Kapitel 13
Im Gegensatz zu den anderen Tagen, war es an diesem nicht so heiß, dass man das Gefühl hatte, man würde in der Hitze schmelzen wie Kerzenwachs. Laut Suha war es das perfekte Wetter um ein wenig zu trainieren. Da sie sich in Mondstadt nicht allzu gut auskannte, hatte ich mich bereit erklärt, ihr den kleinen Trainingsplatz hinter dem Ordo Favonius zu zeigen. Die nächste Prüfung würde erst heute Abend bei Anbruch der Dunkelheit beginnen, was bedeutete, dass wir den Tag über frei hatten.
Suha hatte versucht, mich zu überreden, dass sie mir das Kämpfen ein wenig beibringen konnte und ich hatte ihr gesagt, ich würde spontan entscheiden. Unsere kommende Prüfung würde uns die ganze Nacht beschäftigen und zu meinem Bedauern war ich viel zu zeitig wach gewesen, was für mich bedeutete, dass ich mir meine Kräfte aufsparen und gut einteilen musste.
Wir liefen die Treppen nach oben und als wir das Gebäude des Ordo Favonius neben uns aufragen sahen, konnte ich nicht anders, als stehen zu bleiben und das Gebäude einmal mehr zu bewundern. Es war so groß und eindrucksvoll und stand für so viele Gutes und Starkes. Hier wurden Gesetze für Mondstadt festgelegt und man sorgte für Frieden und Ordnung.
Nach dem ich dem Gebäude noch einen bewundernden Blick zugeworfen hatte, setzte ich meinen Weg fort. Ich lief recht nah an dem Gebäude, um im Schatten zu bleiben. Suha hingegen schien die Sonne nichts auszumachen, sie sah sogar eher danach aus, als würde sie die Wärme genießen.
Wir hatten den kleinen Trainingsplatz hinter dem Ordo Favonius fast erreicht, als sich plötzlich eine dickflüssige Substanz über meinem Kopf ergoss und etwas scheppernd neben mir auf dem Boden aufkam. Ich erschrak mich so sehr, dass mir ein kleiner Schrei aus dem geöffneten Mund rutschte und mein Herz zu rasen begann.
Die Flüssigkeit tropfte von meinem Kopf und lief an meinem Gesicht herunter und als ich die Hand hob um mir die Substanz von den Augenbrauen zu streichen, bemerkte ich, dass es Farbe war, die da vom Himmel gefallen war. Rote Farbe.
Mein Blick huschte verdutzt zu Suha, deren Mundwinkel verräterisch zuckten, bevor ich schließlich den Blick nach oben hob, um zu schauen, wo die Farbe herkommen war. Ich musste ein bisschen blinzeln, da die Sonne mich blendete. Direkt neben mir befand sich der Turm, der zum Gebäude des Orden gehörte und in dessen offenen Raum, der sich ganz oben befand, ein Teleportationspunkt angebracht war. Genau aus diesem offenen Raum blickte jemand zu mir herunter, doch auf Grund der Sonne, die mir hell in die Augen schien, konnte ich das Gesicht nicht richtig erkennen. Der Kopf verschwand wieder, nur um dann aus einer der offenen Seiten heraus zu springen und mit einem grauen Windgleiter nach unten zu segeln.
Sobald die Person, die für das Schlamassel verantwortlich war, auf dem Boden landete, faltete sich der Windgleiter auf dessen Rücken zu einem dünnen Stab zusammen und war fast nicht mehr zu erkennen. Als ich erkannte, wer da vor mir stand, löste sich der leichte Ärger in mir auf. Es war der Aschblonde Krieger mit dem weißen Mantel, den schwarzen Handschuhen und seinen einprägsamen eisblauen Augen.
Ein Lachen glitt über meine Lippen, bevor ich es aufhalten konnte. "Tja, ich schätze, es musste so kommen", sagte ich und deutete auf die Farbe auf meinem Kopf, die überall an mir herunter tropfte. Ein schuldiger Ausdruck lag auf dem Gesicht des Gleichaltrigen. "Es tut mir leid. Klee war mit mir da oben und sie hat die Farbe herunter geworfen. Ich hätte besser aufpassen müssen, verzeih", gab er von sich und ich lächelte ihn an.
"Halb so schlimm", entgegnete ich und strich mir erneut die Farbe vom Gesicht. Ich wollte gar nicht wissen, wie ich gerade aussah. Bestimmt nicht sehr ansehnlich. Und ernst zu nehmen war ich nun wahrscheinlich sowieso nicht mehr.
"Nun", ich räusperte mich. "Ich sollte wohl die Farbe abwaschen gehen", hängte ich hinten dran und sah den Krieger noch einmal kurz an, bevor ich mich abwandte und zu Suha gehen wollte, um ihr Bescheid zu sagen. Die Orangehaarige hatte sich bereits eine Trainingswaffe geschnappt und führte ein paar gekonnte Bewegungen aus.
"Warte", gab der Aschblonde von sich und ich drehte mich wieder zu ihm herum und blickte ihm verwundert entgegen. In seinen eisblauen Augen lag ein nachdenklicher Ausdruck. Er sah mich an, als wäre ich ein Puzzle, welches er nicht ganz verstand, aber trotzdem irgendwie lösen wollte.
"Willst du gar nicht wissen, was ich da oben mit der Farbe gemacht habe und wer Klee ist?", fragte er mich und legte seinen Kopf leicht schief. Er studierte meine Gesichtszüge und sah mich noch immer nachdenklich an. Aber nun lag noch etwas anderes in seinem Ausdruck, ich war mir nicht sicher, ob es Neugier oder Interesse war. Vielleicht war es aber auch etwas ganz anderes.
Ich zuckte mit meinen Mundwinkeln, die Andeutung eines Lächelns. "Wenn du es mir hättest erzählen wollen, hättest du es getan. Da du das aber nicht gemacht hast, gehe ich davon aus, dass es mich nichts angeht", erklärte ich meine Gedanken und zuckte mit den Schultern. Der Krieger sagte nichts, sah mich an, studierte meine Züge, versuchte meine Gedankengänge zu verstehen und hinter die Aussage meiner Wörter zu kommen. Ich hatte das Gefühl, dass er dachte, dass sich hinter meinen Worten etwas anderes verbarg, als das, was ich dargelegt hatte. Doch ich meinte meine Worte genau so, wie ich sie gesagt hatte.
Ich wartete, dass er noch etwas sagte, doch es kam nichts. Noch einmal sah ich ihn forschend an. Genau in dem Moment, als ich mich schließlich erneut abwenden wollte, streckte er mir seine behandschuhte Hand entgegen. "Ich bin Albedo", sagte er und überrascht sah ich ihn an. Ich hatte nicht erwartet, dass er mir ausgerechnet jetzt seinen Namen sagen würde. Ich musste schmunzeln.
"Habe ich gerade irgendeinen Test bestanden?", fragte ich ihn scherzhaft, doch seine Miene blieb ernst und forschend. Vielleicht hatte ich keinen Test bestanden, aber anscheinend hatte ich etwas getan, was ihn überzeugt hatte, mir seinen Namen zu sagen. Nachdenklich sah ich ihn an und ergriff dann seine Hand. "Schön dich kennenzulernen", gab ich mit dem Anflug eines Lächelns von mir, während ich ihm in die Augen sah. Erneut fesselte mich dessen außergewöhnliche Farbe.
"Darf ich auch deinen Namen erfahren?", fragte er und ich konnte den Ton in seiner Stimme nicht ganz deuten. Noch immer hielt er meine Hand fest. Ich sah ihn an und schüttelte mit einem leichten Lächeln den Kopf. "Den musst du dir erst verdienen", entschied ich. Er hatte mir seinen Namen auch nicht sofort verraten und anscheinend musste ich mich auch erst als würdig erweisen, seinen Namen zu erfahren.
Albedo legte nachdenklich seinen Kopf schief und ich erkannte einen Funken Interesse in seinem Ausdruck. "Was muss ich tun?", fragte er und ich ließ seine Hand los und lächelte ihn an. "Das werde ich mir noch überlegen", antwortete ich nur und wischte mir erneut über mein farbverschmiertes Gesicht.
"Ich muss die Farbe abwaschen, bevor sie trocknet", sagte ich zu Albedo und winkte ihm leicht zu, bevor ich mich endlich abwandte und zu Suha ging. Die Ältere fing an zu lachen, als sie mich sah. "Du musst die Farbe dringend los werden, so kann man dich nicht ernst nehmen", erklärte sie mir und ich teilte ihr mit, dass mir das bereits bewusst war.
"Na komm, ich helfe dir", sagte sie und so machten wir uns auf den Weg zu meiner Pension. Während wir die Farbe abwuschen und ich mir neue Klamotten suchte, blieben meine Gedanken erneut an dem Aschblonden Krieger hängen. Albedo. Heute war das dritte Mal, dass wir durch dumme Missgeschicke aufeinander getroffen waren. Ich musste schmunzeln. Mal sehen, was das Schicksal noch alles bereit hielt.
Nachdem ich endlich von der roten Farbe befreit war und neue Klamotten trug, beschlossen Suha und ich zunächst zu dem schwarzen Brett in dem Wandelgang zu gehen, um die neue Aufgabe zu lesen. Die Aufgabe hing erst seit heute Morgen aus, wir hatten nur im vornherein gesagt bekommen, dass sie diesmal in der Nacht stattfinden würde.
Auf dem Platz um die Anemo Archon Statue war noch erstaunlich wenig los und wir konnten direkt an das schwarze Brett treten. Die heutige Aufgabe beinhaltete, dass wir ein bestimmtes Gebiet zugeteilt bekamen und Nachtpatrouille halten mussten und alle möglichen Monster, die zur Gefahr werden könnten, beseitigten. Das Ganze sollte in Gruppen erfolgen. Treffpunkt war hier auf dem großen Platz zu Einbruch der Dämmerung. Dann würde die Einteilung in Gruppen erfolgen.
"Ich bin gespannt, wie die Gruppen aussehen. Wir sollten diese Chance auf jeden Fall nutzen, um zu schauen, wie die anderen aus unserer Gruppe kämpfen und bei den Prüfungen vorgehen, das kann uns später, wenn wir uns selbst Teams suchen müssen, hilfreich sein", überlegte Suha laut und ich nickte zustimmend.
"Konntest du eigentlich letztens, als wir in der Engelsgabe waren, schon ein paar nützliche Bekanntschaften machten?", fiel es mir plötzlich wieder ein und ein kleines, überzeugtes Lächeln erschien auf den Lippen der Orangehaarigen.
"Oh ja, durchaus. Und ich habe das Gefühl, dass uns das später äußerst hilfreich sein könnte."
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Beinahe hätte ich vergessen zu updaten, meine Güte das ist schrecklich. Mir ist es gerade wieder eingefallen, als ich ein Paket eingepackt habe und danach Yoga machen wollte.
Hab in letzter Zeit Yoga für mich total entdeckt, ihr solltet es auch mal austesten ;)
Übrigens überlege ich gerade, ob ich bei jedem Update eine song Empfehlung gebe. Ihr könnt ja mal schreiben, was ihr davon haltet :D
Die erste kommt hier:
Song Empfehlung #1:
Mountains - New Rules
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