hatte sich das Tor hinter mir geschlossen, war es stockfinster. Doch ich überließ der Angst nicht die Kontrolle über meinen Körper und vertraute meinen Sinnen und Instinkten. Ich lief ruhig weiter und irgendwann öffnete sich ein zweites Tor, welches deutlich kleiner war.
Ohne anzuhalten schritt ich hindurch und es wurde augenblicklich heller. Die Sphäre war riesig und ich fühlte mich ein wenig verloren. Es war keiner weiter hier. Nur ich, diese riesige Sphäre und in wenigen Augenblicken die Monster. Ich war zu nervös, um auf meine Umgebung zu achten und begann, voranzuschreiten. In der erdrückenden Stille hörte ich meine Schritte auf dem Steinboden nur allzu deutlich, als ich die Treppe zu dem Kampfkreis hinab schritt. Gleich würden hier Kampfgeräusche zu hören sein.
Während ich lief, überdachte ich einmal mehr meine Kleiderwahl.
Ich hatte mir heute deutlich festere Klamotten angezogen. Viel Leder und robustes Material, trittfeste Schuhe. Im Nachhinein wäre mir irgendeine Art Rüstung sogar lieber gewesen, aber für den Moment musste es reichen.
Viel zu schnell hatte ich den Hauptplatz erreicht und entdeckte den riesigen schwebenden Schlüssel direkt in der Mitte davon. Er schimmerte rötlich lila und ich wusste, dass sobald ich meine Hand darauf legte, mein Kampf beginnen würde. Keith hatte mir das erzählt und die Information war wichtig gewesen. Er sagte mir außerdem, dass die Monster, gegen die wir in diesen Sphären kämpften, keine echten Monster waren. Entweder waren es eine Art Hologramme, die aber trotzdem einen festen Körper hatten - zumindest für den Moment - oder künstlich hergestellte Monster. Fest stand auf jeden Fall, dass sie sofort in Staub und Partikel zerfielen, sobald man sie besiegte, auch die künstlich hergestellten Monster. Keiner wusste, wie es funktionierte und dennoch änderte das nichts an der Situation. Ich würde sie wirklich besiegen müssen, bevor sie zerfielen. Ich wusste nicht, ob mich die Information beruhigen sollte, oder nicht.
Als ich noch einmal tief durchgeatmet hatte, legte ich meine Fingerspitzen auf den Schlüssel, dessen Präsenz unter meiner Haut sofort nachgab und verschwand. Dann herrschte einen Moment stillschweigen, bis die Monster aus dem Nichts plötzlich in meinem Blickfeld auftauchten.
Sofort zog ich mein Schwert aus der Scheide von meinem Rücken und begann zu rennen und Abstand zwischen die Monster und mich zu bringen. Es waren zunächst zwei Hydro-Samachurls, zwei Hilichurl Bogenschützen mit Frostpfeilen und ein Mitachurl mit einer riesigen glühenden Axt, der just in dem Moment auf mich zu gerannt kam. Es war machbar, aber man musste es geschickt angehen.
Ich umklammerte mein Schwert mit beiden Händen und wich dem Mitachurl aus, nur um ihn dann in einer geschickten Drehung von der Seite anzugreifen. Ich versuchte in Bewegung zu bleiben, denn ich durfte die Bogenschützen nicht vergessen, die mich sonst mit ihren Pfeilen treffen würden. Also entfernte ich mich wieder von dem Mitachurl, der gerade mit seiner Axt nach mir hieb und trickste ihn mit ein paar schnellen Bewegungen aus, nur um ihn dann so schwer am Arm zu verletzen, dass er seine Axt nicht mehr richtig halten konnte. Gerade als ich mich über den kleinen Fortschritt freute, fielen plötzlich kalte Wassertropfen auf mich nieder und ich blickte verwirrt über mich, wo eine dicke dunkle Wolke hing, die auf uns niederregnete.
Es dauerte nicht lang, da war der Arm des Mitachurls wieder verheilt und mir fiel erst da wieder ein, dass Hydro-Samachurls die anderen Monster heilen konnten. So ein Mist. Wenigsten hielt meine lederne Kleidung das Wasser ab, wodurch meine Haut trocken blieb, abgesehen von meinen nackten Händen. Ohne groß darüber nachzudenken wandte ich mich im rennen von dem Mitachurl ab und nahm die Samachurls ins Visier.
Ich wollte gerade im rennen ausholen, um dem Ersten den Kopf abzuschlagen, als mich ein Pfeil an der Hand traf. Verschrocken und überrascht ließ ich mein Schwert fallen, was auf dem Boden fiel, ein Stück schlitterte und in einigen Metern Entfernung von mir liegen blieb. Der Pfeil war nicht stark genug geschossen wurden, um in meiner Hand stecken zu bleiben, aber es war ein Eispfeil gewesen und wo er meine nasse Hand berührt hatte, war meine Haut augenblicklich gefroren. Ich wusste dass, ich gerade einen Gefrierbrand erlitt und versuchte meine Hand zu bewegen, um das Eis loszuwerden, doch es war schwieriger als gedacht und tat sehr weh.
Ich versuchte den Schmerz zu verdrängen und wollte gerade mein Schwert aufheben, um weiter zu kämpfen, als der Mitachurl seine Axt in meine Richtung sausen ließ und ich notgedrungen zur Seite springen musste. Ich rollte mich etwas ungeschickt ab, doch schaffte es, mir nicht noch mehr weh zu tun. Dann hastete ich mit einem großen Satz zu meinem Schwert und krallte mir meine Waffe. Gerade rechtzeitig, als ein weiterer Pfeil auf mich zugeschossen kam und ich es unerwarteter Weise schaffte, diesen mit meinem Schwert abzuwehren.
Augenblicklich legte ich mir einen neuen Plan im Kopf zu recht. Mitachurl zuletzt, Samachurls zuerst. Diesmal wartete ich nicht darauf, bis sie mich erneut angriffen, sondern erfasste blitzschnell meine Umgebung, erkannte freie Lücken und Möglichkeiten und dann rannte ich los, legte all meine Kraft in meine Beine, in der Hoffnung, dass sie auf dem nassen und teils gefrorenen Boden nicht ausrutschen würden. Ich rannte einen Halbbogen und schnitt im Rennen den beiden Samachurls blitzschnell den Kopf von den Schultern. Das funktionierte erstaunlich gut und ohne weitere Probleme. Gerade als ich dabei war, den einen Hilichurl auf mein Schwert zu spießen, streifte mich ein Pfeil des anderen am Arm. Durch das Leder, was mich schützte, war es nur ein Kratzer, aber es brannte trotzdem.
Die Wut, die langsam in mir aufstieg, verlieh mir neue Kraft und das Adrenalin in meinen Adern trieb mich voran. Noch ehe der erste Hilichurl auf meinem Schwert zu Partikeln zerfallen war, spießte ich schon den Zweiten damit auf, der nur wenig später auch verschwand. Kein Blut, keine Eingeweide, keine Leiche. Es war, als wären sie nie hier gewesen.
Dann blieb nur noch der Mitachurl, der nun mit großen Schritten auf mich zu gerannt kam. Erneut wich ich ihm aus und begann dann wieder, loszurennen. Das Monster rannte mir nach, verfolgte mich. Dann wirbelte ich mich blitzschnell herum und zog mein Schwert quer über seine Beine. Durch sein dickes Fell war der Schnitt nicht tief, aber es reichte, dass seine Beine unter ihm nachgaben und er stürzte. In diesem Moment trat ich über ihn und senkte mein Schwert in sein Herz nieder, bevor ich länger darüber nachdenken konnte. Auch dieses Monster zerfiel vor meinen Augen. Ich wollte gerade schwer atmend meinen Triumph feiern, als plötzlich zwei weitere Monster in der Sphäre erschienen.
Es waren zwei Mitachurls mit einem dicken Schild aus Holz, welches ihre unförmigen Körper schützte. Mein Mut sank, denn ich hatte keine Ahnung, wie ich diese beiden jetzt noch so einfach besiegen sollte, denn meine Kräfte begannen bereits zu schwinden. Ich hatte nicht lange zeit darüber nachzudenken, denn eines der Monster kam auf mich zu gerannt und ich war nicht schnell genug um auszuweichen. Es holte mit seinem Schild aus, traf mich und schleuderte mich quer durch das Kampffeld. In einigen Metern Entfernung kam ich auf dem harten Untergrund auf und der Aufprall presste mir jegliche Luft aus den Lungen.
Ich musste mich ein wenig unter Kontrolle bringen und als ich mich wieder aufrichten wollte, zitterten alle meine Gliedmaßen und gaben unter mir nach. Mein Schwert, was neben mir klirrend aufgekommen war, konnte ich nur schwer wieder in meine schmerzende Hand nehmen. Und als ich mich endlich wieder aufrichten wollte, sah ich, wie die beiden Mitachurls auf mich zu gerannt kamen, um mich mit ihrem Schild zu rammen. Einer kam von rechts, einer von links und ich war nicht schnell genug mich aufzurichten und gut auszuweichen. Alles, was ich gerade so schaffte war, mich mit meinem Körper und einem letzten kraftvollen Hieb, nach vorne und außer Reichweite zu werfen.
Ich konnte den harten Schilden nur gerade so entkommen. Und dann sah ich, dass ich Glück im Unglück hatte. Die Mitachurls konnten nicht mehr rechtzeitig bremsen und krachten mit einem lauten Geräusch frontal aufeinander. Sie wurden durch die Härte des Angriffs des jeweils anderen beide zu Boden gerissen und wirkten benommen. Da sah ich meine Chance, rappelte mich schnell auf und ignorierte dabei meine zitternden Glieder, die drauf und dran waren, mich im Stich zu lassen.
Ich sammelte all meine restliche Kraft und rannte auf die Mitachurls zu, solang sie beide am Boden lagen und dann erstach ich sie Beide in windeseile.
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Ich weiss, ich vernachlässige Wattpad momentan irgendwie, aber das wird wieder besser, versprochen.
Als Entschuldigung bekommt ihr heute zwei Kapitel ^^
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