Kapitel 23
Das Training mit Albedo hatte dafür gesorgt, dass ich gegen Mitte des Tages so müde wurde, dass ich mich zwangsweise schlafen legen musste, wenn ich die morgige Prüfung überstehen wollte. Wenn ich ehrlich mit mir selbst war, fürchtete ich mich ein wenig vor der anstehenden Prüfung. Sie würde in Drachengrat stattfinden. Der Region Mondstadts, in der das ganze Jahr über tiefster Winter herrschte. Wer schlau war und ein wenig Verstand hatte, hielt sich vom Drachengrat fern. Trotz der Kälte gab es in dieser Region viele Monster und man konnte sich leicht verirren. Wer sich dort nicht auskannte und abseits der Wege stecken blieb, war dem Tode geweiht.
Noch wusste ich nicht, was die Aufgabe sein würde, doch das erfuhr ich bereits am nächsten Morgen in aller früh, als Suha mich aus meinem Schlaf riss. Die Dämmerung war gerade erst angebrochen und ich rieb mir verschlafen die Augen.
"Ayumi du musst aufstehen", sagte sie leise um die anderen Gäste in der Pension nicht zu wecken. "Was ist los?", fragte ich noch halb verschlafen, doch Suha warf mir bereits die Klamotten zu, die ich mir am Abend zuvor zurecht gelegt hatte.
"Die neue Aufgabe wurde soeben bekanntgegeben und wir müssen jeden Zeit Vorteil nutzen, den wir haben. Wir müssen in Drachengrat Blutrote Achate suchen und sammeln", erklärte sie mir und sofort war ich wach. "Die blutroten Achate? Von denen gibt es nur 80 Stück und wenn sie gesammelt werden, dauert es ein ganzes Jahr, bis sie sich neu gebildet haben", überlegte ich laut und Suha nickte. "Vermutlich sind im Moment nicht mal alle achtzig vorhanden, da es immer wieder Menschen gibt, die sie sammeln."
Ein freudloses Lachen drang über meine Lippen. "Ist ja auch kein Wunder, sie sind unglaublich wertvoll. Man kann sehr viel Mora damit verdienen und exzellente Waffen damit herstellen, die leider nahezu unbezahlbar sind", ergänzte ich Suhas Ausführung und sie nickte zustimmend. Plötzlich kam mir ein Gedanke. "Wir sind über hundert Teilnehmer und vermutlich gibt es momentan nicht alle achtzig von den roten Kristallen. Wie soll jeder Teilnehmer an einen heran kommen?"
"Das ist nicht die Schwierigkeit. Es reicht, wenn du es zu einer der Stellen schaffst, an denen sich blutrote Achate bilden. Allerdings bekommen diejenigen, die einen Achat erwischen, sehr viele Zusatzpunkte. Dadurch wird das Ganze zu einem unglaublich großen Wettstreit.", erklärte sie mir und ein Seufzer drang über ihre Lippen. Ein sorgenvoller Ausdruck stand in ihren tiefbraunen Augen geschrieben. "Das ist allerdings nicht das Problem. Schwieriger ist eher, an die Orte zu kommen, an denen man die Achate bekommen kann. Zu allem übel ist es auch noch eine Aufgabe, die man alleine lösen muss. Man darf sich nicht gegenseitig helfen, an die Orte zu gelangen. Das macht mir Sorgen", sprach sie ihre Bedenken aus und sofort verfinsterte sich auch mein Blick ein wenig.
Suha drehte sich mit einem Seufzen Richtung Tür. "Wie auch immer, Keith ist gerade in der Bibliothek um ein paar Orte zu suchen, an denen man das Gestein finden kann. Beeil dich. Wir müssen jeden zeitlichen Vorsprung nutzen, den wir kriegen können."
Und mit diesen Worten verließ sie mein Zimmer. Ich hingegen machte mich sofort daran, mich anzuziehen. Mehrere Schichten, dicker Stoff, Handschuhe, praktische Kleidung, feste Schuhe, Schwert auf meinem Rücken. Dann schnappte ich mir zwei Taschen, die ich am Gürtel meiner Hose befestigen konnte und packte alles ein, was ich für nötig hielt. Nach kurzer Zeit trat ich aus der Pension und schwitzte sofort, weil es viel zu warm für solche Kleidung war, doch nachher würde sie mir nützen.
Unten erwarteten mich Keith und Suha. Ich begrüßte beide und Keith hatte eine ernste Miene aufgesetzt, die mir den Stand der Lage vor Augen führte. "Ich habe fünf Standorte raus gesucht, an denen wir zu 95% blutrote Achate finden werden. Bonuspunkte für jeden von uns. Allerdings sind diese Orte schwer zu erreichen", erklärte mir der Blauhaarige ohne große Umschweife und nach kurzer Verwunderung wurde mir bewusst, dass einmal mehr meine bereits eingespielte Truppe eine wichtige Rolle spielte. Auch wenn ich die Vermutung hatte, dass die fünfte Person im Moment nicht Albedo, sondern Suha war. Woher Keith und Sie sich bereits kannten, fragte ich gar nicht erst nach.
"Chiyo und Tia sind bereits in Drachengrat und wir machen uns auch gleich auf den Weg", fügte Suha hinzu und ich nickte verstehend. Zu meinem Erstaunen, kniete Keith sich auf den Boden und breitete eine Karte vor mir aus, die den Drachengrat darstellte. Der Blauhaarige sah mich von unten mit seinen blauen Augen an. "Kannst du klettern?" fragte er mich und ich nickte zögerlich. "Auf Bäume besser als auf Berge. Aber ich weiß, wie ich es machen muss. Ich brauche keine Ausrüstung - denke ich ", erklärte ich und Keith nickte. "Das wird reichen", vermittelte er mir nur und ich warf ihm fragende Blicke zu, doch der Jüngere war bereits wieder auf die Karte vor ihm konzentriert.
Sein Finger landete zielgenau auf einem der Berge, die sich beim Frosthimmelsnagel befanden. Auf einer Zwischenebene weiter unten war ein Teleportationspunkt eingezeichnet. Der Standort, auf den Keith zeigte, befand sich im Nordosten des Teleportationspunktes. "Auf der Spitze des Berges wirst du einen der Kristalle finden. Ich bezweifle, dass ihn jemand anderes nimmt, wenn du dich beeilst. Der einzige Haken ist, dass es reines Klettern ist und der Berg ist sehr steil. Allerdings brauchst du für diese Stelle keinen Windgleiter, um dorthin zu gelangen, wie es bei vielen anderen Orten, an denen man blutrote Achate findet, der Fall gewesen wäre. Da ich nicht wusste, ob du einen Flugschein hast, bin ich also auf Nummer sicher gegangen und habe dir diesen Ort zugeordnet. Dort gibt es außerdem keine Monster, die du bekämpfen müsstest. In einem der Bücher, die ich zur Recherche verwendet habe, war die Rede von einer Feuerstelle, die sich auf halben Weg auf einem Felsvorsprung befindet. Wenn du diese Feuerstelle findest, kannst du sie zum Aufwärmen nutzen", erklärte mir Keith und ich nickte verstehend.
Der Jüngere faltete seine Karte sorgfältig zusammen und richtete sich auf, während ich überlegte, ob ich Streichhölzer in meiner Tasche hatte und zu dem Entschluss kam, dass dies der Fall war. Wir drei blickten uns daraufhin alle an.
"Nun denn, viel Erfolg und kommt alle heil zurück", gab ich von mir, als wir zum nächsten Teleportationspunkt gelaufen waren. Auf dem kurzen Weg dorthin hatte ich erfahren, dass es erlaubt war, sich zum Drachengrat und am Ende nach Mondstadt City zurück zu teleportieren. Suha brachte ein Nicken zustande und wünschte mir viel Glück, während Keith mir versicherte, dass ich es schaffen würde, den Achat auf dem Berg zu ergattern. Dennoch war die Stimmung zwischen uns dreien in dem Moment bedrückt. Wir alle waren uns der Schwierigkeit der Prüfung bewusst und wir wussten ebenfalls, dass wir in die jeweils Anderen Vertrauen haben mussten, denn gleich würden wir auf uns alleine gestellt sein und dann konnte uns niemand mehr helfen.
Ich atmete einmal tief durch und brachte dann ein leichtes Lächeln zu Stande. Bevor das ganze zu schwer für mich wurde, teleportierte ich mich jedoch nach Drachengrat, zu dem Teleportationspunkt, der sich auf einer der Zwischenebenen befand. Kaum war ich dort angekommen, durchfuhr mich ein halber Schock, da es in Mondstadt City noch so warm gewesen war und in diesem Gebiet hier absolute Kälte herrschte.
Ohne groß nachzudenken hauchte ich in meine Handflächen und rieb meine Hände aneinander, die schneller an Wärme verloren, als mir lieb war. Ich zog die Wollhandschuhe aus meiner Tasche, die ich mir eingepackt hatte und ließ meinen Blick über den dämmernden Himmel schweifen. Es war noch nicht besonders hell, was für den Moment bedeutete, dass ich jeden Schritt mit doppelter Achtsamkeit wählen musste, um keinen Fehltritt zu erleiden. Der einzige Vorteil, der in diesem Gebiet des Drachengrat bestand, war, dass es hier keine Monster gab, da die Felsen einfach zu steil waren und auf dem steinigen Untergrund nichts essbares wuchs. Keith hatte also Recht gehabt.
Nachdem ich meine Umgebung kurz mit meinen Blicken erkundet hatte und mich orientiert hatte, wo sich welche Himmelsrichtung befand, wandte ich mich dem steinigen Riesen im Nordosten zu. Ein weiteres Mal prüfte ich, ob meine Taschen richtig befestigt waren und schlang mir meinen dicken Schal enger um den Hals. Ich konnte nicht anders, als meinen Kopf zu heben und mir anzusehen, was da auf mich zukommen würde. Der Berg war hoch und ich konnte die Spitze nicht einmal wirklich erkennen, da sie von dichten Wolken verhüllt war, die den farblosen Himmel bedeckten.
Der kalte Wind, der immer abflaute, nur um dann wiederzukommen, pfiff mir bereits jetzt um die Ohren und ich wollte mir gar nicht erst ausmalen, wie es dann auf der Bergspitze sein mochte. Der Wind konnte in solchen Höhen ein gefährlicher Begleiter sein, aber immerhin schneite es nur so leicht, dass man die kleinen Flocken kaum wahrnahm und man freie Sicht hatte. Ich hoffte inständig dass das so bleiben würde. Trotzdem war es bitterlich kalt und wenn ich mich nicht bald in Bewegung setzte, würde ich fest frieren.
Also fing ich an zu Klettern, mit dem stummen Versprechen an mich selbst, dass ich den Achat sicher und unbeschadet nach Mondstadt City bringen würde.
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Ja, ich habe den Zweck der blutroten Achate und ein paar Details passend zur FF umgeändert. Aber es ist ja eine Fanfiction, deswegen, alles ist möglich ;D
Ansonsten wird die Story langsam spannender, da kommen tolle Sachen auf Euch zu!
Ich verziehe mich dann mal aufs Sofa und lese ein bisschen in meinem CR. Habt einen tollen Abend! :)
Song Empfehlung #11:
Faster - Sofi de la Torre
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