Kapitel 38
Der Kerl, der am Ziel meiner Zeitprüfung gewartete hatte, hatte mir geholfen, den verwundeten Mann, der für meinen Fast-Tod verantwortlich war, wieder nach Mondstadt City zu bringen. Meine Beine hatten gezittert und geschlottert und ich hatte kaum noch Kraft in den Armen, als wir ihn zum nächsten Teleportationspunkt schliffen. Der Kerl hatte währenddessen wieder sein Bewusstsisen verloren, er musste große Schmerzen haben.
Es war wirklich eine große Anstrengung, aber als wir dann endlich in Mondstadt City ankamen, trank ich erstmal einen ganzen Krug voller kühlem Wasser. Das machte schon einiges besser. Auf dem großen Platz erfuhr ich anschließend auch, dass ich meine Zeitprüfung sogar noch bestanden hatte, was mich dann doch irgendwie ziemlich überrasschte.
Gerade als ich von einer Frau an meiner Schulter verarztet wurde, kam Suha auf mich zugestürmt, Sorge lag in ihrem warmen Blick. "Mein Gott, Ayumi, du ziehst Ärger aber auch magisch an. Geht es dir gut?", fragte sie und ich musste über ihre Aussage ein wenig schmunzeln, denn irgendwie hatte sie ein bisschen Recht. Anschließend nickte ich. "Ja, ich habe nur einen Pfeil abgekriegt, keine große Sache. Es hat schon aufgehört zu bluten", beruhigte ich sie und ihre Gesichtszüge ließen deutlich an Anspannung nach.
"Du solltest besser auf dich aufpassen", sagte sie und sah mich mit so einem warmen Blick an, dass es sich anfühlte, als hätte jemand mein Herz in Honig getaucht. Ich seufzte und wandte meinen Blick ab. "Ich weiss, aber heute war ich vor der Prüfung irgendwie nicht richtig bei der Sache", gestand ich und Suha sah mich fragend an.
"Albedo, er hat Sachen gesagt, die mein Herz zum Hüpfen bringen und dann hat er mich geküsst. Beziehungsweise hatte er es anscheinend vor, aber es kam nie wirklich dazu. Ich hatte ihn nur kurz gespürt und dann war er weg. Als ich meine Augen geöffnet hatte, hatte er sich gerade fort teleportiert und seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört", ergänzte ich und wandte meinen Blick wieder Suha zu. "Ich hab keine Ahnung, was mir das sagen soll oder wie ich mich verhalten soll", gestand ich der Älteren und merkte, wie gut sich das anfühlte. Einfach sich alles von der Seele reden und mal für eine Sekunde los lassen. Ich hatte keine Ahnung gehabt, dass es mich doch so belasten würde.
Ayumi lächelte mich aufmunternd an. "Du magst ihn mittlerweile wirklich gern oder?", fragte Sie und ein wissender Ausdruck war in ihre Augen getreten. Langsam nickte ich. "Ja, aber ich weiss nicht, was ich ihm gegenüber fühle. Es ist alles noch so verwirrend und durcheinander", gestand ich und sah Suha wieder an. Ihre Hellorangen Haare waren heute zu einer aufwendigen Hochsteckfrisur zusammengeknotet. Es sah wunderschön aus und verstärkte ihre anmutige Art.
"Ich denke mal, dass es ihm nicht anders gehen wird. Du solltest ihm und vorallem dir selbst Zeit geben. Abgesehen davon, hast du gerade wirklich Zeit, dir intensiv über sowas Gedanken zu machen?", fragte sie und sah mich abwartend an. Sie hatte in ihre Frage eine Aussage gesteckt, die ich selbst erkennen musste, damit ich es verstand. Und ich wusste worauf sie hinaus wollte. "Nein", gestand ich. "Die Prüfungen lassen solche Ablenkungen eigentlich nicht zu", fügte ich an und Suha nickte langsam. "Genau. Momentan ist einfach nicht der beste Zeitpunkt dafür. Aber habe noch ein wenig Geduld, nach den Prüfungen steht dir nichts mehr im Weg. Und wenn du ihn wirklich magst, dann wirst du es nach den Prüfungen immer noch tun", gab sie von sich und ihre Worte trafen etwas in meinem Herzen. Die Ältere hatte recht, ich hatte mich von meinen Gefühlen hinreißen lassen, obwohl es der denkbar schlechteste Zeitpunkt war.
Ich wollte noch etwas sagen, doch genau in dem Moment war die Frau mit der Behanldung meines Armes fertig. Suha und ich verließen die Kathedrale nebeneinander her und gerade als wir aus dem großen Gebäude heraustraten, kam eine junge Frau, vielleicht so alt wie ich, mit türkisen, kurzen Haaren auf mich zugestürmt. Ihre Augen waren groß, liebevoll und total verweint. Sie sank vor mir auf die Knie und tiefe Schluchzer schüttelten ihren zierlichen Körper.
"Danke Ayumi. Ich danke dir so sehr", fing sie mit zittriger Stimme und unter Schluchzern an und ich wunderte mich nur nebenbei darüber, woher sie meinen Namen kannte.
"Du hast Lev das Leben gerettet. Wärst du nicht gewesen, wäre er gestorben", schluchzte sie und ihre rechte Hand krallte sich an der Stelle an ihrem Oberteil fest, wo sich ihr Herz befand. "Es hätte mir das Herz gebrochen. Ich...", sie konnte nicht weiter sprechen, denn sie wurde von weiteren Schluchzern überrollt.
Ich hockte mich zu ihr herunter und griff sie sanft an den den Schultern. Langsam hob sie ihren Blick und ich erkannte die unendlichen Tränenspuren auf ihren Wangen. Ich veruschte sie aufmunternd anzulächeln. "Weine nicht, er lebt", fing ich an und sah ihr in die Augen. "Schließ kurz deine Augen und atme ein paar Mal tief durch", wies ich sie mit dem Wissen an, dass es ihr womöglich helfen würde, weil es mir auch immer half. Sie tat wie ihr geheißen. Als sie ihre Augen wieder öffnete, hatte sie aufgehört zu schluchzen und hatte sich deutlich besser wieder unter Kontrolle.
"Sei jetzt stark für ihn, weil er kann es gerade nicht selbst sein", sagte ich mit aufmunternder Stimme und half ihr dann hoch, als sie verstehend genickt hatte.
Als ich ihr noch einmal mutmachend die Schulter kurz gedrückt hatte, wollte ich mich abwenden, um zu gehen, doch sie hielt mich noch zurück. "Wir stehen tief in deiner Schuld. Nicht jeder hätte denjenigen gerettet, der einen beinahe getötet hätte. Die meisten hätten ihn in diesem Zusammenhang vermutllich abstürzen lassen, aber du hast ihm geholfen. Du machst deinem Ruf alle Ehre", sagte sie, lächelte mich an und wandte sich dann ab, bevor ich fragen kontne, was ihre Worte bedeuteten.
Als ich mich umwandte, um selbst meinen Weg fortzusetzen, bemerkte ich, dass alle, die sich auf dem großen Platz befanden, mich anschauten. Sie hatten die Konversation anscheinend schweigend verfolgt und jetzt sahen mich alle an und ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Als die ersten anfingen untereinander zu tuscheln, setzte ich mich wieder in Bewegung und Suha folgte mir.
"Es war wirklich toll von dir, dass du ihn gerettet hast. Ich glaube die Frau von eben liebt ihn wirklich sehr", gab Suha von sich und ich nickte nur zustimmend. "Das ist eigentlich das größte Problem daran, wenn zwei Teilnehmer sich während den Prüfungen lieben. Sie haben immer Angst, dass dem Anderen etwas zustößen konnte. Dieser ewige Schmerz, der nur darauf wartet, hervorzubrechen wenn es so weit ist, ist das schlimmste Gefühl von allen", legte Suha dann ihre Gedanken dar und ich wandte meinen Blick zu ihr, während wir die Treppen nach unten stiegen.
"Das klingt so, als sprichst du aus Erfahrung", überlegte ich laut und ein kleines Lachen, was irgendwie schmerzvoll klang, drang aus ihrem Mund. "Oh, das tue ich. Ich trage das nur nicht erst seit den Prüfungen mit mir herum, sondern schon viel viel länger", verriet sie mir und mir fiel erst jetzt auf, dass ich mich mit ihr noch nie wirklich über solche Gefühle unterhalten hatte. Es war das erste Mal und trotzdem konnte wir frei darüber sprechen.
Überrascht sah ich sie an und dann machte es Klick und ich wusste, von wem sie sprach. "Kalin", stellte ich fest und die Ältere nickte seufzend. "Ja, Kalin. Es war schon immer er und wird es auch immer sein", sagte sie und ein trauriges Lächeln lag auf ihren Lippen. Ich wusste, dass sie seit kleinauf Gefährten waren, sie hatten zusammen trainiert und hatten den gemeinsamen Traum vom Abenteurer. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie lang sie die Gefühle schon für sich behielt, aber pltözlich machte es Sinn.
"Warum hast du es ihm nicht schon längst gesagt?", fragte ich sie vorsichtig und hoffte, dass ich ihr damit nicht zu nahe trat. "Es gab bisher keinen guten Zeitpunkt und außerdem sind wir unser Leben lang als Krieger ausgebildet worden. Als Gefährten. Da passen meine Gefühle nicht ins Bild und außerdem weißt du doch, wie Kalin ist. Jede Frau schaut ihm hinterher und es ist nur eine Frage der Zeit, bis er unter den ganzen die Eine findet", sagte sie und wirkte so unsicher, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Suha war immer aufrichtig, stark, mutig und selbstbewusst. Doch was ihre Gefühle anging, schien sie ein anderer Mensch zu sein.
"Aber er hat sie noch nicht gefunden, oder? Was, wenn er sie alle nicht nimmt, weil er nur Eine haben will, die er schon sein ganzes Leben kennt?", fragte ich und Suha wich meinem Blick aus. "Ich kann mir das nur schwer vorstellen, er hat sich mir gegenüber immer nur freundschaftlich oder geschwisterlich verhalten", gab sie preis und ich sah sie an. "Du ihm gegenüber doch aber auch, nicht?", fragte ich und Suha nickte langsam.
"Siehst du. Vielleicht empfindet er wie du und solange du es nicht ansprichst, wirst du es nie wissen", gab ich von mir und lächelte sie aufmunternd an.
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Wie verbringt man im Wartezimmer des Zahnarztes am besten die Zeit? Richtig, man überarbeitet ein Kapitel um es hochzuladen xD
Ich wünsche Euch einen schönen Freitag!
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