Kapitel 10
Ich fühlte mich wie die Hauptattraktion.
Die viele Aufmerksamkeit war mir unangenehm und ich ging zurück zu der Theke, wo ich den Barkeeper um ein paar Servietten oder Tücher bat. Während der Mann kramte, schnappte ich ein wenig von dem Gemurmel um mich herum auf. "Wie peinlich. Das war kein guter erster Eindruck für den Prinzen", ertönte es aus einer Ecke und ich blickte verwirrt zu den Mädchen, die augenblicklich nervös ihren Blick abwandten, doch ihre Worte drangen nicht richtig zu mir durch. Also entschied ich, diese zu ignorieren.
Der Barkeeper reichte mir ein paar Stofftücher, die ein wenig feucht waren. Ich bedankte mich kurz und wollte mich gerade umdrehen, als ich feststellte, dass der Aschblonde neben mir stand und mir bedeutete, mich zu setzen. Ich hatte nicht mitbekommen, wann er neben mich getreten war.
Stumm reicht ich ihm eins der Tücher und versuchte dann den Fleck von meinem Oberteil zu bekommen. "Tut mir leid nochmal", gab ich dann irgendwann von mir und der Gleichaltrige hob seinen Blick und sah mich nachdenklich an. "Ist kein Problem, wirklich, es war genauso meine Schuld", antwortete er und ich nickte nur.
Dann musste ich urplötzlich lachen und er drehte seinen Kopf verwundert zu mir. "Erst das am Fluss und jetzt das mit den Getränken. Treffen wir jetzt immer nur durch Missgeschicke auf einander?", fragte ich ihn grinsend und ich sah, wie sich seine Mundwinkel zu einem leichten Lächeln verzogen.
"Vielleicht", gab er von sich und seine Aussage war so nichtssagend, dass ich mir augenblicklich die Frage stellte, ob ich ihn irgendwann richtig kennenlernen würde oder ob es uns nur vorgesehen war, von einem Unfall in den nächsten zu stolpern.
Ich bestellte bei dem Barkeeper einen neuen Drink und der Aschblonde sah mich nachdenklich von der Seite an. "Deinen grünen Augen sind in gewissem Maße... inspirierend", gab er mit einem Mal von sich und ich verschluckte mich beinahe an meinem Getränk. Ich wandte meinen Kopf um ihn anzusehen, nur um festzustellen, dass sein Gesicht mit jeder Faser ernst war. Er hatte nicht gescherzt. Unsicher blickte ich ihm in die eisblauen Augen.
"Inspirierend? Inwiefern?", fragte ich stattdessen, da ich mir nicht erschließen konnte, worauf er hinaus wollte.
"Es ist nicht so, dass sie bei mir eine Inspiration auslösen, in irgendeiner Weise aktiv zu während. Es ist eher so ein Gefühl. Es ist nicht ganz einfach zu beschreiben. Deine Augen erinnern mich an den Frühling", erklärte er und mir war es rätselhaft, wie er überhaupt auf so ein Thema gekommen war. Unsicher, was ich antworten sollte, nippte ich an meinem Getränk und sah ihn nachdenklich an.
Mochte sein, dass er meine Augen als inspirierend empfand, aber hatte er mal in einen Spiegel geschaut? Seine eisblauen Augen, waren die Schönsten, die ich jemals gesehen hatte. Der Aschblonde erwiderte meinen Blick und ich wand mich unangenehm berührt auf meinem Stuhl.
"Warum willst du Abenteurer werden?", fragte ich stattdessen, damit diese peinliche Stille zwischen uns verschwand und wir auf ein anderes Thema zu sprechen kamen. Der Mann zuckte leicht mit den Schultern. "Es bringt mir viele Vorteile und erleichtert mir meine Arbeit", erklärte er, während er seinen Blick durch die volle Taverne schweifen ließ. Ich hatte den Eindruck, dass ihn das Gewimmel total kalt ließ.
"Deine Arbeit?", fragte ich verwundert. Er war gerade einmal achtzehn. Womit beschäftigte er sich, dass er jeden Vorteil nutzen wollte? Erneut wandte er seinen Kopf zu mir und fing meinen Blick auf. "Ich beschäftige mich mit Alchemie", sagte er nur und ich erwiderte verwundert seinen Blick.
"Ich kenne mich in dem Bereich nicht wirklich aus", gestand ich und er sah mich einmal mehr nachdenklich an. "Viele kennen sich nicht mit Alchemie aus. Aber vielleicht erkläre ich es dir irgendwann einmal."
"Du meinst, wenn uns noch ein paar Missgeschicke passiert sind?", scherzte ich und der Aschblonde musste schmunzeln. "Ja genau. Oder wenn ich dich irgendwann einmal besser kenne", erwiderte er und ich lächelte ihn an, während ich an meinem Getränk herum spielte.
"Wer weiß, vielleicht helfen wir uns ja Mal gegenseitig bei den Prüfungen", sprach ich meine Gedanken laut aus und richtete meinen Blick wieder auf mein Getränk vor mich. "Oder wir arbeiten bei Partneraufgaben im Team zusammen. Du bist die Erste von den Teilnehmenden, bei der ich das wirklich in Betracht ziehe", äußerte er und ich hob meinen Blick, nur um erneut festzustellen, dass er es wirklich ernst meinte. Wie konnte er so etwas einfach dahin sagen, als hätten seine Worte kein Gewicht?
Ich verzog mein Gesicht zu einem bedauernden Gesichtsausdruck. "Ich bin nicht wirklich gut im Kämpfen. Ich weiß nicht, ob ich dir eine Hilfe wäre", gestand ich und erneut sah der Gleichaltrige mich nachdenklich an. "Es geht nicht nur ums Kämpfen und wer seine Partner nur nach diesem Kriterium auswählt, der begeht einen Fehler" gab er von sich und erneut blinzelte ich verwirrt. "Warum dann?", fragte ich genau in dem Moment als ein schwerer Arm auf meiner Schulter landete.
Ich drehte mich um und erblickte Kalin neben mir. Ich seufzte entnervt. "Wie ich sehe, Prinzessin, hast du deinen Prinzen gefunden", gab er von sich und sein Blick war frech grinsend auf den Aschblonden gerichtet. Kalin war um einiges größer als er, aber er sah Kalin nur unbeeindruckt an.
"Wo sind denn eure Krönchen?", fragte er spöttisch und wickelte sich erneut eine Haarsträhne von mir um den Finger. Mittlerweile sah er mich an und hatte ein spöttisches Grinsen in den Augen. Er machte sich schon wieder über mich lustig.
"Weißt du was Kalin? Such dir jemand anderen, den du nerven kannst", gab ich von mir und stand auf, während ich seinen Arm von meiner Schulter schob. Ich sah mich in der Taverne nach Suha um, doch konnte sie nirgends entdecken. Kurz darauf schob ich mich durch die anderen Anwesenden, um die Engelsgabe zu verlassen. Vor der Tür atmete ich ich zunächst die frische Nachtluft ein. Ein kurzes Gefühl von Frieden breitete sich in mir aus, aber nur so lang, bis Kalin mir folgte. "Du hast deinen Drink vergessen", gab er von sich und zog arrogant seinen rechten Mundwinkel nach oben.
Wütend funkelte ich ihn an. "Trink ihn. Ich will ihn nicht mehr", sagte ich und wandte mich ab. Wie konnte mich jemand mit seiner bloßen Anwesenheit nur so nerven? Ich wandte mich ab und wollte zu meiner Pension zurück. Doch dann drehte ich mich noch einmal herum und ging auf Kalin zu.
"Was ist eigentlich dein Problem?", fragte ich und versuchte den sauren Unterton in meiner Stimme herunterzuschlucken. "Du. Du bist mein Problem", sagte er und sein Grinsen war mit einem Mal verschwunden. "Was habe ich dir getan?", wollte ich wissen und zog aufgebracht die Augenbrauen zusammen.
"Es geht hier eher um das, was du nicht getan hast. Du hast kein Jahrelanges Training hinter dir und Kämpfen kannst du auch nicht wirklich. Ich will nicht, dass mir jemand wie du meine Chancen, die Prüfungen zu bestehen, zerstört." Er verschränkte die Arme vor seiner Brust und sah mich abschätzig an. Seine Haltung schrie regelrecht nach Abwehr.
"Du kannst dich auch einfach von mir fernhalten", erwiderte ich und drückte die Fingernägel in meine Handflächen, um meinen Zorn zu kontrollieren.
"Kann ich nicht, weil Suha anscheinend auf die brillante Idee kam, mit dir zusammenzuarbeiten. Ich weiß, wie hart sie für diese Prüfungen gearbeitet hat und du hast keinen Schimmer davon, was es heißt, so lange zu trainieren. Ich werde nicht zulassen, dass du ihre Chancen, die Prüfungen zu bestehen, senkst." Er sah mich noch einmal abfällig an, bevor er sich abwandte und ohne ein weiteres Wort verschwand.
Ich stand wie angewurzelt da. Es fühlte sich an, als hätte mir jemand vor den Kopf geschlagen. Behinderte ich Suha wirklich so sehr? Ich wollte ihr auf keinen Fall in die Quere kommen. Aber mich einfach von ihr abwenden wollte ich auch nicht. Immerhin waren wir so etwas wie Freunde.
Kalin hatte mir gerade indirekt gesagt, wie viel ihm die Freundschaft zu Suha bedeutete und hatte mir gleichzeitig einen Grund für sein Verhalten geliefert. Dennoch hatte ich das Gefühl, dass dies nicht der Einzige Aspekt war, warum er sich so verhielt.
Doch egal wie sehr ich mir den Kopf darüber zerbrach, ich kam nicht auf die Lösung.
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Hallöle meine lieben Leser:),
Ich überlege, ab nächster Woche immer Mittwoch und Freitag neue Kapitel hochzuladen. Allerdings werden sie vermutlich erst gegen späten Nachmittag/Abend kommen, da ich ja arbeiten bin. Ich hoffe ihr seht es mir nach ;)
Ansonsten ist heute schon Donnerstag, das heißt, das Wochenende steht kurz vor der Tür! Ich will am Wochenende einfach mal wieder gammeln und K-Drama gucken, hab ich ewig nicht gemacht.
Eine schöne restliche Woche euch!
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