Weise Großmutter
Sicht Jini:
Das Abendessen würde heute etwas später stattfinden als sonst, da ich ja vorgenommen hatte, zuerst noch mit Anna über diese Sache mit Legolas zu sprechen, aber ich hatte ja meine Schwiegertochter, die mir helfen würde und sich um das Essen kümmern würde. Wir dachten uns, dass wir mal ihr Lieblingsessen machen werden, damit sie auf andere Gedanken kam zu einem und zum anderen sie wieder so richtig zulangen konnte.
Lange hatte sie diese würzigen, saftigen Erdnusspasteten mit Basilikum und Ricotta nicht mehr gegessen, es wurde aber auch wieder an der Zeit. Die mochten alle.
"Glaubst du, wir kriegen die noch rechtzeitig fertig?", fragte mich meine Schwiegertochter, nachdem wir die Pasteten fertig gefaltet hatten und sie danach auf dem Backblech ausgebreitet in den Ofen schoben, wo das kleine Flämmchen heiß und intensiv loderte.
Ich machte zu. "Die brauchen durch diesen Ofen und den rauchigen Aroma nur 20 Minuten", sagte ich und wischte mir die Hände mit einem Handtuch ab, die meine Enkelin Lúthien gewebt hatte. Sie hatte dieselbe Begabung wie ich, seufzte ich leise, als ich in Erinnerung schwelgte und mich daran zurückerinnerte, wie ich ihr das Weben auf einem Webstuhl beigebracht hatte. Sie war ein echtes Naturtalent.
"Zum Glück nicht lange, anders als die aus unseren ehemaligen Heimat."
Leise seufzte ich resigniert, als ich wieder an meinen Computer zurückdachte. "Manchmal vermisse ich noch mein altes Leben."
"Eins besonders."
"Ja."
Wir seufzten auf und aus unseren beiden Münder entsprang das Wort. "Toiletten." Wir guckten uns verblüfft an, dann lachten wir.
"Oh ja, die ganz besonders", lachte Elanor.
"Ja", kicherte ich zustimmend.
"Aber nun zum eigentlichen zurück." Sie wurde ernst. "Was ist mit Anna los?"
"Es scheint so, als würde sie eine emotionale Phase durchmachen", gab ich meine Vermutung preis und erzählte ihr, wie mich Helia darum gebeten hatte, mir ihr zu sprechen, während er dasselbe mit Legolas heute tun würde.
"Oh weh", hörte ich die Sorge einer Mutter aus ihrer Stimme heraus. "Glaubst du nicht, ich sollte lieber mir ihr reden? Ich bin ja immerhin ihre Mutter."
"Genau darum ja, mit dir könnte sie möglicherweise nicht reden wollen. Ich kenne das von mir und meiner eigenen Mutter und weiß wovon ich rede."
Einen kurzen Moment dachte sie still nach und meinte dann: "Ja, scheinbar hast du recht."
"Wenn sie sich bereit fühlt, wird sie zu dir kommen, da bin ich mir sicher." Ich fasste sie an die Arme.
Sie nickte. "Okay."
Sanft zog ich Elanor in meine Arme und hielt sie kurz fest.
"Kümmerst du dich um das Essen?", fragte ich sie und wandte mich ab, um die Küche zu verlassen.
"Klar, mache ich."
Meine Füße trugen mich aus der Küche raus, ich ging den weiten Flur entlang und die Treppe hoch, wo ich wusste, dort würde Anna sich am meisten aufhalten, wenn es ihr emotional nicht gut ging. Ich klopfte bei ihr an und hörte ein leises "Herein", was mich veranlasste die Tür zu öffnen. Ich entdecke sie auf dem Bett, sie lag einfach da rum und las ein Buch. Oh weh, sah ich besorgt, das schien schlimmer zu sein als ich dachte. Denn immer, wenn sie ein Buch las, hieß es meist, sie versuchte ihre Gedanken zu ignorieren, was ihr meist nur mäßig gelang.
"Anna, Schätzchen", fing ich an und näherte mich ihr. "Kommst du runter? Das Essen steht bald auf dem Tisch."
"Kein Hunger", hörte ich sie murmeln.
"Es gibt heute dein Lieblingsessen", versuchte ich sie aus der Reserve zu locken, doch Anna hatte nichts weiter übrig für mich als einen teilnahmslosen Blick, ehe sie wieder ihr Buch weiterlas.
Es sah schlimmer aus als ich gedacht hatte.
Meine Sorge um meine Enkelin wuchs schlimmer. Ich setzte mich neben ihr hin.
"Schatz, was ist denn los?", fragte ich sie und tätschelte ihr sanft das Knie. "Sonst warst du immer Feuer und Flamme, wenn es um die Pasteten ging."
Sie schaute auf. "Großmama, ich bin so verwirrt", fing sie dann endlich an. Sie setzte sich auf, damit wir auf Augenhöhe waren. "Es ist so, seit einige Wochen nun ist irgendwas in mir, was ich nicht zuordnen kann."
Ich hörte ihr aufmerksam zu, als sie mir genau beschrieb, was ihr fehlte. Und was sie beschrieb bestätigte nur meine, Helias und Stefans Vermutung. Anna empfand romantische Gefühle für Legolas und das war ihr anscheinend nicht bewusst. Allein, wie sie beschrieb, wie sie in letzter Zeit dauernd errötete und ihr Herz mit einer höheren Geschwindigkeit schlug, als es sonst meist immer in seiner Gegenwart gemacht hatte. "Und dann kam noch der Kuss auf die Wange, alles in mir hat gekribbelt, als hätte ich Ameisen in meinen Magen und in meiner Brust."
Ich nickte verstehend. "Ein ziemliches Gefühlschaos, Liebling."
Verzweifelt umschlang sie ihre Knie mit den Armen. "Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll oder wie ich noch normal in seiner Gegenwart mit ihn reden kann."
"Sei einfach du selbst, Anna, wenn er das gemocht hat, wird er es immer mögen."
"Aber was ist, wenn er es irgendwann nicht mehr mag?" Sie sah so traurig aus, dass es mir fast das Herz brach. Anna mied den Blickkontakt.
"Er wird es mögen, immer, sowie wie er dich mag." Ich rückte näher. "Hör mal, Schatz, ich weiß, was in dir vorgeht", sie schaute hoffnungsvoll auf, "aber es ist etwas, was dir selbst erst klar werden soll."
"Wie genau kann ich wissen, was ich fühle oder was ich habe?", wollte sie hoffnungslos wissen und sah mich mit einem kummervollen Blick an.
"Horche einfach in dich hinein, dann weißt du bald, was das ist, was du in Legolas Gegenwart empfindest."
Anna erwiderte darauf nichts, dachte einen Moment und still nach, was ich an ihre Augen erkennen konnte, da sie immer hin und her zuckten.
Unsicher sah zu mir auf. "Bist du dir sicher, Großmama?", fragte sie mich.
Aufmunternd und großmütterlich sah ich sie an. "Selbstverständlich, ich spreche da aus eigener Erfahrung." Ich dachte an mich und Haldir und was ich wirklich für ihn fühlte, bevor mir das selbst klar wurde.
Leise atmete sie auf und rückte näher zu mir, um mich zu umarmen. Ich drückte sie sanft an mich und hauchte ihr ein Kuss aufs Haar.
"Na gut, ich werde es versuchen."
Ein Lächeln erschien auf mein Gesicht. "Gut."
"Hab dich lieb, Großmama."
"Ich hab dich auch lieb, Anna."
Wir lösten uns voneinander und ich fragte sie, ob sie runter kommen würde, um mit mir den Tisch zu decken.
"Klar." Sie legte das Buch beiseite, wir standen auf und verlassen ihr Zimmer.
Ich fragte mich zur selben Zeit, wie Helia mit Legolas vorankam.
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