Kapitel 14
Das Herz klopfte mir fest in meiner Brust und die Aufregung durchströmte meine Blutbahnen so schnell, dass meine Beine sich anfühlten wie Wackelpudding und meine Hände verräterisch schwitzten. Ich wusste nicht einmal, warum ich so aufgeregt war. Es war nur eine weitere Prüfung und dennoch schnürte die Aufregung mir den Hals zu. Wahrscheinlich lag es daran, dass ich heute Bekanntschaft mit Teilnehmern machen würde, die ich nicht kannte. Es waren nur Menschen, klar. Meine Sorge bestand eher darin, dass mich mit ihnen nicht verstand und eine Zusammenarbeit kompliziert wurde.
Ich atmete tief durch, bevor ich mit Suha dann endlich die letzten Treppenstufen hinauf ging und den großen Platz um die Anemo Archon Statue betrat. Die Sonne war gerade dabei unterzugehen und der Platz wimmelte von Menschen. Unweit von den Treppenaufgängen entfernt, hatten sich kleine Schlangen gebildet und Suha und ich stellten uns hinten an. Es ging zügig voran und wir mussten nicht lange warten. Als wir an der Reihe waren, nannten wir unsere Namen. Kurz darauf erschienen zwei der Helfer, die die Teilnehmenden zu ihren Gruppen führten.
Zu meinem Bedauern wurden Suha und Ich in zwei verschiedene Richtungen geführt. Wir waren also nicht in einer Gruppe. Während meine Orangehaarige Freundin zu einer Gruppe am Rande der Mauer gebracht wurde, verlief mein Weg unmittelbar zur Mitte des Platzes. Zum Fuße der Anemo Archon Statue standen bereits zwei Personen und mir war sofort klar, dass ich zu dieser Gruppe gehören würde. Die Frau, die mich hingeführt hatte, teilte mir noch mit, dass wir unser Gebiet zugewiesen bekommen würden, sobald wir vollständig waren und wünschte mir viel Glück.
Ich war noch nicht mal ganz zum stehen gekommen, da sprach mich bereits einer der Beiden an, die vor mir standen. "Du bist Ayumi, oder? Ich habe schon viel von dir gehört. Ich bin Keith", gab er von sich und streckte mir sofort seine Hand entgegen. Leicht überrumpelt ergriff und schüttelte ich diese. So schnell, wie er mir die Hand hingestreckt hatte, zog er sie auch wieder zurück. Ich überlegte, wo ich seinen Namen schon einmal gehört hatte und während ich ihn betrachtete und meinen Blick über seine äußerst einfache Kleidung in gedeckten Farben wandern ließ, die er an seinem schlaksigen Körper trug, fiel es mir wieder ein. Kalin hatte seinen Namen erwähnt. Durch ihn hatte Kalin von meinen Stärken erfahren.
"Du hast schon viel von mir gehört?", fragte ich, als seine Worte endlich zu mir durchgedrungen waren und er nickte. "Richtig. Du magst zwar denken, dass dich niemand kennt, aber dieser Gedanke ist äußerst falsch. Dein Name ist bereits durch viele Münder gewandert", erklärte er und ich sah ihn leicht überrumpelt an. Noch während er sprach wusste ich, dass er diese Art Typ war, der beim Reden andauernd seine Brille hoch schieben würde, wenn er eine hätte. Was mich jedoch irritierte waren seine Haare. Das grelle blau, das sie aufwiesen, passte überhaupt nicht zum Rest seiner Erscheinung und bildete regelrecht einen Kontrast.
Ich wurde aus meinen Gedanken gerüttelt, als eine weitere Person zu uns stieß. Es war ein Mädchen. Ihre Gesichtszüge waren noch sehr weich, sie musste noch jung sein. Dennoch hatte sie eine aufrechte, graziöse Gestalt und war mindestens zehn Zentimeter größer als ich. Ihre Dunkelblauen Augen blickten in die Runde und sie hatte ein strahlendes Lächeln auf den Lippen. Euphorisch hob sie ihre Hand, um zur Begrüßung zu winken, wobei die zwei Space Buns auf ihrem Kopf leicht wippten. "Hi, ich bin Chiyo!", gab sie erfreut von sich und ich lächelte ihr zu. Ich war mir absolut sicher, dass sie aus Liyue sein musste. Es waren nicht nur ihre Schwarzen Haare und das blaue Cheongsam, das sie trug, sondern auch ihre Ausstrahlung.
Noch bevor ich mich vorstellen konnte, übernahm Keith das für mich. "Hallo, ich bin Keith. Das ist Ayumi und und die links von mir ist Tia", stellte er uns alle vor und erst jetzt fiel mein Blick auf die Frau neben Keith. Ich hatte die ganze Zeit gar nicht auf sie geachtet, vermutlich, weil sie bis jetzt nicht ein was gesagt hatte. Sie schien nicht sehr gesprächig zu sein.
Ihre Ausstrahlung wirkte sehr erwachsen und ihr Gesichtsausdruck war ernst. Alles an ihrer Erscheinung war faszinierend. Sie hatte braune Haut und dunkle Augen. Ihre langen, schwarzen Haare waren zu vielen kleinen Zöpfen geflochten, die sie mit einem breiten weißen band zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Sie hatte äußerst üppige Brüste, die sie nur mit einem breiten, weißen Band ohne Träger bedeckte. Es stellte ihr Oberteil dar. Dazu trug sie eine Art sehr kurze weiße Hose, welche vorne und hinten durch ein durchsichtiges Tuch gesäumt wurden, was bis zum Boden reichte. Sie trug keine Schuhe, ihre Füße waren lediglich vom Spannen bis zum Beginn der Zehen mit einem Band umwickelt und am Knöchel trug sie an einem Band ihre Pyro Vision. Auf dem Rücken trug sie ihren Köcher mit den Pfeilen und einen Bogen.
Ich war so beeindruckt von ihr und ihrer Ausstrahlung, dass ich die fünfte Person in unserer Gruppe erst bemerkte, als er bereits neben mir stand. Ich drehte meinen Kopf und mein Herz wurde vor Erleichterung etwas leichter. Die Person, die unsere Gruppe vervollständigte, war Albedo.
Jedoch kamen wir nicht dazu, uns gegenseitig noch einmal vorzustellen, denn es kam direkt ein Mann, der uns mitteilte, dass unser Einsatzgebiet das Klagewind-Plateau, und hier explizit der Wolfenlauf, war. Das Gebiet war in Ordnung. Es gab dort nicht so viele Monster wie beispielsweise bei Dvalins Ruinen. Die anderen aus der Gruppe schienen ebenfalls mit dem Gebiet zufrieden zu sein.
Als nächstes bekamen wir erklärt, dass wir für diese Prüfung die Teleportationspunkte nutzen durften, da es diesmal keine Extrapunkte gab, wenn wir diese nicht nutzten. Manche Gebiete waren von Mondstadt City weiter entfernt als andere und zu Fuß würde man die Gebiete vor Einbruch der Dunkelheit nicht mehr erreichen. Aus diesem Grund bewegten wir uns als Gruppe auch zum nächsten Teleportationspunkt und warteten, bis wir an der Reihe waren. Alle fünf legten wir unsere Hände auf den Teleportationspunkt und nur wenige Sekunden später fanden wir uns im Wolfenlauf, in Nähe des Wassers wieder, welches Mondstadt City umgab.
"Wir brauchen zunächst einen Plan", gab Keith augenblicklich von sich und erhielt zustimmendes Nicken. "Das Gebiet ist nicht allzu groß, es sollte also ganz gut klappen, wenn wir die Gruppe in zwei kleinere Gruppen unterteilen. Die eine Gruppe patrouilliert links des Weges, die andere rechts des Weges. Wenn auf dem Weg Monster gesichtet werden, vernichtet die Gruppe die Monster, die sie zuerst entdeckt", überlegte ich und die anderen hörten Aufmerksam zu.
"Das Gebiet links des Weges ist kleiner, es sollte also reichen, wenn dort zwei patrouillieren. Rechts des Weges werden drei Leute eingesetzt", erklärte Keith und ich hörte aufmerksam zu.
"Tia ist die Älteste hier, sie geht mit mir und Chiyo, weil wir die Jüngsten sind. Wir übernehmen das Gebiet rechts des Weges. Ihr beiden übernehmt das Gebiet links", gab der Blauhaarige von sich und deutete auf mich und Albedo. "Wenn es Probleme gibt, die wir nicht alleine bewältigen können, suchen wir die jeweils andere Gruppe auf. Zu Sonnenaufgang treffen wir uns wieder hier an dem Teleportationspunkt."
Keith ließ seinen Blick durch die Gruppe schweifen und ich fragte mich, wir er bereits so viel über alle Gruppenmitglieder wissen konnte. Seine Stärke schien allerdings in der Strategie zu liegen und er kam mir äußerst intelligent vor, weshalb es mich nicht verwundern würde, wenn er sich über jeden ausreichen informiert hätte.
"Auf eine ruhige Nacht!", gab Chiyo in euphorischen Ton von sich und riss mit einem breiten Grinsen auf den Lippen ihre Faust in die Höhe. Ich konnte nicht anders, als ihr Lächeln zu erwidern. Dieses Mädchen strahlte pure Freude aus und sofort wuchs mein Wille, diese Nacht heil zu überstehen. "Und darauf, dass alle unverletzt bleiben", fügte Keith hinzu und ich nickte Chiyo, Keith und Tia zu, als eine kurze Geste des Abschieds.
Die Dreiergruppe drehte sich von uns weg, lief noch kurz den Weg entlang und begann dann die Felsen hinaufzuklettern.
Auch Albedo und ich setzten uns in Bewegung, als gerade die letzten Sonnenstrahlen hinter dem Horizont verschwanden. Ich wusste nicht wieso, aber mit seiner Anwesenheit fühlte ich mich sicherer. Vielleicht deshalb, weil ich ihn schon kannte. "Ich bin froh, dass wir in eine Gruppe gekommen sind", gab ich von mir, bevor ich wirklich darüber nachgedacht hatte, diese Worte zu sagen. Albedo sah mich von der Seite leicht an und sagte: "Ich auch."
Überrascht sah ich den Aschblonden an, doch er sagte nichts mehr. Also richtete ich meinen Blick wieder auf das, was vor mir lag. Wir gingen ein Stück weit den erdigen Weg entlang, bevor wir nach links einschlugen und unsere Füße durch Gras streiften. Zwischen den Bäumen entdeckte ich ab und zu Lampenkraut, welches in der zunehmenden Dunkelheit sanft blau leuchtete. Der Anblick hatte etwas beruhigendes und verlieh mir Mut.
Ein wohliges Gefühl der Zuversicht ergriff meinen ganzen Körper und sorgte für einen Schauer, der über meine Arme jagte. Die Nacht würde lang werden, aber ich würde alles daran setzen, dass wir alle ohne Verletzungen den nächsten Tag erblickten.
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Nun sind also mal wieder neue Personen dazu gekommen und Achtung kleiner Spoiler: Ihr werdet ihnen noch öfter begegnen ;)
Ich haue mich jetzt aufs Sofa und gucke Kdrama. Einen wunderschönen Freitagabend euch! :)
Song Empfehlung #2:
Offenes Verdeck - Lina
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