level 4
"Kopfschmerzen?"
Ich beantwortete die Frage meiner Schwester mit einem sachten Nicken, nachdem ich eine Aspirin geschluckt hatte.
"Ich würde ja sagen, dass es mir leid tut, aber zumindest hast du heute in der Dusche nicht gesungen."
"Soziopathin", schimpfte ich sie und bedachte Minsoo anschließend mit einem finsteren Blick. Diese setzte sich an den Esstisch, ohne mich weiter zu beachten.
"Isst du nichts?", erkundigte sich mein Vater und ich schüttelte den Kopf.
"Nein, tut mir leid. Ich esse später auf der Arbeit was." Mein Magen fühlte sich flau an, weshalb ich keinen Bissen runter kriegen würde.
"Eonni ich bin wirklich stolz auf dich. Sonst betrinkst du dich nie." Minsoo lächelte mich scheinheilig an.
"Alles wegen diesem blöden Jeon Jungkook", fluchte ich leise und massierte meine Schläfen, in der Hoffnung den Pochenden Schmerz zu lindern.
"Oh, höre ich da einen neuen Namen? Ist er derjenige dem ich es zu verdanken habe, dass ich endlich einmal was interessantes von dir zu hören bekomme?"
"Appa, kannst du ihr nicht sagen, dass sie ihre Klappe halten soll?", bat ich ihn weinerlich, weshalb er bloß mir den Schultern zuckte.
"Könnte ich, aber das würde nichts bringen."
Durfte ich vorstellen? Südkoreas autoritärster Vater.
Ich ließ meinen Kopf in meine Hände fallen und vergrub mein Gesicht in ihnen. Hätte ich nicht einen Bruder bekommen können?
[...]
"Ich trinke nie wieder mit dir", beschwerte ich mich, als mich eine putzmuntere Sojung erlebte.
Wie konnte man so viel trinken und trotzdem keinen Kater haben?
"Meine Katerresistenz ist das einzige wofür ich meinem Vater dankbar bin", sagte sie und nahm anschließend ihre Bestellung entgegen, als wir mit Namjoon im Café neben meiner Bushaltestelle unsere tägliche Ration Energie auftankten.
Mit unseren To-Go Bechern bewaffnet machten wir uns dann wie jeden Morgen auf den Weg zur Arbeit.
"Du siehst auch ziemlich fertig aus", fiel mir auf, als ich Namjoon betrachtete, dessen Augenringe dem eines Pandas glichen.
"Der Teamleiter und Baekhyun haben es mir nicht leicht gemacht", meinte er müde und gähnte gleich darauf.
"Ich an deiner Stelle hätte die beiden einfach zurück gelassen", scherzte ich un bekam von Sojung einen leichten Klaps.
"Achja? Hätte ich das mit euch auch machen sollen?", konterte er mit einer gewitzten Gegenfrage, weshalb ich ergebend die Hände hob.
"Touché."
Namjoon nahm daraufhin schmunzelnd einen Schluck von seinem Americano.
"Unser Namjoon-ie ist so ein guter Mensch", Sojung schenkte dem größeren ein breites Lächeln, was diesen leicht erröten ließ - Sojung jedoch nicht aufzufallen schien.
Blindes Huhn, dachte ich mir nur innerlich.
"Yoon Dami im Anflug", zischte Soojung dann plötzlich warnend, weshalb ich vorsorglich meine Krallen ausfahren ließ.
Es gab nichts Nerv-tötenderes als dieses Mädchen. Sie sah aus wie eine billige Kopie von Song Hayoon. Meistens konnte man sie schon riechen, bevor man sie sah, weil sie praktisch eine Wolke von Parfüm umgab.
"Oh, wie schön! Choi Minah und ihre treue Gefolgschaft", piepste Dami und machte ein so dämliches Gesicht dabei, als sie vor dem Eingang der Firma zu uns stieß.
"Freunde", verbesserte ich sie. "Aber dieser Begriff scheint dir fremd zu sein."
Im Augenwinkel bemerkte ich wie sich Namjoon und Sojung ein Schmunzeln verkneifen mussten, was bereits ein kleiner Triumph für mich war.
"Du solltest nicht so viel Kaffee trinken, davon werden die Zähne gelb", erwiderte sie bitter und schenkte mir ein Lächeln bei dem sich Diabetiker unverzüglich Insulin spritzen müssten.
"Achja?"
Wieso sprach ich überhaupt noch mit ihr?
"Weißt du, dir zuzuhören tötet Gehirnzellen ab", sagte ich und verdrehte meine Augen genervt.
"Dann sollte ich wohl besser gehen. Schließlich hast du davon nicht allzu viele. Aber bevor ich es vergesse, meine Liebe."
Ich starrte meine beiden Kollegen verständnislos an, die doch tatsächlich angefangen hatten über ihren Spruch zu lachen.
"Du kannst Jeong Jaehyun von mir aus haben. Ich habe jemand besseres gefunden", ließ sie mich wissen, als ich den Knopf im Fahrstuhl drückte.
Ich sah die dunkelhaarige junge Frau entgeistert an und fragte mich, was eigentlich in ihrem irren Hirn so vor sich ging.
"Sag mir nicht-"
"Jeon Jungkook."
Ein tiefer Seufzer entkam mir.
"Wie durchschaubar."
Sie schnappte sich immer die Typen, die am meisten Aufmerksamkeit erweckten. Wer weiß, was sich dadurch erhoffte.
"Aber sagt mal Mädels. Habt ihr in eurem früheren Leben einen Krieg oder so verhindert? Warum sind alle gutaussehenden Typen in eurem Team?", beschwerte sich Dami und wirbelte damit erneut ihre Parfümwolke auf, weshalb ich kurzzeitig husten musste.
"Ich war Jeanne d'Arc", scherzte Sojung sarkastisch wie immer.
"Wer?", hakte Dami verpeilt nach.
"Vergiss es", meinte ich bloß und war froh, als sich die Türen endlich öffneten und wir aussteigen konnten.
"Ihr beide." Ich deutete mit meinen Fingern auf Namjoon und Sojung. "-seid für mich gestorben", grummelte ich beleidigt.
"Gut, dann kann ich dich ab jetzt heimsuchen. Buuuh!"
Sie versuchte mich zum lachen zu bringen, doch ich bedachte die größere neben mir nur mit einem bösen Blick.
"Aish, jetzt sei nicht sauer auf uns", bat Sojung mich mit ihren Kulleraugen
"Ach, sobald sie Jaehyun sieht ist das doch alles vergessen", murmelte Namjoon auf der anderen Seite und wollte ihm gerade widersprechen, als er die Tür zu unserem Büro öffnete.
"Unsere drei Spätzünder haben es auch hier her geschafft", kommentierte Baekhyun unser eintreten, was ich völlig überhörte, da meine ganze Aufmerksamkeit auf eine einzige Person gerichtet war.
"Guten Morgen", grüßte ich Jaehyun zu erst, was er mit einem höflichen Lächeln erwiderte.
"Gut geschlafen?", erkundigte er sich daraufhin bei mir, weshalb ich sachte nickte.
"Hab ich's doch gesagt", hörte ich Namjoon leise zu Sojung sagen, weshalb ich den Drang ihn zu schlagen unterdrücken musste.
Enspann dich, Minah.
"Meine Güte", ächzte unser Teamleiter verkatert.
Nachdem wir alle an unseren Schreibtischen platz genommen hatten bemerkte ich allerdings, dass eine gewisse Person fehlte.
"Wo ist denn unsere Möwe hin?", fragte ich laut und biss mir gleich darauf auf meine Zunge. Solche ironischen Bemerkungen solltest du dir doch verkneifen, Choi Minah!
"Park Yejun", sagte Baekhyun und zog eine ahnungslose Grimasse.
"Wir können uns auf was gefasst machen."
[...]
"Ihr Team ist das einzige, das im letzten Quartal einen Umsatzrückgang von 34% hatte. Wie erklären Sie sich das?", schimpfte der Geschäftsführer der Firma unseren Teamleader vor uns allen aus, weshalb wir beschämt den Blick sinken ließen.
"Nun, zunächst einmal möchte ich mich ganz herzlich bei jedem Einzelnen aus meinem Team bedanken... Ich bin stolz darauf, dass jeder von uns sein bestens gegeben hat. Es gab zweifelsohne ein paar Schwachpunkte, aber ich bin-"
"Halten Sie die Klappe", unterbrach Park Yejun unseren Teamleiter genervt und schmiss einen Stapel mit Akten auf seinen Schreibtisch.
"Entwickeln Sie zur Abwechslung auch mal etwas gutes. OnGeim ist schließlich kein Schrottplatz."
Der arrogante Geschäftsführer verließ uns mit einem lauten Türknall, weshalb Jungkook aka The Man in Black sich halbstark räusperte.
"Also... versuchen wir am besten das eben als Motivationsrede anzusehen."
Der langhaarige stand vorne neben dem Teamleader, der sichtlich entmutigt die Schultern hängen ließ.
Ich fühlte mich wirklich schlecht ihn so zu sehen und ich konnte den anderen ansehen, dass sie ebenso empfanden.
"Lasst uns ein Spiel entwickeln, dass jeden umhauen wird."
Und es lag vielleicht an der Art wie er es sagte, doch für einen Augenblick spürte ich seine Worte durch mich hindurchfließen.
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