Kapitel 17
Trotz dessen, dass ich so müde gewesen war, war ich bereits wieder wach, als die Sonne noch nicht einmal im Zenit stand. Ich konnte mich in meinem Bett drehen und wälzen wie ich wollte, es nützte einfach nichts. Mein Körper ließ mich nicht mehr in die Traumwelt gleiten. Während ein Seufzer meine Lippen verließ, stand ich auf und ging dann in das kleine Bad, um mich fertig zu machen.
Während ich mir leichte Kleidung anzog, in der ich in der Hitze nicht all zu sehr schwitzen würde, kam ich zu dem Entschluss, dass ich die Zeit nutzen könnte, um zu trainieren. Gesagt, getan.
Mit leichten Schritten bewegte ich mich auf den kleinen Trainingsplatz zu, der sich neben dem Ordo Favonius befand. Zwei Leute, die ich noch nie zuvor bei den Prüfungen gesehen hatte, trainierten ebenfalls gerade. Langsam bewegte ich mich an ihnen vorbei, um mir eins der Trainingsschwerter zu holen, die sich an der Wand befanden. Dann suchte ich mir eine Trainingspuppe am Rand aus und versuchte ein paar Kampfabfolgen.
Ich beobachtete außerdem die beiden Anderen, die dort trainierten, um eventuell ein paar richtige Bewegungen aufzuschnappen und nachzuahmen. Für eine gewisse Zeit funktionierte es eigentlich ganz gut, doch irgendwann bemerkte ich, dass es mir nicht besonders viel brachte. Mein Arm war schwer und ich konnte das Schwert bereits jetzt nicht mehr richtig halten. Außerdem würde ich die Bewegungen im Kampf niemals so ausführen können, weil ich dort nicht so lange Zeit hatte, um über meine Schläge nachzudenken.
Ich stieß einen frustrierten Laut aus und riss dabei meine Hände verzweifelt in die Höhe. Doch anscheinend hatte ich das Trainigsschwert nicht richtig festgehalten, denn es rutschte mir aus der Hand, segelte durch die Luft und traf jemanden, der gerade auf den Übungsplatz gekommen war.
"Anscheinend bin ich nicht erwünscht, Prinzessin", gab Kalin von sich, während er sich die schmerzende Stelle an seiner Schulter rieb.
"Was willst du?", fragte ich barscher als beabsichtigte und ignorierte geflissentlich meinen Spitznamen, doch Kalin schien mein Ton in keinster Weise zu stören, denn er redete unbeirrt weiter.
"Wir trainieren auf der Wiese hinter der Brücke. Suha will dich dabei haben", erklärte er mir und verschränkte die Arme vor der Brust, während er mich herausfordernd angrinste. "Von mir aus", sagte ich nur und hob mein Holzschwert wieder vom Boden auf, um es mitzunehmen. "Das wirst du nicht brauchen", sagte Kalin stattdessen. Und ich fragte nicht einmal warum, denn mittlerweile wunderte mich fast nichts mehr.
Ungefähr zehn Minuten später fanden wir uns hinter der Brücke von Mondstadt City auf einer Wiese wieder. Ich hatte in der Zwischenzeit mein richtiges Schwert geholt, weil Kalin mich darauf hingewiesen hatte. Zu meinem Erstaunen waren mehr anwesend, als ich erwartet hatte. Es waren nicht nur Suha, Kalin und Ich, sondern anscheinend auch noch zwei von Kalins Freunden, Keith, ein Mädchen, dass ich nicht kannte und Chiyo, die mir aufgeregt mit ihrer unverletzten Hand zuwinkte.
Anscheinend war es effektiv, zusammen zu trainieren. Suha kam auf mich zu und begrüßte mich gut gelaunt. "Zeit, dass wir an deinem Gefuchtel etwas ändern", sagte sie an mich gewandt und ich nickte zustimmend.
Innerhalb kürzester Zeit wurde mir bewusst, dass sich bei diesem Training jeder etwas anderem widmete. Chiyo beispielsweise versuchte ihren Kampfstil mit nur einer Hand zu meistern. Andere arbeiteten an dem Kampf mit ihren Visionen. Bei mir sollte der Fokus auf meinem Schwertkampf liegen und Suha hatte es sich zur Aufgabe gemacht, mich zu trainieren.
Für den Anfang blieb es bei einfachen Übungen. Das Schwert in einem Kreis über den Kopf wirbeln und auf den Gegner von oben einschlagen. Einen Ausfallschritt machen und dabei das Schwert gerade nach vorne in meinen imaginären Gegner stechen. Einen Halbkreis mit dem Schwert ziehen, um den Gegner an der Seite zu erwischen.
Ich wiederholte die Übungen zuerst langsam, um sie mir einzuprägen und die Abfolge in meinem Gehirn zu speichern. Dann versuchte ich meine Geschwindigkeit zu erhöhen. Ich wiederholte die Übungen so oft, dass ich mir sicher war, sie mir wirklich gemerkt zu haben. "Diese Übungen müssen in Fleisch und Blut übergehen", erklärte mir Suha und zog ein Schwert. Es war seltsam sie ohne Speer zu sehen, aber ich war mir sicher, dass sie auch mit dem Schwert wirklich gut kämpfen konnte.
Heute hatte die Ältere ihre sonstigen Klamotten gegen kurze, praktische Trainingssachen eingetauscht und ihre dicken, orangen Haare zu einem einfachen Pferdeschwanz zusammengebunden.
"Die Bewegungen, die du gerade gelernt hast, führst du nun gegen mich aus", gab Suha von sich und begab sich in Kampfhaltung. Ich atmete erschöpft aus und strich mir mit dem Arm den Schweiß von der Stirn. Dann begann ich langsam, die Bewegungen erneut durchzugehen. Doch diesmal bewegte sich Suha langsam mit mir, reagierte auf meine Schritte, führte ihr Schwert im Takt zu meinem und vollführte mögliche Parierschläge.
"Die Bewegungsabfolge hast du jetzt drauf, aber im Kampf musst du schnell sein, damit sie auch funktionieren", erklärte die Ältere mir und griff mich ohne Vorwarnung an. Ich konnte gerade so ihrem Schwert ausweichen und trat einen Schritt zurück. Sie hatte mich von unten angegriffen. ich sah meine Chance, schwang mein Schwert über meinen Kopf und schlug von oben auf sie ein. Doch schneller als ich blinzeln konnte, hatte sie meinen Schlag pariert und hatte mir mein Schwert aus der Hand geschlagen, das mit einem dumpfen Geräusch im Gras landete.
Schwer atmend blickte ich der Älteren entgegen, die mich angrinste. "Zu langsam", sagte sie nur. Ich atmete tief durch, bevor ich mein Schwert aus dem Gras aufhob. Das musste doch irgendwie zu schaffen sein. Noch in der gleichen Bewegung, in der ich die Waffe aufgehoben hatte, griff ich die Orangehaarige Kriegerin an. Eine Strategie, die mir schon oft geholfen hatte: nutze das Überraschungsmoment!
Und tatsächlich, Suha hatte meinen Angriff nicht kommen sehen und riss ihre Augen vor Überraschung leicht auf. Ich führte einen Schlag aus, den die Ältere nur gerade so parieren konnte. Diesmal schaffte ich es, mein Schwert etwas länger in der Hand zu halten, als beim ersten Mal. Dennoch war ich bereits kurze Zeit später wieder entwaffnet.
"Nicht schlecht, aber immer noch zu langsam", gab Suha von sich. Diesmal war sie diejenige, die sich bückte, um das Schwert aufzuheben. Sie fasste die Waffe an der Spitze an, um mir den Griff entgegen zu halten. Als ich das Schwert entgegen nahm, sah sie mich mit ihren tiefbraunen Augen an. "Du musst schneller werden", sagte sie eindringlich und ich nickte nur, zu außer Atem, um etwas zu erwidern. Und dann griff sie mich wieder an.
So ging es eine ganze Weile weiter und jedes Mal schlug sie mir mein Schwert aus der Hand. Irgendwann war ich so frustriert und am Ende meiner Kräfte, dass ich mich ins Gras legte und den Himmel mit der Sonne betrachtete, die mich spöttisch anlachte. Suha stellte sich neben mich und blickte auf mich herunter. In ihren Augen stand ein weicher, mitfühlender Ausdruck.
"Es ist nicht leicht, ich weiß", sagte sie an mich gewandt und ich sah sie nur nachdenklich an. "Ich habe Jahre gebraucht, bis ich so kämpfen konnte, wie jetzt. Es ist ein langer Weg, bis man so etwas wirklich perfektioniert hat. Es braucht viel Kraft, Nerven aus Stahl und einen guten Lehrer."
Ich musste, trotz meines Frustes, schmunzeln. "Den habe ich zum Glück", erwiderte ich und ein Lächeln zupfte an den Lippen der Älteren. Die Orangehaarige sah überhaupt nicht so aus, als hätte sie die ganze Zeit gegen mich gekämpft. Ein paar Strähnen waren aus ihrem Zopf gerutscht, aber in ihrem Gesicht lag keine Spur von Anstrengung.
"In dieser kurzen Zeit wirst du niemals ein so guter Kämpfer werden, Ayumi. Aber hier geht es nicht darum jemanden zu beeindrucken oder wie gut du wirst, sondern dass du überhuapt kämpfen kannst. Dass du eine Chance hast, die Prüfungen heil zu überstehen. Dass du, zur Not, gegen andere Krieger ankommen kannst. Dass du nicht kampflos stirbst", erklärte sie mir und ihre Worte drangen bis in mein Gehirn vor. Ich dachte darüber nach und wusste, dass sie recht hatte. Ich wollte Kämpfen lernen, selbst wenn es nur für mich selber war.
Ich starrte vom Boden aus zu ihr hoch und kniff meine Augen gegen das Sonnenlicht leicht zusammen. "Also", fing Suha an und streckte mir ihre Hand entgegen, um mir aufzuhelfen.
"Erste Regel: Bleib niemals am Boden liegen, steh immer wieder auf."
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Zuerst muss ich mich entschuldigen, dass ich Mittwoch nicht geupdatet habe. Ich war spät zu Hause und bin dann direkt wieder los um zu BTS: Yet to come ins Kino zu gehen. Ich war erst in der Nacht wieder zu Hause und musste den nächsten früh zeitig raus.
Meine Woche war generell sehr anstrengend und das Wochenende ist mindestens genau so voll gepackt.
Ich hoffe ihr habt ein bisschen Zeit zum entspannen :)
Ansonsten wünsche ich euch einen schönen restlichen Freitag Abend!
Song Empfehlung #5
Coast - Hailee Steinfeld
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