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Sobald wir das zweite Stockwerk betreten, stehen wir einem großen, weitem Raum gegenüber, dessen eine Wand komplett verglast ist und den Blick auf Paris Innenstadt bietet.
Der Raum ist eine Mischung aus Wohnzimmer und Küche und relativ einfarbig gehalten, aber trotzdem stylisch.
Von der Wand links von uns geht ein schmaler Flur ab.
Ich kann fünf Türen entdecken.
Die sechs Jungs haben es sich inzwischen auf einem großen, weißen Sofa bequem gemacht.
Als ich den Raum betrete, springen sie erfreut auf.
„Ai, hast du schon das Bad gesehen? Die haben da einen kleinen Pool. Und es gibt eine Sauna!"
Sie packen mich an den Armen und ziehen mich in den ersten Raum.
Es handelt sich um ein gemütliches Schlafzimmer.
In der Raummitte steht ein großes Doppelbett und durch ein Fenster kann ich einen kleinen Balkon erkennen.
„Es gibt vier Schlafzimmer", erklärt Xion.
„Oh, ein Doppelbett!"
Hinter mir betritt Jihun den Raum.
Er blickt mich zwinkernd an. „Wie wär's Ai?"
Leedo unterbricht ihn.
„Vergiss es Jihun. Du schläfst bestimmt nicht mit Ai in einem Bett. Ich würde sagen sie teilt sich mit einem von uns das Zimmer. Die anderen Räume haben Einzelbetten"
Jihun blickt enttäuscht.
„Und mit wem soll ich mir dann ein Zimmer teilen?"
Die anderen sehen sich an und wirken dabei nicht gerade begeistert. Dann schauen sie abwartend zu Leedo.
„Was schlägst du vor?", fragt Seoho.
Leedo blickt ihn verwundert an.
„Entscheidet ihr das doch. Wer von euch tut sich so etwas freiwillig an?"
Seoho und Xion blicken sich grinsend an. Dann laufen sie zu Leedo herüber und geben ihm einen kleinen Stoß, so dass er gegen Jihun knallt.
„Echt jetzt?!", ruft dieser. „Ich soll mir mit dem ein Bett teilen?!"
Wir nicken, dann verschwinden wir aus dem Raum, um uns die anderen Schlafzimmer anzusehen.
Am Ende steht fest, mit wem jeder sich ein Zimmer teilt und wir beginnen, uns einzurichten.
Ich schließe die Tür von meinem und Hwanwoongs Raum und werfe mich auf eines der zwei gemütlichen Betten. In der Ferne kann ich leises Gezeter hören, welches bestimmt von Leedo und Jihun kommt.
Hwanwoong beansprucht sofort das andere Bett für sich und ein paar Minuten bleiben wir einfach schweigend liegen.
Jedenfalls solange, bis die Tür mit voller Kraft aufschwingt und gegen die Wand knallt.
Koenhee betritt den Raum.
„Los, wir wollen jetzt etwas essen"
Hinter ihm im Türrahmen kann ich Seoho sehen.
Die zwei teilen sich ebenfalls ein Zimmer.
Ächzend richte ich mich auf und schlüpfe in meine Sneakers.
„Warte!", ruft Keonhee plötzlich.
„Wir wollen in ein Restaurant, zieh lieber die hier an"
Er hält ein paar rote Highheels hoch, die er gerade aus meinem Koffer gefischt hat.
Entsetzt sehe ich ihn an. Dieses Paar Schuhe habe ich nur für den Notfall mitgenommen. Man weiß ja nie, was in Paris alles passiert.
Aber für gewöhnlich trage ich in einem Restaurant normale Alltagskleidung, egal wie nobel es auch sein mag.
„Darauf kannst du lange warten", sage ich, als Keonhee mich immer noch anblickt.
Doch ich komme nicht dazu, noch etwas weiteres zu sagen, denn im nächsten Moment zieht er ein schwarzes, kurzes Kleid mit einem silbernen Gürtel aus einem weiteren Fach meines Koffers.
„Komm schon", bettelt jetzt auch Hwanwoong.
„Wir haben dich noch nie in sowas gesehen...Und wir selbst ziehen schließlich auch Anzüge an. Du willst neben uns doch nicht underdressed aussehen.
Ich gebe auf und rupfe Keonhee mein Kleid samt Highheels aus den Händen. Dann verschwinde ich damit im Bad.
Ich hätte es wissen müssen! Kaum haben Oneus und ich das Haus verlassen (Jihun haben wir zur Sicherheit in unserem Appartement gelassen), ziehen wir mal wieder alle Blicke auf uns.
Aber nicht, da Oneus schon so bekannt sind (obwohl mir aufgefallen ist, dass einige der Mädchen, die uns hinterher starren, Kpop Pullis tragen), sondern, da es nicht alle Tage vorkommt, dass sechs gutaussehende, junge Männer, allesamt in schwarzen Anzügen, durch die Straßen von Frankreichs Hauptstadt schlendern.
Während ich versuche, mich unauffällig im Hintergrund zu halten, lachen Oneus nur ausgiebig und scheinen die Blicke der Fremden gar nicht zu regestrieren.
(Hierzu möchte ich allerdings sagen, dass das nicht daran liegt, dass sie eingebildet sind, sondern dass sie einfach selbst zu sehr mit Starren beschäftigt sind)
Da wir sehr zentral gelegen wohnen, können wir innerhalb von zehn Minuten zu Fuß zu dem Restaurant gelangen.
Da Jihun es ausgewählt hat, hätten wir ein Fastfood Restaurant erwartet, aber das Gebäude vor dem wir jetzt stehen bleiben ist, riesig, aus Marmor und durch die hohen Fenster glitzert goldenes Licht.
Staunend bleiben wir vor dem Eingang stehen, bis wir plötzlich von einem Türsteher angesprochen werden.
In schnellem Französisch beginnt er, uns irgendetwas zu erklären, bis Leedo, der von unserer Gruppe am besten Englisch spricht, ihn unterbricht.
Der Mann versteht sofort und beginnt, das eben Gesagte auf Englisch zu wiederholen.
„Entschuldigung, aber seid ihr die Gruppe, für die drinnen die Kameras aufgebaut wurden?", hängt er am Ende an seine kleine Rede an.
Wir sehen uns verwundert an.
„Ja, wir sind Oneus", sagt Leedo schließlich.
„Allerdings hat man uns nicht mitgeteilt, dass wir gefilmt werden sollen"
Der Türsteher ignoriert seine letzten Worte und dreht sich um.
„Folgt mir bitte, ich bringe euch zu eurem Platz"
Im Restaurant herrscht eine gemütliche Stimmung. Überall wird geredet, aber trotzdem verläuft alles geordnet. Kellner schlängeln sich an den Tischen vorbei und schenken Wein in teure Kristallgläser und der komplette Raum wird von Kerzen und ausladenden Kronleuchtern erhellt.
Der Türsteher übergibt schweigend an einen der Keller, welcher uns bis zu einem großen Tisch im hinteren Teil des Restaurants führt. Allerdings kann ich schon sofort sehen, dass der Tisch nur für sechs gedeckt ist. Was hätte ich auch erwarten sollen, wo schließlich gefilmt wurde?
Oneus setzen sich schuldbewusst, während man mich zu einem Zweiertisch direkt gegenüber von ihnen geleitet.
Etwas verzweifelt nehme ich Platz.
Mir ist das irgendwie total peinlich. Habe ich wirklich erwartet, ich würde die Chance haben, mit Oneus in einem Nobelrestaurant zu essen? Und was hatten sich die Jungs dabei gedacht, als sie mich dazu überredet haben, mich schick zu machen?
Stöhnend streife ich mir die Highheels von den Füßen und greife nach der Speisekarte. Muss ich jetzt eigentlich auch selbst bezahlen?
Seoho, der direkt in meinem Blickfeld sitzt, lächelt mir traurig zu.
Ich schaue weg.
Wird das jetzt jeden Tag so weitergehen?
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