Gefunden

Sicht Khan:

Der Neumond würde bald scheinen, doch heute war der letzte Tag, wo die Elben hier im Dorf bleiben würden, ehe sie komplett aus unserem Leben verschwinden. Es war zwar traurig, dass sie Díon - von ihnen Dúath genannt -, Muina und Miril hierbleiben mussten und ihre Freunde gehen, aber so musste es nun mal sein. Unser Alpha war wiedergekehrt, sowie wie seine Familie, deswegen mussten sie bleiben. Sie konnten nicht wieder mit nach Valinor, von wo sie zuerst hierhergekommen waren.

Tja, auch wenn ich nicht mit einen von ihnen befreundet war und ihnen zuerst nicht getraut hatte, so wusste ich dennoch tief im Inneren, dass sie zu den Guten gehörten und dass sie nie was Böses wollten.

Im Gegensatz zu Erion, der unser ganzes Volk verraten und unseren Alpha und dessen Gefährtin getötet hatte. Ich verstand noch immer nicht, wie er es wagen konnte, unser ganzes Volk zu verraten, unseren Alpha, der obendrein auch noch sein bester Freund war, und seine Familie in Gefahr zu bringen und dann noch versuchen die Elbenkinder von Helia umzubringen. Als ob ein einzelner Mord nicht schon gereicht hätte, versuchte er es erneut und das alles nur, weil Anna zu viel wusste.

Nie hätte ich zu vermuten gewagt, dass er das wirklich tun würde. Zuerst, als Anna ihn fragte, woher er wusste, dass er Ioréth den Auftrag gegeben hatte, sie und Stefan umzubringen, ab da wurde ich skeptisch.

Als alles vorbei war und Erion ausgeschaltet wurde, hatte ich den Elbenprinz gefragt, welcher Verdacht als erster bestand. Als er mir gestand, dass ich zuerst als Hauptverdächtiger galt, so war ich zuerst nicht verwundert, denn ihnen gegenüber war ich nicht gerade freundlich gewesen. Und noch ziemlich misstrauisch.

Doch nun hatte es sich gelegt und wir kamen miteinander klar. Freunde werden wir zwar nie sein, aber dafür Verbündete.

Ich betrachtete den Mond weiterhin und machte meinen Rundgang durchs Dorf, Ioréth stand noch unter Gefangennahme, er machte einen zweiwöchigen Arrest, bis er wieder herauskam und wieder Posten unter Beaufsichtigung machen konnte.

Ein leises Schniefen nahmen meine Ohren wahr und ich guckte nach rechts. Meine Füße gingen langsam zu der Richtung aus der es kam und irgendwo hinter den Bäumen sah ich Miril auf einer Bank sitzen, ihr Gesicht in ihre Hände vergraben. Ihre Schultern bebten und sie wirkte so traurig, ich konnte sie nicht ignorieren, obwohl ich nicht viel mit traurige Frauen am Hut hatte.

Leise trat ich zu ihr. "Miril!"

Sie blickte auf, sah mich aber nicht wirklich an. Ihre Wangen so feucht und glitzernd sah sie so traurig aus. Leise schniefte sie: "Khan. Was-was führt dich hier?"

"Bin auf Patrouille." Ich trat ein Stück näher. "Und was fehlt dir?"

"Es ist", sie schluchzte leise, "Es ist so viel passiert. Zuerst der Verrat auf sein eigenes Volk, dann der Mord an Papas Familie, die er nie wirklich kennenlernen konnte, dann der Versuch, meine Freunde umzubringen und dann noch ..." Sie konnte nicht weitersprechen, aber ich wusste sofort, was sie meinte. Erion hatte ihr vorgemacht, sie zu lieben, dabei war das nur eine Täuschung gewesen, nichts anderes, um ja nicht verdächtigt zu werden. Er hatte die Gefühle einer jungen liebenden Frau verletzt und das war ein der größten Verbrechen gewesen in unserem Volk. Liebt man jemand, ist das was aufrichtiges, ist es aber der Richtige, hält diese ein Leben lang. Doch sie wurde hinterhältig benutzt und belogen.

"Hast du ...", versuchte ich die Frage richtig zu formulieren. "Hattest du mit ihn ..."

"Nein", verneinte sie kopfschüttelnd. "Aber ich stand kurz davor. Ich dachte wirklich, er wäre der Eine für mich. Aber er hatte mich nur benutzt zum Schein."

"Du weißt also nicht, wie es ist, den Einen zu finden, nicht wahr?", fragte ich sie und setzte mich zu ihr.

"Doch schon, aber nun, wo ich zurückblicke, da weiß ich, dass es nicht das war, was ich suchte", sprach sie leise.

"Den Gefährten fürs Leben zu finden ist nie leicht, aber es reicht nur ein kleiner Augenkontakt, um zu wissen, ob es der Richtige ist. Man weiß es einfach." Ich blickte runter zu meinen Händen, meine Fingern kneteten meine Hände. "Es ist so, du fühlst eine Art Verbindung, wenn du ihn siehst. Es ist, als ob eure Seelen sich so unterschiedlich sind und doch sind sie gleich, weil ihr einander versteht, ihr euch zuhört, ihr wisst, dass jemand Hilfe braucht, ihr nicht ohne dem anderen könnt. Man fühlt sich nicht mehr von der Erde angezogen, sondern nur von ihr und man möchte am Ende nur eines: Dass der Partner glücklich ist. Dass er oder sie jeden Tag ein Lächeln auf den Lippen hat, den nur du aus ihm hervorlocken kannst. Keinen Tag willst du ohne ihn verbringen, auch wenn es mal welche gibt, wo du das musst."

Miril schwieg, anscheinend dachte sie über meine Worte nach. Die Tränen hatten aufgehört zu fließen, sie sah noch traurig aus, aber sie schien nicht mehr untröstlich zu sein. Viel mehr wirkte es so, als würde sie es verstehen. So als verstünde sie, dass das, was sie zu empfinden geglaubt hatte, nicht echt war.

Langsam nickte sie. "Du hast recht, Khan. Nun, wo ich wieder klarer denken kann, merke ich, dass das, was ich zu fühlen geglaubt habe, nicht das waren, von was meine Eltern mir erzählt haben."

"Ich bin mir sicher, du wirst irgendwann den Richtigen finden."

Sie guckt in meiner Richtung, nur nicht zu mir. "Bist du dir wirklich, dass ich ihn irgendwann finden werde?"

"Natürlich."

Ein kleines Lächeln. "Danke."

Auch mir schlich sich ein kleines Lächeln auf den Lippen. "Gerne."

Nun hob sie den Blick und sah mir in die Augen. Ich verfiel ihren wunderschönen blauen Augen, die der ihrer Mutter glichen. Mich befiel ein warmes, kribbelndes Gefühl, der sich in meinem Bauch und in meiner Brust breitmachte. Ich hatte das Gefühl, nichts anderes mehr zu fühlen, ich wurde regelrecht von ihr angezogen. Und ich konnte nur an eines denken: Dass sie bei mir bleiben sollte.


Also ehrlich, wer hat damit gerechnet, dass ich sowohl seine Sichtweise mache als auch das?

Sicher kam das unerwartet, oder?

Nächsten Sonntag geht es weiter x3

LG Lila Moon

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