Kapitel 35

Ich kam außer Atem vor den Toren von Mondstadt City zum stehen und stützte mich mit beiden Händen auf meinen Knien ab. Ich sog gierig die Luft in meine Lungen, wobei es ziemlich stach. Ich hatte mich ein wenig an Ausdauertraining versucht um meine Kondition zu verbessern und war ein wenig um die kleine Insel, auf der sich Mondstadt City befand, laufen gegangen. Es war nicht leicht gewesen durchzuhalten, vor allem als das Seitenstechen einsetzte, aber ich war nicht stehen geblieben und hatte auch nicht aufgegeben und das machte mich ein wenig Stolz. Eine gute Kondition konnte im Kampf wirklich sehr hilfreich sein. 

Meine Ausdauer war schon deutlich besser geworden, weil ich mittlerweile jeden Tag Schwertkampf trainierte, aber nun wollte ich gezielt die Ausdauer verbessern. Die Idee hing mit der Prüfung zusammen, die am nächsten Tag anstehen würde. Es war eine Prüfung auf Zeit, die jeder einzeln absolvieren musste. Man musste sich vorher auf eine Steinplatte stellen, die dann begann die Zeit zu messen und dann hatte man einen gewissen Zeitraum, um ans Ziel zu kommen und musste auf dem Weg außerdem alle Monster töten, die einem vors Gesicht kamen. 

So war ich also zum Ausdauertraining gekommen und jetzt, wo ich es für heute absolviert hatte, fühlte ich mich schon deutlich besser. Ich richtete mich wieder auf und ging dann mit langsamen Schritten durch das Tor von Mondstadt City. Meine Beine fühlten sich dabei an wie Wackelpudding und ich wollte mich am liebsten einfach nur hinsetzen. Stattdessen lief ich weiter und bemerkte schon währenddessen den Tumult, der sich mal wieder durch Mondstadt City zog. Ein fahrender Händler hatte es mal wieder in die Stadt geschafft. Es war unschwer zu erkennen, dass es sich dieses Mal um einen Süßigkeitenstand handelte, der alle möglichen Leckereien aus ganz Teyvat anbot. 

Trotz dessen, dass ich gerade erst Sport gemacht hatte und lieber etwas Gesundes essen sollte, konnte ich es mir nicht verkneifen, mich ebenfalls an dem Stand anzustellen, um mir etwas zu Essen zu kaufen. So eine Gelegenheit wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen, denn ich war in Teyvat noch nicht besonders viel herum gekommen und hatte dementsprechend auch nur wenige Spezialitäten versucht. 

An der Tafel an der hinteren Wand des Wagens waren die Spezialitäten nach Region sortiert und eine Spezialität aus Natlan zog meine Aufmerksamkeit auf sich. 

Ohne zu zögern bestellte ich die Speise und nur wenig später hielt ich sie in der Hand inklusive einer kleinen Gabel. Als ich den ersten Bissen in den Mund schob, spürte ich eine Geschmacksexplosion auf der Zunge. Es war gebratenes Eis. Das Eis war von einem hauchdünnen Teig umgeben, der angebraten und wunderbar knusprig und warm war, während das Eis kalt und süß schmeckte. Oben drauf war eine rote Soße gegossen wurden, die sowohl süß als auch scharf war. Ich konnte den Geschmack nicht zuordnen, aber all das in Kombination schmeckte wunderbar. 

Ich schob mir einen weiteren Bissen in den Mund und konnte einfach nicht genug von der Speise kriegen, als ich plötzlich bemerkte wie mich jemand anstarrte. Neben mir erkannte ich ein Kind, fast völlig in rot und weiß gekleidet, die mit großen runden Augen auf mein Dessert starrte. Ich erkannte sofort, dass es Klee war, Albedos adoptierte Schwester. 

Ein Lächeln trat auf meine Lippen und ich hockte mich hin, um ihr besser ins Gesicht zu sehen. "Willst du auch mal?", fragte ich sie lächelnd und sie nickte  heftig mit dem Kopf. Fast augenblicklich nahm sie mir meine Süßigkeit aus der Hand und aß ein wenig davon. Dann starrte sie mir begeistert ins Gesicht und verspeiste die Leckerei entzückt einfach weiter. Ich musste leise lachen und sah ihr dabei zu. Für mich würde wohl nicht mehr besonders viel übrig bleiben, aber das störte mich eher weniger.

Schneller als ich schauen konnte, hatte sie aufgegessen und rief: "Das war so lecker!"

Ihre Freude schwappte zu mir über und ich richtete mich grinsend wieder auf. "Freut mich, dass es dir geschmeckt hat", gab ich von mir und Klee sah zu mir hoch. Ihr Blick war nachdenklich und eine Weile sah sie mich einfach nur mit diesem Ausdruck an. Dann sagte sie urplötlzich und ohne jeden Zusammenhang: "Komm mit."

Die Jüngere setzte sich hopsend in Bewegung und ich hatte keine Ahnung, was sie vor hatte, doch begann, ihr zu folgen. Sie sprang die ganzen Treppen fröhlich herauf und noch immer folgte ich ihr nichtsahnend. Dann blieb sie plötzlich mitten vor dem Gebäude des Ordo Favonius stehen und warf mir ein unschuldiges Grinsen zu, bevor sie einfach die Tür aufdrückte um im Inneren des Gebäudes zu verschwinden.

"Klee!", rief ich ihr leicht panisch nach, doch sie war schon verschwunden. Nach kurzer Überlegung beeilte ich mich, ihr zu folgen, bevor noch etwas dummes passierte. Allerdings war das schon längst der Fall. Kaum hatte ich die Tür aufgedrückt, ertönte ein "Ups", sowie ein schepperndes Geräusch. Schnell trat ich vollends ein und erblickte auch direkt das angerichtete Unheil. Klee hatte einen der Blumentöpfe umgeworfen, die auf den kleinen Säulen standen, die sich durch den gesamten Raum zogen. Auf dem Boden hatten sich nun braune Erde, Scherben und Pflanzenteile verteilt. 

Klee sah mich kurz schuldbewusst an, doch strahlte dann direkt schon wieder und fing erneut an, fröhlich durch die Gegend zu laufen. "Klee. Du kannst doch nicht einfach in das Gebäude des Ordo Favonius gehen und Dinge kaputt machen", raunte ich ihr zu, als sie neben mir zum Stehen gekommen war. Doch das interessierte sie herzlich wenig und sie ignorierte meine Worte einfach.

Mit einem Seufzen ließ ich mich auf den Boden sinken und begann die Scherben aufzulesen. Gerade als ich eine der größeren Scherben aus der Erde klauben wollte schnitt ich mich an dieser und ließ sie mit einem Zischen wieder fallen. Augenblicklich tropfte Blut aus dem Schnitt und landete in dem Schlamassel auf dem Boden. Genau in diesem Moment trat eine der Wachen durch eine der Türen und entdeckte mich augenblicklich. Sofort kam der Mann auf mich zugeeilte und ich erkannte den Braunhaarigen sofort. 

"Bao", erinnerte ich mich und sah ihn verwundert an, als ich sein Gesicht vor mir erkannte. Ich wusste zwar, dass Liens Mann als Wache arbeitete, aber ich hatte nicht gewusst, dass er für den Orden arbeitete. "Ayumi, alles gut?", fragte er mich, sobald er die Wunde in meiner Handfläche sah und ich nickte langsam. Der Ältere hockte sich zu mir herunter und zog aus einer Tasche, die sich unter seiner Rüstung befand, ein weißes Stofftaschentusch, dass er mir ohne weiteres um die Hand band, nachdem er überprüft hatte, dass von der Erde nichts in die Wunde gekommen war. Augenblicklich fing das rote Blut an, sich auf dem weißen Grund abzuzeichnen. 

Schweigend half mir Bao dabei, aufzustehen, während Klee noch immer freudig durch die Gegend hüpfte. "Du hast bei den Prüfungen bereits so vielen Gefahren getrotzt. Niemand will, dass dir der Schnitt einer Scherbe jetzt im Weg steht", gab er nur als Erklärung von sich und warf mir ein warmes Lächeln zu. "Lien wäre enttäuscht von mir, wenn ich dir nicht geholfen hätte", fügte er noch hinzu und sein Lächeln war ein Stück breiter geworden und seine Augen hatten angefangen zu glitzern. Er und Lien liebten sich noch immer wie am ersten Tag, das sah man ihnen an. 

Ich sah ihn noch kurz an, bevor ich mich wieder bücken wollte, um wenigstens die Pflanze aus dem Unheil zu retten, doch Bao hielt mich am Arm zurück, während er sagte: "Lass nur. Ich mach das schon. Du solltest dich lieber um den kleinen Wirbelwind dort kümmern". Er deutete mit seinem Kopf auf Klee.

Ein kleines Lächeln trat auf meine Lippen. "Danke und sag Lien liebe Grüße", sagte ich noch und Bao nickte. Dann wandte ich mich wieder Klee zu, die mittlerweile ungeduldig an meiner Kleidung zupfte. 

"Jetzt komm endlich", quengelte sie und ich begann wieder, ihr zu folgen. Wir liefen noch ein wenig durch das Gebäude, bis sie schließlich vor einer unscheinbaren Tür stehen blieb. Ohne Vorwarnung zog sie die Tür einfach auf und trat ein. Zögernd folgte ich ihr, ohne zu wissen, ob sie überhaupt berechtigt war, das zu tun. Vermutlich eher nicht. 

Kaum war ich in den Raum getreten, wurde ich von dem Geruch nach Farbe überschüttet. Der Raum war nicht besonders groß und das Licht, das einfiel wurde durch Staffeleien und allerlei Leinwänden verdeckt. Zunächst erkannte ich nicht besonders viel, weil ich so viel gleichzeitig sah. Unmittelbar vor mir befanden sich riesige Landschaftszeichnungen auf Leinwand, die alle auf einer Staffelei ruhten. 

Ich hatte kaum Zeit, die verschiedenen Kunstwerke zu betrachten, als Klee sagte: "Du musst hier hinten gucken." Sie bedeutete mir, ihr zu folgen und bahnte sich ihren Weg durch eine kleine Lücke zwischen den Staffeleien. Schweigend folgte ich ihr, um zu sehen, was sich hinter den Landschaftszeichnungen befand. 

Kaum hatte ich das getan, wurde ich von dem Anblick, der sich mir bot, völlig überrumpelt und begraben. Auch hier befanden sich unfassbar viele Zeichnungen. Kleine, große, Ölgemälde, Kreidezeichnungen und teilweise auch nur Entwürfe. 

Doch auf jeder einzelnen Zeichnung war ich zu sehen.

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Macht ihr irgendeine Art Sport? Ich gehe seit geraumer Zeit wieder Laufen und Halleluja, den Muskelkater habe ich nicht vermisst ;-;

Habt eine tolle Woche!

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